10 Thesen zum sogenannten Antisemitismus

(15.07.2023)


Vorbemerkung


Diesen Artikel schrieb ich vor 4 Jahren. Ich ließ ihn unveröffentlicht, weil ich damit rechnete, dass man meine Aussagen als „antisemitisch“ einordnen würde, um sie bequem zu entwerten. Denn in Deutschland herrscht ja ein hysterischer Umgang mit dem Thema Israel. Fast Jede Kritik an Israel läuft Gefahr, als antisemitisch entwertet zu werden.


Das hat sich allerdings in den letzten Monaten etwas relativiert. Denn seitdem Israel – erneut unter Ministerpräsident Netanjahu – eine Regierung hat, zu der unbestreitbar auch rechtsextreme Politiker gehören, eine Regierung, die z. B. durch eine sogenannte Justizreform rechtsstaatliche Regeln abzubauen versucht, ist man mit der Kritik in Deutschland etwas mutiger geworden.


Vielleicht aber auch nur, weil in Israel selbst seit Wochen zehntausende Menschen gegen diese Regierung und vor allem gegen Netanjahu demonstrieren. Übrigens, die Israelis gehen nur für ihre eigenen Rechte auf die Straße, für die Rechte der Palästinenser zu demonstrieren, käme kaum einem in den Sinn. Wie es auch in Deutschland heute kaum einem Politiker einfällt, sich für die Palästinenser einzusetzen.


Dennoch muss man in Deutschland weiter sehr vorsichtig mit Kritik an Israel sein. Dagegen will ich gleich vorab verschiedene Argumente ins Feld führen.


Meine prosemitische Haltung


- Ich bin zwar nicht ganz jüdisch, habe aber auch jüdische Vorfahren. So stamme ich in direkter Linie von dem großen jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn ab, den ich (selbst studierter Philosoph) sehr bewundere. Und bin entsprechend auch verwandt mit dem beliebten jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, der einer meiner Lieblingskomponisten ist.


- Meine nächste Verwandte mit dem jüdischen Namen „von Mendelssohn“, war meine Großmutter väterlicherseits, Lilli von Mendelssohn (später Lilli Bohnke). Die jüdische Familie von Mendelssohn hat sehr unter der NS-Zeit gelitten, in persönlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht, was negative Auswirkungen bis zu mir hatte. Ich habe nicht die geringste Veranlassung, mit der NS-Zeit zu sympathisieren.


- Überhaupt bin ich ein Bewunderer der jüdischen Kultur, Kunst, Musik und Wissenschaft vor allem der deutschen Juden. Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Pianisten Arthur Rubinstein und Vladimir Horowitz (Musik), Franz Kafka, Nelly Sachs, aber auch Ephraim Kishon (Schriftsteller), der Physiker Albert Einstein sowie die Psychologen Sigmund Freud und Alfred Adler (Wissenschaftler), aber vor allem auch der große Philosoph Karl Popper sind nur einige wenige Beispiele von ganz vielen bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten. (Arthur Rubinstein lernte ich noch persönlich kennen, von Karl Popper besitze ich ein Autograph.)


- Viele Politiker und Journalisten kennen privat gar keine Juden und haben gerade darum ein verkrampftes Verhältnis zu ihnen. Aus der typischen „German Angst“, bloß nichts „politisch Unkorrektes“ über Juden zu sagen und dann als „antisemitisch“ gebrandmarkt zu werden, agieren sie überkompensatorisch und überangepasst als selbst ernannte „Beschützer“ von Juden und Israelis.


- Ich dagegen habe viele jüdische Menschen kennengelernt. Auch durch den Beruf meiner Mutter. Meine Mutter leitete über viele Jahre die Germania Judaica in Köln, eine Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums. Die Familie war sehr aufgeschlossen gegenüber jüdischen Menschen, es waren häufig welche bei uns zu Besuch. So hatte und habe ich ein ganz normales und entspanntes Verhältnis zu ihnen.


Fazit: Es wäre absurd, geschichtsblind, dumm und geradezu bösartig, wenn man mir einen Antisemitismus unterstellen würde.


Der Artikel


Zurück um Artikel von 2019. Ich übernehme den Artikel fast unverändert, denn es hat sich wenig Grundsätzliches verändert in der Zeit. Und was dazu zu sagen ist, habe ich eben aufgeführt.


Der Antisemitismus ist seit Jahrzehnten ein zentrales Thema in der deutschen Politik und Gesellschaft. Aber aktuell wird der Antisemitismus besonders intensiv diskutiert, meistens beklagt man seine Zunahme, gerade auch in den sozialen Medien.


Ich möchte in dem Artikel sehr verbreitete, aber m. E. falsche und ideologische Behauptungen über den – sogenannten – Antisemitismus korrigieren und Gegenpositionen aufstellen, in 10 Thesen.


10 Thesen zum sogenannten Antisemitismus


1) Es ist nicht hinzunehmen, dass Juden in Deutschland körperlich angegriffen werden.
2) Die Ursachen für Angriffe auf Juden sind selten Antisemitismus, sondern Israels Unrecht.
3) Der Holocaust darf nicht missbraucht werden, um Israels Besatzungspolitik zu stützen.
4) Der Zentralrat  der Juden in Deutschland schadet mit seiner Kritiklosigkeit  Israel.
5) Wer Israels Unrechtspolitik unterstützt, leugnet indirekt den Holocaust.
6) Die Lehre des Holocausts ist der Schutz der Menschenrechte, nicht der Israels.
7) In Deutschland herrscht bis heute eine Verdrängung gegenüber Israels Unrecht.
8) Israel hat den Holocaust nicht verarbeitet, sondern ist ein gescheiterter Staat.
9) Israel ist der Hauptgrund für die Spannungen und Kriegsgefahr im Nahen Osten.
10) Israel braucht eine „Ent-Zionisierung“, eine Überwindung der Apartheid.


Erklärung meiner 10 Thesen zum sogenannten Antisemitismus


1) Es ist nicht hinzunehmen, dass Juden in Deutschland körperlich angegriffen werden.
- Dass jüdische Menschen in Deutschland körperlich bedroht werden, ist scharf zu kritisieren und strafrechtlich zu verfolgen.
- Natürlich müssen Juden alle Gebiete in Deutschland aufsuchen können.
- Und sie müssen ihre Kippa gefahrlos tragen können.
- Das gilt für Deutschland, aber sollte natürlich auch für Gesamteuropa bzw. weltweit gelten.


2) Die Ursachen für Angriffe auf Juden sind selten Antisemitismus, sondern Israels Unrecht.
- Selbstverständlich existiert historisch ein Antisemitismus, der rassistisch, nationalistisch oder religiös-fundamentalistisch begründet war. Aber anders als vielfach behauptet, ist die Ursache für heutige Angriffe auf Juden und Beleidigungen von Juden nur selten ein echter Antisemitismus, sondern vielmehr ein gerechter Zorn auf die Unrechtspolitik Israels, vor allem gegenüber den Palästinensern.
- Seit der Staatsgründung 1948, vor allem aber seit dem Sechstagekrieg 1967 besetzt Israel Gebiet der Palästinenser und unterdrückt diese. Es verhindert eine international geforderte Zweistaatenlösung, zeigt kein Interesse an Friedensgesprächen, hat Jerusalem als alleinige Hauptstadt Israels erklärt und hält sich im Krieg nicht an die Genfer Konventionen.
- Natürlich rechtfertigt das Unrecht des Staates Israel nicht Angriffe auf Juden in Deutschland, aber es macht sie eher verständlich und zeigt Auswege auf.
- Die Diffamierung schon von verbaler Kritik an Israel als antisemitisch ist töricht und destruktiv. Zwar gibt es vereinzelt auch Kritik an Israel aus rechtsextremistischer oder islamistischer Motivation, aber die meisten Israel-Kritiker sind demokratisch, humanistisch oder christlich eingestellt. Und da eben gerechtfertigte Kritik an Israel verleumdet wird, schürt das umso mehr den Zorn auf Israel, gerade bei Moslems.

- Um diesen sogenannten Antisemitismus, diesen Fake-Antisemitismus, der in Wahrheit eine sinnvolle und notwendige demokratische Kritik an Israel ist, geht es mir hier.


3) Der Holocaust darf nicht missbraucht werden, um Israels Besatzungspolitik zu stützen.
- Der Holocaust, die Ermordung von etwa sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland, war eins der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.
- Nur wird der Holocaust von Israel seit langem konsequent funktionalisiert und instrumentalisiert, um sich gegen Kritik an seiner Besatzungs- und Kolonialpolitik zu wehren – und jede Kritik daran als Antisemitismus zu diffamieren. M. E. verhält sich Israel damit aber gewissermaßen selbst „antisemitisch“, denn man darf den Holocaust, dieses unglaubliche wichtige und schreckliche Ereignis der jüdischen Geschichte, nicht durch trickreiche Strategien missbrauchen und damit die Tragik und  Würde des Holocaust beschädigen.
- Israel hat unzählige UN-Resolutionen gebrochen, aber dieser Staat darf sich alles erlauben, wird nicht sanktioniert, vor allem durch die Unterstützung der USA und eben Deutschlands.
- Gerade Deutschland spielt dieses Spiel bis heute mit: so der peinliche, überflüssige Kniefall des Bundestags vor Israel mit einer Verurteilung des BDS als antisemitisch. Die BDS ist (vereinfacht gesagt) eine Organisation, die zum Boykott Israels auffordert, um Israel zu zwingen, seine Besatzungspolitik aufzugeben. Diese Diffamierung des  BDS als antisemitisch wurde von vielen Experten, aber auch prominenten israelischen Kritikern abgelehnt.


4) Der Zentralrat der Juden in Deutschland schadet mit seiner Kritiklosigkeit  Israel.
- Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist ein kritikloser Verteidiger jeglicher Politik Israels, das Unrecht dieser Politik wird verleugnet.
- Der Zentralrat hat seinerzeit sogar den israelischen Einsatz von Streubomben gutgeheißen, eben einfach, weil Israel solche international geächteten Bomben eingesetzt hat.
- Der Zentralrat beansprucht eine moralische Instanz in Deutschland zu sein, die sich gerne in die deutsche Gesellschaft einmischt und allmögliche Forderungen stellt, wozu er gar nicht legitimiert ist.
- Der Zentralrat begreift nicht, dass er durch seine völlige Unterwerfung gegenüber der israelischen Doktrin dem Staat Israel und seinem Ansehen gerade schadet, nämlich die Kritik an Israel und vielleicht auch einen Antisemitismus fördert, weil sich viele Menschen zu Recht über die absurde Reinwaschung von Israel aufregen.


5) Wer Israels Unrechtspolitik unterstützt, leugnet  indirekt den Holocaust.
- In Deutschland herrscht ein Schuldkomplex gegenüber Israel. Alle deutschen Regierungen taten das Möglichste, um etwas Schuld abzutragen bzw. die eigenen Schuldgefühle zu besänftigen, indem sie auch gefährlichen Forderungen Israels, z. B. nach Waffenlieferungen, bedingungslos folgten.  Seit Jahrzenten ist es in Deutschland Doktrin: „Man muss Israel mit aller Macht verteidigen, wegen der großen Schuld Deutschlands müssen wir uns um Wiedergutmachung kümmern.“ Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete Israels Sicherheit als „deutsche Staatsräson“.
-  In Wahrheit ist dies aber gerade die Haltung der ewig Gestrigen, welche die deutsche Schuld immer noch nicht akzeptieren. Denn der Holocaust war ein solches immenses Verbrechen, dass eine Wiedergutmachung von vornerein unmöglich ist. Wer das dennoch versucht, leugnet gerade diese Dimension des Holocausts. Die deutsche kollektive Schuld wird immer bestehen bleiben (auch wenn die Nachgeborenen natürlich keine individuelle Schuld tragen), aber das heißt nicht, dass wir aus dieser Schuld heraus Israels Unrechtspolitik unterstützen müssen.
- In Deutschland wird die Holocaust Leugnung bestraft. Es ist schon entlarvend, dass die  Unterwerfung gegenüber Israel bis in unser Rechtssystem geht. Man kann straffrei jede geschichtliche Tatsache leugnen, z. B. dass Jesus gelebt hat, aber die Holocaust-Leugnung (und nur die) wird bestraft. Ironischerweise leugnen die „Wiedergutmacher“ aber indirekt gerade den Holocaust.
- Und man tut Israel auch gar keinen Gefallen, wenn man es über Jahrzehnte in seiner Opferrolle belässt. Aber es spricht natürlich nichts dagegen, Israel wirklich zu helfen, indem man seine demokratischen und konstruktiven, oppositionellen Strukturen unterstützt.


6) Die Lehre des Holocausts ist der Schutz der Menschenrechte, nicht der Schutz Israels.
- In Deutschland, aber auch z. B. den USA, wird aus dem Holocaust die Lehre gezogen, dass man Israel unter allen Umständen unterstützen muss, moralisch, finanziell, politisch, militärisch. Das ist aber die falsche Konsequenz aus dem Holocaust.
- Die eigentliche Erkenntnis aus dem Holocaust muss viel mehr sein, dass man unterdrückte und verfolgte Menschen bzw. die Menschenrechte überall nach aller Macht unterstützt.
- Und da Israel selbst viele Menschen, vor allem die Palästinenser, aber auch die israelischen Araber, unterdrückt, ihrer Rechte und ihres Landes beraubt, sie außerdem ausbeutet, ist die Lehre des Holocaust hier, Israel zu kritisieren, zu sanktionieren und ihm gerade Unterstützung zu verweigern.
- Aber man hilft letztlich auch Israel selbst, wenn man es in seinem Militarismus ausbremst. Israel meint, je aggressiver und rücksichtsloser es sich gegen die Palästinenser verhält, desto sicherer sei es. Aber auf diese Art wird Israel nie einen sicheren Frieden erleben, der erwächst nur aus Gerechtigkeit. Natürlich sind Attentate nie zu rechtfertigen, aber man muss doch sehen, dass Israel durch seine Gewaltpolitik gerade Attentate und Raketenangriffe provoziert, ja verursacht, die es sonst sehr wahrscheinlich nicht geben würde.


7) In Deutschland herrscht bis heute eine Verdrängung gegenüber Israels Unrecht.
- Bis heute wird in Deutschland eine Kritik an Israel schnell als Antisemitismus diffamiert. Und wer als antisemitisch gilt, ist gesellschaftlich schnell erledigt. Daher muss erreicht werden, dass die (falsche) Zuschreibung bzw. Stigmatisierung „Antisemit“ keine Schlagkraft mehr hat, dass damit nicht mehr manipuliert werden kann.
- Die deutsche Politik verordnet gleichsam der ganzen Gesellschaft eine Gehirnwäsche, damit nur nicht offenbar wird, dass Israel ein Gewalt- und Unrechtsstaat ist; diese Verleugnung der israelischen Realität in Deutschland ist ein pathologisches Verhalten. Im Grunde weiß fast jeder deutsche Politiker in seinem tiefsten Inneren (auch wenn er es abstreitet), dass Israel kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat ist, aber dies ist ein Tabu, es darf nicht gesagt werden.
- Der Zweite Weltkrieg, den Deutschland verschuldete, hat etwa 20 Millionen Russen den Tod gebracht (andere Angaben nennen 40 Millionen, darunter 17 Millionen Zivilisten), also jedenfalls sehr viel mehr Opfer als unter den Juden. Aber anders als die angepasste Haltung gegen Israel verhält man sich Russland gegenüber – geschichtsblind – anmaßend und feindselig.
- Das war schon vor dem Ukraine-Krieg so. Doch seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine  2022 liefert der Westen der Ukraine Unmengen an Waffen zum Kampf gegen Russland und führt außerdem selbst einen radikalen Wirtschaftskrieg gegen Russland.
- Natürlich war und ist die Invasion Russlands ein schwerer politischer und völkerrechtlicher Fehler. Aber das Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern ist ähnlich aggressiv und völkerrechtswidrig, nur dass die Palästinenser Israel militärisch total unterlegen und allenfalls zu hilflosen Abwehrversuchen in der Lage sind, die dann „Terrorismus“ heißen.
- Die Besetzung der Palästinensergebiete durch Israel werden jedoch international sanktionslos geduldet, allenfalls mit milden Worten getadelt.  Kein westlicher Politiker würde Wirtschaftssanktionen gegen Israel oder sogar Waffenlieferungen an die Palästinenser  auch nur erwägen. Diese Scheinheiligkeit und Doppelmoral hat den Westen im Nahen Osten endgültig seine Glaubwürdigkeit gekostet.


8) Israel hat den Holocaust nicht verarbeitet, sondern ist ein gescheiterter Staat.
- Nicht nur einzelne Menschen können seelisch bzw. geistig erkranken, sondern auch ganze Staaten. Israel ist ein solcher kranker Staat. Zwar sind die israelische Politik und Gesellschaft  –  teilweise –  auch einfach amoralisch, rücksichtslos, gewalttätig, aber sie zeigen auch Zeichen einer geistigen Störung.
- Erstens nützt Israel den Holocaust erbarmungslos zu seinem Vorteil aus, ein manipulatives Verhalten, wie man es von Psychopathen kennt. Zweitens ist Israel in einer Art Paranoia, dass es ständig bedroht wäre und sich ständig verteidigen müsse. Drittens projiziert Israel seine eigene Aggressivität auf den Iran: Israel bezichtigt den Iran ständig der Aggression, der Iran bedroht Israel real aber gar nicht, sondern Israel selbst ist aggressiv und droht dem Iran immer wieder mit militärischen Angriffen.
- Leider hat es der Staat Israel nicht geschafft, das Trauma des Holocaust zu verarbeiten. So gesehen ist es ein gescheiterter Staat, er leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, seit Jahrzehnten. Natürlich sind deswegen nicht alle Israelis psychisch gestört, aber das israelische System als Ganzes ist krank, und die meisten Israelis unterstützen ihren Staat.
-  Doch genauso , wie einem psychisch gestörten Menschen nicht guttut, ihn in seiner Opferrolle zu belassen, so muss man auch Israel, gerade zu seinem Nutzen, mit den eigenen Abgründen und mit der Wirklichkeit konfrontieren, um es zu einer Genesung und Weiterentwicklung zu stimulieren -  anstatt z. B. Israels Verfolgungswahn noch mit Waffenlieferungen zu fördern.


9) Israel ist der Hauptgrund für die Spannungen und Kriegsgefahr im Nahen Osten.
- Zum einen, weil Israel ständig Rechtsbrüche begeht. So ist vor allem die Besatzungs- und Siedlungspolitik gegenüber den Palästinensern ein fortgesetzter Rechtsbruch. Dabei zeigt Israel ein vordemokratisches, archaisches, ja antizivilisatorisches Verhalten: Menschen werden auf Verdacht, ohne Gerichtsurteil, aus der Luft abgeschossen, man  bestraft auch Familienangehörige vermeintlicher Täter, indem man z. B. deren Häuser zerstört, im Krieg gegen die Palästinenser werden die Konventionen der UN nicht eingehalten, man begeht Kriegsverbrechen, auch gegen Kinder.
- Aber Israel bombardiert z. B. auch, ohne angegriffen zu sein, einfach Ziele in Syrien. Mit all  diesen permanenten Rechtsbrüchen erzeugt Israel natürlich Spannungen und Aggressionen im Nahen Osten.
- Und dass man Israel seine Rechtsbrüche ungestraft durchgehen lässt, demoralisiert viele Staaten wie einzelne Menschen, vor allem eben bei den Opfern wie Gegnern Israels. Man glaubt nicht mehr an einen gerechten und fairen Umgang in der Weltpolitik. Und ist vielleicht auch weniger bereit, sich selbst an Rechtsstaats-Prinzipien zu halten.
- Die Hauptschuld an dieser Duldung von Rechtsbrüchen Israels spielen die USA; die heute alle Israel-kritischen UN-Resolutionen blockieren und nur auf das Recht des Stärkeren setzen, selbst große Probleme mit ihrer Rechtsstaatlichkeit haben. Aber auch Deutschland und andere Weststaaten vermitteln mit ihrer Unterstützung Israels, dass Rechtsbrüche erlaubt sind.


10) Israel braucht eine „Ent-Zionisierung“, eine Überwindung von Apartheid.
- Früher gab es in Israel noch eine gewisse Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich mit den Palästinensern. Aber seit vielen Jahren hat Israel nun schon eine Folge zionistischer, undemokratischer Ministerpräsidenten hinter sich: Barak, Scharon, Olmert, Bennett, Lapid und immer wieder Netanjahu. Man könnte es sich einfach machen und behaupten: nur die israelische Regierung, die israelische Politik ist zionistisch, nationalistisch, repressiv, nicht das Volk. Aber die Israelis wählen eben seit vielen Jahren, wenigstens seit 1999, nur solche Politiker an die Regierung.
- Israel braucht eine „Ent-Zionisierung“, eine Überwindung von Nationalismus, Rassismus und Narzissmus, also eine Information und Schulung in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Diese muss möglicherweise sehr weit zurück reichen, vielleicht wurde die Basis für die israelische Hybris schon mit Bezug auf das Alte Testament gelegt, mit der Rede von dem „auserwählten Volk.“
- Aber es geht auch darum, dass in Israel Korruption weit verbreitet ist. Verschiedene Ministerpräsidenten der letzten Zeit wurden der Korruption angeklagt, natürlich auch Netanjahu, der gerade versucht, sich durch eine „Justizreform“ der Verurteilung vor Gericht zu entziehen. Der ehemalige Staatspräsident Mosche Katzav wurde 2011 wegen Vergewaltigung und anderer Sexualdelikte zu sieben Jahren Haft verurteilt, ein mildes Urteil. 

- All dies macht deutlich, dass viele israelische Politiker ein Verhalten zeigen, das einem Rechtsstaat nicht würdig ist. Idealerweise würde Israel unter ein UN-Mandat gestellt, aber mir ist natürlich bewusst, dass dies nicht geschehen wird.


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