Buch-Projekt

WIE WAHRSCHEINLICH BIN ICH?

Unser fast unmögliches Leben


EXPOSÉ                                              

 

(14.02. 2012) 

 

INHALT

 

0) Einführung

Es gibt verschiedene Bücher, die fragen „Wer bin ich?“ oder „Warum bin ich“? Aber genauso faszinierend ist die Frage: „Wie wahrscheinlich bin ich?“ Nur wissen die meisten Menschen wenig von Wahrscheinlichkeit, glauben vielleicht auch, dass dieses Thema sehr kompliziert und mathematisch sei. Das muss aber nicht so sein, die Frage nach der Wahrscheinlichkeit kann spannend und unterhaltsam sein.

 

 

1) Wie wahrscheinlich bin ich?  Eine Studie

Hier wird am Beispiel einer bestimmten Person nachgeforscht, wie wahrscheinlich sie ist, das meint vor allem, wie wahrscheinlich ihre Existenz ist. Da ich kein autobiographisches Buch schreibe, geht es nicht um das Leben des Autors, sondern um das einer fiktiven Person, nämlich einer jungen Frau namens Stefanie.

 

Nun ergibt sich direkt die Frage: Wo fängt man an bei der Analyse? Im Grunde könnte man schon beim Urknall beginnen: Wie wahrscheinlich war der Urknall? Aber solche generellen Themen werden nur am Rande gestreift. Denn es geht hier vorrangig um die Wahrscheinlichkeit des individuellen Menschen. Näher ist schon die Frage nach den Großeltern, Urgroßeltern usw. unserer Heldin. Aber schwerpunktmäßig setze ich die Frage bei den Eltern an. Wie wahrscheinlich war es, dass die Eltern sich kennen lernten und ein Paar wurden? Wie viele Zufälle haben dabei eine Rolle gespielt?

 

 Z. B. John, der (spätere) Vater von Stefanie: Betrachten wir einige - zufällige - Faktoren, die eine Rolle spielten, dass John seine spätere Frau Jenny kennen lernte. John hatte nach dem Abitur eigentlich vor, in München zu studieren. Eines Tages saß er zu Hause und sah ein Fußballspiel im Fernsehen. Das Telefon klingelte, erst wollte er nicht rangehen, aber schließlich raffte er sich doch auf. Er war sein Schulfreund Roger, von dem er länger nichts gehört hatte. Roger fragte, ob sie sich abends treffen würden. Sie verabredeten sich in einem Szenelokal, aber es war so voll, dass sie keinen Platz mehr fanden. So zogen sie weiter zu einer anderen Kneipe.  

 

Als Roger zum Rauchen nach draußen ging,  hörte John dem Gespräch am Nebentisch zu. Dort saß ein Pärchen, dass sich über Studienplätze unterhielt. Eine junge Frau sagte, sie habe erst in München studiert, aber die Überfüllung und Vermassungdort haben sie mehr und mehr abgeschreckt. Sie sei jetzt nach Münster gewechselt, das sei viel angenehmer, eine überschaubare Stadt, mehr studentisches Leben.  

    

John dachte in der nächsten Zeit öfters darüber nach, und es leuchtete ihm immer mehr ein. So besuchte er Münster und da es ihm gut gefiel, entschloss er sich schließlich, in Münster zu studieren. Und dort lernte er dann zwei Jahre später Jenny  kennen. Hätte er wie erst geplant in München studiert, er hätte Jenny mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie kennengelernt. Und Stefanie wäre nie geboren worden. Wie viele Zufälle! 

 

Allerdings wird nicht nur in der Lebensgeschichte der Eltern, sondern u. a. auch auf der genetischen Ebene nach der Wahrscheinlichkeit geforscht.

 

In den nächsten zwei Kapiteln wird beschrieben, wie sich die Wahrscheinlichkeit genauer bestimmen, nämlich quantifizieren, also in Zahlen ausdrücken lässt.

 

 

2) Theoretische Wahrscheinlichkeit – Die Regeln des Zufalls

Was ist Wahrscheinlichkeit?

Wir nennen ein Ereignis

- sicher, das in allen Fällen (100%) auftritt

- wahrscheinlich, das in den meisten Fällen (mehr als 50%) auftritt

- zufällig, das in der Hälfte der Fälle (genau 50%) auftritt

- unwahrscheinlich, das in den wenigsten Fällen  

  (weniger als  50%)  auftritt

- unmöglich, das in keinem Fall (0%) auftritt.

 

Man nimmt Wahrscheinlichkeit aber auch als Oberbegriff, kann also z. B. auch von einer Wahrscheinlichkeit von 25% sprechen.

  Ein beliebiges Ereignis hat eine theoretische Wahrscheinlichkeit von 1/2 (oder 50%). Z. B. dass sich die Eltern von Stefanie kennen lernten, hat erst einmal eine Wahrscheinlichkeit von1/2. Warum? Ein Ereignis kann stattfinden oder nicht stattfinden, es gibt also 2 Möglichkeiten.

 

Betrachten wir jetzt 2 Ereignisse, A und B. Es gibt hier folgende 4 Möglichkeiten:

A und B, A und nicht B, nicht A und B, nicht A und nicht B. Dass beide Ereignisse A und B zutreffen, ist also eine von 4 Möglichkeiten, hat somit eine Wahrscheinlichkeit von 1/4 (25%). Dies setzt voraus, dass man die Ereignisse als voneinander unabhängig betrachtet. Unabhängig voneinander sind z. B. die verschiedenen Ziehungen beim Lotto, also einem Glücksspiel. Reale Ereignisse sind zwar oft nicht unabhängig voneinander, dennoch kann man sie erst einmal so betrachten.

 

Bei 10 Ereignissen beträgt die Wahrscheinlichkeit nur  noch 1/1024, vereinfacht 1/1000, also 1 Promille bzw. 0,1%. D. h. für unser Beispiel, wenn wir nur 10 Punkte herausgreifen: Die Eltern studierten in derselben Stadt, sie besuchten dieselbe Uni, sie lernten sich kennen, sie verliebten sich, sie wurden intim, sie hatten keine Verhütung praktiziert, die Mutter hatte ihre fruchtbaren Tage, der Vater war zeugungsfähig, es kam zu einer Befruchtung, die Chromosomen vereinigten sich so, dass Stefanie das Resultat war, dann ist Stefanie nur zu 0,1% wahrscheinlich. Also ist Stefanie sehr sehr unwahrscheinlich.  Und das gilt generell, es liegt nur an der Anzahl der Ereignisse, gleichgültig, um welche Ereignisse es sich konkret handelt.

 

 

3) Empirische Wahrscheinlichkeit – Die Wahrscheinlichkeit unserer Welt

Bei der empirischen Wahrscheinlichkeit schreibt man nicht jedem Ereignis theoretisch  eine Wahrscheinlichkeit von 1/2 zu, sondern man gibt an, wie oft in unserer Realität das Ereignis auftritt. Z. B. kann man hier unterscheiden: Wenn die späteren Eltern von Stefanie in entfernten Städten leben, ist die reale Wahrscheinlichkeit für ein Kennenlernen sehr gering, sicher unter 1%. Wenn die Eltern dagegen im gleichen Dorf wohnen, kann man vielleicht annehmen, dass sie sich mit ca. 75% Wahrscheinlichkeit einmal kennen lernen.

 

Das mit den 75% war eine Schätzung. Ein Problem ist, dass wir die empirische Wahrscheinlichkeit der meisten Ereignisse nicht genau kennen und sich die Wahrscheinlichkeit einer Kette von Ereignissen um so schwerer berechnen lässt; wir sind oft auf Schätzungen angewiesen.

 

Dennoch, es ist für die Gesamt-Wahrscheinlichkeit  von Stefanie nicht entscheidend, ob ihre Eltern im gleichen Dorf oder in verschiedenen Städten lebten. Denn was überraschen mag:  Auch wenn wir verschiedene Ereignisse mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit verknüpfen (mathematisch heißt das multiplizieren), wird das Ergebnis mit jedem Ereignis immer unwahrscheinlicher.     

 

Nehmen wir z. B. 10 Ereignisse, jedes mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vom 0,75 bzw. 75%. Um deren Gesamtwahrscheinlichkeit zu berechnen, multiplizieren wir einfach 0,75 x 0,75 x 0,75 usw. Es zeigt sich dann, diese 10 Ereignisse haben zusammen nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 5,63%, sind also höchst unwahrscheinlich. Das gilt auch für Ereignisse mit noch höheren Werten wie etwa 0,9: Rein mathematisch ist eine Kombination von hinreichend vielen Ereignissen immer unwahrscheinlich.

 

Nur bei deterministischen Ereignissen, deren Wahrscheinlichkeit 1,0 bzw. 100% beträgt, bleibt die Wahrscheinlichkeit bei Kombinationen erhalten. Denn die Multiplikation von 1 mit 1, also 1 x 1 x 1usw., ergibt immer wieder 1. Aber im Leben gelten überwiegend nur wahrscheinliche, statistische Gesetze, die also eine Wahrscheinlichkeit geringer als 1 besitzen.

 

Fazit: Auch gemäß der empirischen Wahrscheinlichkeit ist die Existenz von Stefanie unwahrscheinlich, und zwar wiederum schon rein mathematisch. Und das gilt natürlich nicht nur für Stefanie, es gilt für alle Menschen  – wir alle sind ausgewählt aus einem Ozean von Wahrscheinlichkeiten bzw. von Unwahrscheinlichkeiten, aus einem Meer von anderen möglichen Menschen, die nicht existieren, die nicht das Glück hatten, realisiert zu werden.

 

 

4) Jede Sekunde zählt

Eine besondere Rolle bei der Unwahrscheinlichkeit spielt die Zeit. Angenommen der Vater von Stefanie, John, will aus der Wohnung gehen, sieht aber noch, dass das Fenster auf kipp steht. Er geht zum Fenster, schließt es und geht dann, 7 Sekunden  später. Dadurch verpasst er – sonst sehr pünktlich – seine Bahn und dadurch lernt er Jenny, seine zukünftige Frau und Mutter von Stefanie kennen, die in der späteren Bahn sitzt.

 

Solche Sekunden oder Sekundenbruchteile spielen auch eine Rolle bei tragischen Unfällen. Schon eine Sekunde früher oder später an einer Kreuzung, das entscheidet womöglich darüber, ob man mit einem anderen Auto zusammenstößt oder nicht, und kann so über das ganze Leben entscheiden, sogar über Leben oder Tod. Der Betroffene denkt dann oft zwanghaft: Hätte ich doch nicht noch den Autospiegel zurechtgerückt, ich wäre einige Sekunden früher losgefahren – und mein ganzes Leben wäre ein anderes!  

 

Das ist einerseits wahr, aber andererseits auch irreal. Denn jede der Hunderte von kleinen Handlungen war ein Mosaikstein auf dem Weg zum Unfall, das Zurechtrücken des Spiegels war nur eine Minihandlung in einer ganzen Kette: hätte er morgens noch seine Frau geküsst, hätte er den Kaffee ausgetrunken, hätte er nicht so lange den Sportteil der Zeitung gelesen usw. usw., wenn er nur eine dieser Handlungen anders gemacht hätte, wäre der Unfall wahrscheinlich nicht passiert.

 

Dass kleinste Änderungen große Auswirkungen haben, ist Bestandteil der Chaostheorie, die in diesem Zusammenhang im Buch eingeführt und allgemeinverständlich erläutert wird.

 

 

5) Zufall, Kausalität, Vorherbestimmung und Ziel

Oft denken wir: Der Zufall ist das unwahrscheinliche. Dass der – sonst immer pünktliche – Vater seinen Zug verpasste und somit seine zukünftige Frau kennen lernte, war unwahrscheinlich. Und wir sagen dafür auch zufällig.

 

Allerdings hat der Zufallsbegriff unterschiedliche Bedeutungen. Das wird im Buch an vielen Beispielen erläutert. Eine wesentliche Vorstellung von Zufall ist, dass hinter ihm kein Sinn und keine Ursache stehen.

 

Aber kann sich hinter großer Unwahrscheinlichkeit nicht doch ein Ziel oder eine kausale Ursache verbergen?

 

Wir könnten z. B. behaupten: Jenny und John, die Eltern von Stefanie, waren für einander bestimmt. Von wem? Zunächst mag man sagen, von der Vorhersehung, vom Schicksal. Ein gütiges Schicksal lenkte die Wege der beiden Seelenverwandten zusammen. Wenn es auch auf einer oberflächlichen Ebene unwahrscheinlich und zufällig war, so stand dahinter doch ein Sinn, ein Ziel.  Die Heirat der beiden und letztlich die Geburt der Tochter Stefanie war vorherbestimmt.

 

Oder: Ein Unfall scheint uns ein großer Zufall, ein Schicksalschlag. Aber es gibt Theorien, die behaupten: Unfälle können eine göttliche Strafe sein, ein negatives Karma oder ein unbewusster Todeswunsch.

 

Andere Modelle eines „gelenkten Zufalls“ sind die Synchronizität (zeitlose Parallelität), die Polarität (Gegensätze ziehen sich an) oder die Sympathie (Gleiches zieht sich an).

 

In dem Buch wird zu fragen sein, wie weit sich solche Vorstellungen mit wissenschaftlichem Denken vertragen.

 

 

5) Die unmögliche Welt

Empirisch betrachtet, gibt es in unserer Welt Sicherheit, Wahrscheinlichkeit und Unwahrscheinlichkeit. Zum Beispiel der klassische Satz: „Alle Menschen sind sterblich“. Setzen wir dessen Wahrheit voraus, so gilt für jeden einzelnen Menschen sicher, dass er sterblich ist, weil eben alle (= 100%) Menschen erfasst sind.

 

Dagegen die Aussage „30% der Menschen sind Raucher.“ Hier ist es unwahrscheinlich, dass ein beliebiger Mensch Raucher ist, es gilt nämlich nur mit 30% Wahrscheinlichkeit.

 

Diesen empirischen Wahrscheinlichkeiten kann eine theoretische Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden. So ist es theoretisch unwahrscheinlicher, dass alle (100%) der Menschen eine bestimmte Eigenschaft haben als nur ein Teil der Menschen (z. B. 50%).

   

Das lässt sich leicht an einem Beispiel erklären: Wenn man eine Münze 10mal wirft, so ist es unwahrscheinlich, dass 10mal (d. h. in allen Fällen) Kopf kommt und nie Zahl; wahrscheinlicher ist es z. B., dass 5mal Zahl und 5mal Kopfkommt. Weil es nämlich für 10mal Kopf nur eine Möglichkeit gibt, Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf-Kopf, für 5mal Zahl/ 5mal Kopf dagegen viele Kombinationsmöglichkeiten.  

 

Denn 5mal Kopf und 5mal Zahl ist nicht eine Folge, sondern eine Zusammenfassung von verschiedenen Folgen. Wenn man dagegen aber nur die konkrete einzelne Folge von Würfen ansieht, dann ist jede Folge gleichwahrscheinlich. Man mag das kaum glauben, aber dass bei 100 Würfen 100mal Zahl kommt, ist genauso wahrscheinlich wie jede andere Folge. Das gilt auch, wenn man 1000mal, 10000mal usw. wirft.

 

Überträgt man diese Erkenntnis auf unsere gesamte Welt, so können wir sagen. Die Welt ist (theoretisch) extrem unwahrscheinlich, sie ist so unwahrscheinlich, dass ihre Wahrscheinlichkeit gegen 0 geht. Pointiert, unsere Welt ist fast unmöglich. Trotzdem existiert unsere Welt, und jede andere Welt wäre genauso unwahrscheinlich.

 

 

 

KENNDATEN

 

1) ZIELGRUPPEN

 

Die Frage nach der eigenen Existenz interessiert sehr viele Menschen. Und dieses Thema wird hier in einer noch unverbrauchten, originellen Weise angesprochen. Um den Text ganz zu verstehen, wird eine gewisse wissenschaftliche Neugier vorausgesetzt. Aber der Leser kann sich auch die Aspekte herausgreifen, die für ihn besonders wichtig sind: Selbsterforschung, psychologische und esoterische Fragestellungen, Wahrscheinlichkeits- überlegungen usw. So werden verschiedenste Zielgruppen angesprochen. Dass grundsätzlich ein großes Interesse für die Thematik „Zufall und Sinn“ besteht, zeigt auch das berühmte Buch „Die Brücke von San Luis Rey“.

 

 

2) FORMALIEN

 

Das Buch soll gut verständlich geschrieben werden, aber seriös, ohne spezielle ironische oder witzige Pointierung. Ich gebe mit dem Text auch eine leicht lesbare Einführung in wahrscheinlichkeitstheoretisches bzw. überhaupt  wissenschaftliches Denken.

Der Umfang ist mit ca. 150 Manuskriptseiten geplant.

Termin für die Manuskriptabgabe wäre Verhandlungssache, das Manuskript ist noch nicht geschrieben.

 

 

3) AUTOR

 

Ben-Alexander Bohnke, M.A. (Studienstiftler). Studium der Philosophie, Psychologie, Soziologie und Linguistik. Freier Autor für Verlage, Funk und Zeitschriften, vor allem zu den Themen Psychologie, Philosophie, Logik, Natur und Technik. Erfahrungen mit Funk und Fernsehen. Bisher 13 Buchveröffentlichungen, auch im Ausland, populärwissenschaftliche und wissenschaftliche Sachbücher.