"Machen wir uns selbst unglücklich?"


28.10.2016






















1) MACHEN WIR UNS SELBST UNGLÜCKLICH?

Eine Alternative zu Watzlawick

Verlag Fachbuchhandlung für Psychologie, Eschborn bei Frankfurt/M. 1985

 

Paul Watzlawicks Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“  ist ein amüsantes Buch über destruktive Verhaltensweisen – und war ein Bestseller, Dabei übersehen wurde nur, dass dieses Buch eine psychologische Theorie, im Grunde eine Ideologie propagierte, die wissenschaftlich kaum haltbar und äußerst  zynisch ist. Ich habe in meinem ersten Buch versucht, dieser verkürzten Psychologie bzw. diesem verkürzten Menschenbild eine ganzheitliche und wissenschaftlich korrekte Alternative gegenüberzustellen. Dass der Verkaufserfolg meines Buches im Vergleich zu Watzlawicks’ verschwindend gering war, muss ich wohl nicht erwähnen. Der berühmte Gaukler ist eben immer erfolgreicher als sein ehrlicher und realistischer Kritiker.

 


Ich bringe nachfolgend Inhaltsverzeichnis und Vorwort.



  

INHALT


Vorwort ......................................................    5


I) Watzlawicks Position: Wir selbst bestimmen allein unser

Unglücklichsein  . ............................................ 9

1.       Watzlawick - ein Österreicher in Amerika  ................ 9

2.       Die Position von Watzlawick & Co. in vier Thesen.......    13

3.       Watzlawick und der Zeitgeist...........................    25

4.       Was ist eigentlich Unglücklichkeit?....................    32

5.       Weltanschauliche Hintergründe von Watzlawicks Standpunkt. .      3

6.       Psychologische Hintergründe von Watzlawicks Standpunkt  . .      48


II) Gegenposition: Lebensgeschichte und Lebensumstände bestimmen

vor allem unser Unglücklichsein  ............................ 59

1.       Wir sind mehr Opfer als Schöpfer unserer Unglücklichkeit. .      61

2.       Man schafft sich sein Unglück selten freiwillig .......... 66

3.       Unglücklichsein läßt sich oft nur schwer überwinden .... 83

4.       Psychotherapie ist in vielen Fällen notwendig ............ 9o

5.       Fazit..................................................... 96


III) Unglücklichkeit im Detail - Kritische Führung durch die

Kapitel der "Anleitung zum Unglücklichsein"..................... 1o4

1. Anpassung oder Auflehnung?.................................. 1o6

2.       Schau nicht zurück!?  ..................................... 111

3.       Wenn die Rechte nicht weiß, was die Linke tut..........   12o

4.       Wie man Probleme verschlimmert, indem man sie vermeidet . .     13o

5.       Kann man Unglücklichsein herbeireden? .................   134

6.       Ist der Weg das Ziel?....................................   14o

7.       Wenn alle Antworten falsch sind - Zwickmühlen..........   145

8.       Muß Spontaneität spontan sein?  .......................   152

9.       Die Logik der unglücklichen Liebe......................   166

 

10.     Ist Hilfe hilfreich?.....................................   17o

11.     Fremdeln - nicht nur bei Babys........................... 173

12.     Das Leben zwischen Spiel und Ernst....................... 177


Schluss...................................................... 18o


Literatur                                                      183


.........................................................................................................


  

VORWORT


Machen wir uns selbst unglücklich? Sind wir unseres Unglückes Schmied? Wünschen wir uns sogar Unglücklichkeit? - Das behaup­tet jedenfalls der Psychologe Paul WATZLAWICK in seinem Best­seller "Anleitung zum Unglücklichsein". Und er gibt dort - iro­nisch - Ratschläge, wie man seine Unglücklichkeit noch vergrö­ßern und vertiefen kann.

Mein Buch ist eine Auseinandersetzung mit dieser sonderbaren 'Unglücks-Anleitung' von WATZLAWICK. Insofern wende ich mich zunächst an Leser, die sein Buch kennen; vor allem an solche, die es zwar vielleicht schon mit Belustigung gelesen haben, aber auch mit Unverständnis und Unbehagen, mit Stirnrunzeln und Kopfschütteln, oder sogar unter Protest.

Allerdings kann der Leser, der WATZLAWICKS "Anleitung" nicht kennt, mein Buch genausogut verstehen. Denn einmal werden hier WATZLAWICKS Aussagen ausführlich geschildert. Zum anderen dient sein unglücklicher Ratgeber mir letztlich mehr als Aufhänger für das Thema: Wie entsteht Unglücklichkeit? - Wirklich nur durch unser eigenes Tun und Lassen? Oder aber vorwiegend durch negative äußere Ereignisse, die uns kränken, ängstigen, enttäu­schen, ärgern etc.?

WATZLAWICKS Position soll mit dieser Gegenposition konfrontiert werden. Dabei stehen er und seine "Anleitung zum Unglücklich­sein" auch stellvertretend für eine Richtung in der Psychologie sowie in Gesellschaft und Politik, wonach eben jeder selbst sein Unglück oder Glück bestimmt.

Aus zwei Gründen habe ich WATZLAWICK und sein Buch zum Bezugs­punkt bzw. Gegenpol gewählt. Erstens ist er eben nicht irgend­wer, sondern ein prominenter Vertreter der besagten Richtung. Zweitens erzielte seine "Anleitung" einen enormen aktuellen Er­folg. Erstmals 1983 erschienen, behauptete sie sich bis zuletzt auf den Bestsellerlisten, z.B. der des STERN.

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Aber ist WATZLAWICKS ‚Erbauungsschrift’ überhaupt ernst zu neh­men und ernst gemeint? Der STERN ordnet sie zwar in die Sach­buchliste ein, aber zu Recht? Gehört dieses Buch, das sich fast überwiegend als Witz-, Anekdoten- und Zitatensammlung präsen­tiert, nicht eher zur Unterhaltungsliteratur? Oder jedenfalls zu solchen - auch als Sachbücher eingeordneten - Schmunzel- und Juxbüchern wie "Mama, Papa, höret die Signale", "Laß uns mal 'ne Schnecke angraben" u.a.?

Möglicherweise tut man WATZLAWICKS Werk ja zuviel der Ehre an und mißversteht auch die Absichten des Autors, wenn man sich gründlich und kritisch damit auseinandersetzt. Nachher wird ei­nem noch vorgeworfen, keinen Spaß zu verstehen; oder noch schlimmer, auf die "Anleitung zum Unglücklichsein" hereingefal­len zu sein - sich durch das Buch selbst unglücklich gemacht zu haben, indem man sich davon provozieren ließ und ganz unnötig die Mühen einer 'Gegendarstellung ’ in Kauf nahm.

Andererseits bleibt einem bei WATZLAWICKS Vorführung der Un­glücklichkeit als Komödie, ja Possentheater doch oft das Lachen im Halse stecken. Was auf den ersten Blick vielleicht noch als wohlwollende Ironie erscheint, erweist sich bei genauerem Hin­sehen als schwer erträglicher Zynismus - angesichts des Ausma­ßes menschlicher Unglücklichkeit. Denn - hierin ist WATZLAWICK zuzustimmen - es gibt doch (sehr) viele (sehr) unglückliche Menschen.

Zwar bewährt sich WATZLAWICK - belesen und sprachgewandt - als amüsanter Plauderer. Er beschreibt teilweise treffend, witzig, pointiert, wie sich Menschen das Leben schwer machen können. Nur ist das Unglücklichsein eben kein Sujet, welches unbedingt zur Verspottung herausfordert. - Oder doch? Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und wer unglücklich ist, braucht ebenfalls nicht mehr um seinen Spott zu bangen - er wird von WATZLAWICK freigebig bedient.

Aber mehr noch als die schadenfreudige Form fordert der Inhalt von WATZLAWICKS Ausführungen eine Entgegnung. Grundsätzlich ist

 

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seine Behauptung, wir seien die Schöpfer unserer Unglücklich­keit, sehr fragwürdig. Jedenfalls läßt sich Unglücklichsein auch ganz anders erklären, von einer anderen psychologischen Theorie aus. Dies wird in einer ausführlichen Darstellung der Gegenposition gezeigt werden.

Relativ unabhängig von dieser Grundproblematik muß man WATZLA-WICK seinen großteils einseitigen, undifferenzierten und ober­flächlichen Entwurf von Unglücklichkeit anlasten. Er zeigt sich als Meister der Halbwahrheiten, als einer der "schrecklichen Vereinfacher" (die er selbst gerne kritisiert). Manche Aussagen sind derart verkürzt, daß man sie guten Gewissens schlichtweg als falsch bezeichnen kann.

Vor allem ignoriert WATZLAWICK geflissentlich die tieferen Gründe, warum sich Menschen selbst unglücklich machen, insofern dies denn überhaupt zutrifft. Der Aufweis der eigentlichen, zu­grundeliegenden Ursachen des Unglücklichseins ist deshalb ein Kernstück meines Buches. Ebenso mißachtet WATZLAWICK die Schwierigkeiten, welche - auch gerade heute - einem glücklichen Leben entgegenstehen. Daher versuche ich besonders, die Hinder­nisse des Lebensglücks klarzulegen.

Eine verzerrte Darstellung der menschlichen Unglücklichkeit könnte harmlos sein - die WATZLAWICKSCHE ist es mitnichten. Denn aus ihr ergeben sich Folgerungen und Forderungen von er­heblicher psychologischer sowie gesellschaftspolitischer Brisanz. Wenn WATZLAWICK hier auch vieles unausgesprochen läßt, sein Ansatz ist tendenziös, ideologisch - wobei diese Einschät­zung zugegebenermaßen von dem eigenen Standpunkt abhängt.

Die Schärfe von WATZLAWICKS Aussagen kann allerdings wegen ih­rer ironischen Form übersehen werden. Die "Anleitung zum Un­glücklichsein" ist eine Art 'Wolf im Schafspelz’ - hinter wit­zigen, gefälligen Formulierungen verbirgt sich eine bedenk­liche, anklägerische Botschaft. Diese enthüllt sich vielleicht erst bei genauerer Lektüre, mag dann aber manchen Leser nega­tiv beeinflussen.

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Dabei besteht vor allem die Möglichkeit, daß WATZLAWICKS Buch ohnehin schon unglückliche Menschen noch unglücklicher macht. Indem es ihnen einredet, sie hätten ihr Unglück selbst erschaf­fen und ihnen so (zusätzliche) Schuldgefühle, Versagensgefühle u.a. bereitet. Andere mag es veranlassen, sich in Eigenmanier

- mit untauglichen Mitteln - gegen ihre Unglücklichkeit zur
Wehr zu setzen, anstatt notwendige therapeutische Hilfe in An­-
spruch zu nehmen.

Dies alles führt mich zu dem Schluß: Man kann nicht nur, man muß WATZLAWICKS "Anleitung" ernst nehmen und sich damit ausein­andersetzen. Das schließt nicht aus, ihn auch mit Ironie - sei­ner eigenen "Waffe“ - anzugehen. Überhaupt soll hier keine wis­senschaftliche Untersuchung, sondern eine leichtere Lektüre ge­boten werden. Ganz so leichtfüßig wie WATZLAWICKS Text kommt der meinige zwar nicht daher, dafür hoffentlich aber auch nicht so leichtgewichtig.

In einem ersten Teil wird die Position WATZLAWICKS schon ein bißchen systematisch beschrieben und kritisch 'auseinanderge­nommen’, bevor ich dann im zweiten Teil ausführlich (m)eine Ge­genposition entfalte. Im dritten Teil werden Details, Einzel­fragen der Entstehung von Unglücklichkeit behandelt. Dabei fol­ge ich den Kapiteln der "Anleitung zum Unglücklichsein" und versuche, die Kritikpunkte aus dem ersten Teil genauer nachzu­weisen und sie weiter auszubauen.

Ein Leitmotiv dabei ist: Eine Anleitung zu geben zum Lesen der "Anleitung zum Unglücklichsein". Eine Anleitung, die verhin­dert, daß ein WATZLAWICKS Buch wirklich unglücklich(er) macht

- nicht weil man seinen ironischen Ratschlägen folgt, sondern
weil man ihm alles glaubt und sich dann als Schöpfer der eige­-
nen Unglücklichkeit anklagt.

Die Zitate im Text stammen - soweit nicht anders ausgewiesen -aus der "Anleitung zum Unglücklichsein"; die Ziffer in Klammern gibt dabei die Seitenzahl an. Bei Zitaten aus anderen Veröf­fentlichungen gibt die erste Ziffer das Erscheinungsjahr an, die zweite die Seitenzahl.


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