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allem die hohen Kosten sind für viele Bewerber ein Problem. Vor
1982 war es noch schwieriger, da man für etwa ein halbes Jahr
Therapie im voraus 7700 US-Dollar zahlen mußte. Heute zahlt man
für die 3wöchige Intensivphase 4000 Dollar und danach für
Gruppensitzungen 45 Dollar und für Einzelsitzungen 65 Dollar pro
Stunde. 73 Ute, 25,
Studentin, berichtet von ihrem Konflikt, sich für die Therapie
anzumelden: „Ich
dachte erst, das geht nie. Wie sollte ich das bringen,
mindestens ein halbes Jahr in L. A. zu leben? Und anders läuft
es ja nicht. Und es war ja schon ziemlich heavy, dafür das
Studium zu unterbrechen. Und das Geld mußte ich mir mühsam
von Verwandten zusammenklauben. Nicht mal mein Englisch war gut
genug. Ich besuchte extra vorher noch einen Sprachkurs. Aber zu
guter Letzt hat es doch alles geklappt." Nach
Vertragsschluß folgen noch: e)
Gründliche medizinische Untersuchung (ein „Muß" bei
Primärtherapie) Hier
die wichtigsten <Anweisungen für neue primärtherapeutische
Patienten> aus dem Urschrei, S. 369-370: Achtundvierzig
Stunden vor Beginn der Therapie stellen Sie das Rauchen und
den Genuß alkoholischer Getränke ein. Dazu gehören auch
Bier und Wein. Nehmen
Sie keinerlei Medikamente wie Aspirin, Schlaftabletten,
Beruhigungsmittel, stimmungshebende Mittel, Stimulantien oder
irgendwelche Drogen, die ihren Zustand beeinflussen könnten.
Vier oder fünf Tage vor Beginn der Therapie setzen Sie für
die gesamte Dauer der Behandlung alle Medikamente ab. Sie
wissen bereits, was Sie tun, um Spannung zu mildem. Hören
Sie auf, das zu tun! Das bedeutet, zwanghaftes Essen und
Zwischenmahlzeiten aufzugeben, nicht mehr Nägel zu kauen,
dauernd beschäftigt und in Trab zu sein, zu lange zu
schlafen usw. Die
letzten vierundzwanzig Stunden vor der Therapie müssen Sie 74 völlig
allein sein, am besten in einem Hotelzimmer in der Nähe der
Praxis. Telefonieren Sie nicht, besuchen Sie keine Freunde,
sehen Sie nicht fern und gehen Sie nicht ins Kino. In dieser
Zeit sollen Sie nicht abgelenkt werden. Gehen Sie am Nachmittag
vor dem Beginn der Therapie ins Hotel und versuchen Sie, Ihr
Zimmer nicht vor dem Termin am nächsten Tag zu verlassen, zu
dem Sie bestellt sind. Wenn
Sie zur Primärtherapie kommen, tun Sie genau, was der
The-rapeut sagt. Keinesfalls werden Sie irgendwie Schaden
nehmen. Es werden keine Kniffe angewandt noch irgendwelche
Aussagen gemacht, um eine besondere Wirkung zu erzielen.
Diese Therapie hat nichts mit Zen, Hypnose oder der Anwendung
irgendwelcher Medikationen zu tun. Sie beruht auf soliden
wissenschaftlichen Prinzipien und ist bereits erfolgreich bei
vielen Patienten angewandt worden, die die Behandlung
durchgemacht haben. Die
Anfangsphase der Therapie dauert ungefähr drei Wochen. Sie
sollten in dieser Zeit nicht arbeiten oder am Unterricht
teilnehmen. Im allgemeinen ist das die ganze
Einzelbehandlung, die Sie brauchen, abgesehen von einer
gelegentlichen zusätzlichen Stunde dann und wann. In den
ersten ein oder zwei Wochen werden Sie täglich ungefähr
zwei Stunden behandelt. Sie können sich jeden Tag soviel
Zeit lassen, wie Sie brauchen, denn das Ende der Sitzung ist
nicht festgelegt. In der dritten Woche werden Sie je nach
ihrem Bedarf mehrmals behandelt. Nach
der dritten Woche werden Sie einer postprimären Gruppe
zugeteilt, die aus Leuten besteht, die die Behandlung
(gemeint ist die Intensivphase) hinter sich haben. Diese
Gruppen treffen sich wöchentlich ein- oder zweimal. Die
Beteiligung an der Gruppe ist eine Mußvorschrift, denn die
Gruppen sind ein integraler Teil des therapeutischen Plans.
Sie sollten sich darauf einrichten, mehrere Monate lang daran
teilzunehmen. Danach ist die Therapie beendet. Etliche
dieser Aussagen gelten heute nicht mehr. So spricht heute niemand
mehr von nur mehreren Monaten Therapiedauer. Auch werden den
Patienten nicht mehr alle spannungssenkenden Aktivitäten wie
Lesen etc. untersagt. Und Medikamente setzt man ebenfalls nicht
mehr generell ab, sondern manche Patienten erhalten sogar
Psychopharmaka, allerdings in geringer und sorgfältig
kalkulierter Dosierung. Auch die Isolierung wird nicht mehr so
strikt, sondern individuell gehandhabt. Schließlich werden mehr
Einzelsitzungen angeboten, da sich bei der fast ausschließlichen
Gruppentherapie (nach der Intensivphase) Probleme ergaben, über
die z. B. Bystrican (1981, 6) schreibt: 75 "...
Fließbandbehandlung, die mit einer Therapie manchmal wenig zu
tun hat. Denn in der Gruppe sind durchschnittlich 50-60 Leute
anwesend, dazu kommen nur 4-5 Therapeuten (weil es billiger
ist), die dann bei einem Patienten meistens 5-10 Minuten
bleiben, dann springen sie zu dem nächsten. Gewöhnlich
erzählt man, wie es einem so geht, wenn man Glück hat,
beginnt man zu weinen. Das ist dann das Signal für den
Therapeuten: 'Jetzt hat er sein Feeling, jetzt kann ich wieder
gehen.' – Sehr oft, nicht immer, verliert man sofort dann das
Gefühl, was man mit diesem Therapeuten gefühlt hat."
(1981, 6) Inzwischen
gibt es für europäische Patienten zusätzliche
Therapiemöglichkeiten. 1986 machte Nicholas Barton – früher
Therapeut am Primal-Institut in L. A. – eine Praxis in London
auf, wo er Patienten annimmt, die ihre Therapie in L. A. begonnen
haben. Er ist der erste Therapeut außerhalb des Primal-Instituts,
der dennoch vom Institut anerkannt wird. Das
Primal-Institut in Los Angeles bietet schon länger "Follow-up-retreats".
Das sind etwa einwöchige Therapieveranstaltungen von
Primärtherapeuten in Prankreich, der Schweiz, Dänemark u.a.
Sie sollen Patienten in Europa eine Portsetzung oder Auffrischung
ihrer Therapie erlauben. Weitere
Angebote des Primal-Instituts sind: Seminare,
in denen über therapierelevante Themen wie Depression,
Sexualität u.v.m. diskutiert wird. Eltemtreffen,
in denen Primärpatienten mit Stabmitgliedern über Probleme
der Kindererziehung sprechen. Filmvorführungen,
bei denen besonders gefühlswirksame Filme in einem
Therapieraum gezeigt werden. Allgemeine
Lebens- und Therapieberatung. 4.2
Die endliche oder unendliche Therapie ? Die
Anmeldeprozeduren sind bei anderen Primärtherapeuten lockerer,
allerdings i. allg. auch weniger sorgfältig und
verantwortungsbewußt als im Primal-Institut. Aber nahezu alle
beginnen mit einer Intensivphase mit täglichen Sitzungen. Die
Therapie findet in einem sogenannten Primärraum statt. Dieser
ist abgedunkelt, schallisoliert und mit Schaumgummi o. ä.
abgepolstert. Der Patient liegt auf einer Matte, meistens 76 mit
geschlossenen Augen. Er kann sich aber auch frei im Raum bewegen
und z. B. gegen einen Boxsack schlagen. Der Therapeut sitzt bzw.
steht neben dem Patienten. Nach der
Intensivphase wird die Therapie mit Gruppen- und/oder
Einzelsitzungen fortgesetzt. Bei Primärgruppen beschäftigen
sich die Teilnehmer aber nicht wie in anderen Gruppentherapien
miteinander; sondern alle liegen und versenken sich in ihre
Gefühle, während der Therapeut sie reihum unterstützt. Nur am
Schluß der Sitzung, in der Postgroup, nehmen die Patienten auch
miteinander Kontakt auf, wobei aber aggressive Konfrontation o.a.
- als Ausagieren - abgelehnt wird. Man kann
bestimmte Phasen einer Primärtherapie unterscheiden, was
aber für die Therapiepraxis nur z. T. realistisch ist. Wie schon
beschrieben, soll nach Janov die Therapie von der Verarbeitung
der Gegenwart (3. Ebene) über die Kindheit (2. Ebene) zur Geburt
und pränatalen Zeit (1. Ebene) vordringen. Die
Feeling-Therapeuten (eine Abspaltung der Primärtherapie)
unterscheiden folgende Phasen: Konteraktion:
Fühlen und Ausdrücken der Abwehr Abreaktion:
Freisetzen der verdrängten Gefühle Proaktion:
Lernen, zwischen negativen Kindheitsgefühlen und
Erwachsenengefühlen zu unterscheiden, positive Gefühle
entwickeln Reintegration:
Die neuen positiven Gefühle in das Alltagsleben wieder
integrieren, ein reiferes Verhalten einüben. Eindeutig wird
heute zugegeben, daß die Primärtherapie länger dauert als
früher behauptet. „Wie
lange dauert diese Therapie? Sie ist immer noch relativ kurz,
wenn auch nicht so kurz, wie wir ursprünglich angenommen
hatten. Die Patienten bleiben zwischen ein und zwei Jahren, im
Durchschnitt zwischen dreizehn und sechzehn Monaten."
(Janov 1981, 101) Wir
wollen diese Durchschnittswerte nicht anzweifeln, doch es ist
bekannt, daß etliche Primal-Klienten ständig oder immer wieder
über Jahre Sitzungen im Primal-Institut machen. Es gibt
keinen Endpunkt des Primärprozesses, es gibt nur 77 ein Ende
der Primärtherapie, nämlich wenn man aufhört, Sitzungen bei
einem Therapeuten zu machen. Denn – wie Janov selbst schreibt
–: „Danach
machen sie (die Patienten) mit ihren Primals allein weiter. Die Primals beginnen von einem gewissen Punkt an abzunehmen, und
die Häufigkeit verringert sich, obwohl sie immer noch sehr
intensiv sein können. Wichtige Fortschritte werden sogar noch
zwei bis drei Jahre nach Beendigung der Therapie gemacht."
(Janov 1981, 101) Das
Primaln – als „Self-Primaller" oder mit Unterstützung
eines <buddy> (eines anderen Primärklienten o.a.) –
wird normalerweise nie endgültig aufgegeben. Einerseits, weil
der alte Urschmerz immer wieder aufsteigen kann; andererseits,
weil – gerade in einer neurotischen Gesellschaft – immer
wieder neue Verletzungen auftreten werden, die es fühlend
aufzuarbeiten gilt. Allerdings:
Der Schmerz der Kindheit wird doch zunehmend seltener angerührt
und aufgerührt. Und nach der Therapie fühlt man den Schmerz
neuer Traumata direkt, spontan und löst ihn damit auf, anstatt
ihn wie früher zu verdrängen und gerade damit zu speichern und
zu chronifizieren. Etliche
Patienten machen nach einer Primärtherapie noch andere
Therapien, Selbsterfahrungsgruppen o.a. – vor allem wird oft
eine spirituelle Weiterentwicklung gesucht. Viele
Ex-Primärpatienten wurden „Sannyasins" des indischen
Skandal-Gurus Bhagwan Shree Rajneesh, islamische Sufis oder
strenggläubige Christen. 4.3
Techniken und Tricks der Primärtherapeuten Janov
hat die primärtherapeutischen Methoden nie im Einzelnen
veröffentlicht, weil er vermeiden wollte, daß sie von nicht
ausgebildeten Therapeuten – zum Schaden von Patienten –
angewandt werden. Dennoch finden sich in seinen Büchern genug
Hinweise, und Leute, die am Primal-Institut waren, haben 'aus der
Schule geplaudert'. Allerdings
hat die Geheimhaltung doch die Folge, daß Methoden, die bei
Janov schon lange wieder aufgegeben worden 78 sind,
bei anderen Primärtherapeuten noch immer – als typisch
primärtherapeutisch – eingesetzt werden. Das betrifft z. B.
Isolation und Schlafentzug – in der Intensivphase zur
Schwächung der Gefühlsabwehr verwandt – oder bestimmte
Atemtechniken, vor allem eine Tiefenatmung (vgl. Barton 1983). Im
Mittelpunkt der Primärtherapie standen und stehen Methoden, den
Patienten zu „öffnen" („opening"), ihn zum Fühlen
zu bringen. Früher wurden eher konfrontative Techniken
angewandt, um die Abwehr durch Steigerung der Spannung zu
brechen. Heute wird der Primärprozeß dagegen eher als ein
natürlicher, selbstregulativer Prozeß gesehen. Der Organismus
muß den Schmerz von selbst freigeben („er 'weiß' es am
besten"), damit eine Schmerzüberlastung ("overload")
vermieden wird. Der Therapeut soll bei diesem Prozeß nur - wie
eine Art Katalysator - unterstützend wirken. Die
primärtherapeutische Methode an sich ist heute einfach, den
Patienten aufzufordern, alles kommen zu lassen, was in ihm nach
oben drängt, seine Gefühle auszudrücken, mit seinem Körper zu
gehen usw. Der Patient kann weinen, schreien, schimpfen oder
betteln, in sich hineinhorchen, seinen Körper wahrnehmen, sich
zusammenrollen, strampeln und um sich schlagen – er soll nur
seinen spontanen Impulsen folgen. Allerdings
kann ein stärkerer Widerstand das Fühlen hemmen oder blockieren
und muß mit speziellen Methoden angegangen werden. Mittelsten
Scheid (1981, 283-299) unterscheidet vier Arten des Widerstandes
in der Primärtherapie: aktive Anpassung, passive Anpassung,
aktive Rebellion und passive Rebellion, die abgebaut werden
müssen. Jedoch
genügt es oft nicht, ein Gefühl freizusetzen und auszudrücken,
sondern man muß es auch halten und verstärken lernen. Ebenso
darf man nicht ein Gefühl durch das andere hemmen, z.B. Angst
durch Wut (und umgekehrt). Dies alles erfordert ein subtiles
Zusammenspiel von Einsatz, Konzentration, ja Disziplin einerseits
und Gehenlassen, Fallenlassen, Hingabe andererseits. Wichtig
ist in der Primärtherapie immer die „Spurensuche" („tracking"),
die Rückführung gegenwärtiger Gefühle auf ihren –
spezifischen – Ursprung in der Kindheit. Eine zentrale – 79 und
vielleicht die bekannteste – primärtherapeutische Methode ist
daher, den Patienten seine (vorgestellten, erinnerten) Eltern
direkt ansprechen zu lassen. Der Patient sagt bzw. ruft oder
schreit z.B.: "Mama, bitte bleib bei mir!" – "Papa,
ich habe Angst vor dir!" u.a. Am
Primal Institut werden auch heute noch als zusätzliche Methoden
(nach Bedarf) Kindheitsfotos, emotionalisierende Musik, Filme
u.a. verwendet. Man kann natürlich das ganze Setting mit
Intensivphase, Ende-offen-Sitzungen, schallisoliertem,
verdunkeltem Raum usw. auch zu den Therapiemethoden rechnen. John,
23, Student, erzählt: „Mein
Therapeut hat eigentlich gar nichts besonderes gemacht, um mich
zum Fühlen zu bringen. Und trotzdem ging es schon in der
Intensivphase ganz schön los. Weißt du, ich habe ja vorher
Gesprächstherapie gemacht, einmal in der Woche 50 Minuten. Da
hat sich bei mir kaum was bewegt, und das konnte auch gar nicht
gehen. Für mich war das viel zu wenig Intensität. Und wenn
ich doch mal in meine Gefühle kam, konnte ich sie nicht
richtig rauslassen, hab' mich einfach nicht getraut in diesem
schicken, hellen Praxisraum mit dünnen Wänden. Und ich
glaube, der Therapeut wäre auch ganz nett ausgeflippt, wenn
ich da losgebrüllt hätte. In der Primärtherapie, weißt du,
da hast du Zeit, soviel Zeit. Du konzentrierst dich mal ganz
auf dich selbst. Und du liegst eben in einem dunklen,
schalldichten Raum, da fühlst du dich entspannt und sicher, da
kanns'te dich echt in deine Feelings fallen lassen ..." Im
Rahmen der Integrativen Primärtherapie werden weit mehr Methoden
als bei Janov angewandt, denn es geht hier gerade um die
Integration von Methoden aus unterschiedlichen Therapien.
Mittelsten Scheid geht soweit, die Primärtherapie als „Keine-Technik-jede-Technik-Therapie"
zu bezeichnen. Besonders
häufig werden bioenergetische, körpertherapeutische Techniken
in der Integrativen Primärtherapie verwandt. Es geht
dabei um bestimmte Körperübungen, Massagegriffe und
Atemtechniken, die meistens zurückgehen auf Freuds abtrünnigen
Schüler Wilhelm Reich. Die Therapeuten Morones und Schwind
schreiben dazu: 80 „Der
Primärprozeß läßt sich mit der Vielfalt Reichscher und
Neo-reichscher Methoden erheblich erleichtern. Wir sind uns der
Problematik strikter Körpertherapien bewußt, halten sie für
die meisten Persönlichkeitsentwicklungen innerhalb einer
Primärtherapie jedoch für unabdingbar." (Morones/Schwind
1978, 13) Der
Einsatz solcher Methoden, die vor allem den Zugang zu den
Gefühlen beschleunigen und verstärken sollen, ist jedoch in der
Primärtherapie umstritten. Janov hatte früher selbst die
Kombination seiner Therapie mit Körpertechniken ausprobiert,
dies aber wieder aufgegeben. Er, aber auch andere sind der
Meinung, daß der Patient dadurch mit Schmerz überlastet werden
kann, den er nicht zu verarbeiten vermag. Es gibt
außerdem die Verbindung von Primärtherapie mit Therapien wie
Psychoanalyse oder Transaktionsanalyse, die gerade die kognitive
Integration, die geistige Verarbeitung, unterstützen. Janov — stets auf ,Reinhaltung' seiner Primärtherapie bedacht
— lehnt
dies zwar ebenfalls ab; aber auch beim Primal-Institut wird heute
sehr viel mehr Wert auf Gespräche gelegt, damit der Patient die Gefühlserfahrungen gedanklich und sprachlich besser einordnen
kann — „Feeling and Talking" ist das Motto. Die
weiteste Verbreitung besitzt aber heute sicherlich die
Kombination von Primärtherapie mit spirituellen Ansätzen – im
Rahmen von Transpersonaler Psychologie und New Age. Man ergänzt
die Primärtherapie durch asiatische oder indianische
Meditations- und Ekstase-Übungen, wie dies vor allem bei Bhagwan
in Poona geschah. 4.4
Sein eigener Primärtherapeut sein – geht das ? Besonders
die hohen Kosten einer Primärtherapie haben immer wieder
Interessenten fragen lassen: Kann ich mich denn nicht auch
alleine in Urerlebnisse versenken, wozu brauche ich denn
überhaupt einen Therapeuten? Oder kann ich zusammen mit einem
Freund, einer Freundin Primärtherapie machen? Und da kann man
sich durchaus von Janov ermutigt fühlen, der schreibt: 81 „Deshalb
möchte ich Menschen, denen es nicht möglich ist, zum Primal
Institute zu kommen, eher raten, einander informell bei Primals
zu helfen. Die eigentliche Gefahr sind die
>selbsternannten< Experten, die mit ihren Patienten
Pseudo-Primärtherapie betreiben und das dann als
>Urschrei-Therapie< ausgeben." (Janov/Holden 1977,
455) Wir
wollen das Primaln in eigener Regie („Self-Primalling") in
verschiedene Arten unterteilen. Wenn man ganz alleine
primärtherapeutisch arbeitet, so ist es natürlich ein
Unterschied, ob man dies von Anfang an tut oder als
fortgeschrittener Primärpatient, der schon längere Zeit bei
einem Therapeuten war. Eine
Primärtherapie völlig selbständig zu beginnen, davon muß fast
immer abgeraten werden. Zu groß ist die Gefahr, daß man sich
entweder überfordert und in tiefste Gefühle abstürzt, die man
nicht bewältigen kann; oder aber, daß man in seinen
Abwehrprozessen hängenbleibt, nicht zu den Gefühlen vordringt
bzw. fälschlich irgendwelche Abwehrgefühle für Urgefühle
hält. Während
früher das Alleine-Primaln nach einer therapeutisch geleiteten
Phase vom Primal-Institut propagiert wurde, ist man heute auch
viel zurückhaltender geworden. Es hat sich nämlich
herausgestellt, daß auch für den fortgeschrittenen „Primaller"
die Anwesenheit eines anderen, der soziale Kontakt beim Fühlen
wichtig ist. Sonst können sogar negative alte Erfahrungen
verstärkt werden. Wenn man z.B. seine Verlassenheit in der
Kindheit auch wieder alleine durchfühlt – so ist das oft gar
nicht aufzuarbeiten. Dennoch hat diese Form des Self-Primalling
ihre Berechtigung, jedenfalls als zeitweilige Notlösung. Günstiger
als das Alleine-Primaln ist das gemeinsame, mit einem Partner,
einem anderen Primärtherapiepatienten oder in einer Gruppe
von Gleichgesinnten. Auch hier macht es aber wieder einen
Unterschied, ob man die Primärtherapie so beginnt oder erst
später dazu übergeht. Ohne
therapeutische Anleitung kann das Zusammen-Primaln gründlich in
die Irre führen: Zwei Blinde sehen eben nicht mehr als einer.
Außerdem können hier komplizierte Übertragungs- und
Gegenübertragungsgefühle hinzukommen 82 – der
ständige Wechsel von Patienten- und Therapeuten-Rolle (mal hilft
der eine dem anderen und dann wieder umgekehrt) kann
überfordern. Und gerade bei Partnern können Beziehungskonflikte
oder unbewußte Abmachungen („wenn du nicht an meinem Urschmerz
rührst, dann schone ich dich auch") ein Ausagieren oder
Blockieren fördern. Eine
anscheinend geglückte Zweier-Primärtherapie von seiner Frau
Heike und sich beschreibt Wolfgang May in dem Buch "Memoiren
mit 30". Bei ihnen kamen aber wohl auch viele günstige
Umstände zusammen, schon der, daß sie ein eigenes Haus hatten.
Viele Selbst-Primaller scheitern bereits an dem Problem, keinen
Raum zu haben, in dem sie auch ungehemmt schreien, um sich
schlagen etc. können. Manche bauen sich deshalb eine sogenannte
>Primal box<, einen schallgedämpften und
gepolsterten Kasten, der aber natürlich kein vollwertiger Ersatz
für einen gutausgestatteten Primärraum ist. Fortgeschrittene
Primärpatienten können einander gut beim Fühlen helfen, und
das wird auch bis heute – als sog. „buddy System" –
vom Primal-Institut gefördert (brauchbare Hinweise hierfür gibt
Rainer Taeni, 1979, 269-273). Nun kann
man fragen: Wozu ist der Therapeut eigentlich gut? Was ist seine
Aufgabe? Mittelsten
Scheid (1980, 171-187) nennt u.a. folgende Funktionen: Der
Therapeut muß dem Klienten die Sicherheit vermitteln, sich
fallen lassen zu können. Er muß ein erfahrener Begleiter sein,
der dem Patienten Wegweise gibt, damit dieser sich nicht fest-
oder im Kreise läuft. Er muß dem Patienten positive Zuwendung
geben – als Gegenerfahrung zu den wiedererlebten
Kindheitsschmerzen. Und er muß sich für die Übertragungen
des Patienten (der seine Elterngefühle auf ihn richtet) zur
Verfügung stellen. Der
Primärtherapeut Bernfeld vom Primal-Institut schreibt in einem
Aufsatz (1979, 1): „Ich
sehe die Rolle des Psychotherapeuten weder als Heiler noch als
Lehrer. Zwar gibt es ein bißchen Lehren in einer wirksamen
Therapie, aber nicht in dem Sinn, daß ein starrer Wissenstoff
gelernt werden muß. Jeder Patient bringt seine eigenen
Wahrheiten und muß bei seinen eigenen Schlüssen und
Einsichten ankommen. Diese liegen in sei- 83 ner
Erfahrung
– Keine starke Psychose- oder Selbstmordgefährdung.
– Grundkenntnisse in Englisch (wenn man auch die Primals in
seiner Muttersprache hat).
– Ausreichende Finanzmittel.
f) Zweites Interview mit Video-Aufzeichnung. Danach beginnt
die dreiwöchige Intensivphase. Der Patient hat dabei
normalerweise täglich (mit Ausnahme der Wochenenden)
Einzelsitzungen bei demselben Therapeuten, und zwar 'Ende-offen-Sitzungen',
deren Dauer sich nach den therapeutischen Erfordernissen richtet.
In diesen drei Wochen wird oft schon eine Öffnung oder gar
Veränderung des Patienten erreicht, wie sie in anderen Therapien
erst nach Monaten oder gar nicht auftritt. Manche erklären dies
in erster Linie einfach durch die Therapiekonzentration und sehen von daher in der Einführung der
Intensivphase fast das Hauptverdienst von Janov.
und können nicht gelehrt weren.
Gesundheit kann nicht gelehrt werden ... Ich
sehe den Therapeuten als einen Katalysator der Heilung –
nicht indem er mystische Heilungskräfte besitzt oder auf den
Patienten anwendet, sondern indem er die natürlichen
Heilungskräfte unterstützt ..." (von den Autoren
übersetzt)
4.5 Wer soll eine Primärtherapie machen ?
Anfangs glaubte man am Primal-Institut, die Primärtherapie sei für alle psychischen und psychosomatischen Störungen indiziert. Denn es gäbe im Grunde ja nur eine Krankheit, die Urschmerzkrankheit, und für die sei eben die Primärtherapie die optimale Behandlung. In späteren Jahren machte man aber Einschränkungen; so sagte Janov in einem Interview:
„Nein, Psychopathen sind sicherlich nicht mit Primärtherapie zu behandeln. Was dann dabei herauskommt, ist ein integrierter Psychopath. Was wir nicht heilen können sind die Schwindler- und Betrügertypen. Wie zum Beispiel Richard Nixon. Nixon ist nicht behandelbar. Zuerst würde er niemals erkennen, daß er Schmerzen verspürt, außer du hast ihn etwa zehn Jahre auf der Matte und haust ihm seine Abwehr kaputt. Doch sogar dann würde er die Therapie in seine Schwindelideologie einbauen." (zitiert nach Orban 1981, 42)
Der zweite problematische Patientenkreis sind psychotische Menschen. Zwar wurden Psychotiker im Primal Institut behandelt, und wohl auch erfolgreich, wenn auch unter Zusatzmedikation von Psychopharmaka. Das waren aber Ausnahmen. Heute jedenfalls wird bei Janov eine Psychose im allgemeinen als Kontraindikation für Primärtherapie angesehen, obwohl gerade diese solchen "früh-gestörten" Patienten wirksam helfen kann – günstige Lebensumstände vorausgesetzt.
Erst in den letzten Jahren hat man am Primal-Institut aber wohl ganz erkannt, daß auch von >normal gestörten< Menschen nicht alle für eine Primärtherapie geeignet sind, weil diese doch besondere Anforderungen stellt: Vor allem wird vom Patienten erwartet, sich einerseits rückhaltlos seinem Urschmerz zu stellen, ihn voll zuzulassen, andererseits ihn aber auch im Alltag kontrollieren zu können.
84
Inzwischen wählt man daher im Primal-Institut Patienten nach folgenden Kriterien aus:
Sie sollen stark motiviert sein.
Sie müssen hinreichend stabil sein – >funktionieren<.
Und sie brauchen genügend Geld.
Dies gilt ganz besonders für die vielen ausländischen Patienten, die aus aller Welt zum Primal-Institut nach Los Angeles kommen. Sie müssen sich in einem anderen Land mit fremder Sprache zurechtfinden, auf ihre Freunde verzichten, oft erheblichen Zeit- und Gelddruck aushalten usw. So spricht z. B. Vivian Janov (1985) heute ganz ungeniert vom erwünschten „idealen Primärpatienten", der schon vor der Therapie einigermaßen gesund und erfolgreich ist. Taeni (1979, 264) schreibt zu dieser paradoxen Situation:
„Janov sagt irgendwo einmal, Primal sei nur für ausgeprägte Neurotiker. Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann. Ich glaube ja, seine Möglichkeiten können gerade von denjenigen, die kein übermäßiger Leidensdruck in die Therapie treibt, am intensivsten genutzt werden. Andererseits steht fest, daß ausgerechnet diese Therapie für schwere Neurotiker wohl nicht immer die geeignetste ist: die inneren Widerstände können einfach zu groß sein bzw. die Schmerzen zu überwältigend."
4.6 Wo geht's denn hier bitte zur Primärtherapie ?
Wir wollen in diesem Punkt praktische Hinweise zur Aufnahme und Durchführung einer Primärtherapie geben. Zunächst eine Art Check-Liste zur Überprüfung, ob man für eine solche Therapie gerüstet ist.
1. Motivation
Sind Sie sicher, daß Sie diese Therapie machen wollen? Haben Sie wirklichen „Leidensdruck"? Zwar kann man Primärtherapie auch „nur" zur Selbsterfahrung machen, bleibt dann aber oft an der Oberfläche. Es fehlen Kraft und Geduld, schlimmste Schmerzen und auch Stagnations-Phasen durchzustehen. Wollen Sie wirklich diese absolute Konfrontation mit sich selbst. Ihren Eltern und Ihrer Kindheit?
85
2. Beruf / Privatleben
Zumindestens in der Intensivphase können Sie keiner Arbeit nachgehen. Besser ist, wenn Sie etwa drei Monate von beruflichen Verpflichtungen befreit sind. Ist das machbar oder droht dann der Verlust Ihrer beruflichen Position? Die Therapie kann sich später durchaus positiv auf ihren Beruf auswirken, aber wenn Sie eine besonders „neurotische" Tätigkeit ausüben, können Ihre Leistungen nachlassen oder Sie wollen und können nicht in der Stelle bleiben. Darüberhinaus wird die Therapie viel Zeit von Ihrem Privatleben beanspruchen. Sind Sie dazu bereit?
3. Geld
Die Therapie ist teuer (und wird i. allg. nicht von Krankenkassen finanziert). Sie benötigen soviel Geld, daß Sie mindestens ein Jahr Therapie finanzieren können; als ungefähren Betrag könnte man 10.000 DM angeben - je nachdem, wie teuer „Ihr" Therapeut ist. Können Sie das aufbringen? Ein durch Geldmangel erzwungener Therapieabbruch kann sich verheerend auswirken.
4. Freunde, Partner, Familie
Einerseits ist es gut, wenn Sie in einer Partnerschaft leben und Freunde besitzen, die Ihnen Unterstützung und Verständnis geben, wenn Sie mal in der Therapie durchhängen (und dazu kommt es sicher). Andererseits muß Ihnen klar sein, daß Freundschaften, aber auch eine Partnerschaft durch die Therapie gefährdet werden kann; erst recht können die Kontakte zu den eigenen Eltern schwieriger werden. Einmal, weil sich die Mitmenschen vielleicht gegen Ihre Veränderungen wehren, zum anderen, weil Sie herausfinden könnten, daß Ihre Kontakte mehr neurotisch begründet sind und Ihnen real wenig geben. Können Sie sich das vorstellen?
5. Gesundheit
Last but not least: Wie steht es mit Ihrer Gesundheit? Daß es problematisch ist, eine Primärtherapie zu beginnen, wenn man psychisch akut oder chronisch sehr schwer gestört ist, haben
86
wir schon in 4.5. besprochen. Nach Erfahrungen des Primal-Instituts können auch Menschen mit schweren körperlichen Störungen wie Herzerkrankungen oder Asthma Primärtherapie machen, aber das sollte man nur bei einem Therapeuten(team) riskieren, bei dem man medizinisch überwacht wird.
Sehr
wichtig ist auch die Auswahl eines geeigneten Therapeuten.
Was
gibt es da zu beachten?
1. Primal-Institut
Zunächst muß man sich klar werden: Will man zum Primal-Institut nach Los Angeles? Bei Janov persönlich kann man heute nicht mehr Therapie machen, aber wenigstens in dem von ihm gegründeten und betreuten Institut. Hier scheiden sich die Geister. Vorteile sind, daß am Primal-Institut in jedem Fall eine korrekte Primärtherapie gemacht wird, mehrere Therapeuten zur Verfügung stehen und man sich nicht auf längere Pausen einlassen muß, es eine medizinische Betreuung gibt etc. Nachteile sind eine gewisse Unflexibilität und Einseitigkeit am Primal-Institut und – für ausländische Klienten – hohe Kosten, Sprachprobleme, Wohn- und Arbeitsprobleme. Man sollte mindestens drei Monate in L.A. bleiben, eventuell kann man danach bei zertifizierten Therapeuten in London weitermachen.
2. Ausbildung
Wie beschrieben, erkennt Janov nur seine eigenen Therapeuten an, und andere Primärtherapie-Ausbildungen gelten nur für das jeweilige Institut. Wenn auch ein Psychologie- oder Medizinabschluß noch nicht viel über therapeutische Fähigkeiten aussagt, so gibt es doch eine gewisse Sicherheit, wenn der Therapeut Arzt mit dem Zusatztitel Psychotherapie oder Klinischer Psychologe/ BDP ist. Vor allem sollte der Therapeut aber lange genug Primärtherapie-Selbsterfahrung besitzen (mindestens zwei Jahre) – am besten bei verschiedenen Therapeuten – und sich in Theorie und Praxis der Primärtherapie gut auskennen.
3. Team
Meistens ist es günstiger zu einem Therapie-Institut zu gehen, bei dem ein Team von Therapeuten arbeitet: Man kann bei verschiedenen Primärtherapeuten Sitzungen machen, man knüpft leichter – wichtige – Kontakte zu anderen Klienten, und idealerweise überprüfen sich die Therapeuten gegenseitig durch Supervision.
4. Therapiepausen
Manche Therapeuten machen immer wieder Therapiepausen von mehreren Wochen bis zu einigen Monaten. Ein Teil der Patienten verkraftet das gut. Für andere kann aber eine solche erzwungene Therapieunterbrechung sehr schädlich, ja gefährlich sein – besonders für Patienten mit tieferen Verletzungen, die sich in einem intensiven Gefühlsprozeß befinden. Bei Bedenken ist es anzuraten, sich einen Therapeuten zu suchen, bei dem eine kontinuierliche Therapie angeboten wird, bzw. am besten ein Therapie-Institut.
5. Kosten
Die Preise bei Primärtherapeuten in Deutschland sind recht unterschiedlich. Die Intensivphase kostet etwa zwischen 2000 und 4000 DM, je nachdem auch, ob (in einem Institut) Unterkunft und Verpflegung geboten wird. Gruppensitzungen haben Preise von ca. 40 bis 120 DM, Einzelsitzungen von 80 bis 150 DM/Stunde.
6. Persönlicher Eindruck
Neben den Minimalqualifikationen ist der persönliche Eindruck vom Therapeuten am wichtigsten: Ob er einem sympathisch und kompetent erscheint, ob eine angenehme Beziehung zu ihm besteht, ob man ihm vertraut und ihn für qualifiziert hält. Es ist wichtig, daß man ruhig im Vorgespräch mit unbequemen Fragen nachhakt. Wenn er oder sie solchen Fragen ausweicht oder sie abwehrt, sollte einem das zu denken geben.
88
Nun noch einige Ratschläge zur Durchführung der Primärtherapie:
Engagieren Sie sich in der Therapie, mit Mut und Aktivität – ganz von alleine geht es nicht, und der Therapeut kann Ihnen das Primaln auch nicht abnehmen. Aber überfordern Sie sich auch nicht, gönnen Sie sich Ruhepausen.
Primaln verlangt eine schwierige Kombination von Konzentration und Fallenlassen, von Lenkung und Kontrollverlust, von Arbeit und Hingabe; das lernt man erst allmählich. Stellen Sie sich darauf ein und verlieren Sie nicht die Geduld.
Fühlen Sie sich wieder als Kind. Und fühlen Sie sich dabei als Opfer, ergreifen Sie ganz Ihre Partei. Haben Sie keine Hemmungen, ihre Eltern anzugreifen, schonen Sie sie nicht. Es geht ja nicht um eine objektive Verurteilung der Eltern, sondern darum, daß Sie Ihre verdrängten Gefühle rauslassen (die Eltern hören es nicht, und es schadet Ihnen nichts).
Kindheitsgefühle können sich auf die Therapie richten. Z. B. kann ein Geburtsgefühl der Hoffnungslosigkeit („nicht rauszukommen") sich so äußern, daß Ihnen eine Fortsetzung der Therapie (oder noch schlimmer: überhaupt weiterzuleben) sinnlos erscheint. Versuchen Sie, solche Gefühle zu durchschauen.
Nutzen Sie die Zeit zwischen den Sitzungen, Kinderfotos anzusehen, Kinderbücher und alte Briefe zu lesen oder auch mit Eltern oder Verwandten über „früher" zu sprechen.
Sie können auch mit anderen Primallern sprechen oder Selbsterfahrungsberichte über Primärtherapie lesen - aber nicht zuviel; vergleichen Sie nicht dauernd und lassen Sie sich nicht beeinflussen -jede Therapie läuft anders. Vor allem vergessen Sie den „Urschrei" - nur bei wenigen Menschen verläuft die Therapie so dramatisch, wie da beschrieben.
Ziehen Sie sich aber auch nicht zu sehr zurück: nur in seinem Kämmerlein sitzen und nach Urschmerz wühlen - das ist nicht der richtige Weg. Man braucht Kontakte, Anregungen, neue Erfahrungen (wozu wir noch kommen).
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8. Vertrauen Sie möglichst Ihrem Therapeuten, aber nicht grenzenlos. Wenn Sie über längere Zeit mit ihm unzufrieden sind und er das zurückweist oder nur als Ihre alten Gefühle wegerklärt, wechseln Sie lieber den Therapeuten. Eine mißlungene Primärtherapie kann sehr schlimme Folgen haben.
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