PDFs meiner Essays über die Corona-Krise


Meine beiden ersten Essays über Corona (Corona 1 vom 16.03.2020  und  Corona 2 vom 02.04.2020) halte ich nach wie vor für richtig und lesenswert, wenn natürlich auch die Infektionszahlen inzwischen sehr viel höher liegen und die Corona-Krise sich insgesamt anders darstellt als zu dem Zeitpunkt des Schreibens der beiden Artikel.


Den dritten Artikel  "Syytemanalyse der Corona-Krise" (Corona 3) habe ich  am 17.05.2020 abgeschlossen. Er ist hier unten zu lesen bzw. in einer noch verbesserten Form in der PDF runterzuladen. Diese systemtheoretische Analyse der Corona-Krise ist der umfangreichste und wichtigste Artikel (wenn auch nicht der aktuellste).


Im April 2021 ist jetzt mein vierter Artikel, ein aktuelles Update zur Corona-Krise hinzugekommen. Er ist hier zu lesen, und es wurde eine noch einmal aktualisierte Fassung als PDF eingestellt.

























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26.04.2021  Die Corona-Krise - ein Update, 2., verbesserte und erweiterte Fassung


 

2020 schrieb ich drei Artikel über die Corona-Pandemie und die dadurch verursachte Corona-Krise. Der erste Artikel vom März 20 ist über ein Jahr her, natürlich kann er heute nicht mehr auf dem neuesten Stand sein. Auch die beiden späteren Artikel sind über neun Monate alt. Dennoch halte ich viele meiner dort geschriebenen Aussagen noch immer für gültig; sie sind teils auch heute noch nicht von der Corona-Diskussion oder dem Corona-Management erreicht. Ich veröffentliche hier ein kürzeres Update über meine heutige Einschätzung der Corona-Krise.

 

 

1) Eigener Irrtum

Ich habe mich in einem Punkt geirrt, denn ich habe die Corona-Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 zunächst nicht als so gefährlich eingeschätzt, wie sie sich inzwischen gezeigt hat.

Allerdings konnte man das damals auf Grund der vorliegenden Daten auch nicht vorhersehen. Und viele Wissenschaftler und Experten haben - wie ich - die Corona-Infektion anfangs als nicht so gefährlich eingestuft, z. B. auch der "Mr. Corona" Karl Lauterbach.

Die Gefährlichkeit eines Virus zeigt sich insbesondere in den Todesraten der Infizierten. Dabei ist die diffuse Angabe, wie viel Menschen an und mit Corona gestorben sind, wenig aussagekräftig. Denn da werden ggf. auch an einem Autounfall verstorbene Menschen, sofern sie Corona-positiv sind, als „Corona-Tote“ gerechnet.

 

Wichtiger ist die Übersterblichkeit, d. h. wie viele Menschen mehr gestorben sind als in Vergleichsjahren. Das Problem ist, eindeutig zu belegen, dass die Übersterblichkeit durch die Corona-Infektion bedingt ist. Dabei müssen Fehler eingerechnet werden, z. B. dass mehr Menschen als in Vergleichsjahren gestorben sind durch die demographische Alterszunahme der Bevölkerung oder weil Menschen an anderen Krankheiten (wie z. B. Krebs) häufiger gestorben sind, weil sie wegen der Corona-Belegung der Kliniken zu spät oder gar nicht behandelt wurden. Aber es gibt offensichtlich doch eine echte Übersterblichkeit durch Corona, also durch die Krankheit COVID-19: In Deutschland betrug sie 2020 ca. +5%, das ist moderat im Vergleich zu anderen Staaten (USA z. B. +19%).

 

 

2) Irrtümer der Virologen

Ich habe mich allerdings weniger geirrt als die meisten Virologen oder Mediziner, die oft von einem Irrtum zu nächsten gegangen sind. Nur zwei einfache Beispiele:

- Atemschutz-Masken

Erst hieß es: Masken tragen ist schädlich, es besteht geradezu eine erhöhte Ansteckungsgefahr durch falsch verwendete Masken / Dann: Die Bevölkerung soll Alltags-Masken tragen (Stoffmasken) / Schließlich: Die Bevölkerung muss medizinische FFP2-Masken tragen (das hatte ich übrigens lange vorher als wichtig empfohlen).

Wie weit die Masken wirklich schützen, ist aber bis heute nicht genau bewiesen.

 

- Impfstoff von AstraZeneca

Da gab es in Deutschland folgende Empfehlungen: nur für jüngere Menschen / für niemanden wegen Gefahr von Hirnvenen-Thrombosen / nicht für Frauen unter 60 Jahren / nur für Ältere über 60 Jahre. Im Ausland gab es andere Empfehlungen wie: für alle (ohne Einschränkungen) / für alle über 30 Jahre.

Dies zeigt, dass es keine klaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungen und Nebenwirkungen von AstraZeneca gab und gibt. Und generell ist der wissenschaftliche Standard über die Corona-Infektion noch äußerst dürftig.

 

 

3) Statistische Mängel in der Corona-Analyse

Schon vor ca. einem Jahr wies ich – in Übereinstimmung mit anerkanntem Medizinstatistikern – auf gravierende statistische Mängel in der Corona-Analyse hin. Das hat sich bis heute nicht geändert.  Um nur einen Fehler zu nennen: Es ist völlig ungenügend, nur die absolute Zahl der Neuinfektionen und – daraus abgeleitet – die Inzidenz anzugeben, d. h. wie viele Menschen sich pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen mit dem Virus SARS-CoV-2 angesteckt haben. Man müsste die Zahl der Neuinfektionen in Relation zur Zahl der Getesteten setzen (also in Prozent angeben), nur dann erhielte man ein aussagekräftiges Ergebnis. Das nicht zu tun, ist ein statistischer Anfängerfehler, und es bleibt unerklärlich, warum die doch von Fachleuten beratene Regierung dies unterlässt.

 

Auch die Belegung der Intensivbetten durch Corona-Patienten – mit Gefahr einer Überbelegung – ist mehr ein Zeichen dafür, welche Verwüstungen die Privatisierung und der Sparzwang in den deutschen Kliniken angerichtet haben – als ein präziser Anzeiger für den Grad der Durchseuchung mit Corona.

 

 

4) Paradoxe Auswirkungen von Testungen

Da man die relative Häufigkeit von Infektionen nicht berücksichtigt, kommt es auch zu dem absurden Ergebnis, dass man einer Stadt, die sehr viel testet und damit viele Neuinfizierte aufweist, z. B. in den Lockdown schickt, weil angeblich eine besonders hohe Inzidenz vorliegt. Die Zahl der Infizierten muss aber gar nicht gestiegen sein, man hat vielleicht eben nur mehr Infizierte heraus getestet.

 

Der vielgefragte Corona-Experte Prof. Lauterbach hat allerdings eingewendet, mit mehr Testungen würde nicht automatisch die aufgewiesene Anzahl der Neu-Infektionen steigen. Denn die heute verbreiteten Antigen-Schnelltests könnten eine symptomlos verlaufende Corona-Infektion nicht feststellen; überhaupt würden die Schnelltests normalerweise erst 3 Tage nach Infektionsbeginn anschlagen (da könnte der Infizierte aber schon ansteckend sein).

 

Aber m. E. unterschätzt der – überkritische – Prof. Lauterbach doch die Bedeutung der Schnelltests für die höheren Ansteckungszahlen.

 

Denn:

- Es gibt nicht nur falsch-negative, sondern auch falsch-positive Ergebnisse bei Schnelltests.

- Die Ergebnisse von Schnelltests stimmen doch weitgehend mit denen als sicher geltenden PCR-Tests überein. Z. B. wird bei dem Corona-Schnelltest von Hotgen angegeben: Bei 108 positiven PCR-Tests gibt es nur 5 negative Schnelltests. Und bei 115 negativen PCR-Tests war nur 1 Schnelltest positiv.

- Außerdem werden durch Wiederholungen von Schnelltests und Überprüfung durch PCR-Tests mögliche Testfehler oft korrigiert.

 

 

5) Testung und Lockerungen

Auch ein anderer Aspekt ist bei der Testung wichtig. Wenn man den Menschen nach Testungen Lockerungen verspricht (z. B. die Erlaubnis, einkaufen gehen), erhöht das natürlich sehr die Motivation für eine Testung. Und so bekommt man auf diesem Weg Ergebnisse über die Infektionslage, die man sonst nicht hätte, und kann dann z. B. Infizierte in Quarantäne schicken. Außerdem ließen sich die Anti-Corona-Maßnahmen zielgenauer planen. Und insofern können Lockerungen sogar die Sicherheit vor Corona-Infektionen erhöhen.

 

 

6) Die Illusion von der Disziplin der Deutschen

Es war von Anfang eine zwar immer wieder behauptete, aber falsche Aussage, dass sich die Deutschen besonders streng an Corona-Auflagen halten (über andere Staaten will ich hier nicht schreiben). Die Deutschen machen meist nur das, was eindeutig vorgeschrieben ist und sich sofort prüfen lässt, z. B. eine Maske tragen. Der wichtige Einhaltung eines ausreichenden Abstands wurde immer nur von einer kleinen Zahl von Menschen wirklich vollzogen, die große Mehrheit hielt und hält sich fast gar nicht an die Abstandsregeln, sei es nun draußen oder vor allem in den Supermärkten. Man muss sich schon im Zickzackkurs bewegen, um den Menschen, die stur ihren Weg gehen, auszuweichen.

 

Ähnlich desolat sieht es mit dem gründlichen Waschen und Desinfizieren der Hände aus. Und diese mangelnde Corona-Disziplin ist wohl auch der primäre Grund, warum die Ansteckungszahlen nie wirklich heruntergegangen sind; denn wenn die Menschen sich maximal vor Ansteckungen schützen würden, dann könnte es gar nicht mehr so viele Neuinfektionen geben – woher auch?  Und dann könnte man auch mehr Lockerungen bzw. Öffnungen von Geschäften, Kulturstätten oder Schulen tolerieren.

 

 

7) Die Tabuisierung des Risikos im öffentlichen Verkehr

Es gibt starke Hinweise, dass der öffentliche Verkehr, insbesondere der öffentliche Nahverkehr, große Risiken birgt für eine Ansteckung mit dem Corona-Virus. Aus Sicht der Pandemiebekämpfung hätten die Politiker die Bürger längst auffordern müssen: wer immer kann, fahre bitte mit dem eigenen Auto, z. B. auch zur Arbeit (die Alternative Radfahren ist doch nur sehr begrenzt möglich). Aber da eine Förderung des Autoverkehrs unerwünscht ist, aus verkehrspolitischen, Gründen, aus ökologischen Gründen, aber auch aus ideologischen Gründen hat sich m. W. kein Politiker getraut, das offen anzusprechen.

 

 

8) Lockerungen oder Lockdown

Ob jetzt Lockerungen oder ein Lockdown, angemessen sind, ist sehr schwierig zu beurteilen.

 

Für einen Lockdown spricht:

- Die Infektionszahlen steigen deutlich; da man aber wie beschrieben nur die absolute Zahlen angibt und nicht, wie viel Prozent der Getesteten positiv sind, hat man keine stichhaltigen Erkenntnisse über den wirklichen Anstieg.

- Ein Lockdown kann die Infektionszahlen senken, das hat sich immer wieder gezeigt.

- Anders gesagt: Lockerungen beinhalten eben prinzipiell das Risiko vermehrter Ansteckungen.

- Das gilt umso mehr, da sich viele Menschen wie gesagt wenig an Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen halten.

 

Für Lockerungen spricht:

- In einer Demokratie (jedenfalls in Deutschland) ist ein strenger Lockdown ohnehin kaum – oder nicht lange – durchzusetzen.

- Andererseits: Wenn man den Menschen mit Lockerungen entgegenkommt, sind sie u. U. eher bereit, sich sonst an die Auflagen zu halten und nicht aus Protest die Anti-Corona-Maßnahmen zu hintergehen; d. h. paradoxerweise kann etwas Lockerung sogar die Inzidenz erniedrigen. (Es besteht eine nonlineare Funktion zwischen Lockerungen und Inzidenz.)

- Auch für die Industrie und die Geschäfte, aber auch Dienstleister sind Lockerungen natürlich überlebensnotwendig. Darauf habe ich schon in meinem ersten Essay über Corona hingewiesen. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schädigungen, die schon anlaufende Riesenpleitewelle ist immer noch gar nicht ausreichend berücksichtigt.

- Außerdem verursacht ein längerer Lockdown gravierende gesellschaftliche, kulturelle, psychische, aber auch gesundheitliche Schädigungen. Die simple Formel Gesundheit geht vor Wirtschaft ist natürlich unqualifiziert.

- In jedem Fall muss auch die Möglichkeit für Modellprojekte bestehen, neue kreative Lösungen für ein Corona-Management auszuprobieren, um Lösungen zu finden, die im Corona-Mainstream untergehen, z. B. indem man mehr Öffnungen mit mehr Testungen verbindet wie z. B. in Tübingen.

 

Daher bilanzierend: Wenn die Infektionslage nicht extrem ist (ich möchte das hier nicht quantitativ bestimmen), sind daher auch nach meiner heutiger Meinung Lockerungen vertretbar, natürlich begleitet von umfangreichen Testungen und massiver, unbürokratischer Förderungen von Impfungen. Und ggf. von stärkerer Kontrolle und höherer Sanktionierung von Verstößen gegen die Corona-Auflagen. In jedem Fall ist es wichtiger, Schulen, Kultur- und Sportstätten, Betriebe und Geschäfte möglichst aufzulassen und damit am Leben zu lassen, als dass sich die Leute in allmöglichen – ansteckungsträchtigen – privaten Freizeit- und Feiervergnügungen tummeln.

 

 

9) Kollektive oder differenzierte Maßnahmen

Auch das ist ein schwieriger Punkt, bei dem es keine eindeutigen Lösungen gibt.

 

Einerseits machte es Sinn, wenn es in ganz Deutschland (besser noch in der EU) einheitliche, kollektive Maßnahmen der Corona-Bekämpfung geben würde.

- Die Menschen wüssten, wo sie dran sind, die Wirtschaft hätte Planungssicherheit.

- Die deutsche Politik geht ja derzeit verstärkt in diese Richtung. Durch ein verschärftes Infektionsschutzgesetz ist vor allem eine Inzidenz-abhängige „Bundes-Notbremse“ installiert worden, die u. a. eine abendliche Ausgangssperre beinhaltet, allerdings auch sehr umstritten ist.

 

- Das ständige Hin und Her, die sonst so gepriesene Diversität hat in den Corona-Maßnahmen maßgeblich zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung und damit auch zu einer geringeren Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen beigetragen – neben den bekannten schweren Fehlern im Management von Impfungen und Testungen, dem Versagen beim Bereitstellen neuer Intensivbetten (bzw. zusätzlicher Pflegekräfte) und Problemen bei der Auszahlung von Wirtschaftshilfen.

 

Andererseits sind bundespolitisch verordnete gleiche Maßnahmen in einem föderalen System schwer durchzusetzen.

- Und die Menschen in Landkreisen oder Städten mit niedriger Inzidenz fragen sich natürlich auch, warum sie die harten Maßnahmen für Orte mit hoher Inzidenz mittragen sollen.

- So gesehen ist Differenzierung sinnvoll: dass die Maßnahmen je nach Inzidenz in unterschiedlichen Bundesländern, Landkreisen oder Städten unterschiedlich ausfallen können.

 

 

10) Synthese von Vereinheitlichung und Differenzierung

Eine Synthese von Vereinheitlichung und Differenzierung ist möglich.

- Einerseits werden Anti-Corona-Maßnahmen für alle Bundeslänger einheitlich festgelegt, z. B. auch ein Lockdown.

- Andererseits wird durch Wenn-Dann-Regeln festgesetzt, ab welchen Inzidenzen (besser wäre ab welchen relativen Infektionszahlen bezogen auf Testungen) welche Maßnahmen ergriffen werden – und an die sich auch alle halten müssen, also z. B. als die berühmte „Notbremse“.

- Diese Wenn-dann Regeln gelten zwar allgemein, führen aber in der Praxis durch die unterschiedlichen lokalen Inzidenzen zu unterschiedlichen lokalen Maßnahmen.  So ist dann trotz Vereinheitlichung noch Spielraum für Differenzierungen, Adaptionen und Veränderungen.

- Allerdings sollte die Differenzierung nicht so weit gehen, dass in jedem kleinen Landkreis andere Maßnahmen und vielleicht auch noch alle paar Tage wechselnde Maßnahmen vorvorgenommen werden, das führt zu Chaos und Verlust an Glaubwürdigkeit.

 

 

11) Alternative Therapiemetoden

Leider geht die Corona-Therapie überwiegend immer die gleichen Wege, wagt sich nicht an alternative Therapien heran. Warum werden z. B. die fundierten Forschungen über die Wirksamkeit von Vitamin D  gegen die Corona-Infektion und auch gegen Nebenwirkungen der Impfung sträflich ignoriert? Das ist umso brisanter, weil eben die Mehrzahl der Deutschen, zumindest im Winter, einen erheblichen Vitamin D-Mangel aufweist. Und es ist so einfach, Vitamin D zu substituieren.

 

Teils ist geradezu ein polemischer Kampf gegen den Einsatz von Vitamin D festzustellen. Schwer zu sagen, welche irrationalen Motive dahinter stehen. Aber jedenfalls zeugt es von wenig Verantwortung, wenn man nicht alle begründeten, risikolosen und leicht verfügbaren Verfahren gegen Covid-19 anwendet.

 

 

12) Systemanalyse der Corona-Krise

In meinem Essay “Systemanalyse der Corona-Krise“ habe ich auf fast 50 Seiten ausführlich erläutert, dass man die Corona-Krise aus Sicht der Systemtheorie, d. h. ganzheitlich analysieren und bewältigen muss. Dies bedeutet u. a., dass man auch die psychischen und sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgeschäden der Corona-Maßnahmen einrechnen und die entsprechenden Wissenschaften heranziehen muss.

 

Man kann eine komplexe Politik nicht fast ausschließlich nach der absoluten Zahl der Infizierten ausrichten (die man ja noch nicht einmal genau kennt). Das ist eine indiskutable Reduktion von Komplexität. Und man überhaupt die Corona-Krise nicht überwiegend nur nach Kriterien der Virologie managen. Ein solcher von mir geforderter interdisziplinärer System-Ansatz ist aber bis heute kaum in der Corona-Diskussion oder im Corona-Management zu finden.

 

 

13) Pseudowissenschaftliche Argumentationen

Um nur ein Beispiel zu bringen: Immer wird von exponentiellem Wachstum gesprochen und das dann als eine Verdoppelung der Infektionszahlen dargestellt. Aber ein exponentielles Wachstum muss keineswegs eine Verdoppelung bedeuten. Es geht nur darum, dass sich die Bestandsgröße in jeweils gleichen Zeitschritten immer um denselben Faktor vielvielfacht.

 

Noch wichtiger ist aber, anzugeben, innerhalb welchen Zeitraums z. B. eine Verdoppelung stattfindet. Es ist natürlich ein gewaltiger Unterschied, ob sich innerhalb eines Tages oder von mir aus innerhalb eines Jahres die Anzahl der Infizierten verdoppelt. Im ersten Fall ist es ein hochakuter Prozess, im zweiten Fall eine langfristige Entwicklung.

 

Generell gilt: die hochkomplexe Corona-Krise lässt sich nicht mit linearen, monokausalen Methoden erfassen, sondern nur mit nonlinearen, multikausalen Verfahren. Man muss Rückwirkungen, Wechselwirkungen, Regelkreise und auch paradoxe Wirkungen in dem vernetzten komplexen Gesellschaftssystem, letztlich im Weltsystem berücksichtigen – was z. B. auch die Chaostheorie miteinschließt. „Chaostheorie“ heißt natürlich nicht, dass man sich chaotisch verhalten soll, wie die Politiker es aber leider allzu oft tun.

 

 

14) Polemischer Umgang mit Wissenschafts-Kritikern

Natürlich gibt es unsinnige Thesen über Corona – z. B. dass das Corona-Virus gar nicht existiert – und ebenso unsinnige Thesen über Anti-Corona-Maßnahmen, z. B. dass Masken gar nichts nützen würden. Ob man Vertreter solcher Theorien aber als „Corona-Leugner“ – analog zu „Holocaust-Leugner“ –

oder Verschwörungstheoretiker stigmatisieren sollte, möchte ich bezweifeln.

 

Aber es gibt auch eine differenzierte Kritik an den wissenschaftlichen, meist virologischen Aussagen über Corona. Dass man z. B. den Sinn wissenschaftlich begründeter Maßnahmen anzweifelt, wie etwa das abendliche Ausgehverbot.

Und natürlich ist eine Hinterfragung bestimmter wissenschaftlicher Aussagen und Forderungen berechtigt. Ich habe anfangs schon an den beiden Beispielen „Masken tragen“ und „Astrazeneca“ aufgezeigt, wie oft sich Wissenschaftler geirrt haben, wie oft sie ihre Meinung geändert haben und ändern mussten. Wobei sich die zuständigen Virologen, Infektiologen, Epidemiologen und Aerosolforscher oft auch gar nicht einig sind.

 

Es ist in der Corona-Krise bei Politiker, Journalisten, aber auch manchen Wissenschaftlern bzw. Wissenschaftssendungen eine naive, unterkomplexe Wissenschaftsgläubigkeit festzustellen, wie man sie spätestens seit den 60er Jahren überwunden glaubte. Von der ausgehend werden auch kompetente Kritiker der offiziellen Corona-Aussagen als “Wissenschaftsleugner” diskriminiert, wird auch eine fundierte, differenzierte Kritik an der Mainstream-Wissenschaft bzw. falscher Anwendung von Wissenschaft dogmatisch und moralisierend runtergemacht.

 

Diese Angriffe gegen eine Wissenschaftskritik erfolgen nun von Leuten, die selbst wenig von Wissenschaft/en verstehen (oder als „Fachidioten“ nur ihr eignes Wissenschaftsgebiet, z. B. virologisches überblicken), und die vor allem wenig bis gar kein Wissen haben von wissenschaftstheoretischen Methoden zur Prüfung von Theorien, von (formal-)logischer Argumentation, von Statistik und Kausalanalyse oder von der Theorie komplexer Systeme, der heutigen Leitwissenschaft. Leute, die vermutlich nie Popper, Kuhn, Adorno und Horkheimer oder Habermas gelesen haben, um nur einige hier wichtige Namen, einige anerkannte Klassiker der Wissenschaftskritik zu nennen.

 

 

15) Wissenschaft und Corona-Management der Politik

Die Politiker beharren darauf, dass ihr Corona-Management durch die Wissenschaft vorgegeben sei. Und daher sei Kritik an diesem Management auch Kritik an der Wissenschaft. Und das sei irrational und verwerflich.

 

Aber auch wissenschaftliche, z. B. virologische, Aussagen über die Corona-Pandemie bedeuten keine 1:1-Abbildung der Realität, wie dies der naive Realismus annimmt. Wissenschaft ist nie unfehlbar. Sondern die Wissenschaft, auch die Virologie, unterliegt Messfehlern, statistischen Fehlern, fehlerhaften Interpretationen von Ergebnissen. Und die daraus abgeleiteten Forderungen der Wissenschaftler sind abhängig von persönlichen und kollektiven Interessen und Emotionen, von vorrationalen Weltanschauungen und Ideologien.


Z. B. wird ein zutiefst optimistischer Wissenschaftler andere Forderungen erheben als ein ausgesprochener Pessimist. Es gibt keine absolute wissenschaftliche Objektivität.

 

Im Rahmen dieser Beschränkungen konstruieren die Wissenschaftler ein Modell der Wirklichkeit (ein „Konstrukt“); das gilt insbesondere für die heute oft genannten mathematischen Modellierer. Aber auch das beste Modell kann nie die Wirklichkeit an sich widerspiegeln, sondern bietet nur Wahrscheinlichkeiten und Annäherungen an die Realität.

 

So gesehen ist das Corona-Management, auch wenn es sich auf „führende Virologen“ beruht, natürlich nicht vor Fehlern und Irrtümern, vor Missmanagement gefeit. Faktisch ist das Corona-Management aber oft gar nicht wissenschaftlich abgesichert. Sondern die Politiker berufen sich auf wissenschaftliche Aussagen (und verschanzen sich ggf. auch dahinter), wenn es ihnen in ihre Politik passt. Wenn ihnen die wissenschaftliche Expertise aber ungelegen kommt, wie z. B. die wochen- bis monatelangen Forderungen nach einem konsequenten Lockdown, dann lassen sie die Wissenschaft auch gerne beiseite.  

 

Die Abwehrhaltung gegen Kritik an ihrem Corona-Management zeigt die Panik und Wagenburgpolitik von Politikern und auch Journalisten, die ihr eigenes Unwissen und Versagen nicht anders mehr übertünchen können, als dass sie Andersdenkende und Kritiker polemisch attackieren.


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Die Corona-Krise - ein Update   17.04.2021

 

2020 schrieb ich drei Artikel über die Corona-Pandemie und die Corona-Krise. Der erste Artikel vom März 20 ist über ein Jahr her, natürlich kann er heute nicht mehr auf dem neuesten Stand sein. Auch die beiden späteren Artikel sind über neun Monate alt. Dennoch halte ich viele meiner dort geschriebenen Aussagen noch immer für gültig; sie sind teils auch heute noch nicht von der Corona-Diskussion oder dem Corona-Management erreicht. Ich veröffentliche hier ein kürzeres Update über meine heutige Einschätzung der Corona-Krise.

 

 

1) Eigener Irrtum

Ich habe mich in einem Punkt geirrt, denn ich habe die Corona-Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 nicht als so gefährlich eingeschätzt, wie sie sich inzwischen gezeigt hat. (Allerdings konnte man das damals auf Grund der vorliegenden Daten auch nicht vorhersehen.) Die Gefährlichkeit eines Virus zeigt sich insbesondere in den Todesraten der Infizierten. Dabei ist die diffuse Angabe, wie viel Menschen an und mit Corona gestorben sind, wenig aussagekräftig. Denn da werden ggf. auch an einem Autounfall verstorbene Menschen, sofern sie Corona-positiv sind, als „Corona-Tote“ gerechnet.

 

Wichtiger ist die Übersterblichkeit, d. h. wie viele Menschen mehr gestorben sind als in Vergleichsjahren. Das Problem ist, eindeutig zu belegen, dass die Übersterblichkeit durch die Corona-Infektion bedingt ist. Dabei müssen Fehler eingerechnet werden, z. B. dass mehr Menschen als in Vergleichsjahren gestorben sind durch die demographische Alterszunahme der Bevölkerung oder weil Menschen an anderen Krankheiten (wie z. B. Krebs) häufiger gestorben sind, weil sie wegen der Corona-Belegung der Kliniken zu spät oder gar nicht behandelt wurden. Aber es gibt offensichtlich doch eine echte Übersterblichkeit durch Corona, also durch die Krankheit COVID-19: In Deutschland betrug sie 2020 ca. +5%, das ist moderat im Vergleich zu anderen Staaten (USA z. B. +19%).

 

 

2) Irrtümer der Wissenschaftler

Ich habe mich allerdings weniger geirrt als die meisten Wissenschaftler, die oft von einem Irrtum zu nächsten gegangen sind. Nur zwei einfache Beispiele:

- Atemschutz-Masken

Erst hieß es: Masken tragen ist schädlich, es besteht geradezu eine erhöhte Ansteckungsgefahr durch falsch verwendete Masken / Dann: Die Bevölkerung soll Alltags-Masken tragen (Stoffmasken) / Schließlich: Die Bevölkerung muss medizinische FFP2-Masken tragen (das hatte ich übrigens lange vorher als wichtig empfohlen).

Wie weit die Masken wirklich schützen, ist aber bis heute nicht genau bewiesen.

 

- Impfstoff von AstraZeneca

Da gab es in Deutschland folgende Empfehlungen: nur für jüngere Menschen / für niemanden wegen Gefahr von Hirnvenen-Thrombosen / nicht für Frauen unter 60 Jahren / nur für Ältere über 60 Jahre. Im Ausland gab es andere Empfehlungen wie: für alle (ohne Einschränkungen) / für alle über 30 Jahre.

Dies zeigt, dass es keine klaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungen und Nebenwirkungen von AstraZeneca gab und gibt. Und generell ist der wissenschaftliche Standard über die Corona-Infektion noch äußerst dürftig.

 

 

3) Statistische Mängel in der Corona-Analyse

Schon vor ca. einem Jahr wies ich – in Übereinstimmung mit anerkanntem Medizinstatistikern – auf gravierende statistische Mängel in der Corona-Analyse hin. Das hat sich bis heute nicht geändert.  Um nur einen Fehler zu nennen: Es ist völlig ungenügend, nur die absolute Zahl der Neuinfektionen und – daraus abgeleitet – die Inzidenz anzugeben, d. h. wie viele Menschen sich pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen mit dem Virus SARS-CoV-2 angesteckt haben. Man müsste die Zahl der Neuinfektionen in Relation zur Zahl der Getesteten setzen (also in Prozent angeben), nur dann erhielte man ein aussagekräftiges Ergebnis. Das nicht zu tun, ist ein statistischer Anfängerfehler, und es bleibt unerklärlich, warum die doch von Fachleuten beratene Regierung dies unterlässt.

 

Auch die Belegung der Intensivbetten durch Corona-Patienten ist mehr ein Zeichen dafür, welche Verwüstungen die Privatisierung und der Sparzwang in den deutschen Kliniken angerichtet haben – als ein präziser Anzeiger für den Grad der Durchseuchung mit Corona.

 

 

4) Paradoxe Auswirkungen von Testungen

Da man die relative Häufigkeit von Infektionen nicht berücksichtigt, kommt es auch zu dem absurden Ergebnis, dass man einer Stadt, die sehr viel testet und damit viele Neuinfizierte aufweist, z. B. in den Lockdown schickt, weil angeblich eine besonders hohe Inzidenz vorliegt. Die Zahl der Infizierten muss aber gar nicht gestiegen sein, man hat vielleicht eben nur mehr Infizierte heraus getestet. Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass alle Tests, vor allem aber die Schnelltests, nicht wirklich sicher sind; Testergebnisse können falsch-negativ sein, aber auch falsch-positiv.

 

Der vielgefragte Corona-Experte Prof. Lauterbach hat allerdings eingewendet, mit mehr Testungen würde nicht automatisch die aufgewiesene Anzahl der Neu-Infektionen steigen. Denn die heute verbreiteten Antigen-Schnelltests könnten eine symptomlos verlaufende Corona-Infektion nicht feststellen; überhaupt würden die Schnelltests normalerweise erst 3 Tage nach Infektionsbeginn anschlagen (da könnte der Infizierte aber schon ansteckend sein). Aber wie so oft überbetont Prof. Lauterbach die Risiken bzw. die Ansteckungszahlen.

 

Denn:

- Es gibt nicht nur falsch-negative, sondern auch falsch-positive Ergebnisse bei Schnelltests.

- Die Ergebnisse von Schnelltests stimmen doch weitgehend mit denen von als sicher geltenden PCR-Tests überein. Z. B. wird bei dem Corona-Schnelltest von Hotgen angegeben: Bei 108 positiven PCR-Tests gibt es nur 5 negative Schnelltests. Und bei 115 negativen PCR-Tests war nur 1 Schnelltest positiv.

- Außerdem werden durch Wiederholungen von Schnelltests und Überprüfung durch PCR-Tests mögliche Testfehler oft korrigiert.

 

 

5) Testung und Lockerungen

Auch ein anderer Aspekt ist bei der Testung wichtig. Wenn man den Menschen nach Testungen Lockerungen verspricht (z. B. die Erlaubnis, einkaufen gehen), erhöht das natürlich sehr die Motivation für eine Testung. Und so bekommt man auf diesem Weg Ergebnisse über die Infektionslage, die man sonst nicht hätte, und kann dann z. B. Infizierte in Quarantäne schicken. Außerdem ließen sich die Anti-Corona-Maßnahmen zielgenauer planen. Und insofern können Lockerungen sogar die Sicherheit vor Corona-Infektionen erhöhen.

 

 

6) Die Illusion von der Disziplin der Deutschen

Es war von Anfang eine zwar immer wieder behauptete, aber falsche Aussage, dass sich die Deutschen besonders streng an Corona-Auflagen halten (über andere Staaten will ich hier nicht schreiben). Die Deutschen machen meist nur das, was eindeutig vorgeschrieben ist und sich sofort prüfen lässt, z. B. eine Maske tragen. Der wichtige Einhaltung eines ausreichenden Abstands wurde immer nur von einer kleinen Zahl von Menschen wirklich vollzogen, die große Mehrheit hielt und hält sich fast gar nicht an die Abstandsregeln, sei es nun draußen oder vor allem in den Supermärkten. Man muss sich schon im Zickzackkurs bewegen, um den Menschen, die stur ihren Weg gehen, auszuweichen.

 

Ähnlich desolat sieht es mit dem gründlichen Waschen und Desinfizieren der Hände aus. Und diese mangelnde Corona-Disziplin ist wohl auch der primäre Grund, warum die Ansteckungszahlen nie wirklich heruntergegangen sind; denn wenn die Menschen sich maximal vor Ansteckungen schützen würden, dann könnte es gar nicht mehr so viele Neuinfektionen geben – woher auch?

 

 

7) Die Tabuisierung des Risikos im öffentlichen Verkehr

Es gibt starke Hinweise, dass der öffentliche Verkehr, insbesondere der öffentliche Nahverkehr, große Risiken birgt für eine Ansteckung mit dem Corona-Virus. Aus Sicht der Pandemiebekämpfung hätten die Politiker die Bürger längst auffordern müssen: wer immer kann, fahre bitte mit dem eigenen Auto, z. B. auch zur Arbeit (die Alternative Radfahren ist doch nur sehr begrenzt möglich). Aber da eine Förderung des Autoverkehrs unerwünscht ist, aus verkehrspolitischen, Gründen, aus ökologischen Gründen, aber auch aus ideologischen Gründen hat sich m.W. kein Politiker getraut, das offen anzusprechen

 

 

8) Lockerungen oder Lockdown

Ob jetzt Lockerungen oder ein Lockdown, angemessen sind, ist sehr schwierig zu beurteilen.

 

Für einen Lockdown spricht:

- Die Infektionszahlen steigen deutlich; da man aber wie beschrieben nur die absolute Zahlen angibt und nicht, wie viel Prozent der Getesteten positiv sind, hat man keine stichhaltigen Erkenntnisse über den wirklichen Anstieg.

- Ein Lockdown kann die Infektionszahlen senken, das hat sich immer wieder gezeigt.

- Anders gesagt: Lockerungen beinhalten eben prinzipiell das Risiko vermehrter Ansteckungen.

- Das gilt umso mehr, da sich viele Menschen wie gesagt wenig an Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen halten.

 

Für Lockerungen spricht:

- In einer Demokratie (jedenfalls in Deutschland) ist ein strenger Lockdown ohnehin kaum – oder nicht lange – durchzusetzen.

- Andererseits: Wenn man den Menschen mit Lockerungen entgegenkommt, sind sie u. U. eher bereit, sich sonst an die Auflagen zu halten und nicht aus Protest die Anti-Corona-Maßnahmen zu hintergehen; d. h. paradoxerweise kann etwas Lockerung sogar die Inzidenz erniedrigen. (Es besteht eine nonlineare Funktion zwischen Lockerungen und Inzidenz.)

- Auch für die Industrie und die Geschäfte, aber auch Dienstleister sind Lockerungen natürlich überlebensnotwendig. Darauf habe ich schon in meinem ersten Essay über Corona hingewiesen. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schädigungen, die schon anlaufende Riesenpleitewelle ist immer noch gar nicht ausreichend berücksichtigt.

- Außerdem verursacht ein längerer Lockdown gravierende gesellschaftliche, kulturelle, psychische, aber auch gesundheitliche Schädigungen. Die simple Formel Gesundheit geht vor Wirtschaft ist natürlich unqualifiziert.

 

Daher bilanzierend: Wenn die Infektionslage nicht extrem ist (ich möchte das hier nicht quantitativ bestimmen), sind daher auch nach meiner heutiger Meinung Lockerungen vertretbar, natürlich begleitet von umfangreichen Testungen und massiver, unbürokratischer Förderungen von Impfungen. Und ggf. von stärkerer Kontrolle und höherer Sanktionierung von Verstößen gegen die Corona-Auflagen. In jedem Fall ist es wichtiger, Geschäfte möglichst aufzulassen und damit am Leben zu lassen, als dass sich die Leute in allmöglichen – gemeinsamen – Freizeit- und Feiervergnügungen tummeln.

 

 

9) Kollektive oder differenzierte Maßnahmen

Auch das ist ein schwieriger Punkt, bei dem es keine eindeutigen Lösungen gibt.

- Einerseits machte es Sinn, wenn es in ganz Deutschland (besser noch in der EU) einheitliche, kollektive Maßnahmen der Corona-Bekämpfung geben würde.

- Die Menschen wüssten, wo sie dran sind, die Wirtschaft hätte Planungssicherheit.

- Die deutsche Politik geht ja derzeit verstärkt in diese Richtung.

- Das ständige Hin und Her, die sonst so gepriesene Diversität hat in den Corona-Maßnahmen maßgeblich zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung und damit auch zu einer geringeren Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen beigetragen – neben den bekannten schweren Fehlern im Management von Impfungen und Testungen, dem Versagen beim Bereitstellen neuer Intensivbetten (bzw. zusätzlicher Plegekräfte) und Problemen bei der Auszahlung von Wirtschaftshilfen.

 

Andererseits sind bundespolitisch verordnete gleiche Maßnahmen in einem föderalen System schwer durchzusetzen.

- Und die Menschen in Landkreisen oder Städten mit niedriger Inzidenz fragen sich natürlich auch, warum sie die harten Maßnahmen für Orte mit hoher Inzidenz mittragen sollen.

- So gesehen ist Differenzierung sinnvoll: dass die Maßnahmen je nach Inzidenz in unterschiedlichen Bundesländern, Landkreisen oder Städten unterschiedlich ausfallen könne.

 

Bilanz: Eine Synthese von Vereinheitlichung und Differenzierung ist möglich.

- Einerseits werden Anti-Corona-Maßnahmen für alle Bundeslänger einheitlich festgelegt, z. B. auch ein Lockdown.

- Andererseits wird durch Wenn-Dann-Regeln festgesetzt, ab welchen Inzidenzen (besser wäre ab welchen relativen Infektionszahlen bezogen auf Testungen) welche Maßnahmen ergriffen werden – und an die sich auch alle halten müssen, also z. B. als die berühmte „Notbremse“.

- Diese Wenn-dann Regeln gelten zwar allgemein, führen aber in der Praxis durch die unterschiedlichen lokalen Inzidenzen zu unterschiedlichen lokalen Maßnahmen.  So ist dann trotz Vereinheitlichung noch Spielraum für Differenzierungen, Adaptionen und Veränderungen.

- Allerdings sollte die Differenzierung nicht so weit gehen, dass in jedem kleinen Landkreis andere Maßnahmen und vielleicht auch noch alle paar Tage

wechselnde Maßnahmen vorvorgenommen werden, das führt zu Chaos und Verlust an Glaubwürdigkeit.

 

 

10) Systemanalyse der Corona-Krise

In meinem Essay “Systemanalyse der Corona-Krise“ habe ich auf fast 50 Seiten ausführlich erläutert, dass man die Corona-Krise aus Sicht der Systemtheorie, d. h. ganzheitlich analysieren und bewältigen muss. Dies bedeutet u. a., dass man auch die psychischen und sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgeschäden der Corona-Maßnahmen einrechnen muss. Man kann eine komplexe Politik nicht fast ausschließlich nach der absoluten Zahl der Infizierten ausrichten (die man ja noch nicht einmal genau kennt). Das ist eine indiskutable Reduktion von Komplexität. Ein solcher von mir geforderter System-Ansatz ist bis heute kaum in der Corona-Diskussion oder im Corona-Management zu finden.

 

 

11) Pseudowissenschaftliche  Argumentationen

Um nur ein Beispiel zu bringen: Immer wird von exponentiellem Wachstum gesprochen und das dann als eine Verdoppelung der Infektionszahlen dargestellt. Aber ein exponentielles Wachstum muss keineswegs eine Verdoppelung bedeuten. Es geht nur darum, dass sich die Bestandsgröße in jeweils gleichen Zeitschritten immer um denselben Faktor vielvielfacht.

 

Noch wichtiger ist aber, anzugeben, innerhalb welchen Zeitraums z. B. eine Verdoppelung stattfindet. Es ist natürlich ein gewaltiger Unterschied, ob sich innerhalb eines Tages oder von mir aus innerhalb eines Jahres die Anzahl der Infizierten verdoppelt. Im ersten Fall ist es ein hochakuter Prozess, im zweiten Fall eine langfristige Entwicklung.

 

Generell gilt: die hochkomplexe Corona-Krise lässt sich nicht mit linearen, monokausalen Methoden erfassen, sondern nur mit nonlinearen, multikausalen Verfahren. Man muss Rückwirkungen, Wechselwirkungen, Regelkreise und auch paradoxe Wirkungen in dem vernetzten komplexen Gesellschaftssystem, letztlich im Weltsystem berücksichtigen – was z. B. auch die Chaostheorie miteinschließt. „Chaostheorie“ heißt natürlich nicht, dass man sich chaotisch verhalten soll, wie die Politiker es aber leider allzu oft tun.

 

 

12) Polemischer Umgang mit Kritikern der Corona-Politik

Natürlich gibt es unsinnige Thesen über Corona (z. B. dass der Corona-Virus gar nicht existiert) und ebenso unsinnige Thesen über Anti-Corona-Maßnahmen, z. B. dass Masken gar nichts nützen würden. Es ist aber in der Corona-Krise eine naive, unterkomplexe Wissenschaftsgläubigkeit festzustellen, wie man sie spätestens seit den 60er Jahren überwunden glaubte. Von der ausgehend werden auch kompetente Kritiker der Corona-Politik als “Wissenschaftsleugner” oder Verschwörungstheoretiker diskriminiert, wird auch eine fundierte, differenzierte Kritik polemisch runtergemacht.

 

Diese Angriffe erfolgen nun von Leuten, die selbst wenig von Wissenschaft/en verstehen (oder als „Fachidioten“ nur ihr eignes Wissenschaftsgebiet, z. B. virologisches überblicken), und die vor allem wenig bis gar kein Wissen haben von wissenschaftstheore- tischen Methoden zur Prüfung von Theorien, von logischer Argumentation, von Statistik und Kausalanalyse oder von der Theorie komplexer Systeme, der heutigen Leitwissenschaft. Leute, die vermutlich nie Popper, Kuhn, Adorno und Horkheimer oder Habermas gelesen haben, um nur einige hier wichtige Namen, einige anerkannte Klassiker der Wissenschaftskritik zu nennen.


Das zeigt die Panik und Wagenburgpolitik von Politikern und auch Journalisten, die ihr eigenes Unwissen und Versagen nicht anders mehr übertünchen können, als dass sie Andersdenkende und Kritiker attackieren.


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System-Analyse der Corona-Krise


- Eine wissenschaftliche Alternative zum Virologismus - 

 

28.04.2020 - 17.05.2020

 

Inhalt

 

0  Einführung - die aktuelle Corona-Situation

1  Systemtheorie

2  Die Corona-Pandemie und ihre Folgen

3  Maßnahmen gegen die Corona-Infektion

4  Folgen der Maßnahmen gegen die Corona-Infektion

5  Systemische Vorschläge für die Corona-Krise

Schluss

 

 

 

0 Einführung – die aktuelle Corona-Situation


- Die Corona-Erkrankungen sind in Deutschland wie weltweit rückläufig – mit wenigen Ausnahmen. Das wird allerdings sehr unterschiedlich gedeutet.

Die einen sagen, der Höhepunkt der Infektionen bzw. eine zweite Welle ständen wahrscheinlich noch bevor, man könnte keinesfalls Entwarnung geben und, wenn überhaupt, nur ganz vorsichtig die Maßnahmen des Lockdowns lockern. Die gewohnten, normalen Lebensverhältnisse seien auf lange Zeit passé, es könne nur um eine einschränkungsreiche „neue Normalität“ gehen.

Andere sagen, man habe das Schlimmste hinter sich, und es wäre dringend Zeit, auch weitergehende Lockerungen vorzunehmen: um den Menschen ihre Bürgerrechte zurückzugeben und die Wirtschaft vor einem noch größeren, ruinösen Rückgang zu bewahren.

 

„Deutschland macht sich locker“

 

- Jedenfalls werden jetzt mehr Lockerungen vorgenommen, wobei es – trotz der Vereinbarung einheitlicher Regelungen – fast in jedem Bundesland zu anderen Öffnungen kommt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Im ersten Bundesland durften erst Geschäfte bis 800 qm aufmachen, im anderen Land auch größere, über 800 qm, im dritten größere nur, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800 qm einengten. Mittlerweile dürfen in allen Bundesländern Geschäfte auch über 800 qm aufmachen. Entgegen den Lockerungen sind andererseits mit der Einführung der Maskenpflicht striktere Maßnahmen angeordnet worden.

 

- Der Tübinger grüne Bürgermeister Boris Palmer fragte kürzlich, was für einen Sinn es mache, Menschen am Leben zu halten, die ohnehin wahrscheinlich in einem halben Jahr sterben würden, wenn man dafür das ganze Land ruiniere. Diese Überlegung ist zwar zugespitzt, doch insofern verständlich, als das Durchschnittsalter der an Corona verstorbenen Menschen bei uns 81 Jahre beträgt. Aber – natürlich – gab es einen Sturm der Entrüstung, und Herr Palmer musste zurückrudern.

 

- Auch der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der anders als Palmer nicht gerade für revolutionäre Gedanken bekannt ist, wies im Zusammenhang mit den Anti-Corona-Maßnahmen darauf hin, man dürfe nicht alles dem Schutz des Lebens unterordnen. Zentral sei vielmehr die Menschenwürde, und man müsse auch wirtschaftliche, soziale und psychologische Folgen abwägen.

 

- Insgesamt kann man feststellen, dass die Einheitsfront für die rigorosen Anti-Corona-Maßnahmen bröckelt. Während anfangs die meisten Politiker und Bürger dem von Merkel und Spahn, Robert-Koch-Institut und Virologen verordneten totalen Kampf gegen Corona bereitwillig mitmachten, Gesellschaft und Medien fast wie gleichgeschaltet wirkten, regt sich mehr und mehr Widerstand, trotz der Warnungen der Bundeskanzlerin vor „Öffnungs-Diskussions-Orgien“.

 

Bürger begehren auf gegen den Lockdown

 

- Z. B. setzt sich der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet deutlich gegen Angela Merkel und noch mehr gegen den Corona-Hardliner Markus Söder ab, propagiert vielmehr deutliche Liberalisierungen, hin zu einer „verantwortbaren Normalität“. Der FDP-Politiker Kubicki provozierte zwar mit seiner Aussage „Wer Angst hat, soll zu Hause bleiben“ die übliche Empörung, aber, jedenfalls klammheimlich, werden ihm vermutlich viele zustimmen. Denn auch immer mehr Bürger murren auf gegen den Shutdown (inzwischen freundlicher Lockdown genannt), sie wollen ihr altes Leben zurück.

 

- Außerdem werden Bürger durch unrealistische Regelungen demoralisiert. Das Gebot, immer mindestens 1,50 Meter Abstand zu halten, erweist sich in vielen Alltagssituationen als undurchführbar, z. B. in den engen Gängen eines Supermarktes, erst recht, weil genug rücksichtslose Zeitgenossen sich überall durchdrängeln.

- Es gibt erste Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen, und es gibt Gerichtsurteile, die ein pauschales Verbot solcher Demonstrationen untersagen. Auf der anderen Seite wird die Zusammensetzung der Demonstranten in manchen Medien heftig kritisiert: Es seien Verschwörungstheoretiker, Extremisten der Linken, aber vor allem der Rechten, Reichsbürger, Impfgegner, eben die „üblichen Verdächtigen“.


- Die Kritik ist nicht unberechtigt – vor allem, wenn sich die Demonstranten nicht an die Abstandsregelung halten –, nur leider vergisst man dabei die wichtigste Gruppe der Demonstranten: nämlich gute Demokraten, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen. Und die mit ihrer Hinterfragung der „Demokratie-Pause“ in der Corona-Krise eine demokratische Kontrolle ausüben, die von den meisten Medien in einer wie gleichgeschalteten „Kriegsberichterstattung“ über Monate sträflich vernachlässigt wurde. Die Frage ist, ob hier von interessierter Seite ein berechtigter demokratischer Protest bewusst gemobbt werden soll. Die Behauptung, dass die Demonstranten überwiegend Antidemokraten seien, könnte man selbst als eine Verschwörungstheorie kennzeichnen.


- Am 6. Mai gab es die bisher letzte Corona-Videokonferenz von Bundeskanzlerin Merkel mit den Ministerpräsidenten. Das Ergebnis: Die sehr vorsichtige Öffnungspolitik von Merkel und Spahn wurde abgesetzt. Die Ministerpräsidenten entscheiden zukünftig weitgehend selbstständig über die vielfältigen Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in ihren Ländern. Was zur Folge hat, dass die Corona-Regelungen und Öffnungs-Termine in Deutschland vollends unübersichtlich werden. Allerdings wurde eine Notfallregel, eine Obergrenze eingebaut: Wenn die Zahl von Neuinfektionen über 50 auf 100.000 Einwohner eines Landkreises in 7 Tagen liegt, dann werden in dem betroffen Bereich wieder verschärfte Schutzmaßnahmen fällig, ggf. eine Wiederkehr des Lockdowns.

 

Wie geht es weiter mit Corona?

 

- Nun muss sich zeigen, wie es mit der Corona-Entwicklung weitergeht: Wie verhalten sich die Infektionszahlen angesichts der Lockerungsmaßnahmen? Erweist sich die Öffnung unter strengen Hygienebedingungen, z. B. in Schulen, als praktikabel? Rechnet sich eine „Abstands-Öffnung“ mit nur der Hälfte der Tische z. B. für ein Restaurant überhaupt? Halten sich die Menschen an die Abstandsregeln? Und haben sie Lust, wieder in ein Restaurant zu gehen, wenn das eher anmutet wie ein Besuch auf der Intensivstation? Man muss es den Restaurantbetreibern und vielen anderen Geschäften wünschen.

 

- Die Abkehr von der reinen Anti-Corona-Lehre bzw. das Wirrwarr an Meinungen und Handlungen hängen wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Aussagen der „führenden Virologen“ und Epidemiologen unterschiedlich, wechselnd und oft wissenschaftlich nicht wirklich abgesichert sind, auch weil es viel zu wenige Testungen auf Corona gibt und daher die wirkliche Zahl der Infizierten unbekannt ist. Ebenso irritierten die Virologen mit immer neuen, angeblich entscheidenden Parametern: Wachstumsrate, Ansteckungsrate, Verdopplungsrate, Neuansteckungsrate, Replikationsrate (R-Faktor); das Neueste ist jetzt der geglättete R-Faktor, was sich etwas wie „frisierter R-Faktor“ anhört.

 

- Außerdem haben sich die Ankündigungen der Virologen mehrfach als falsch erwiesen: z. B. die Behauptung, die Krankenhäuser würden bald von Corona-Kranken geflutet werden und man müsste unbedingt mehr Intensiv-Betten aufbauen und diese für Corona-Patienten reservieren, daher alle nicht unbedingt notwendigen Operationen verschieben. Das Gegenteil ist eingetreten: In vielen Krankenhäusern sind über 50% der Intensiv-Betten frei, aber auch generell sind die Krankenhäuser wegen Ansteckungsangst der Patienten unerwartet leer, mancherorts überlegt man absurderweise sogar Kurzarbeit für Krankenschwestern und Pfleger.

 

- Die Menschen sind verunsichert, weil die Virologie sich eigentlich nur von Irrtum zu Irrtum tastet, das jeweilige Zwischenergebnis aber als gesicherte Wahrheit ausgibt. Die Erkenntnis von gestern ist der Irrtum vom heute. Und die Wahrheit von heute wird sich wahrscheinlich morgen als Irrtum herausstellen. Leider ist es eben mit dem vorgegebenen Expertenwissen über das neue Corona-Virus nicht so weit her. Die Wissenschaft vom Corona-Virus SARS CoV-2 und von der Corona-Krankheit COVID- 19 befindet sich noch in einem Anfangsstadium, und es wäre ehrlicher, das zuzugeben – anstatt in einer Vorwärtsverteidigung zu fordern, dass sich nur Virologen zu Corona äußern sollen.

 

Systemdenken als Alternative zum Virologismus

 

- Ich nenne die Fixierung nur auf das Corona-Virus und seine Bekämpfung „Virologismus“. Alles Denken und Handeln in der Corona-Krise ist auf das Virus konzentriert und steht unter dem Primat, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Die Fragen, welche Folgen diese Anti-Corona-Maßnahmen, vor allem der Lockdown haben, auf die Gesellschaft, auf Familien, auf die Wirtschaft und auf uns einzelne Menschen, werden als sekundär betrachtet oder sogar ausgeklammert. Dabei nimmt man z. B. in Kauf, dass die gesamte Wirtschaft in Deutschland einen extremen, vermutlich langfristigen Schaden erleidet, auch wenn man kompensatorisch mit einer gewaltigen Neuverschuldung so viel Geld in die Wirtschaftsbetriebe pumpt, dass schon vor einer Staatswirtschaft gewarnt wird.


-   „Gesundheit geht vor Wirtschaft“, ist das simple Motto. Gemeint ist aber auch „Gesundheit geht vor demokratische Bürgerrechte“ oder „Gesundheit geht vor alles“. Das war die überwiegende Haltung unserer Politiker in der Corona-Krise und ist es bei vielen noch immer. Das macht auch verständlich, dass die Politiker sich in erster Linie Rat bei den Virologen holen. Und die Virologie gibt sich als einzige zuständige Wissenschaft für die Corona-Pandemie aus. Aber ihre Sichtweise ist eingeengt, reduktionistisch, berücksichtigt nur ungenügend die systemischen Verflechtungen und Wechselwirkungen in einem Staat.  


Dem Virologismus stelle ich die Systemtheorie oder Systemwissenschaft gegenüber. Diese fragt nicht nur nach dem Virus und seiner Ausbreitung, sondern berücksichtigt auch die betroffenen komplexen Systeme, das Gesellschaftsystem, das Familiensystem, das Wirtschaftssystem u.v.m. Die Systemtheorie fragt, wie diese Systeme vernetzt sind, und welche möglicherweise schädlichen Folgen und Kettenreaktionen die Eingriffe in das Staats-System haben. Z. B. macht die Systemtheorie deutlich, dass die Anti-Corona-Maßnahmen unsere Gesundheit insgesamt mehr bedrohen können als der Corona Virus SARS CoV-2 selbst. Aber es geht auch darum, welche Ressourcen der Selbsthilfe die Systeme besitzen, z. B. wie die unspezifische Abwehr unseres Immunsystems gegen die Corona-Infektion helfen kann und wie sich diese Immunabwehr steigern lässt.

 

- Ich möchte die vielen Corona-Verwirrungen zum Anlass nehmen – als mein drittes Essay über das Corona-Thema – eine systemische Analyse der Corona-Krise vorzulegen. Denn ich halte die Systemtheorie am besten dafür geeignet, die Corona-Situation systematisch und klar darzustellen und qualifizierte Folgerungen daraus zu ziehen. Vor allem auch, weil die Systemwissenschaft darauf spezialisiert ist, wie man das Gleichgewicht in einem Gesellschaftsystem aufrechterhalten kann: in der Corona-Krise also das Gleichgewicht zwischen Bekämpfen des Virus und Funktionieren der Staates. Im Focus meines Essays steht die Corona-Krise, man kann den Artikel aber zusätzlich als eine ambitionierte Einführung in die Systemtheorie lesen.

  


 

1 Systemtheorie

 

1-1  Die Systemtheorie als universale Theorie

- Die Systemtheorie ist die heute wichtigste wissenschaftliche Theorie bzw. Meta-Theorie. Sie beschäftigt sich generell mit Systemen. Ein System ist – ganz allgemein – eine Menge von Objekten, zwischen denen Abhängigkeiten bestehen. Das kann ein mathematisches Gleichungs-System sein, der menschliche Körper  als somatisches System, ein Planetensystem, ein Ökosystem, eine Gesellschaft als soziales System u.v.m. Bei höheren, lebenden Systemen kommt dazu, dass sie ein Ganzes bilden und im Austausch mit einer Umwelt stehen.


- Man kann auch den individuellen Menschen als System beschreiben. Wenn man auf die klassische Unterteilung von Körper, Psyche und Kognition (Geist) zurückgreift, lässt sich bestimmen, das System Mensch umfasst folgende Untersysteme oder Subsysteme: somatisches System, psychisches System und kognitives bzw. mentales System.


- Ein Gesellschaftssystem oder Staatssystem umfasst: politisches System, Wirtschafts- und Finanzsystem, soziales System, kulturelles System, Bildungssystem, militärisches System und andere. Diese Systeme sind – wie man sagt – vernetzt, also miteinander verbunden, und bilden als Ganzheit das Gesellschaftssystem.


- Es gibt verschiedene Ansätze der Systemtheorie, insbesondere die funktional-strukturelle, die strukturell-funktionale und die kybernetische Systemtheorie. Daneben gibt es spezielle Systemtheorien, z. B. die soziologische Systemtheorie (Theorie soziale Systeme) und die psychologische Systemtheorie (Theorie psychischer Systeme). Ich werde hier Aspekte verschiedener Ansätze berücksichtigen.

 

 

1-2  Systemrelevanz

- Die Systemtheorie spielt in der gängigen Diskussion über Corona fast keine Rolle. Mit einer Ausnahme: Der Begriff „systemrelevant“ wird verwendet, allerdings recht oberflächlich und undifferenziert. Logisch gesprochen, bedeutet „A ist systemrelevant für das System B“, dass A eine notwendige Bedingung für das Funktionieren oder sogar Überleben von B ist. Formallogisch kennzeichnet das die Replikation A <-- B.


- Welches System ist in der Aussage von der Systemrelevanz gemeint? Offensichtlich der Staat, das Gesellschaftssystem als Ganzes. „Systemrelevant“ nennt man dann Berufsgruppen, die für das Funktionieren einer Gesellschaft bzw. eines Staates unverzichtbar sind (bzw. die man dafür hält). Eine hinreichende Begründung für die Unterteilung in systemrelevant und nicht systemrelevant wurde bisher aber nicht vorgelegt. Z. B. wird alles Kulturelle einfach als nicht systemrelevant eingeordnet, was auf ein reichlich verkürztes Gesellschaftsmodell verweist.


- Obwohl also die Systemtheorie in der Corona-Diskussion kaum eine Rolle spielt, halte ich es aber für entscheidend wichtig, sie heranzuziehen. Da sie die Corona-Krise und die Maßnahmen einerseits systematisch analysieren kann, andererseits begründete Vorschläge zu einem besseren Umgang mit dieser Krise vorzulegen vermag.

 

 

1-3  Komponenten eines lebenden Systems

- Wie kann ein System genauer erklärt werden? Bei einem lebenden (intelligenten) System kann man folgende Komponenten bzw. Aspekte unterscheiden:

· Ziele (Soll-Werte)

· Elemente

· Subsysteme oder Teilsysteme

· Strukturen (Beziehungen zwischen den Elementen u. a.)

· Funktionen (Leistungen, die erbracht werden müssen)

· Steuerung

· Umweltbeziehungen, Input/Output

· Emergenz, die übergeordnete Ganzheit des Systems

 

- Typisch für (funktionierende) Systeme ist, dass sie sich in einem – relativen –  Gleichgewicht befinden. 1. herrscht ein Gleichgewicht zwischen den Elementen bzw. zwischen den Subsystemen. 2. gibt es ein Gleichgewicht zwischen den Elementen/Subsystemen und dem Ganzen. 3. findet sich ein Gleichgewicht in den Beziehungen zur Umwelt, man spricht auch von Fließgleichgewicht. Das gilt für offene Systeme, bei denen ein Input aus der Umwelt und ein Output in die Umwelt stattfinden. Dagegen sind geschlossene Systeme weitgehend gegen die Umwelt abgeschottet. Der Normalfall eines Systems ist aber die Offenheit, wobei dennoch Systemgrenzen bestehen, durch die das System seine Identität gegenüber der Umwelt behauptet bzw. definiert.

 

- Nehmen wir als Beispiel für ein System das Gesellschaftssystem, und zwar die deutsche Gesellschaft.

· Ziele (Soll-Werte): z. B. die Aufrechterhaltung demokratischer Strukturen

· Elemente: die individuellen Menschen

· Subsysteme oder Teilsysteme: z. B. das Rechtssystem

· Strukturen: z. B. die Regeln und Normen der Kommunikation

· Funktionen: z. B. die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung

· Umweltbeziehungen, Input/Output: der Austausch  von Menschen, Waren und Informationen mit anderen Ländern

· Emergenz, Deutschland als übergeordnete Ganzheit des Systems

 

 

1-4  Festlegung von Soll-Werten eines Systems

- Unter Soll-Werten eines Systems kann man umgangssprachlich seine Ziele verstehen.


- Ein lebendes System verfolgt Ziele. Das kann sich einmal um nur Quasi-Zielgerichtetheit handeln. Wenn z. B. unser Körper mit Hilfe seines Immunsystems ein Virus wie das Corona-Virus  abwehrt, ist das, jedenfalls aus Sicht der Evolutionstheorie, einfach ein Verhalten, welches der Körper zufällig (z. B. durch Mutationen) entwickelt hat und das dann durch seinen Erfolg dazu beigetragen hat, dass der Körper überlebt (Selektion).


- Bei intelligenten Systemen spricht man von Zielgerichtetheit (bei unbewussten Zielen) bzw. Zielbewusstsein. Im Gegensatz zu einem körperlichen Organismus kann ein intelligentes System seine Soll-Werte in gewissem Rahmen selbst wählen.


- Allerdings, das Grundziel eines lebenden Systems muss die Selbsterhaltung sein. Man kann ähnliche Ziele definieren wie Erhalt eines Gleichgewichts, Vermeidung von Schmerz oder Befriedigung von Bedürfnissen. Von der Sozialbiologie wird das Verbreiten und der Schutz der eigenen Erbanlagen als dominantes Ziel angesetzt, während die früher oft genannte Arterhaltung aus heutiger Sicht für ein Individuum kein primärer Wert ist. In jedem Fall gilt: Wenn das System nicht überlebt, sind alle anderen Ziele hinfällig.


- So gesehen sind Systeme primär darauf ausgerichtet, den Status quo zu bewahren. Das heißt aber nicht, dass Systeme prinzipiell eine Evolution, einen Systemwandel ausschließen. Ein System kann auch ein neues Gleichgewicht auf einer höheren Ebene finden. Wie der Satz „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ aussagt: Manchmal kann ein System im Wandel und nur im Wandel seine Identität erhalten.

 

 

1-5  Die Identität eines sozialen Systems

- Betrachten wir die deutsche Gesellschaft als soziales System (genauer wären auch die Subsysteme zu berücksichtigen). Das primäre Ziel der Gesellschaft muss das Überleben sein. Aber was bedeutet das? Natürlich geht es zunächst darum, dass die Elemente des Systems, sprich die individuellen Menschen überleben; aber es wäre unrealistisch, zu versuchen, jeden Menschen am Leben zu erhalten. In Deutschland sterben etwa – ohne Corona – 2600 Menschen am Tag, im Jahr fast eine Million. So sind jedenfalls die bisherigen Todesraten von Corona in Deutschland, nämlich ungefähr 7000 Todesopfer in etwa 3 Monaten, keine wirkliche Bedrohung für das Überleben des Gesellschaftssystems, auch wenn das fälschlich immer so dargestellt wird.


- Aber man kann die Identität der Gesellschaft nicht nur über ihre Mitglieder definieren. Z. B. gehören zu der Identität der deutschen demokratischen Gesellschaft auch bestimmte Bürgerrechte und Freiheitsrechte. Angenommen, der deutsche Staat würde sich wieder zu einer Art NS-Diktatur wandeln, dann verlöre er seine Identität, auch wenn die meisten Menschen überleben würden. Umgekehrt, der „Geist“ einer Gruppe, z. B. eines Vereins, kann weiterbestehen, auch wenn von den Gründungsmitgliedern niemand mehr dabei ist.


- D. h. natürlich nicht, dass die Individuen für das System unwichtig wären. Manchmal sind einzelne Menschen für ein soziales System sogar sinn- und identitätsstiftend. So können charismatische Führungspersönlichkeiten ein System dominieren, oder eine Elite (z. B. die Königsfamilie). Und gerade bei einer Evolution eines Systems, bei einem Systemwandel geben oft einzelne Pioniere und Vordenker den Ausschlag. Aber die Identität eines Systems ist vielfältig zu definieren. Es gibt z. B. den Satz: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Hier wird ausgesagt, dass die Umwelt, die Familie oder Freunde, bzw. die Kommunikation mit ihnen meine Identität, meine Persönlichkeit und mein Leben, (mit)bestimmen.


- Noch eine Ergänzung: Auch wir einzelnen Menschen – als Systeme betrachtet – versuchen zu überleben. Dennoch gibt es Situationen, in denen Menschen ihr Leben, also sich selbst, opfern, für ein (vermeintlich) höheres Ziel, z. B. um die Familie zu retten. Und durch diese Tat erhält man paradoxerweise noch im Tod seine Identität, während man sie verlieren würde, wenn man die Familie im Stich ließe.

 

 

1-6  Die Ziele des deutschen Staatssystems in der Corona-Krise

- Ich komme jetzt zur Corona-Krise und dem deutschen Staatssystem. Was sind hier die Ziele, die von der Regierung vorgegeben werden? Man hört Verschiedenes: möglichst zu verhindern, dass viele Menschen sterben;  die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu stoppen; oder wenigstens zu verlangsamen, weil sonst das Gesundheitssystem zusammenbrechen könnte.


- Daran ist Verschiedenes zu kritisieren: Es wird gar nicht reflektiert, was eigentlich die Identität Deutschlands ausmacht und wie die zu erhalten ist. Es gibt auch keine klare Ziel-Hierarchie. Z. B. ist das störungsfreie Funktionieren des deutschen Gesundheitssystems ein wichtiges Ziel, aber es kann – bei der Berücksichtigung des Gesamtsystems – sicher kein primäres Ziel sein. Außerdem gibt es Zielkonflikte: Die Ausbreitung der Corona-Infektion unter allen Umständen zu drosseln, rivalisiert mit dem Ziel, möglichst eine „Durch-Immunisierung“ der Gesellschaft zu erreichen („Herdenimmunität“). Eine systemtheoretisch gebildete Regierung müsste Ziele und Unterziele eindeutig bestimmen bzw. hierarchisieren und danach dann vorzugehen.

 

 

1-7  Ermittlung der Ist-Werte

- Ein System definiert Soll-Werte (Ziele). Es untersucht daraufhin die Ist-Werte (Realität), um zu prüfen, wie weit die Soll-Werte von den Ist-Werten abweichen (Realitätsprüfung). Dann unternimmt es Maßnahmen, um die Ist-Werte den Soll-Werten anzunähern bzw. diese zu realisieren. Ggf. muss das System allerdings auch seine Soll-Werte verändern, weil sonst keine Übereinstimmung mit den Ist-Werten zu erreichen ist.


- Bei der Corona-Krise heißt das: Zunächst muss man feststellen, wie sich das Virus ausbreitet. Wie hoch sind die Infektionsraten? Danach unternimmt man Maßnahmen wie den Lockdown, um diese Werte zu reduzieren.

Maßnahmen sollten aus systemtheoretischer Sicht allerdings nicht willkürlich, als Ad-hoc-Maßnahmen eingesetzt werden, wie man bei unserer Regierung oft den Eindruck hat. Sondern es ist sorgfältig zu prüfen, welche System- und Umweltressourcen zur Verfügung stehen und danach zu planen.

Und dann muss man wieder prüfen, wie weit sich die Ist-Werte verändert bzw. verbessert haben. Es geht gewissermaßen um das Feedback der Realität auf die getroffenen Maßnahmen.


Angenommen, man will den Soll-Wert der Reproduktionsrate (R-Wert) auf 1 halten. Wenn der Ist-Wert von R über 1 steigt (>1), muss man daher z. B. den Lockdown wieder verschärfen (negatives Feedback). So kann ein Regelkreis entstehen, wo eingeregelt wird, dass der R-Wert nicht über 1 geht bzw. wenn doch, direkt gegengesteuert wird. Oder angenommen, man misst, dass der R-Wert 1 beträgt oder sogar unter 1 gefallen ist (<1). Dann gibt es 2 Möglichkeiten: Man belässt die Maßnahmen so, oder man verschärft den Lockdown dennoch, um den R-Wert noch weiter zu senken. Dann ist zu erwarten, dass R immer weiter abnimmt (positives Feedback). Das kann allerding auch kontraproduktiv sein weil eben die negativen Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen, die Kollateralschäden, immer weiter steigen.


- Übrigens gehört zur Überprüfung auch festzustellen, wie sehr sich die Menschen an die Lockdown-Forderungen überhaupt halten. Es gibt viele Hinweise und Berichte, dass vor allem das Abstandsgebot von 1,50 (bzw. 2) Meter nicht hinreichend eingehalten wird.


- Aber auch die Ermittlung der Ist-Werte funktioniert in der Corona-Krise gar nicht. Es wird (medizinisch) in einer Weise argumentiert, die wissenschaftlich nicht haltbar ist. So wird ständig operiert mit der Wachstumsrate der Infektionen („Exponentielles Wachstum“: z. B. 2 0=1, 2 1=2, 2 2=4, 2 3=8, 2 4=16 usw.), der Reproduktionszahl (wie viele Menschen steckt ein Infizierter durchschnittlich an?) und der Verdopplungszahl (in welcher Zeit verdoppelt sich die Anzahl der Infizierten?).


- Diesen modelltheoretischen Berechnungen fehlt aber die empirische Basis. Denn um die Zahlen real bestimmen zu können, muss man die tatsächliche Anzahl der infizierten Menschen kennen. Da aber auf Grund politischer Fehlentscheidungen und mangelnder Test- und Laborressourcen viel zu wenige Menschen getestet werden, muss man eine große Dunkelziffer annehmen; es gibt Schätzungen, dass die Dunkelziffer 1:10 beträgt, also dass die Anzahl der Infizierten 10mal so hoch ist wie die Anzahl der durch Test verifizierten Infizierten (Zahlen für Deutschland). Daher muss man den Prozentsatz der Todesopfer ungefähr durch 10 dividieren, d. h. wenn z. B. eine Todesrate von 1% angegeben wird, dürfte sie in Wahrheit eher bei 0,1% liegen.


- Übrigens ist es aus diesen Überlegungen heraus auch sinnlos und eher ärgerlich, dass man ständig von Wissenschaftlern mit geringfügig schwankenden Werten der Reproduktionszahl und daraus abgeleiteten weitgehenden politischen Forderungen behelligt wird. Ob der Wert nun bei 1,1, 1,0 oder 0,9 berechnet wird, das ist ohne Aussagekraft, es ist nicht signifikant. Es unterliegt Zufälligkeiten, insbesondere, wie viele Menschen man getestet hat. Drastischer könnte man auch von „Messfehlern“ sprechen.

 

 

1-8  Statistische Mängel bei der Ermittlung der Ist-Werte

- Auch ist ein Problem, nur mit Durchschnittswerten zu arbeiten: Wenn z. B. von 10 Corona-Infizierten jeder 1 anderen Menschen infiziert, so liegt die Reproduktionszahl bei 1. Aber auch, wenn ein Infizierter 10 andere Menschen infiziert und 9 keinen infizieren, liegt die durchschnittliche Reproduktionsrate bei 1. Es geht hier um die Streuung der Werte. Doch natürlich macht das für die Einstufung der Ansteckungen einen großen Unterschied, z. B. ob es sich um individuelle bzw. regionale Häufungen handelt, die leichter einzugrenzen sind als um eine gleichmäßige Durchseuchung.


- Zumindest sollte man Untersuchungen an repräsentativen Stichproben machen, um die tatsächliche Zahl von Infizierten statistisch eingrenzen zu können. Aber das wird bis heute sträflich vernachlässigt. Man testet fast ausschließlich Verdachtsfälle.

- Ein weiteres Problem bei der Ermittlung der Ist-Werte: Mir ist nicht bekannt, ob untersucht wurde, inwiefern die normale Sterberate (in Deutschland) durch die Corona-Todesfälle überhaupt erhöht worden ist. Jedenfalls nicht nennenswert durch ca. 6000 Todesopfer seit Ende Januar 2020 (also in ca. 3 Monaten) während ohnehin etwa 2600 Menschen in Deutschland am Tag sterben, also in 3 Monaten etwa 234000  Menschen.


- Das Robert-Koch-Institut hat anfangs dazu geraten, bei – vermutlich! – durch Corona gestorbenen Menschen keine Autopsie zu machen wegen der möglichen Ansteckungsgefahr. D. H. die Behauptung, dass ein Mensch durch die Corona-Infektion gestorben ist, war völlig unbewiesen; das hat mit wissenschaftlicher Validität wenig zu tun. Daher hört man heute meistens die vorsichtigere Zuschreibung, ein Patient sei „in Verbindung mit einer Corona-Infektion“ gestorben, wo keine eindeutige Kausalbeziehung behauptet wird.

 

 

1-9  Die Corona-Infektion als chaotisches System?

- Bei einer Reproduktionsrate (R-Faktor) von 1 verläuft die Corona-Ausbreitung linear (in einer Grafik zeigt sich das als aufsteigende Gerade) Jeder Infizierte steckt einen anderen an. Person a (1 Infizierter) steckt b an (2 Infizierte), b steckt c an (3 Infizierte) usw.


- Lange Zeit haben die Virologen aber von exponentiellem Wachstum gesprochen (oben erläutert) und versucht, das mit nonlinearen Gleichungen zu beschreiben (in der Grafik sind die als Kurven dargestellt). Bisher ohne nennenswerten Erfolg.


- Das liegt m. E. auch daran, dass man Corona wahrscheinlich als chaotisches System verstehen muss. Chaotische Systeme sind dadurch bestimmt, dass sich ihr zeitliches Verhalten nicht vorhersagen lässt, obwohl die zugrundeliegenden Gleichungen deterministisch sind. Für chaotische Systeme bzw. chaotische Prozesse gilt, dass kleinste Änderungen der Ausgangbedingungen sehr große, nicht exakt berechenbare Veränderungen auslösen, der sogenannte Schmetterlingseffekt; damit ist gemeint, dass theoretisch der Flügelschlag eines Schmetterlings eine ganze Wetterlage verändern kann.


- Bei der Corona-Infektion kann man sich das folgendermaßen vorstellen: Auf Grund der hohen Ansteckungspotenz des Corona-Virus kann ein einziger Infizierter unter bestimmten Bedingungen (z. B. bei einem Volksfest oder Karnevalsveranstaltung) eine sehr hohe Anzahl von Menschen infizieren, die sich nicht genau berechnen lässt.

 

 

1-10  Alternativen zum Corona-Mainstream, dem „Coronat“

- Aus meiner Sicht sind also die statistischen Argumentationen insbesondere der Virologen teils unzureichend bis fehlerhaft. Auch aus wissenschaftstheoretischer Sicht, was logische Schlussfolgerungen oder den Aufweis von Kausalbeziehungen betrifft, findet man in den virologischen Theorien, besser Hypothesen, nicht die Validität, die man sich wünschen würde. Diese statistische Kritik habe ich aus meinen eigenen Überlegungen und Kenntnissen heraus entwickelt, und ich fand bisher wenig Gleichgesinnte.


- Umso erfreuter war ich daher, als ich jetzt auf Aussagen des Mathematikers und Statistikers Prof. Gerd Bosbach über „falsche Corona-Statistiken“ stieß. Prof. Bosbach äußert eine sehr ähnliche statistische Kritik wie ich, und er ist nun wirklich ein Fachmann ersten Ranges, bis 2019 Lehrstuhlinhaber für Statistik, vorher Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes und auch in der Statistikabteilung der KV tätig.


- Auch der Lungenfacharzt und Epidemiologe Dr. Wolfgang Wodarg hat die Aussagen und Statistiken der Virologen sehr in Frage gestellt. Dr. Wodarg ist bisher am bekanntesten geworden als Kritiker des „Corona-Mainstreams“. Und er wurde leider dafür auch am meisten ausgegrenzt. Ein solches Verhalten ist typisch für unreife, weitgehend geschlossene Systeme - und als ein solches muss man das Anti-Corona-System von Regierung und Virologie betrachten -, denn abweichende Meinungen werden oft als systemschädlich sanktioniert, so in der Kritik an Lockerungen des Lockdowns.


- Dabei sind abweichende, alternative Meinungen jedenfalls auf längere Sicht systemfunktional, denn sie korrigieren Fehler des etablierten Systems, bilden die Chance für eine Weiterentwicklung, vielleicht sogar für einen Evolutionssprung des Systems auf ein höheres Niveau.

 

 

1-11  Vernachlässigung von Psychologie und Soziologe

- Ich habe kritisiert: Die Argumentationen der Virologen sind wissenschaftlich teilweise nicht haltbar, zumindest unbewiesen. Überhaupt wird der Virologie eine Erfolgsbilanz unterstellt, die sie keinesfalls einlösen kann. Man denke nur daran, dass es in Jahrzehnten nicht gelungen ist, eine Impfung gegen das HIV-Virus zu installieren.


- Dass es den Virologen dann aber auch noch überlassen wird, grundsätzliche gesellschaftliche Forderungen zu stellen und quasi selbst darüber zu entscheiden, ist höchst fragwürdig. Und es ist indiskutabel, dass Politiker den Virologen – als „Fachidioten“ – quasi das Entscheiden überlassen und sich dahinter verstecken. Dies ist ein „Virologismus“, eine unzeitgemäße Wissenschaftsgläubigkeit, auf eine wissenschaftliche Einzeldisziplin bezogen. Erst ein Politiker wie Armin Laschet widersetzt sich zu Recht diesem Primat der Virologie.


- Es fällt auf, dass in den ständigen Talk-Sendungen und Sondersendungen über Corona zwar immer neben den Politikern Virologen vertreten sind (jeder Sender hat seinen „Hausvirologen“), es aber fast keine Soziologen und Psychologen gibt. Erst in letzter Zeit werden ökonomische, soziologische und psychologische Aspekte mehr in die Diskussion integriert. Aber soziologische oder psychologische Systemtheoretiker oder generell ein Vertreter der Systemtheorie tauchen schon gar nicht auf. 

 

 

1-12  Notwendigkeit einer systemtheoretischen Analyse

- Ich fasse noch einmal zusammen: Nur eine systemtheoretische und damit multifaktorielle, ja integrale Betrachtung kann die Corona-Krise ganz erfassen. Die Systemtheorie analysiert systematisch die Elemente, Strukturen, Funktionen, Sollwerte und Umweltbeziehungen eines Systems wie des deutschen Gesellschaftssystems.


- Was ist z. B. der oberste Sollwert in der Corona-Krise: möglichst viele (ältere) Menschen vor einer Ansteckung – und damit womöglich vor dem Tod – zu bewahren? Oder einen wirtschaftliche Kollaps zu vermeiden? Oder die Identität des demokratischen Systems, das wären z. B. die Bürgerrechte, zu erhalten?


- Oder wie verhalten sich die Elemente des Systems, z. B. die Menschen in einer Gesellschaft? Es fällt auf, dass in Umfragen  (anfangs) über 90% die Maßnahmen der Regierung befürworten, aber im Alltag, etwa im Supermarkt, schätzungsweise 70 – 80% sich nicht an den Mindestabstand von 1,50 Meter halten.

- Wie rational ist es, dass die Staaten sich abschotten, keine Bürger aus anderen Staaten einreisen lassen, obwohl doch das Virus längst im Inland verbreitet ist und daher von außen kaum eine größere Gefahr droht?

- Welche Funktionen müssen in einer Gesellschaft unbedingt aufrechterhalten werden, damit das System nicht auseinanderbricht? Wie bewahrt ein System sein Gleichgewicht, wie weit kann es abweichende Meinungen in einer Krise tolerieren? Generell: Welche System-Maßnahmen sind funktional und welche dysfunktional in der Corona-Krise?

- Die Systemtheorie untersucht und beantwortet solche Fragen. Sie kann – in einer normativen Variante – darüber hinaus Forderungen ableiten, für ein Systemverhalten, das systemförderlich und nicht systemschädigend ist.




2  Die Corona-Pandemie und ihre Folgen

 

De Folgen der Corona-Pandemie sind zu unterscheiden von den Folgen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie, die ich im Punkt 4  behandele.

 

 

2-1  Das Corona-Virus SARS CoV-2 

- Viren wie das Corona-Virus gelten im strengen Sinn nicht als Lebewesen, denn sie besitzen keinen Stoffwechsel und keine selbstständige Replikation. Man bezeichnet sie als infektiöse organische Strukturen (Nukleinsäuren), „dem Leben nahestehend“. Viren besitzen ein Programm zu ihrer Vermehrung und Ausbreitung, sie zwingen so eine Wirtszelle (z. B. die Körperzelle eines Menschen), weitere Viren herzustellen.


- Primär infiziert das Corona-Virus SARS CoV-2 einzelne Menschen, genauer den Körper, das somatische System eines einzelnen Menschen. Dabei lässt das Virus den Menschen mehr oder weniger schwer erkranken oder sterben. Natürlich betrifft eine solche Erkrankung nicht nur den Körper des Menschen (Körpersystem), sondern den Menschen als ganzen, also auch sein psychisches System und sein kognitives System (dazu komme ich später).


- Dabei kann ein mit dem Virus infizierter Mensch andere Menschen anstecken. Und das Virus hat sich durch Ansteckung, innerhalb von etwa vier - fünf Monaten, nahezu in der ganzen Welt verbreitet; daher spricht man von einer Pandemie.

 

 

2-2  Die Corona-Infektion COVID- 19 als globales Problem

- Da jeder Mensch Mitglied von Systemen ist, sind diese Systeme auch betroffen. Das gilt zunächst für die eigene Familie des Erkrankten (das Familiensystem), dann für seine Arbeit / Arbeitsstelle (berufliches System); insofern der Erkrankte Kontakt zu Ärzten oder Kliniken hat, ist das Gesundheitssystem betroffen usw. Letztlich betrifft jeder Corona-Erkrankte auch die Gesamtgesellschaft, das Gesellschaftssystem eines Staates.


- Und da die Corona-Infektion wie gesagt weltweit auftritt, ist die Weltgemeinschaft der Menschen als ganze betroffen, das globale System. Corona bedeutet also ein globales Problem.

 

 

2-3  Infektions-Zahlen

- Es ist schwierig, bei Corona exakt mit Zahlen zu argumentieren: erstens, weil die Infektionszahlen schnell überholt sind, solange sich die Infektion noch weiter ausbreitet.


- Zweitens, weil wie ich erläutert habe, die Zahl der Infizierten nicht annäherungsweise bekannt ist, nur die Zahl der durch Test nachgewiesen Infizierten. Und daher sind alle genannten Parameter wie Wachstumsrate, Verdoppelungszahl oder Replikationszahl (Ansteckungsrate) nur Mutmaßungen, aber keine Fakten.


- Was ich schon gemutmaßt hatte, wurde jetzt in einer Studie des Virologen Hendrik Streeck („Heinsberg-Studie“) bestätigt. Danach liegt die Dunkelziffer für Corona-Erkrankungen in Deutschland vermutlich beim Faktor 10. Demzufolge sind wahrscheinlich schon etwa 1,8 Millionen Deutsche an Corona erkrankt, die meisten davon allerdings längst genesen. Demgemäß muss man auch die bisher angegeben Todesrate für Corona durch 10 dividieren. Auf 0,37 Prozent.


- Aber auch, wenn die Zahlen der Infizierten und Todesfälle weit über denen in meinen beiden ersten Corona-Essays liegen – ich halte immer noch daran fest, was ich damals geschrieben habe: Bisher sind die Zahlen in Deutschland an Infizierten und Todesopfern noch weit unter denen, die bei einer schweren Grippeepidemie vor 2 Jahren aufgetreten sind, mit 25.000 Toten bei uns. In anderen Ländern mag das anders aussehen, aber die Vergleiche mit z. B. der spanischen Grippe, die 1918 – 1920 etwa 50 Millionen Todesopfer weltweit forderte (Schätzungen gehen von 20 Millionen bis über 100 Millionen), sind jedenfalls bisher völlig unrealistisch.

 

 

2-4  Psychische Folgen

- Die Folgen von Corona für unser psychisches System sind nicht zu bestreiten: Die Corona-Epidemie ängstigt Menschen und kann sie depressiv machen. Vor allem können bei Menschen, die an psychischen Störungen leiden, diese Störungen verstärkt werden. Natürlich spielt dabei auch die totale Information über Corona, die Dominanz von Corona in allen Medien, jeden Tag und rund um die Uhr, eine große Rolle. Menschen haben bzw. bekommen  Angst (gemacht), dass sie selbst oder ihre Angehörigen erkranken.


- Und wer tatsächlich schwer, vielleicht lebensbedrohlich an Corona erkrankt ist, erleidet normalerweise Todesangst und Verzweiflung. Dass die Schwerstkranken in ein künstliches Koma versetzt werden, hilft vorübergehend, aber die Situation nach dem Wideraufwecken birgt neue Belastungen.


- Und natürlich werden auch Angehörige und Freunde von schwer Corona-Erkrankten psychisch belastet. Sie machen sich Sorgen um den Kranken, aber sie machen sich zu Recht auch Sorgen, sich selbst angesteckt zu haben, wenn sie mit dem kranken Angehörigen engen Kontakt hatten.


- Insgesamt sind die psychischen Folgen durch die Corona-Maßnahmen aber viel gravierender und werden dort behandelt.

 

 

2-6  Soziale Folgen

- Wie oben schon angesprochen: Corona betrifft unser gesamtgesellschaftliches System, aber auch  die sozialen Subsysteme wie z. B. das Familiensystem. Man mag hier an den Lockdown, Ausgangbeschränkungen, Kontakt-„Verbote“, Abstandsregel u.v.m. denken, aber das sind nicht direkte Folgen der Corona-Infektion selbst, sondern der staatlichen Maßnahmen gegen die Corona-Infektion.


- Prinzipiell wäre auch denkbar, (außer Regeln der Grundhygiene) gar keine besonderen Maßnahmen gerne eine mögliche Corona-Verbreitung zu unternehmen, wie es in wenigen Staaten auf der Welt gehandhabt wird, z. B. Weißrussland oder Brasilien.


- Aber auch unabhängig von den rigiden Beschränkungen des Kontaktes und der freien Bewegung, durch die Angst vor Infektionen neigen viele Menschen auch von sich aus dazu, die Begegnung mit anderen Menschen zu vermeiden, sich zurückzuziehen, Formen der Geselligkeit und Freizeitaktivitäten einzuschränken oder aufzugeben bzw. ganz ins Digitale zu verlagern.


- Natürlich ist es schwierig, genau zu differenzieren: Geht jemand nicht aus dem Haus, aus eigener Entscheidung, weil er von sich aus ein Ansteckungsrisiko vermeiden will? Oder bleibt er zu Hause, weil das staatlich so verordnet ist und ihm in unzähligen Slogans einsuggeriert wird („stay at home“, „Zu Hause bleiben“, „Wir bleiben zu Hause“)?

 

 

2-7  Wirtschaftliche Folgen

- Durch Erkrankungen oder Todesfälle durch Corona gehen der Wirtschaft Arbeitszeiten und Arbeitskräfte verloren. Aber es wird sich zeigen, dass auch die wirtschaftlichen Schäden durch die staatlichen Maßnahmen gegen die Corona-Infektion („Lockdown“) viel gravierender sind als die direkten Folgen der Corona-Erkrankungen.


- Natürlich bleibt die Frage, ob bei weniger staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftssystem die Kranken- und Todeszahlen sehr viel höher wären und von dieser Seite mehr Belastungen für die Wirtschaft auftreten würden. Aber das bleibt Spekulation.




3 Maßnahmen gegen die Corona-Infektion


3-1 Überlebensorientierung von Systemen

- Ein wichtiger Aspekt in der Systemtheorie ist, wie ein System auf eine Gefahr, eine Störung oder allgemeiner auf ein Problem, das ist z. B. auch eine Virusinfektion, reagieren kann. Und zwar werden systemtheoretisch alle grundsätzlich möglichen Reaktionen beschrieben. Dabei geht man davon aus, dass lebende Systeme

darauf gerichtet sind, sich selbst bzw. ihr Gleichgewicht zu erhalten.


- Ein Organismus, also ein körperliches System, reagiert auf Störungen automatisch, instinktiv, mit z. B. reflexartigem Verhalten, vegetativen Reaktionen (Blutdruck und Herzfrequenz steigern), vor allem aber mit Aktivitäten des Immunsystems. Ein psychisches System reagiert auf Gefahren, z. B. seelische Traumata, teils unbewusst, etwa mit Verdrängung, teils mit bewussten Strategien wie Verhaltensänderungen. Hier bei Corona geht es uns aber vor allem um Abwehrmaßnahmen des Gesellschaftssystems, verbunden mit dem medizinischen System als Subsystem des Gesellschafssystems.


- Wichtig ist: Auf allen Ebenen können Maßnahmen konstruktiv oder destruktiv sein. Wenn der Körper z. B. als Abwehr einer Infektion zu hohes Fieber produziert, gefährdet er sein Überleben umso mehr. Wenn jemand sein psychisches Überleben bedroht sieht (Identitätsverlust) und sich in Drogen flüchtet, schadet er sich noch mehr. Und auch soziale Systeme können funktionale oder dysfunktionale Maßnahmen gegen eine Gefahr ergreifen, wie im folgenden Text erläutert wird.



3-2  Wechselwirkung von Systemen

- Wichtig ist auch: Alle Teilsysteme eines Systems hängen miteinander zusammen, stehen in Wechselwirkungen. M. E. wird das von den deutschen Politikern, aber auch Virologen zu wenig beachtet, mit einigen Ausnahmen, z. B. Armin Laschet, der darauf hinwies, dass man die Rückwirkungen des Lockdowns auf die psychische und körperliche Gesundheit berücksichtigen müsste.

 So besteht z. B. bei einem individuellen Menschen ein Zusammenhang zwischen der Gesundheit des psychischen und des physischen, körperlichen Systems, also zwischen seelischer und körperlicher Gesundheit. Geht es dem Menschen seelisch gut, so tut das auch seiner körperlichen Gesundheit gut, und umgekehrt. Natürlich ist das kein deterministisches Gesetz, dass wenn es einem psychisch gut geht, dass es einem dann auch körperlich immer gut geht, aber es steigert die Wahrscheinlichkeit. 


- Dasselbe gilt im gesellschaftlichen Maßstab: Wenn der Lockdown dazu führt, dass Menschen sich unglücklich, ängstlich oder wütend fühlen, schwächt das auch ihre Immunabwehr gegen eine Corona-Infektion. Und je mehr Menschen dann erkranken, desto mehr wird der Lockdown von der Politik verstärkt. Es entsteht ein Teufelskreis. Die Politiker denken zu linear und monokausal, sie berücksichtigen nicht die Rückkopplungen, die multikausalen Wechselwirkungen in vernetzten Systemen.


- Hier ist das schwedische Modell interessant: In Schweden werden viel geringere Beschränkungen gegen Corona unternommen: Z. B. sind bzw. waren von Anfang an Geschäfte, Restaurants und Cafés frei zugänglich, kleinere Kinder gehen normal zur Schule, nur die älteren werden digital unterrichtet. Es gibt verschiedene Beurteilungen der Lage in Schweden. Manchmal liest man, die Corona-Situation in Schweden habe sich sehr verschlechtert. M. E. handelt es sich hierbei um gezielte Desinformation, man will Schweden schlecht darstellen, damit nicht Zweifel an den strengen Maßnahmen im eigenen (Deutsch) Land aufkommen. Nach meinen Informationen kommt Schweden mit den lockeren Maßnahmen recht gut durch die Corona-Krise, es gibt zwar – relativ zur Einwohnerzahl – mehr Todesfälle als bei uns, woran immer das liegt, aber die Zahlen liegen in einem mittleren Bereich.


– Übrigens, es ist doch auch interessant, dass Bayern konstant mit die höchste Anzahl an Corona-Infizierten hat, obwohl der Ministerpräsident Söder das härteste Regime gegen Corona führte, jedenfalls bis jetzt.


- Zunächst geht es im Folgenden um Maßnahmen des gesellschaftlichen-medizinischen Systems, die kausal eine Corona-Infektion verhindern oder therapieren sollen. Sie operieren überwiegend auf den beiden systemischen Grundstrategien Kampf oder Flucht (Fight or Flight). Später behandele ich symptomatische Therapien.



3-3 Das Virus töten

- Wie beschrieben, gelten Viren wie auch das Corona-Virus SARS CoV-2 nicht als Lebewesen im eigentlichen Sinne. Aber entscheidend für unsere Betrachtung ist: Viren können sterben bzw. man kann Viren töten oder zerstören. Und das Corona-Virus ist ein aggressiver Feind, gegen den wir Menschen uns zur Wehr setzen müssen oder wollen.


- Zerstörung der Corona-Viren: Die Abtötung der Viren ist der primäre Versuch der Verteidigung, denn diese Abwehr wäre die wirksamste. Das ist anders als etwa bei einer Erkrankung durch einen Chemieunfall (wie z. B. beim Seveso-Gift).


- Generell: Das Virus generell, weltweit zu töten, etwa durch globale Desinfizierung, ist nicht möglich.


- Lokal auf Gegenständen und Oberflächen: Durch Desinfektionsmittel, aber auch Seife lässt sich das Virus töten. Daher besprüht man einerseits Gegenstände wie z. B. Einkaufswagen mit Desinfektionsmittel und wäscht andererseits Hände sorgfältig bzw. desinfiziert sie.


- Systemisch im Körper: Durch Virostatika, virenhemmende Medikamente, lässt sich das Virus prinzipiell im Körper abtöten. Es werden bisher verschiedene antivirale Medikamente erprobt, die gegen andere Virusinfektionen wie HIV, Ebola, Hepatitis C, Grippe, SARS oder MERS entwickelt wurden. Das sind z. B. Remdesivir, Ritonavir, Lopinavir und Choloquin. Aber bei keinem dieser Medikamente hat es bisher einen Durchbruch gegeben.


- Lokal im Körper: Durch desinfizierende Halstabletten oder bestimmte Nasensprays das Corona-Virus auf den Schleimhäuten zu vernichten, ist vermutlich nicht praktikabel, jedenfalls nicht ausreichend, weil das Virus nicht nur oben auf den Schleimhäuten sitzt.


- Die unter 3-1 genannten Mittel reichen teils nicht für eine Tötung des Virus, sondern nur für eine Schwächung oder Dezimierung. Sie betreffen in erster Linie das körperliche System –Tötung des Virus im Körper, aber auch die Umwelt – Zerstörung des Virus durch Desinfizierung von Gegenständen.



3-4 Spezifische Immunabwehr gegen das Corona-Virus steigern

Auch bei immunlogischen Ansätzen geht es um die Zerstörung des Virus, und zwar durch unser Immunsystem.


- Immunisierung durch Ausheilung der Krankheit

Wenn ein Mensch durch den Corona-Virus infiziert wird, bildet er spezifische Antikörper (Immunglobuline). Bei Menschen, die sich mit Corona infiziert haben und wieder gesund werden, hat das Immunsystem des Körpers die Viren abgetötet. Die Menschen sind danach immun gegen das Virus, voraussichtlich mindestens für mehrere Monate.


- Impfung

Natürlich wäre es erwünscht, diesen Immuneffekt auch für Menschen vorbeugend zu nutzen, die nicht mit Corona erkrankt sind. Das wäre in erster Linie die aktive Immunisierung durch Impfung. Es gibt zwar bereits erste Versuche mit Impfstoffen, aber bis eine zugelassene Impfung für viele Menschen zur Verfügung steht, kann es ein halbes Jahr oder sogar noch über ein Jahr dauern (es gibt verschiedene Mutmaßungen).

Hier ist allerdings zu kritisieren, dass man in dieser akuten Bedrohungslage nicht bereit ist, das Prüf- und Zulassungsverfahren für Impfstoffe erheblich zu verkürzen. Es gibt bereits Impfstoffe, die auch schon an ersten Freiwilligen angewendet wurden. Aber man verlangt Testung an bis zu 5000 Personen, ehe der Impfstoff in den Handel kommen kann. Das ist derzeit unangemessen.


- Passive Immunisierung

Dies bedeutet, dass einem Patienten Corona-Antikörper gespritzt werden von einem anderen Menschen, der an Corona erkrankt war, aber die Krankheit überwunden hat. Diese Therapie ist nur in begrenztem Ausmaß durchführbar und hält nicht lange vor.



3-5 Unspezifische Immunabwehr gegen das Corona-Virus steigern

- Die spezifische Immunabwehr (die z. B. durch die Impfung in Gang gesetzt wird) arbeitet vor allem über Antikörper und T-Lymphozyten. Sie richtet sich jeweils gegen einen bestimmten Erreger und bildet ein Immungedächtnis aus, so dass sie bei einem erneuten Angriff des Erregers diesen gezielt abwehren kann.


- Die unspezifische Abwehr ist der erste Schutzschild des Körpers. Sie richtet sich nicht gegen spezielle Erreger, sondern ist eben unspezifisch. Sie kontrolliert ständig den Körper. Wenn sie einen Erreger findet, dockt sie an diesen an (Chemotaxis), wandelt sich in eine angriffsbereite Zelle und frisst den Erreger oder löst ihn auf. Die unspezifische Abwehr hat allerdings kein Immungedächtnis, sie reagiert bei einer zweiten Infektion eines Erregers genauso wie beim ersten Mal. Aktiviert wird diese Abwehr u. a. durch Granulozyten, Lysozym und Interferone. Ihr Vorteil ist, dass sie sehr schnell reagiert, ihr Nachteil ist die geringe Treffsicherheit. Und es kann zu einer Überreaktion der unspezifischen Abwehr kommen, die dem Körper mehr schadet als nutzt.


- Je besser diese unspezifische Abwehr funktioniert, desto besser kann ein Organismus das Corona-Virus durch Killerzellen und Fresszellen abtöten. Die unspezifische Abwehr hängt von vielen Faktoren ab. Reduziert wird sie z. B. durch Stress (Disstress), unzureichenden Schlaf, Bewegungsmangel, Depressionen, ungesunde Ernährung, z. B. mit Vitaminmangel. Aber auch, wenn Menschen durch den Lockdown unzufrieden, ja unglücklich sind, dadurch vielleicht auch noch zu viel essen und Alkohol trinken, kann das die Abwehr gegen Corona verringern. Solche Zusammenhänge werden aber wie gesagt viel zu wenig beachtet.


- Gestärkt wird die unspezische Abwehr (gegen Corona) umgekehrt  durch seelisches und körperliches Wohlbefinden, gesundes Leben und gesunde Ernährung, (dosierte) Sonnenbestrahlung und Wärme, frische Luft und ausreichend trinken. Aber auch verschiedene Medikamente, großteils aus der Naturheilkunde, z. B. Echinacea, oder physikalische Maßnahmen wie künstliches Fieber kann diese Abwehr stärken. Es ist m. E. eins der größten Versäumnisse in der Corona-Therapie, dass man dieser generellen, unspezifischen Immunabwehr fast gar keine Aufmerksamkeit widmet.


- Bisher ist doch weitgehend ungeklärt, warum COVID- 19 bei manchen Menschen fast unbemerkt verläuft, bei anderen dagegen einen schweren, ja tödlichen Verlauf nimmt. Es wird immer auf das hohe Alter und Vorerkrankungen verwiesen, aber die erklären den Sachverhalt keinesfalls befriedigend. Es gibt alte Menschen mit Vorerkrankungen, die eine Corona-Infektion leicht überstehen, und vereinzelt junge Menschen ohne bekannte Vorerkrankungen, die daran sterben. Vielleicht ist das das fehlende Glied für die Erklärung dieses Sachverhaltes eine unterschiedliche starke unspezifische Immunabwehr.

 


3-6  Sich von dem Virus fernhalten bzw. das Virus abhalten

Die hier beschriebenen Maßnahmen betreffen vor allem viele unserer sozialen Systeme, aber indirekt auch das politische System und das psychische.


- Systemgrenze schließen

 Es soll verhindert werden, dass das Virus in den Körper eines Menschen gelangt (Ansteckung). Systemtheoretisch könnte man formulieren, die Systemgrenze des körperlichen Systems soll gegen das Virus undurchlässig werden.


- Kontaktsperre

Das Virus wird durch Tröpfchen-Infektion, ggf. auch durch Schmierinfektion von einem Menschen auf  andere übertragen. Um das zu verhindern, werden die Menschen aufgefordert oder verpflichtet, auf Abstand zu anderen Menschen (mindestens 1,5 Meter) zu achten, sich normalerweise nur in „Gruppen“ von zwei Personen zu bewegen u. ä. Kritisch ist anzumerken, dass je nach Windverhältnissen oder starkem Niesen das Virus/Material auch viel weiter fliegen kann. Systemtheoretisch kann man hier von einer Flucht voreinander sprechen.


- Ausgangsbeschränkungen

Menschen sollen möglichst wenig aus dem Haus gehen, sie dürfen ihre Wohnung nur unter bestimmten Bedingungen verlassen, z. B. für Einkauf in Lebensmittelmärkten oder Apotheken und für Arztbesuche. Das wurde/wird in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt, in Frankreich z. B. sehr rigoros, in Schweden viel liberaler.


- Ausreise- und Einreisebeschränkungen

Hier schließt ein staatliches System weitgehend seine (System-)Grenzen gegenüber Menschen von anderen Staaten, während Güter weiter die Grenzen passieren dürfen. Dies bündelt sich alles in einem Shutdown oder Lockdown der Gesellschaft und damit einer Lähmung von Wirtschaft. Treffender würde man daher vielleicht von einem „Shotdown“ sprechen.


- Mundschutz

Durch Verschließen von Mund und Nase mit einer Maske soll verhindert werden, dass Virusmaterial von anderen Menschen (die husten, niesen oder auch nur ausatmen) in die Atemwege eines anderen Menschen geraten; das gelingt aber sicher nur bei hochwertigen medizinischen Masken, die nicht in ausreichender Menge verfügbar sind. Hier hat es in Deutschland ein großes Hin- und Her bei Politikern, aber auch Virologen gegeben: Erst hieß es, Mundschutz sei für die Normalbevölkerung sinnlos oder sogar eher schädlich, dann wurde der Mundschutz dringend angeraten, schließlich in Bus und Bahnen sowie in Geschäften zwingend vorgeschrieben.


- Handschuhe

Durch Handschuhe soll verhindert werden, dass Viren/material an die Hände gelangt, z. B. beim Hände schütteln oder beim Anfassen  von infizierten Gegenständen) und dass die Viren von den Händen in die Schleimhäute geraten. Das passiert eben, wenn Menschen sich mit den Händen an Nase, Mund oder Augen fassen (was die Menschen häufig – unbewusst – tun); wenn man sich aber mit infizierten Handschuhen ins Gesicht fasst, kann man sich genau so anstecken. Häufiges Händewaschen schützt vermutlich besser als Handschuhe.

 


3-7  Symptomatische Therapien

- Da man keine kausale Therapie mit Medikamenten, die das Corona-Virus abtöten, bisher zur Verfügung hat, behilft man sich mit symptomatischer Therapie: z. B. kreislaufstabilisierende Medikamente, oder Gabe von Sauerstoff, um die Atmung bei einer schweren Lungenentzündung zu erleichtern.


- Ein invasive Methode ist das Versetzen in künstliches Koma, vor allem bei künstlicher Beatmung. Hier ergibt sich als zusätzliches Problem, dass das gebräuchlichste Narkosemittel Propofol bereits knapp geworden ist.


- Die künstliche Beatmung ist aber in ihrer Wirksamkeit umstritten. Bisher ist nicht wirklich geklärt, wodurch die gefürchteten Atemstörungen bei einer Corona-Infektion kommen: durch eine atypische Lungenentzündung, durch neurologische Folgen der Corona-Infektion oder durch Beeinträchtigungen der Mikrozirkulation der Lunge.


- Es gibt Hinweise, dass Vitamin D eine schützende Funktion gegen eine Corona-Ansteckung haben kann bzw. den Verlauf der Erkrankung deutlich verbessert. Das ist auch deshalb interessant, weil die Mehrzahl der Deutschen eine Unterversorgung mit Vitamin D hat, was sich in niedrigen Blutspiegeln zeigt.

M. W. wird das aber nicht systematisch untersucht, vielleicht ist das eine zu einfache – und zu preiswerte – Therapie.



3-8  Neue Überlegungen zu einer Anti-Corona-Startegie


Corona und Grippe

- Man betreibt die totale Mobilmachung gegen Corona. Der französische Präsident Macron sprach davon, man befinde sich im Krieg gegen Corona. Dieser Krieg  gegen den Corona-Virus findet mit wenigen Ausnahmen auf der ganzen Welt statt. Damit erhält der Corona-Virus SARS CoV-2 eine Sonderrolle, z. B. gegenüber den Grippe-Viren.


- Vergleiche mit der Grippe werden von den meisten Virologen zurückgewiesen. Corona sei viel gefährlicher. Den Beweis für diese Aussage bleiben sie aber schuldig. Die Grippe tritt normalerweise als Epidemie auf – verharmlosend „Grippewelle“ genannt – oft genau auch auf Pandemie:  vor allem die sogenannte Spanische Grippe (1918-1920), sie kostete – so schätzt man – etwa 50 Millionen Menschen das Leben (andere Schätzungen reichen von 20 Millionen bis über 100 Millionen). Andere Grippe-Pandemien waren: Asiatische Grippe 1957-58, Hongkong-Grippe (1968-70), Russische Grippe (1977-78), Virusgrippe 1995-96, Sars-COV 2002-03, Virusgrippe 2004-05, Vogelgrippe seit 2004, Schweinegrippe 2009-2010, Grippewelle 2017-18, mit weltweit etwa 646.000 Toten, in Deutschland etwa 25.000 Todesopfer.


- Und zwar sind bei einer Grippewelle nach dem RKI etwa 5-20% der Deutschen infiziert, d. h. über 4 Millionen bis 16 Millionen, viel viel mehr als bei Corona. Bei einigen dieser Grippe-Pandemien gab es mehrere Millionen Todesopfer. Insgesamt gab es vermutlich bei allen diesen Grippe-Pandemien mehr Tote zu beklagen als (jedenfalls bisher) bei Corona.


Wellenmodell eine Pandemie

- Bei der Grippe zeigt sich: Sie verläuft in Wellen, sie läuft an, steigert sich zu einem Wellengipfel und fällt dann ab in einen Wellental, normal innerhalb einiger Monate, bis z. B. im nächsten Jahr eine neue Welle kommt. Und das alles passiert, ohne dass es große Maßnahmen des Staates gibt. Zwar wird eine Impfung angeboten, aber die wird in Deutschland nur von ca. 10 – 35% derjenigen genutzt, denen die Impfung dringend empfohlen ist.


- Ich stelle hier eine Frage – es ist wirklich nur eine Frage, keine Behauptung: Kann es sein, dass die Grippewelle wie eine Naturgewalt einfach verläuft, ohne dass unsere Maßnahmen überhaupt einen großen Einfluss auf den Verlauf haben? Und das dies entsprechend für Corona gilt? Dass der totale Lockdown der Gesellschaft mit den unermesslichen Folge-Schäden die Corona-Welle gar nicht sonderlich abschwächt, weil sie eben in einer Eigengesetzlichkeit verläuft?


- Eigentlich macht der Lockdown doch auch nur Sinn, wenn man von einer Welle ausgeht, die auch irgendwann wieder abebbt. Denn wenn der Angriff der Viren immer gleich bleiben würde, dann müsste man den Lockdown in all seiner Brutalität doch ständig aufrechterhalten. Hier hört man oft die Argumentation: „Man muss den Lockdown nur so lange durchhalten, bis ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht.“ Niemand weiß aber heute sicher, wann das der Fall sein wird und ob es überhaupt gelingen wird.


Populationsdynamik bei Corona-Viren?

 - Vielleicht kennen Sie das auch bei den kleinen, lästigen Fruchtfliegen: Wenn man welche tötet, verringert sich dennoch die Anzahl der Fliegen nicht deutlich, es können sogar später noch mehr da sein. Scheinbar rätselhaft sorgt die Fliegen-Population für einen Ausgleich. Man sagt ja auch ironisch: „Wenn man eine Fliege erschlägt, kommen zwei zur Beerdigung.“   

 

- Ein entsprechendes Phänomen ist bei wildlebenden Tieren zu beobachten: Wenn eine Herde z. B. durch eine Krankheit mehrere Tiere verliert, werden zum Ausgleich mehr geboren als sonst, die Geburtenrate steigt. Wie diese Populationsdynamik genau funktioniert, ist m .W. nicht geklärt. Aber meine Frage ist: Könnte es auch bei den Corona-Viren eine Art Populationsdynamik geben, dass je mehr Viren man vernichtet, desto mehr nachkommen? Dies ist nur eine Frage, die aber aus dem allzu engen Horizont der bisherigen Corona-Betrachtungen herausführen könnte.


Corona-Viren: Evolutionäre Verlierer?

- Man sagt schon einmal alltagssprachlich, das Virus will den Menschen infizieren, um sich so fortzupflanzen. Aber natürlich hat ein Virus keine Absichten, es verhält sich nur so, als ob. Wie ich schon im Kapitel 1 über Systemtheorie geschrieben habe: Solche Organismen haben zufällig bestimmte Verhaltensweisen herausgebildet. Und wenn diese Verhaltensweisen sich für das Überleben des Virus als nützlich erweisen, werden sie positiv selektioniert.


- Dabei erstaunt nur: Das Virus ist eigentlich evolutionär ein Verlierer, es ist gerade schlecht angepasst. Denn entweder der Körper selbst oder Medikamente töten das Virus bzw. die Viren, und der Mensch wird wieder gesund. Oder der infizierte Mensch stirbt, und „seine“ Corona-Viren sterben mit ihm. Hier könnte man einmal überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, diese Schwachstelle des Virus auszunutzen und in seine Genetik des Virus einzugreifen.   




4  Folgen der Maßnahmen gegen die Corona-Infektion


4-1  Grundsätzliche Probleme der Anti-Corona-Maßnahmen

- Ich habe beschrieben, mit welchen Maßnahmen die Staaten – hier interessiert uns natürlich vor allem Deutschland – gegen die Corona-Pandemie vorgehen. Diese Maßnahmen, insbesondere der weitgehende Lockdown, wurden mit der besonderen Gefährlichkeit des Corona-Virus begründet. Aber ich habe aber schon erläutert, dass die Corona-Pandemie bisher weniger Todesopfer gekostet hat als verschieden Grippe-Pandemien – gegen die man nicht annähernd so radikale Maßnahmen angewendet hat.


- Es gibt den Begriff der Übersterblichkeit. Damit wird im Fall von Corona angegeben, wie viele Menschen durch Corona-Infektion mehr gestorben sind als sonst in einem bestimmten Zeitraum. Nach Angaben des EuroMomo (European Mortality Monitoring) sind in 24 europäischen Staaten in der Zeit vom 23. März bis zum 19. April 2020 rund 100.000 Menschen mehr gestorben als sonst durchschnittlich. Dabei fielen 95.000 von diesen Todesfällen auf die Altersklasse der über 65-Jährigen.


- Ich kann die Validität dieser Zahlen nicht überprüfen und ob es bewiesen ist, dass diese Zahl allein auf die Corona-Erkrankung zurückzuführen ist. Wenn man davon ausgeht, dass wirklich 100.000 Menschen in dieser Zeit an der Corona- Krankheit COVID- 19 gestorben sind, so ist das natürlich sehr traurig, ja dramatisch. Aber es gehört andererseits zum Leben dazu, dass Menschen bei Infektionswellen sterben, man wird das nie, auch nicht durch die härtesten Maßnahmen (mit vielen Folgeschäden) ganz verhindern können.


- Interessant ist hier auch, dass die Menschen sich verbal gerne zu den Lockdown-Maßnahmen bekennen oder jedenfalls früher bekannt haben, sich aber real viel weniger an die Abstandregelungen gehalten haben. Mit der oft gelobten Selbst/Disziplin der Deutschen ist es wohl doch nicht so weit her. Auch beim Mundschutz war es so: Als der nur dringend angeraten war, trug ihn kaum einer. Erst als er verpflichtend vorgeschrieben war, wurde diese Pflicht weitgehend befolgt. Das zeigt aber auch: Corona ist wohl nicht ganz so ansteckend wie vermutet, sonst hätten sich bei der laschen Einhaltung der Hygieneregeln doch viel mehr Menschen anstecken müssen. Man spricht auch von Preventions-Paradox: Dass Menschen, gerade wenn eine Vorsorgemaßnahme erfolgreich ist (wie eine Impfung aber z. B. auch das Abstand-halten) immer nachlässiger, etwa „impfmüde“ werden.


- Ich habe in meinem ersten Essyay über Corona von einer „PanHysterie“ gesprochen, weil ich hier, bei aller Berechtigung von Besorgnis und Vorsicht, eine überschießende Abwehr, einen hektischen Aktivismus des Gesellschaftssystems sah und sehe. Diese Zuschreibung wurde nicht nur von mir vorgenommen. Z. B. hat sich Prof. Stefan Homburg ähnlich geäußert. Homburg ist Professor für Öffentliche Finanzen und Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover, also ein ausgewiesener Wirtschafts- und Finanzexperte. Aber jedenfalls zu Beginn der Pandemie wurde sehr polemisch und irrational auf den Vorwurf der Hysterie reagiert, genüsslich darauf hingewiesen, dass auch der Diktator von Weißrussland von einer Hysterie spreche, natürlich ein „Totschlagargument“. Inzwischen verstehen wohl immer mehr Menschen, dass die Anfangsrektionen gegen Corona übertrieben und überwiegend nicht zu Ende durchdacht waren.


- Denn die Frage ist, ob die Negativ-Folgen der Maßnahmen gegen die Corona-Infektion nicht schlimmer sind als die Folgen der Corona-Infektion selbst. Die wichtigste Maßnahme der Corona-Maßnahmen ist der Lockdown, also das Schließen von fast allem: Geschäfte, Gastronomie, Schulen, Unis, Museen, Zoos, verbunden mit einer rigiden Ausgangssperre. Das ist zwar inzwischen deutlich gelockert worden, bestand aber seit Wochen und hat viele Schäden, politische, psychische, soziale und wirtschaftliche angerichtet.


- Diese, vermutlich langjährigen Schädigungen sind vor allem auch deshalb so problematisch, weil selbst die Virologen bisher nur sehr mangelhafte Kenntnisse über Corona haben, wie selbstsicher sie auch ihre Behauptungen vortragen. Sie widersprechen sich gegenseitig, sie widersprechen sich sogar selbst bzw. ändern ihre Meinung (wie exemplarisch beim Thema „Mundschutz“) und verunsichern daher die Bevölkerung. „Nichts Genaues weiß man nicht“, sagt man wohl dazu.


- Werner Bartens hat in der Süddeutschen vom 30.04.2020 eine bemerkenswerte Liste von 30 vagen, gegensätzlichen bis einfach unsinnigen Behauptungen bzw. Regelungen über Corona vorgelegt, sicher ironisch, aber doch sehr treffend. Um nur einige zu nennen:

· “1. Sie sollten das Haus oder die Wohnung nicht verlassen. Wenn Sie es aber dennoch möchten oder sogar müssen, dann geht das schon.“

· „28. Geschäfte werden geöffnet, außer denen, die geschlossen bleiben. Auf genügend Abstand in den Läden ist unbedingt zu achten, außer dort, wo es zu eng ist.“

· „29. Zu frühe Lockerungen sind gefährlich, außer eine signifikante Zahl von Menschen schreibt auf Twitter, dass Lockerungen gerechtfertigt sind.“

 

- Leider wurden die Anti-Corona-Maßnahmen weitgehend ohne ein systemisches Denken und Nachdenken vollzogen: In einem Staatssystem hängen alle Subsysteme miteinander zusammen. Wenn man z. B. gravierende Änderungen im Wirtschaftsystem vornimmt (wie Geschäfte zu schließen), so hat das gravierende Auswirkungen auf andere Systeme, z. B. das Gesundheitssystem (Menschen werden krank, weil sie auf eine Insolvenz zusteuern oder ihren Arbeitsplatz bedroht sehen). Das hat wieder Rückwirkungen auf das Wirtschaftsystem (die Menschen sind weniger kaufbereit, scheuen größere Anschaffungen wie z. B., ein neues Auto) usw.; somit gibt es eine Wechselwirkung zwischen Wirtschafts- und Gesundheitssystem.


- Aber es geht natürlich nicht nur um Wechselwirkungen zwischen zwei Systemen, sondern auch soziale Systeme wie Familiensysteme oder Individualsysteme (also individuelle Menschen) sind in diese Vernetzung einbezogen. Und so kann sich eine Abwärtsspirale des gesamten Gesellschaftssystems ergeben. Die Regierungen haben mit ihren Maßnahmen die Vernetzung komplexer Systemen zu wenig berücksichtigt.

  

4-1  Gesundheitliche Folgen

- Eine der Hauptargumentationen der „Lockdowner“, der Befürworter eines harten Lockdowns ist, man mache das, um uns Menschen gesund zu halten, um Leben zu schützen, vor allem von alten und/oder kranken Menschen. Sie vor einer Corona-Infektion zu bewahren, habe den absoluten Vorrang gegenüber wirtschaftlichen Interessen.


- Hier liegt aber m. E. ein großer Irrtum vor, und diese Meinung wird inzwischen auch mehr und mehr vertreten: Denn der Lockdown ist keineswegs unschädlich für die Gesundheit. Es ist sogar zu befürchten, dass es viele neue Erkrankungen, Verschlechterungen von Krankheiten, aber auch viele zusätzliche Todesfälle infolge der Anti-Corona-Maßnahmen gibt, vor allem durch:

 

1. verschobene Operationen, z. B. Krebsoperationen

2. unterlassene Behandlungen z. B. bei Herzinfarkt und Schlaganfall

3. Suizid (dazu später)

4. Übergewicht: Es gibt Untersuchungen, dass im Lockdown viel mehr gegessen

   wird, dabei gibt es ohnehin zu viele Übergewichtige in Deutschland

5. Alkohol: Es wird berichtet, dass in der Corona-Krise deutlich mehr Alkohol

   gekauft und sicher auch getrunken wird

6. Bewegungsmangel: Durch die Ausgeheinschränkungen, Verbot von Sport in der Öffentlichkeit usw. bewegen sich die Menschen zu wenig.

 

- Es hat sich auch herausgestellt, dass z. B. viel weniger Menschen mit Herzinfarkt eingewiesen werden, weil sie von den Kliniken nicht aufgenommen werden oder selbst in der Corona-Zeit nicht ins Krankenhaus wollen. Die Anzahl der Toten durch Herzinfarkte und Schlaganfälle, durch Krebserkrankungen und verschobene Operationen wird vermutlich erheblich ansteigen, weil die Kliniken fast ausschließlich auf Corona-Erkrankte ausgerichtet wurden (wobei übrigens viele der freigehaltenen Intensivbetten freiblieben, weil nicht annähernd so viele COVID- 19-Patienten in die Kliniken kamen wie von Virologen vorhergesagt).


- Man hat lange Zeit den Fehler gemacht, dass man die Gesundheit bzw. Krankheit der Bürger nur über die Corona-Infektion definiert hat. Ich habe in meinen beiden früheren Essays schon darauf hingewiesen, dass (weltweit wie in Deutschland) viel mehr Menschen an anderen Erkrankungen sterben als an Corona, in Deutschland etwa 2600 Menschen am Tag. Und es ist zu befürchten, dass durch die wirtschaftlichen und sozialen Folgelasten der Anti-Corona-Maßnahmen diese Zahlen noch weit steigern werden. Die Fokussierung auf die Corona-Todeszahlen bedeutet eine unzulässige selektive Wahrnehmung.


- Aber der wichtigste Punkt ist: Durch den weltweiten Lockdown, durch den z. B. Tagelöhner in den afrikanischen Staaten ihre Arbeit verlieren, schätzt man, dass sich die Zahl der hungernden Menschen auf 265 Millionen verdoppeln wird, und diese Hungersnot, wird, nicht bei uns, aber in Afrika – so befürchtet man – Millionen zusätzlicher Hungertote kosten, Todeszahlen,  die die Todeszahlen durch die Corona-Infektion weit übersteigen dürften. Im Jemen, wo die UN seit langem die größte humanitäre Katastrophe beklagt und vor allem viele Kinder hungern, werden sich die Zustände weiter verschlechtern. Es ist also schon sehr egozentrisch und verantwortungslos, wenn wir in den reichen Staaten die ganze Weltwirtschaft abwürgen, ohne Rücksicht auf die Menschen in den armen Staaten.

  

 

4-2 Psychische Folgen

- Es geht aber bei den Schäden durch Anti-Corona-Maßnahmen nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um psychische Gesundheit und soziale Gesundheit. In Systemsprache, es geht nicht nur um die somatischen Systeme, sondern auch um die psychischen. Hier ist einmal daran zu denken, wie viel Ängste, Depressionen, Frustrationen, Kränkungen durch die Maßnahmen ausgelöst werden.


- Wie viele, gerade alte Menschen, leiden durch die Kontaktsperre unter Einsamkeit, Verlassenheitsängsten, Isolationen. Kinder werden besonders geschädigt, vielleicht traumatisiert, weil sie über Wochen nicht mit ihren Freunden und Schulkameraden zusammen sein dürfen. Es ist quasi eine Einübung in Kontaktstörung.


- Gerade bei psychisch gestörten Menschen können sich diese Störungen verstärken. Und weil eben so radikale Maßnahmen ergriffen werden, fühlen sie sich in ihren Ängsten und irrationalen Vorstellungen umso mehr bestätigt.

· Angststörungen: Menschen, die ohnehin z. B. unter Panikattacken leiden, trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus, auch nicht zu ihrem Psychotherapeuten (wenn der überhaupt praktiziert).

· Depression: Die Totalität von Corona kann Gefühle der Hilflosigkeit, der Aussichtslosigkeit, der Verzweiflung des Depressiven noch verstärken.

· Verfolgungswahn (Paranoia)

Paranoiker, Menschen, die unter Verfolgungswahn leiden, können sich von Corona-Infizierten oder den Viren selbst verfolgt fühlen, sich in Verschwörungstheorien verlieren und vielleicht ausrasten.

· Zwangsstörungen: Für viele Zwangserkrankte ist ja typisch, dass sie eine panische Angst vor Krankheitserregern haben und sich daher ständig die Hände waschen. Dieses zwanghafte Händewaschen, der Drang, alles und jedes mit Desinfektionsmitteln zu übersprühen, kann weiter verstärkt werden.

 

- Das sind aber keineswegs „nur“ psychische Auswirkungen, sondern diese psychischen Auswirkungen können auch massive gesundheitliche Folgen haben. Schon jetzt beträgt die Zahl an Suiziden in Deutschland ca. 10.000 im Jahr, also etwa eineinhalb mal so hoch wie die Todesopfer bisher an Corona. Die Häufigkeit von Suiziden  wird sich durch den wirtschaftlichen Niedergang  vieler Menschen bzw. Firmen sicher steigern.


  

4-3 Soziale und politische Folgen

- Die Anti-Corona-Maßnahmen sind schädlich für unsere Sozialsysteme, sie sind systemschädlich. Man schadet der Demokratie, schwächt die demokratische Gesinnung. Man schafft einen Präzedenzfall, pointiert: eine Einübung in die Diktatur. Was ist denn, wenn demnächst diese Regierung (oder eine andere) sagt, die Flüchtlinge sind ein systembedrohendes Problem, und wir müssen die Bürgerrechte einschränken oder aussetzen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen? Wie die ehemalige Gesundheits-ministerin Leutheusser-Schnarrenberger sagt: Bürgerrechte sind nicht etwas „nice to have“, was man bei Störungen als lästig über Bord wirft. Sondern demokratische Rechte müssen gerade in Krisen gelten.


- Der Historiker René Schlott warnte schon am 19. März vor langfristigem Schaden für die Demokratie durch die Anti-Corona-Maßnahmen. Er „kritisierte die Aufforderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), soziale Kontrakte ‚weitestgehend einzustellen‘. Menschen seien als soziale Wesen darauf angewiesen, Kontakt zueinander zu haben.“ Schlott beklagte weiter „die gefährliche Sehnsucht nach autoritären Strukturen“. Es sei ein „alarmierendes Zeichen, wie breitwillig in der Gesellschaft die Einschränkungen von fundamentalen Grundrechten wie der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit hingenommen würden.“ (zitiert nach www.idea.de)


- Im Einzelne muss man befürchten, dass Menschen eine Sozial-Angst oder Sozial-Hemmung anderen Menschen gegenüber entwickeln. Der Mitmensch wird als gefährlicher Virenträger, fast selbst wie ein Virus, erlebt, dem man möglichst aus dem Weg gehen muss. Der normale Alltag wird verfremdet.


- Dazu passt ganz gut ein Witz: Auf einer Karikatur sieht man einen Menschen, der einem mit Maske und Schutzbrille vermummten Menschen in Schutzkleidung gegenüber steht: „Guten Tag, Herr Doktor.“ „Wieso Doktor? Ich bin der Friseur.“ Und das ist ja die pure Wahrheit. Ein Friseurbesuch in den Corona-Zeiten hat nicht mehr viel mit dem früheren, alltäglichen Haarschnitt zu tun: Frisör und Kunde mit Maske, Friseur noch in Schutzkleidung und Handschuhen, der Kunde muss seine Personalien hinterlassen, als erstes beim Eingang natürlich seine Hände desinfizieren, nein, als erstes muss er draußen warten, bis er drankommt. Überall wird Desinfektionsmittel statt Haarspray versprüht. Und die Preise sind wegen den ganzen Schutzmaßnahmen gestiegen. Man muss hoffen, dass es genug Kunden gibt, die auch unter diesen „OP-Bedingungen“ noch Lust auf einen neue Frisur haben.

  

4.4  Wirtschaftliche Folgen

Die wirtschaftlichen Folgen sind am offensichtlichsten, und ich habe sie in meinen beiden früheren Essays ausgiebig geschildert. Daher fasse ich mich kurz, fokussiert auf Deutschland. Auf genaue Zahlenangaben verzichte ich weitgehend, denn alles Zahlen im Umlauf sind nur grobe Schätzungen.

· Rückgang der deutschen Wirtschaft 2020: unterschiedliche Angaben, minus    

  20% dürfte realistisch sein.

· Drastischer Rückgang der Steuereinnahmen.

· Auf der Ausgabenseite andererseits enorme Investitionen in die Wirtschaft.

· Unternehmen haben gewaltige Umsatzeinbußen.

· Bei bestimmten Branchen wie Luftverkehr, Touristik, aber auch Gastronomie stehen viele Betriebe vor dem Konkurs.

· Kleine Einzelhändler und Geschäfte haben extreme Umsatzrückgänge, bei vielen ist es unsicher, ob sie wirtschaftlich überleben werden.

· Arbeitnehmer arbeiten in Kurzarbeit, viele sind aber auch arbeitslos geworden.

· Börsen crashen weltweit, Anleger und vor allem Sparer verlieren einen Großteil ihres Vermögens.

 

- Das sind wirtschaftlich sehr ungesunde Verhältnisse: Bisher pumpt die Regierung „ohne Rücksicht auf Verluste“ Geld in die Wirtschaft, um noch Schlimmeres zu verhindern. Von einer schwarzen Null ist bei uns nicht mehr die Rede. Der Staat verschuldet sich in einem ungeahntem Ausmaß, und es reicht dennoch nicht aus, um alle aufgerissen Löcher zu stopfen. Und die Gelder, die  jetzt verteilt werden, sind keine Geschenke. Letztlich werden  wir Steuerzahler das bezahlen müssen.


- Wenn man dann weiter bedenkt, dass alle europäischen Staaten vor ähnlichen Problemen stehen, ja dass fast die ganze Welt in diese Wirtschaftskrise geraten ist, kann einem Angst und Bange werden um unsere Zukunft.


- Nicht der Wirtschaftskollaps nach den Terroranschlägen 2001 („911“), nicht die Bankenkrise nach der Pleite der Lehman Brothers 2008/2009 hatten annähernd die Wucht wie der Corona-Wirtschafts- „Shotdown“. Die Weltwirtschaft braucht  nach diesen Crashs Jahre, um sich wieder zu erholen. Umso erstaunlicher sind da manche „Schön-Wetter“-Prognosen von Wirtschaftsleuten, die Wirtschaft werde 2021 wieder weitgehend auf die Erfolgsspur kommen.


- Und ich möchte noch einmal wegen seiner besonderen Bedeutung auf die Folgen für die Welternährung hinweisen: Made for minds schreibt im Internet in einem Artikel: Warum der Kampf gegen Hunger in der Corona-Krise noch schwieriger wird: „Unterbrochene Lieferketten, geschlossene Schulen und Ausgangsbeschränkungen: So sinnvoll viele Maßnahmen sind, die Corona-Pandemie einzudämmen – sie könnten die Ernährungslage von Millionen Menschen verschlechtern.“  Man kann das auch deutlicher formulieren: Es gibt Schätzungen, dass durch den weltweiten Rückgang der Wirtschaft, natürlich nicht bei uns, aber in den Entwicklungsländern, Millionen zusätzlicher Hungertote auftreten werden, vor allem Kinder.

  

4-5 Scheinbar Positive Folgen der Corina-Krise

In letzter Zeit werden zunehmend auch positive Auswirkungen der Corona-Krise bzw. der Maßnahmen gegen die Corona-Krise diskutiert. Ich nenne hier solche genannten positiven Folgen, aber gleichzeitig auch Gegenargumente.

 

1. Das hektische Stress-Leben wird entschleunigt.

Die Menschen besinnen sich wieder mehr auf das Wesentliche im Leben, haben zu Hause mehr Zeit und Muße.

 

Gegenargumente:

Die Gesellschaft ist eher (negativ) gelähmt als (positiv) entschleunigt; und ob diese Veränderung langfristig und nachhaltig ist, bleibt abzuwarten: Vielleicht stürzen sich die Menschen nach der Corona-Krise aus Nachholbedarf um so mehr in hektischen Aktivismus. Außerdem, ein Leben in Angst vor einer Corona-Ansteckung und im Stress der Abstands-Regelung ist auch nicht gerade entspannend. Und man frage einmal die Mütter, die zu Hause Homeoffice machen und sich „nebenbei“ um ihre entschulten Kinder und den Haushalt kümmern, ob sie das als besonders geruhsam erleben. Ich glaube nicht.

  

2. Man lebt wieder gesünder.

Z. B. geht man nicht in einen Fastfood-Restaurant und isst irgendwelches Junkfood.

 

Gegenargumente:

Wirklich? Erst einmal wird in der häuslichen „Quarantäne“ mehr gegessen, mehr Alkohol getrunken und man bewegt sich weniger. Pizza-Bringdienste haben Hochkonjunktur. Der Komiker Ingo Apelt meinte: Das Gute an Corona sei, es gäbe jetzt keine Menschen mehr mit Lactose-Intoleranz. So nach dem Motto: Wenn es um eine wirkliche Gesundheitsgefahr geht, dann bleibt kein Platz mehr für Modekrankheiten wie eben z. B. Lactose-Intoleranz. Aber erstens tut man damit wahrscheinlich den Betroffenen unrecht. Und zweitens glaube ich eher, dass viele Menschen durch Corona gerade krankheitsängstlicher, also hypochondrischer oder generell phobischer werden.

 

 

3. Die Konsumfixierung geht zurück.

Es wird viel weniger gekauft, weniger sinnloses Shoppen von Artikeln, die man meistens doch nicht braucht und die oft nach kürzerer Zeit ungenützt herumliegen oder auf dem Müll landen. Und auch der Schnäppchenwahn, die „Geiz- ist-geil-Mentalität“, die Sucht, immer den billigsten Preis zu ergattern, läuft ins Leere. Und die Kaufsüchtigen werden, wenn vielleicht auch unfreiwillig, zu einem Entzug gezwungen.

 

Gegenargumente:

Sicher wird derzeit weniger im Einzelhandel gekauft, aber online wird umso mehr dem „Konsumrausch“ gefrönt.  Amazon erreicht neue Rekordumsätze. Außerdem, auch wenn man zugibt, dass weniger Konsum uns Menschen gut tun würde: unsere Marktwirtschaft, unsere „kapitalistische“ Gesellschaft ist nun einmal auf ständigem Konsum aufgebaut; wenn das wegfallen würde, wären die wirtschaftlichen Schäden noch größer als ohnehin durch die Corona-Krise.

  

4. Man hat mehr Zeit für die Familie.

Im Homeoffice oder ohne Arbeit bzw. in Kurzarbeit haben die Eltern mehr Zeit, sich umeinander und um ihre Kinder zu kümmern.

 

Gegenargumente:

Ja, viele Familien sind enger zusammengerückt. Aber oft auch ungewollt und ungewohnt. Und  in der häuslichen Enge entstehen oder verstärken sich Konflikte, die zu mehr Gewalttätigkeit in Ehen und Familien führen (zumindest gibt es Hinweise dafür).

Außerdem, einen Großteil der Familien, vor allem die älteren Familienmitglieder, z. B. Großeltern, soll oder darf man derzeit gar nicht besuchen. Das ändert sich gerade wieder, aber eine Normalität wird noch lange nicht erreicht sein. Ein Besuch im Altersheim ähnelt derzeit mehr dem Besuch auf einer Seuchenstation.

  

5. Die Solidarität wird gestärkt.

Man dankt den Pflegekräften und Supermarkt-Mitarbeiterinnen. Es gibt tausende aufmunternde Posts im Internet. Man will jetzt auch dafür sorgen, dass ausländische Arbeiter in Fleischfabriken menschenwürdig behandelt werden. Und angeblich macht man ja die enormen Anstrengungen gegen die Corona-Ausbreitung vor allem, um die besonders gefährdeten alten und kranken Menschen zu schützen.

 

Gegenargumente:

Sicher, man dankt den Pflegekräften und Supermarkt-Mitarbeiterinnen – ohne sie aber besser zu bezahlen. Es gibt zwar tausende aufmunternde Posts im Internet, die allerdings eher der Selbstdarstellung dienen. Und für die ausländischen Fleischarbeiter will man deshalb etwas tun, weil sie sehr häufig Corona-infiziert sind und daher unsere Gesellschaft bzw. unsere abnehmenden Infektionszahlen bedrohen. Und man hört immer mehr Stimmen von alten Menschen, z. B. in Altersheimen und Krankenhäusern, die sagen: „Ich will diese Isolierung nicht. Was nützt mir ein längeres Leben, wenn ich meine Angehörigen nicht mehr sehen darf. Ich will die kurze Zeit, die mir noch bleibt, mit meinen Angehörigen verbringen. Lieber gehe ich das Risiko einer Ansteckung ein, als dass ich völlig vereinsame.“ Also, mich überzeugen die Behauptungen einer großen Solidarisierung nicht wirklich: Wo ist denn auch die Solidarität bei den Hamsterkäufen, an denen sich sehr viele Menschen beteiligt haben?

 

6. Man lernt eine neue Flexibilität.

Das ist erst einmal richtig. Die Corona-Krise zwingt uns (und sei es auch nur durch staatliche Regelungen) zu radikalen Verhaltensänderungen, die man vor Monaten noch für unvorstellbar gehalten hätte: von Homeoffice über Mundschutz tragen bis hin zu (je nach Land mehr oder weniger) starken Ausgangsbeschränkungen.

 

Gegenargumente:

Aber erstens sind die Veränderungen doch überwiegend negativ, reduzieren unsere demokratischen Freiheitsrechte und unsere Selbstbestimmung. Und zweitens sind viele Menschen auch überfordert mit diesen Veränderungen, sie können daran krank werden.

  

7. Die Natur erholt sich.

Dafür gibt es in der Tat Hinweise, wenn auch keine sicheren Beweise. Natürlich, Fabriken stehen still, es fliegen viel weniger Flugzeuge, es fahren weniger Schiffe, und es werden auch weniger Autos bewegt. Denn, obwohl andererseits viele Menschen aus Ansteckungsangst derzeit lieber mit dem eigenen Auto als in den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren, durch Homeoffice, Arbeitslosigkeit , reduzierte Wirtschaft und Einschränkung der Freizeitaktivitäten wird insgesamt weniger Auto gefahren.

 

Gegenargumente:

Ja, aber der Effekt ist kaum nachhaltig und langfristig. Und wenn die Bürger wieder „freigelassen“ bzw. „losgelassen“ werden sie wahrscheinlich in einem hektischen Nachholbedarf die Natur, die Wälder, Strände, Badeseen  überrennen.

  

8. Die Super-Maßnahmen gegen die Corina-Krise sind ein positives Beispiel.

Man sagt, die gravierenden Anstrengungen bzw. die Bereitschaft zu Einschränkungen in der Bevölkerung in der Corona-Krise können als Beispiel und Ansporn für andere Großprojekte dienen, wie vor allem dem Kampf gegen die Klimaerwärmung.

 

Gegenargumente:

Sie könnten vielleicht, aber werden sie es auch tun? Es gibt schon eine Gegenbewegung: Nämlich die Forderungen, den Klimaschutz jetzt zurückzustellen, weil die Wirtschaft durch Corona so geschädigt wurde, dass man sie nicht noch durch ökologische Regelungen einschränken dürfte.

  

9. Die notwendige Digitalisierung nimmt endlich Fahrt auf.

Schüler werden digital unterrichtet, Eltern arbeiten im Homeoffice, Infektionsfälle werden digital erfasst und Ansteckungswege mit Hilfe einer App verfolgt, Videokonferenzen ersparen ökologisch ungünstige Fahrten und Flüge, und die Grünen machten den ersten digitalen Parteitag.

 

Gegenargumente:

Das liest sich alles erst einmal sehr schön. Aber Schüler aus sozial schwachen Familien, bei denen vielleicht die ganze Familie nur ein Smartphone hat, werden abgehängt. Berufstätige vermissen ihre Arbeitskollegen und fühlen sich zu Hause isoliert. Grundsätzlich, der Mensch ist kein „digitales Wesen“. Er braucht den lebendigen Kontakt mit echten Mitmenschen, die unmittelbare Begegnung; Digitalisierung kann in ausgesuchten Fällen eine Alternative bieten, aber niemals den realen Kontakt ersetzen.

  

10. Die Corona-Krise ist die Chance für eine geistige Wende.

In dieser Aussage bündelt sich alles: die Krise, der gesellschaftliche Lockdown, würden zu einer geistig-moralischen Wende führen. Es könne durch die Bedrohung und den Konsumverzicht sowie die Entschleunigung zu einer Besinnung und Umkehr kommen. Die Demokratie wird gestärkt. Die Natur erholt sich. Der Kapitalismus wird gezähmt. Dabei spielen die sozialen Medien eine positive Rolle. Bedeutet die Corona-Krise eine Krise als Chance? Die Chance für ein radikales Umdenken? Die Auffassung vertreten z. B. der Philosoph Markus Gabriel oder der Autor Rutger Bregmann.


Gegenargumente:

Der Soziologe Wilhelm Heitmeyer ist dagegen skeptisch, er meint, dass die Corona-Krise eher undemokratische Verteilungen in der kapitalistischen Gesellschaft verstärken wird. Ich würde mich eher Heitmeyer anschließen, wie ich oben in den vielen Gegenargumenten schon erläutert habe. Ich bezweifle das sozial-romantische Positiv-Denken über die Corona-Krise.


- Es nehmen in der Krise gerade rechts-autoritäre Strukturen zu, wie z. B. in Ungarn. Durch den Abbau demokratischer Rechte werden eher demokratiefeindlichen Strukturen und Parteien gefördert.

- Die radikalen Einschränkungen der Bürgerrechte fördern gerade nicht eine Demokratisierung, sondern eher einen Untertanengeist.

- Frauen werden wieder in ihre alte Rolle zurückgestoßen, denn an ihnen bleiben die Kinderbetreuung und der Haushalt vor allem hängen.

- Die Medien, vor allem die sozialen bzw. digitalen, spielen eine sehr problematische Rolle. Denn es ist ganz wichtig, dass diese Corona-Krisen-Reaktionen alle durch die Informationen, Warnungen und Horrorbilder in den Medien, Zeitung, Funk, TV oder soziale Medien vermittelt sind. Die wenigsten Menschen haben bisher einen an Corona-Erkrankten in ihrer unmittelbaren Umgebung, ohne die totale mediale Corona-Info-Flut fände die Corona-Krise kaum statt.




5  Systemische Vorschläge für die Corona-Krise

    

5-1  Pragmatische Grundhaltung   

- Man kann drei Grundhaltungen unterscheiden:

. Idealismus

. Liberalismus

. Pragmatismus


- Idealismus bedeutet bei der Corona-Krise, dass man sich auf die Idee eines totalen Schutzes vor dem Virus fokussiert. Der Idealist möchte möglichst eine vollständige Sicherheit für alle Staatsbürger vor der Infektion erreichen. Insofern ist er ein Perfektionist. Dass seine radikalen Anti-Corona-Maßnahmen große Folgeschäden z. B. in der Wirtschaft verursachen, ist er bereit, als Kollateralschäden hinzunehmen.


- Liberalismus bedeutet dagegen in der Corona-Krise, dass man keine strengen Anti-Corona-Maßnahmen ergreift, damit die persönlichen Freiheiten und Rechte der Bürger so wenig wie möglich eingeschränkt werden. Freie Lebensgestaltung für freie Bürger sind für den Liberalisten die obersten Ziele. Dafür muss der Kampf gegen das Virus zurücktreten.


- Der Pragmatismus steht zwischen Idealismus und Liberalismus. Der Pragmatiker wägt immer seine Handlungsoptionen gegeneinander ab und sorgt für einen Ausgleich. Wenn die Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten zu stark werden, dann wird er den Lockdown herunterfahren und stattdessen die Liberalisierung und Lockerung verstärken. Wenn umgekehrt die Öffnungsmaßnahmen aus dem Ruder laufen und die Infektionszahlen wieder ansteigen, dann wird er z. B. mit neuen Ausgangsbeschränkungen gegensteuern. Charakteristisch für den Pragmatismus ist, dass man nicht nach ideologischen Gründen entscheidet, sondern nach Vernunft und Wissenschaftlichkeit, immer um einen fairen Kompromiss und das rechte Maß bemüht.


- Leider sehen wir in der Corona-Krise in Deutschland zu viele strenge Idealisten und zu viele lässige Liberalisten, aber zu wenig ehrliche Pragmatiker. Denn aus systemtheoretischer Sicht ist eine pragmatische Haltung am besten geeignet, die verschiedenen, teils gegensätzlichen Ziele und Bedürfnisse eines Systems zu einem Ausgleich zu führen. Die Sollwerte Gesundheitserhaltung der Bürger versus Funktionieren der Gesellschaft müssen pragmatisch in einem Gleichgewicht gehalten werden, damit die unterschiedlichen Funktionen eines Systems erfüllt werden können.

 

 

5-2 Innovative Strategien gegen Corona

- Wir sehen in der Corona-Krise vielfach überforderte, ja hilflose Regierungen, die getrieben von den steigenden Infektionszahlen und den warnenden Virologen sich in Abwehrmaßnahmen stürzen, die oft dysfunktional für das Gesellschaftssystem, aber auch für Subsysteme wie Familiensysteme sind.


- Über allem droht die Holzhammermethode des Lockdowns, mit dem man die ganze Gesellschaft abbremst, ja lähmt, fast zum Stillstand bringt, oder – wie es das Wort „Lockdown“ wörtlich sagt – einsperrt oder absperrt. Das kann in einer akuten Bedrohungslage vielleicht kurzfristig berechtigt sein, aber sicher nicht als dauerhafte Maßnahme, weil die Folgeschäden, insbesondere für die Sozial- und Wirtschaftssysteme, viel zu hoch sind.


- Was erforderlich ist und in letzter Zeit auch mehr und mehr gefordert wird, sind innovative, intelligente, kreative, differenzierte und digitale Strategien für die Corona-Krise.


- Eine wichtige neue Strategie wäre, die Anzahl der Tests wesentlich zu erhöhen, den Erregernachweis und den Antikörpertest, weil – wie ich früher ausgiebig begründet habe – die ganzen Berechnungen der Virologen von Wachstumsrate, Ansteckungsrate, Verdoppelungsrate und Todesrate nur auf Schätzungen der Infiziertenzahl beruhen, ohne ausreichende empirische Basis. Die Dunkelziffer ist unbekannt, sie kann bis zum Faktor 1:10 reichen. Flächendeckende Testungen oder wenigstens Tests an repräsentativen Stichproben werden seit langem vielfach angemahnt, aber sie finden bis heute kaum statt.


- Sehr wichtig ist eine Tracing-App oder Tracking-App, die erlaubt, die Ansteckungswege digital nach zu verfolgen oder Betroffene vor Ansteckung zu warnen bzw. auf einen Risikokontakt hinzuweisen, damit sie sich ggf. testen lassen. Und es ist völlig unverständlich, warum es in einem hochtechnisierten Staat wie Deutschland in vielen Wochen nicht gelungen ist, so eine App zu installieren, anders als etwa in Südkorea. Setzt man zu wenige oder die falschen Informatiker ein, sind es bürokratische Hindernisse? Wie auch immer, es gibt keine Entschuldigung für diese Verzögerungen.


- Differenzierung tut not. Wenn in einer Fleischfabrik als Hotspot eine massive Häufung von Corona-Infektionen aufgetreten ist, so ist es reichlich undifferenziert, diese Werte mit der sonstigen Ansteckungsrate zu einem Durchschnittswert hochzurechnen. Sondern hier ist natürlich zu unterscheiden, und so macht es dann auch wenig Sinn, für den ganzen betroffenen Landkreis den Lockdown wieder hochzufahren.


- Damit ist schon das Stichwort Regionalisierung gefallen. Natürlich muss man auch das ganze Staatssystem in Bick haben, aber das Corona-Geschehen vollzieht sich real unterschiedlich in verschieden Regionen oder Lokalitäten. Es kann ein Landkreis stark betroffen sein, ein Nachbarlandkreis viel weniger, es kann ein Wohnblock betroffen sein, ein anderer daneben kaum. Das kann und muss man bei den Beschränkungen berücksichtigen. Nur die Basis dafür liegt eben in flächendeckenden Tests.


- Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat eine andere Differenzierung vorgenommen, nach Risikogebieten. Es kippte in Niedersachsen die Regelung, dass Menschen, die aus dem Ausland nach Niedersachsen zurückkehren, 14 Tage in häusliche Quarantäne müssen. Das Entscheidende war dabei, dass die Regel pauschal galt, also undifferenziert. Das Gericht sagte, die Landesregierung kann Quarantäne für „Heimkehrer“ erlassen, aber das muss nach Risikogebieten spezifiziert sein.


- Eine weitere wichtige Spezifizierung ist die nach Alter und Gesundheitszustand. Ich habe schon in meinem ersten Essay über Corona geschrieben, dass es Sinn macht, wenn sich alte und kranke Menschen besonders schützen, wogegen die jungen und gesunden mit weniger Einschränkungen leben können. Das kommt der Gesellschaft als Ganzer zugute, weil sie so besser funktioniert, die meisten Leute ihrer Arbeit nachgehen und Geschäfte und Betriebe offen bleiben können. Das wird inzwischen auch von vielen Journalisten und Politikern so gesehen. Dagegen wird allerdings häufig eingewendet, dies bedeute eine Benachteiligung, ja Diskriminierung von alten und kranken Menschen.


- Ich halte diesen Einwand im Wesentlichen für unbegründet. Es hat sich nämlich gezeigt, dass diese Altersklasse von sich aus – selbstbestimmt und selbstverantwortlich – die Anti-Corona-Maßnahmen weit strenger einhält als jüngere Menschen, aus ihrem eigenen Sicherheits- und Schutzbedürfnis. Natürlich darf es nicht so weit gehen, dass, wie es leider bei uns geschieht, Bewohner von Altersheimen über Wochen von ihren Angehörigen isoliert werden, nur weil man es versäumt hat, rechtzeitig für ausreichende und qualifizierte Schutzkleidung und Schutzmasken zu sorgen.


- Sinnvoll wäre auch mehr Systemtransparenz in der Corona-Krise. D. h. dass die Regierung ihre Überlegungen und Maßnahmen öffentlich macht, und zwar ehrlich. Man könnte einwenden, das geschieht doch bereits. Aber sicher nur zum Teil. So wurden Pläne aus dem Innenministerium bekannt, den Menschen gezielt Angst, ja Todesangst vor Corona zu machen, um sie so zu korrektem Hygieneverhalten zu drängen. Ich weiß nicht, ob man diese Pläne auch angewendet hat. Aber ich bezweifele, dass so ein verdecktes, intransparentes Vorgehen, jedenfalls auf Dauer, funktional ist. Und fatal, wenn es bekannt wird, dann verlieren die Bürger das Vertrauen. Wir leben in einer offenen Gesellschaft und definieren diese auch so. Das sollte uns jede Anstrengung wert sein, diese freiheitliche Gesellschaft auch zu erhalten.


- Man sollte die Menschen also nicht manipulieren, aber man könnte sie viel geschickter und psychologisch kompetenter zu einem hygienegerechten Verhalten motivieren. Nicht immer nur sagen, wir müssen die Alten und Kranken schützen; das stößt bei jungen lebenshungrigen und aktiven Menschen vielfach auf Unverständnis oder sogar Protest. Sinnvoller wäre es vielleicht zu erklären, dass jeder einzelne Mensch wichtig für das Ganze, für unsere Gesellschaft ist, weil er als Mitglied von verschiedenen Systemen einen großen Einfluss auf diese Systeme ausüben kann, gerade in der Corona-Pandemie. Denn es hat sich öfter schon gezeigt, dass nur ein Infizierter indirekt (nämlich über fortgeführte Ansteckungen) hunderte oder sogar tausende andere Menschen anstecken kann. Daher trägt jeder eine große Verantwortung.


- Und immer müssen bei einer Maßnahme Vorteile und Nachteile, Nutzen und Kosten abgewogen werden. Man darf nicht nur einzelne Ziele im Blick haben (z. B. die Ansteckungsrate zu senken), ohne zu fragen, welche Folgeschäden man erzeugt, auch für andere Systeme oder das gesamte Gesellschaftssystem. Eine Maßnahme mag für ein Ziel funktional sein, aber für verschiedene andere Ziele dysfunktional.


- Vielleicht läuft Corona wie eine Welle, die schon in einigen Wochen oder Monate  wieder abgeebbt ist, wie eine Grippewelle. Wahrscheinlich werden wir aber viele Monate mit Corona leben. Wir müssen dabei lernen, so mit dem Virus zu leben, dass wir uns einerseits schützen, aber andererseits nicht immense wirtschaftliche, soziale, psychische und auch andersartige gesundheitliche Schäden anrichten, wie das bisher praktiziert wurde.

 

 

5-3  Besser auf Pandemien einstellen

- Pandemien sind im wahrsten Sinne des Wortes systemische Erkrankungen. Denn auf ihrer großen Ansteckungskapazität betreffen sie das gesamte System eines Staates, aber weit darüber hinaus die Weltgemeinschaft als globales System.


- Eine wichtige neue Priorität ist daher, sich auf mögliche bzw. wahrscheinliche zukünftige Pandemien einzustellen. Allerdings gilt das nicht nur für weltweite Pandemien, sondern auch für begrenztere Epidemien, die ein ganzes Land betreffen wie z. B. manche Grippewelle, oder aber für Infektionskrankheiten, die sich nur lokal begrenzt ausbreiten, wie z. B. den Noro-Virus. Dabei muss in erster Linie dafür zu sorgen, dass unser Gesundheitssystem gut aufgestellt ist.


- Denn anders als anfangs immer behauptet wurde, war Deutschland keineswegs gut auf eine solche Pandemie eingestellt. Das fing schon damit an, dass viel zu wenig Schutzausrüstung, wie z. B. hochwertige Masken und viel zu wenig Tests vorhanden waren.


- Gravierender war aber, dass man das Gesundheitssystem über Jahre mehr oder weniger krankgespart hatte, vor allem viele Kliniken geschlossen oder privatisiert hatte. Dadurch fehlten, so meinte man jedenfalls, ausreichend Intensivbetten für die hohe Zahl an erwarteten COVID-19-Patienten. Und gerade mit diesem Mangel an Intensivbetten wurden ja zumindest anfangs die strengen Lockdown-Maßnahmen begründet – man müsse einen Kollaps des Gesundheitssystems vermeiden.

 

- Ich möchte verschiedene Punkte bzw. Empfehlungen kurz ansprechen: Dabei geht es nicht nur um Schutz von den Corona-Viren oder überhaupt Viren, sondern auch gegen andere Erreger wie z. B. die multiresistenten Bakterien.

 

Medizinische Maßnahmen

- Krankenhäuser erhalten und nur sehr limitiert privatisieren

- Genügend Intensivbetten in den Kliniken einrichten

- Genügend Pflegepersonal einstellen zu angemessener Entlohnung

- Einen ausreichenden Vorrat an Schutzkleidung, Mundschutz, Handschuhen, Tests usw. bereit halten

- In den Krankenhäusern auf mehr Hygiene achten

- Nicht das hauseigne, bewährte Reinigungspersonal entlassen und stattdessen billige Leiharbeiter über Subunternehmen einstellen, die im Akkord arbeiten müssen


- In den Praxen viel weniger Antibiotika verschreiben, die oft – völlig unwirksam – bei Virusinfektionen verordnet werden. Denn die Fehlverschreibung fördert die Entwicklung von Keimen, die gegen viele Antibiotika resistent sind.

 

Weitergehende innenpolitische Maßnahmen sind:

- Bei ansteckenden Krankheiten sollte es dauerhaft möglich sein, sich über Telefon, Mail oder ggf. Videosprechstunde krankschreiben zu lassen. Allzu häufig haben sich z. B. in Grippezeiten sehr viele Menschen in den Arztpraxen angesteckt. Was für Corona möglich war, sollte auch zukünftig z. B. bei Grippewellen erlaubt sein.


- Es darf kein Druck vom Arbeitgeber ausgeübt werden, sich infektionskrank auf die Arbeitsstelle zu quälen. Viele Menschen sind in der Vergangenheit trotz Grippe oder auch nur mit Erkältungsinfektion zur Arbeit gegangenen, aus Angst, sonst schlecht angesehen zu werden, schlimmstenfalls sogar ihren Arbeitsplatz zu riskieren. Mit ihrem „heldenhaften“ Einsatz stecken sie andere Mitarbeiter an, so dass letztlich der Schaden für die Firma viel größer ist, als wenn die Kranken konsequent ein bis zwei Wochen zu Hause geblieben wären.


- Es sollte bei Bussen und Bahnen eine wesentlich höhere Frequenz von Fahrten geben. Denn vor allem der öffentliche Nahverkehr ist in Infektionszeiten eine wahre Bazillenschleuder,  Hotspot für Viren und Bakterien. Wahrscheinlich stecken sich nirgends so viele Menschen an wie in dem übervollem Nahverkehr, wo sie oft eng gedrängt, nur in einigen Zentimetern Abstand voneinander stehen. Dieses unselige Sparen auf Kosten der Gesundheit der Fahrgäste muss aufhören. (Nebenbei, viele Menschen nutzen lieber unökologisch ihr eignes Auto, weil sie dem elenden Gedränge entgehen wollen).


-  Ein weiterer Ratschlag ist, immer achtsam zu sein, wenn nötig mehr Abstand zu den Mitmenschen halten. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, wahrscheinlich dauerhaft mehr Abstand zu halten, jedenfalls in den Hauptansteckungszeiten im Winter.


- Auch ist es wichtig, stets eine Maske dabei haben. Wir werden uns wahrscheinlich daran gewöhnen müssen, in (fast) jeder öffentlichen Situation eine Maske parat zu haben und wenn nötig aufzusetzen, z. B. in einem vollen Bus – auch wenn es nicht mehr vorgeschrieben ist. Dafür sollte es allerdings preiswerte und wirksame FFP2 Masken für alle geben.


-  Wir sollten uns um gesunde Arbeits- und Lebensverhältnisse sorgen. Das gilt besonders für Arbeiter im Billiglohnbereich aus dem Ausland, aktuell vor allem um die Arbeiter in den Schlachthöfen. Wir sollten diesen Menschen natürlich schon aus rechtsstaatlichen Gründen menschenwürdige Bedingungen bieten, aber auch im Sinne der Vorbeugung einer Massenansteckung. Denn so wie diese Menschen derzeit vielfach arbeiten und wohnen, in viel zu engen Verhältnissen, z. B. fünf fremde Menschen auf einem Zimmer, bedeutet das geradezu eine Brutstätte für Erreger. Und nicht umsonst sind ja die letzten Häufungen von Neuansteckungen bei Arbeitern von Schlachthöfen aufgetreten.

 

Weitergehende, auch außenpolitische Maßnahmen sind:

- In einer vernetzten Welt voller komplexer Systeme können Maßnahmen im eigenen Land natürlich nur immer ein Teil der Strategie sein. Sondern Deutschland muss bei vielen Maßnahmen sehen, sie möglichst auch in der EU durchzusetzen sowie weltweit dafür zu werben.


- Den Einsatz von Antibiotika in der Tierwirtschaft, z. B. bei Schweinen, radikal limitieren, so dass hier nicht durch Masseneinsatz von Antibiotika multiresistente Bakterien herangezüchtet werden. Stattdessen bessere Tierhaltung und höhere Fleischpreise für die Bauern.


- Internationalen Druck auf China ausüben, dass die Tiermärkte und Garküchen geschlossen oder wenigstens kontrolliert werden. Denn fast alle gefährlichen Pandemien der letzten ca. 10 Jahre gingen von solchen Märkten aus in die ganze Welt.


- Die Grundhaltung gegenüber Bedrohungen ändern. Die zukünftigen Bedrohungen für uns kommen in erster Linie nicht von anderen Staaten, sondern aus der Mikrowelt, von Viren und Bakterien, insbesondere multiresistenten Keimen. 


- Den Schutz gegen (in unserem Land) neuartige Zecken und Mücken verbessern. Riesen-Zecken verbreiten nicht mehr nur Borreliose und FSME, sondern auch Fleckfieber und andere bisher in Deutschland unbekannte Infektions-Erkrankungen. Ebenso  sollte man den Schutz gegen neue Mücken verbessern. In Deutschland treten neuerdings exotische Mücken wie die Tigermücke auf, sie kann vermutlich, bisher nur aus den Tropen bekannte Infektionen wie West-Nil-Fieber oder Dengue-Fieber, übertragen.


- Man sollte viel mehr Geld investieren in die Abwehr von Krankheitserregern, von Infektionskrankheiten und Pandemien, als in die militärische Rüstung. Z. B. für Deutschland besteht keine Gefahr, von einem ausländischen Staat angegriffen zu werden. Die Beschwörung alter Feindbilder, z. B. Russland gegenüber, und die entsprechenden enormen Rüstungs-Kosten sind anachronistisch, irrational und im höchsten Maße dysfunktional für unser Gesellschaftsystem.

 

Zu weiteren Maßnahmen komme ich im nächsten Punkt über die Steigerung der Immunabwehr.

 

 

5-4  Unspezifische Abwehr modulieren

Bereits in der Pionierzeit der Infektionslehre, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entbrannte ein heftiger Wissenschaftsstreit zwischen zwei Hypothesen: Auf der einen Seite war Louis Pasteur (1822-1995), der die Mikroben im Zentrum des Infektionsgeschehens sah, während seine Zeitgenossen Pierre Jaques Antonie Béchamp und Claude Bernard die „Milieuseite“ vertraten. Bernard fasste seine Erkenntnisse so zusammen: „Der Erreger ist Nichts, das Milieu ist Alles“ - „Le microbe n’est rien, le terrain c’est tout“.

(Zitiert nach: www.heilpraktikerinessen.net.)



- Mit „Milieu“ in diesem berühmten Ausspruch meinte Claude Bernard die körpereigene unspezifische Abwehr. Aber wer hat(te) nun Recht, Pasteur oder Bernard? Aus heutiger Sicht würde man sagen: beide hatten teilweise Recht – und teilweise nicht. Eine Infektionskrankheit entsteht durch die Wechselwirkung von Erreger und Abwehrsystem des Körpers. Daher kann man als Therapie einerseits den Erreger, z. B. das Corona-Virus bekämpfen, andererseits das Milieu, als die Abwehr gegen das Virus stärken.


- Erreger sind unterschiedlich gefährlich, unterschiedlich virulent; multiresistente Keine stellen z. B. eine besondere Herausforderung für die Immunabwehr dar. Aber es liegt eben immer auch an der Güte und Stärke dieses Immunsystems, ob ein Mensch durch den Erreger erkrankt (oder nicht) und wenn ja, wie stark.


- Daher habe ich in 3-5 schon darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, durch ein gesundes Leben ein robustes Immunsystem zu fördern: gesunde Ernährung, Bewegung, möglichst an frischer Luft, ausreichend Schlaf und Entspannung, dosierte Licht- und Sonnenbäder, aber auch mehr psychische Faktoren wie Stresskontrolle, harmonische Partnerschaft bzw. Familie, ein aktiver Freundeskreis, eine – wenigstens überwiegend – befriedigende Arbeit, sinnvolle Freizeitgestaltung, Naturerleben, z. B. auf Spaziergängen.


- Darüber hinaus kann man die Immunabwehr durch Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Pflanzenextrakte wie z. B. Echinacin stärken, wobei im Einzelnen durchaus umstritten ist, insbesondere bei homöopathischen Medikamenten, ob und wie wirksam sie sind.


- Allerdings gibt es Hinweise, dass eine überaktive unspezifische Immunabwehr sich bei der Corona- Infektion auch negativ auswirken kann, weil die Immunprozesse den Körper selbst schädigen. Das Ziel eines Eingriffs in die körpereigene Abwehr ist also in erster Linie nicht eine pure Stimulation der Abwehr, sondern eine Modulation. D. h. der Eingriff muss die Immunabwehr so regulieren, dass überschießende Immunreaktionen gedämpft werden, dagegen zu schwache, insuffiziente Abwehrprozesse gesteigert werden. Es gibt Mittel, vor allem in der Naturheilkunde und in der biologischen Medizin, die so eine modulierende Regulation der Immunprozesse erlauben.

 

 

 

SCHLUSS

 

- Im Punkt 4-6 habe ich darüber geschrieben, dass in der Corona-Krise vielfach dazu aufgefordert wird, neue Ziele und Werte zu realisieren bzw. sich auf frühere zurückzubesinnen. Dabei geht es um Konsumverzicht, Entschleunigung des Lebens, weniger individuelle Mobilität, mehr Solidarität und anderes mehr. Diese Ziele und Werte erscheinen erst einmal gut und sinnvoll , aber auf den zweiten Blick werfen sie auch Probleme auf.


- Einmal geht es um die Frage: Lassen sich diese Ziel wirklich erreichen?  Z. B. einfach den Vorsatz zu treffen, ab jetzt verhalten wir uns alle solidarischer, scheitert schnell an Egoismus und Egozentrik der Menschen. Und wenn wir wirklich dem sogenannten Konsumterror abschwören würden, dann bedrohte das unser gesamtes marktwirtschaftliches System. Wollen wir wirklich einen radikalen Systemwechsel mit all den unvorhersehbaren Umwälzungen, Verwerfungen und vielleicht chaotischen Zuständen einer Übergangszeit? Bei allen Schwächen des Kapitalismus hat er sich doch, gezähmt als soziale Marktwirtschaft, einigermaßen bewährt und nicht umsonst auf fast der ganzen Welt durchgesetzt.


- Also, wir müssen bei gravierenden Veränderungen immer danach fragen: Welche Auswirkungen haben sie auf das betroffene System selbst, auf andere Systeme und auf das Gesamtsystem? Gerade diesen Mangel an systemischem Denken kritisiere ich an den Maßnahmen der Corona-Krise. Dennoch sollen die oben genannten Werte und Ziele einer Erneuerung bzw. Rückbesinnung nicht einfach ad acta gelegt werden, aber sie dürfen nur mit Augenmaß und Berücksichtigung der Vernetzung der Systeme angegangen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 


 


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DIE CORONA - KRISE.

Eine Wiederaufnahme

02.04.2020


„Der Zweck heiligt die Mittel“, sagt man. Aber wie der berühmte französische Philosoph Albert Camus fragte: „Wer heiligt den Zweck?“


Vom 11.03. bis 16.03.2020 habe ich immer wieder neue Fassungen eines Essays über Corona auf meiner Homepage veröffentlicht: „CORONA – Eine PanHysterie“. Eigentlich wollte ich danach nichts mehr zu Corona schreiben, aber natürlich habe ich mich weiter mit der Corona-Krise beschäftigt.


Jetzt sagte ein Freund sagte zu mir: „Ich finde dein Essay sehr gut – aber würdest du es heute auch noch so schreiben? Angesichts der vielen Infizierten und Todesopfer durch Corona?" Eine gute Frage – und keine ganz leichte Antwort. Das nahm ich zum Anlass, einen neuen Nachtrag zu meinem Essay zu schreiben: Wie ist die Corona-Krise heute zu beurteilen?



Dass seit meinem Bericht die Zahl der Corona-Infizierten und Corona-Todesopfer weltweit relativ stark gestiegen ist, ist zwar tragisch und dramatisch; aber es hat mich nicht überrascht, das hatte ich in meine Argumentation eingerechnet.


M. E. gilt aber nach wie vor, dass die Corona-Krankheit COVID- 19 mit viel Irrationalität angegangen wird, mit Hysterie, Phobie und Sekten-Verhalten, wie in in Weltuntergangs-Sekten. Natürlich sind bestimmte Maßnahmen wie Abstand halten, nicht in der Gegend herumhusten bzw. – niesen, gründlich Händewaschen u. ä. sinnvoll, geschenkt. Nein, mir ging und geht es um das Ausgeh-Verbot, das Kontakt-Verbot, das Reise-Verbot, das weitgehende Arbeits-Verbot, das Schließen von Geschäften und Firmen, von Hotels und Restaurants, das gesellschaftliche und wirtschaftliche „Runterfahren“ bis gegen Null, den „Shut Down“.


Liebe Politiker, wenn Ihr wegen dem Erkältungs-Corona-Virus ganz Deutschland lahmlegt und die Wirtschaft ruiniert – was wollt Ihr eigentlich machen, wenn es einmal eine Ebola-Epidemie in Deutschland geben sollte?!


Zugegeben, der Corona-Erreger SARS CoV-2 hat sich als gefährlicher erwiesen, als anfangs angenommen. Das Besondere an Corona ist: Der Erreger ist sehr ansteckend, daher erkranken und sterben viele Menschen innerhalb weniger Wochen, während sich die Grippe-Epidemien über die ganzen Wintermonate erstrecken.


Wenn dagegen oft behauptet wird, das Einmalige an Corona sei, dass die Menschen schon ansteckend sein, bevor sie Symptome hätten, stimmt das nicht. Man kann auch schon Grippe-Erreger verbreiten, ehe man selbst Symptome hat.


Charakteristisch für Corona ist andererseits, dass viele Menschen milde oder gar keine Symptome haben, ein kleiner Prozentsatz aber eine gefährliche Lungenentzündung bekommt und ein noch kleinerer Prozentsatz daran verstirbt.


Zwar gilt noch immer: Bei schlimmen Grippe-Pandemien, wie z. B. vor 2 Jahren, waren viel mehr Menschen infiziert und gestorben, als bisher an der Corona-Infektion COVID- 19.


Das gilt besonders für Deutschland. Hier gilt mit Stand von heute: 73.522 bestätigte Corona-Fälle, 872 Todesopfer, also etwas über 1%. (Natürlich werden die Zahlen schon morgen höher sein, da der Gipfel der Pandemie noch nicht erreicht ist.)


Wenn man bedenkt, dass bei der Grippe-Pandemie vor 2 Jahren in Deutschland einige Millionen Menschen infiziert waren und etwa 25.000 Menschen starben, dann waren diese Zahlen also viel höher als (jedenfalls bisher) bei Corona. Ohne dass man bei der Grippewelle der ganzen Gesellschaft eine Kontaktsperre auferlegte, Bürgerrechte massiv abbaute und die Wirtschaft Richtung kollektiver Pleite führte.


Übrigens sind grippale Infekte („Erkältungen“) in den Wintermonaten in Deutschland schätzungsweise bis zu 80% verbreitet, das macht bei 83 Millionen etwa 66 Millionen Erkrankungen, dagegen sind die Coronazahlen wirklich äußerst gering.


 Es wird oft auf Italien und Spanien verwiesen, um die besondere Gefährlichkeit von Corona aufzuweisen. In der Tat liegen die Zahlen in Italien deutlich höher: bisher etwa 105.000 Infizierte und mehr als 12.000 Todesfälle. Das ist eine Todesrate von etwa 11%, das ist wirklich erschreckend hoch.


 Dabei ist aber zu bedenken:


- Die kranken alten Menschen kommen in Italien oft zu spät ins Krankenhaus, und die ärztliche Versorgung ist nicht ausreichend. Wie ein „führender Virologe“ (wie das immer heißt) sagte: Bei guter, rechtzeitiger Versorgung würden sehr wenige Menschen an Corona sterben.


- In Italien gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer von jungen, nicht getesteten Menschen, bei den Corona sehr schwach verläuft; wenn man die einrechnen würde, wäre der Prozentsatz an Todesfällen viel geringer.


- In Italien (aber auch anderswo) wird bei Menschen, die Corona positiv sind und starben, automatisch angegeben, sie wären durch Corona gestorben. Und das ist falsch, alte Menschen sterben an vielen Ursachen, oft an multiplen Ursachen, Corona kann durchaus auch nur eine Ursache neben anderen gewesen sein.


- Und die erkrankten Menschen werden normalerweise nur auf den Corona-Virus SARS CoV-2 getestet, nicht auf Grippe-Viren wie insbesondere Influenza A und Influenza B. Auch die Grippe kann tödliche Lungenentzündungen machen. Es ist also durchaus möglich, dass ein Mensch, der Corona-positiv ist, in Wahrheit gar nicht an einer Corona-Infektion, sondern an einer Grippe-Infektion gestorben ist. (Überhaupt werden der Corona-Infektion so viele unterschiedliche Symptome zugeschrieben, neben den Leitsymptomen Husten, Fieber und Geruchsverlust z. B. auch Durchfall und Schnupfen, dass es fraglich ist, ob die alle von ein- und demselben Erreger ausgelöst worden sind.)


- Gehen wir von den Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2017 aus (die für 2019 erhöht werden müssten) sind 68.400 Menschen durch Atemwegerkrankungen gestorben, z. B. an Lungenentzündung, also etwa 187 Menschen am Tag, 1.870 Menschen in 10 Tagen. D. H. die ganz normale Sterblichkeit an Lungenerkrankungen liegt in Deutschland deutlich höher als durch Corona. Jedenfalls bisher.


Ich hatte in einem Essay schon auf die generellen Todesursachen in Deutschland hingewiesen: In Deutschland sterben im Jahr etwa 960.000 Menschen (2.630 am Tag), aus den verschiedensten Ursachen. Gehen wir von den Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2017 aus (die für 2019 erhöht werden müssten): 932.272 (2.554 pro Tag). Davon durch Herz-Kreislauferkrankungen 344.500, durch Krebs 227.600, durch Atemwegerkrankungen 68.400. Noch einige Details: 18.396 Frauen starben durch Brustkrebs, 14.677 Menschen erlitten einen tödlichen Sturz, immerhin 9.235 Menschen begingen Suizid, 3.275 Menschen starben durch Verkehrsunfälle (2019). Der Prozentsatz der Corona-Toten wäre (nach heutigem Stand) kleiner als 0,1%, geht in der Statistik somit praktisch unter.


Z. B. sterben an Krebs in Deutschland etwa 623 Menschen am Tag, 6.230 Menschen in 10 Tagen. Angenommen die Krebsärzte (Onkologen) würden – wie jetzt die Virologen bei Corona – jeden Tag Mitteilungen herausgeben: „Heute sind schon wieder 623 Menschen an Krebs gestorben.“ Sondersendungen: „Jetzt sind 3 Tage nacheinander 623 Menschen an Krebs gestorben.“ Die Politiker erlassen strikte Begrenzungen: Es dürfen nur noch Autos in sagen wir mal 5 Meter Sicherheitsabstand nacheinander fahren, um die Luft nicht zu sehr mit Schadstoffen zu belasten. Rauchen ist bei Androhung eines Bußgeldes absolut verboten. Usw. usw. So könnte man genauso und mit gleichem, ja mehr Recht eine Panik und Hysterie erzeugen wie jetzt bei Corona.


Die Virologen forschen zwar an der Entwicklung von Impfstoffen oder Medikamenten. Allerdings würde ich mir wünschen, dass die „führenden Virologen“ mehr in ihrem Labor arbeiten würden, anstatt von Talkshow zu Sondersendung zu „tingeln“.


Und ich finde enttäuschend, dass von den Virologen so wenig über eine Steigerung der Immunabwehr gesagt wird; denn wenn man ein starkes Immunsystem hat, ist man natürlich weniger anfällig für Corona. Hier ist am ehesten eine deutliche und schnelle Verbesserung der Therapie gegen COVID-19 zu erwarten – denn bis zu einem einsatzfähigen Impfstoff kann es gut noch ein Jahr dauern.


Ganz interessant finde ich, dass verschiedene Überlegungen, die ich in meinem Essay entwickelte, inzwischen auch von anderen vertreten werden.


- Man sollte besser den gefährdeten Menschen durch Isolation schützen, anstatt die ganze Gesellschaft und ganze Wirtschaft lahmzulegen. Das hört man inzwischen immer öfter. Es wird vor allem unter dem Aspekt "Exit Strategie" diskutiert.


- Oft wird gesagt: Die Gesundheit, also die drastischen Einschränkungen menschlicher Kontakte zur Reduktion der Infektionen, haben Vorrang vor der Wirtschaft. Ich habe schon früh darauf hingewiesen, dass die Schutzmaßnahmen so gestaltet werden müssen, dass sie nicht unsere Wirtschaft ruinieren. Und dies auch aus gesundheitlichen Gründen. Denn durch das Kontaktverbot, das „Einsperren“ der Menschen, durch Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz sehr vieler Menschen, schafft man ein psychisches Elend, das sehr wahrscheinlich zu stark erhöhten Suizidraten führen wird, zu mehr Depressionen und psychosomatischen Erkrankungen, aber ebenso zu Krankheiten durch Bewegungsmangel und Übergewicht (bis hin zum Infarkt), was auch die Todesrate erhöhen kann, außerdem zu mehr häuslicher Gewalt, ggf. auch mit Tötungsdelikten.


Übrigens, die Regierung hat keine Probleme damit, die Bürgerrechte massiv einzuschränken. Andererseits dürfen in Deutschland Hedge Fonds weiter Leerverkäufe machen, d. h. dass sie (mit Millionen Einsätzen) auf fallende Börsenkurse in Deutschland wetten und damit die Aktienkurse immer weiter herunterprügeln. Andere EU Staaten verbieten das, Deutschland macht nicht mit.


- Es ist fragwürdig, mit allen Mitteln zu verhindern, dass junge, gesunde Menschen sich mit Corona infizieren. Denn es braucht eine gewisse „Durchseuchung“ der Gesellschaft (Herdenimmunität), um die Krankheit zu besiegen. Und je schneller junge Leute sich anstecken und die Infektion durchlaufen, desto schneller kommt es zu dieser gesellschaftlichen Immunität. Das wird inzwischen auch von verschiedenen Virologen vertreten.


- Es wird immer die großartige Krankenhaus-Versorgung in Deutschland gelobt. Das ist völlig verfehlt. Man hat durch rigorose Sparpolitik viele Krankenhäuser geschlossen, zweitens Betten in Krankenhäusern reduziert, drittens viel zu wenig Ärzte/innen und Pfleger/innen eingestellt – und viele Kliniken privatisiert, bei denen wird noch mehr gespart. Dass es in anderen Ländern noch schlechter aussieht, heißt noch lange nicht, dass es in Deutschland gut aussieht. Wie schon gesagt: Bei rechtzeitiger , qualifizierter Versorgung würden viel weniger Menschen an Corona sterben. D. h. aber, wenn es gute, ausreichende Krankenhausplätze gäbe, müsste man nicht unbedingt das ganze Land lahmlegen und die Wirtschaft ruinieren.


Oder: Wenn die Regierung verantwortungsvoll vorgesorgt hätte und für alle Bürger wirksame Schutzmasken bereit gehalten hätte, dann gäbe es kaum eine Ansteckungsgefahr und wir könnten unser Leben ziemlich normal weiterführen. Hier haben Politiker verheerende Fehler gemacht, aber das verschleiern sie, denn sie wollen natürlich nicht, dass man ihnen dafür die Verantwortung  gibt. Nur Ärzte/innen und Pfleger/innen zu Helden hochzuloben, wie heuchlerisch ist das denn!


Wenn die Wirklichkeit zu komplex, zu vielschichtig, zu unübersichtlich ist, dann neigt der Mensch zur simplifizierenden Reduktion von Komplexität. D. h. er reduziert die reale Vielfältigkeit und Differenziertheit von Problemen zwanghaft auf wenige einfache Probleme, idealerweise auf nur ein Problem. Das ist auch bei Corona der Fall. Wir haben so viele gravierende und akute Probleme: Klimawandel, Flüchtlingskrise, Kriege in Syrien und Jemen, soziale Ungerechtigkeiten usw. Jetzt ist alles auf Corona reduziert. Alles ist Corona. Man tut so, als haben wir nur das Problem Corona und beschäftigt sich nur noch damit. Das bedeutet – trotz der hysterischen Corona-Krise – einerseits eine Entlastung, allerdings hat man die Corona Krise so hysterisch übertrieben, zur Existenz-Krise, dass man sich erst recht überlastet.


Kann man sich vorstellen, dass Politiker einmal zugegeben, Fehler gemacht zu haben im Umgang mit der Corona Krise? Kaum. Angenommen, die Krise wird einigermaßen gut überwunden. Dann werden sich die Politiker selbst loben: „Wir haben alles richtig gemacht.“ Wenn die Krise aber zu einem Fiasko wird, u.a., weil durch die Kontakteinschränkungen mit Schließen von Geschäften, Firmen und Dienstleistungsbetrieben extreme wirtschaftliche Schäden erzeugt wird, werden die Politiker sagen: „Wir haben das Beste gemacht, was möglich war.“ Und wenn die Pandemie sich trotz Schutzmaßnahmen weiter ausdehnt, dann werden sie den Bürgern die Schuld dafür zuweisen.


Abschließend: Vielleicht habe ich die Dynamik der Corona-Infektion unterschätzt. Aber ich bleibe dabei, dass vieles bei der Corona-Krise Hysterie und Phobie ist. Und dass die radikalen Maßnahmen, der Shut Down, mehr Schaden anrichten als sie nutzen, wirtschaftlich natürlich ohnehin, aber wahrscheinlich auch gesundheitlich.

  




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Corona – Eine PanHysterie   16.03.2020

 

 

„Ein Gespenst geht um in der Welt. Es ist das Gespenst des Corona-Virus.“


Nein, ich bin kein Virologe, Epidemiologe oder Medizinstatistiker. Auch zu dem Kreis der Gesundheitspolitiker oder besser „Krankheitspolitiker“ darf ich mich nicht zählen.


Dennoch wage ich – als Wissenschaftsautor und Blogger –, mich in die Corona-Diskussion einzubringen und dem Chor der, wie gleichgeschalteten, Corona-Paniker zu widersprechen.


Was ist die Sachlage? Ein Virus reist um die Welt. Das ist zwar unerfreulich, aber der Normalfall. Unzählige Viren sind auf der ganzen Welt verbreitet.


Corona, Grippe und SARS


Der Hauptkonkurrent, in den Medien, für den Corona-Virus sind die verschiedenen Grippe-Erreger, insbesondere die Influenza-A- und Influenza-B-Viren. Die Grippeviren suchen jedes Jahr die ganze Welt heim, wobei sie unterschiedlich pathogen, also unterschiedlich gefährlich sind.


Vor zwei Jahren kostete die Grippe in Deutschland etwa 25.000 Tote, mehrere Millionen Deutsche waren infiziert. Weltweit verursacht die Grippe in schlechten Jahren hunderttausende Tote, und viele Millionen Menschen sind infiziert. Das ist tragisch, aber solche Pandemien kann man nicht verhindern, allenfalls abmildern, sie gehören zum Leben und Sterben auf unserer Welt einfach dazu.


Zwar wird jährlich vom Robert-Koch-Institut vor der Grippe gewarnt, es werden Verlautbarungen herausgegeben, aber kaum einer regt sich sonderlich auf. Man kennt die Grippe eben, man ist an sie gewohnt, die Todesopfer oder Erkrankungszahlen werden stillschweigend eingerechnet, und man führt sein übliches Leben weiter. Die Grippe ist gewissermaßen „total normal“.


Die sogenannte Schweinegrippe, die 2009-2010 eine Pandemie auslöste, führte in Deutschland zu 226.000 bestätigten Infizierten und 258 Todesfällen, weltweit zu 200.000 – 280.000. Wichtig ist: Wie bei Corona handelte es sich auch bei dem damaligen Schweingrippeerreger um ein neues Virus. Man nannte die Schweinegrippe daher auch „Neue Grippe“. Es gab zwar Besorgnis und Hygienemaßnahmen, aber in keinster Weise in dem gewaltigen Ausmaß wie jetzt bei Corona.


SARS (= schweres akutes respiratorisches Syndrom) trat erstmals 2002 in China auf, der erste SARS-Fall in Deutschland war im März 2003. Es gab eine Pandemie mit weltweit über 800 Todesfällen also weit weniger als bei der Schweinegrippe. Das ist von Bedeutung, denn der neuartige Corona-Erreger ist mit dem SARS-Virus verwandt, man bezeichnet ihn auch als SARS CoV-2. Zwar löste auch die SARS-Pandemie weltweite, umfassende Schutzmaßnahmen aus, aber kein Mensch in Deutschland kam auf die Idee, Schulen, Kindergärten, Unis, Museen, Aktenheime, Freizeiteinrichtungen, Geschäfte u.v.m. zu schließen wie jetzt bei Corona.


Bei Corana ist alles anders. Da wird jeder (getestete) Erkrankte und natürlich erst recht jeder Verstorbene genau erfasst, man hört in jeder Nachrichtensendung die neuesten Corona-Ergebnisse, es gibt täglich Sondersendungen. Und im Netz gilt: Der Corona-Virus „geht viral“.


Es gibt Mutmaßungen in den sozialen Netzwerken, dass der neue Corona-Virus aus einem Labor für biologische Waffen – unbeabsichtigt – freigesetzt wurde. Wenn das stimmen würde, wäre die Situation tatsächlich bedrohlicher. Aber dann sollten die Behörden die Bürger offen darüber informieren. Doch viel mehr spricht dafür, dass es sich dabei um eine der üblichen Verschwörungstheorien aus dem Internet handelt.


Die Themen, die vor Corona extrem wichtig waren, über die jeden Tag berichtet wurde, wie vor allem Klimawandel und neue Flüchtlingskrise, sie sind fast vollständig in der Versenkung verschwunden. – Alles ist Corona. „CO 2 reduzieren“? War da einmal was? Heute fährt man lieber wieder im eigenen Auto, um der Ansteckungsgefahr in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu entgehen.


Ständig wird man belehrt, wie man zu niesen hat und wie lange man sich die Hände waschen soll. Das ist zwar sinnvoll, die Wirkung dennoch fraglich. Gestern im Supermarkt, die Verkäuferin hustet erst in ihre Hände und zieht dann meine Lebensmittel über den Scanner - „Gesundheit!“ kann man da nur sagen. Auch die Aufforderung, immer ein bis zwei Meter Abstand voneinander zu halten, klingt erst einmal gut durchzuhalten, erweist sich in der Praxis, z. B. in einer Warteschlange, aber doch als schwierig.


Sicher, gegen die Grippe kann man sich impfen lassen, gegen Corona bisher nicht. Aber auch die Grippeimpfung schützt nicht sicher vor einer Ansteckung. Und viel dramatischer: nur jeder zehnte Deutsche lässt sich gegen Grippe impfen – was für ein Leichtsinn! Doch darüber wird kaum berichtet, sondern Corona ist der aktuelle Hype.


Dabei verläuft Corona in über 80% der Fälle harmlos. Viele Infizierten merken nicht einmal, dass sie Corona haben. So gesehen ist Corona oft weniger unangenehm als eine banale Erkältung, denn jeder Schnupfen, jedes Halsweh kann einen schon richtig leiden lassen. Bisher sind auch fast nur sehr alte Menschen mit Vorerkrankungen an Corona gestorben. Bei Kindern z. B. gibt es fast nie einen schweren Coronaverlauf.


Corona-Todesfälle und andere Todesursachen


Stand 15.03.20 gibt es weltweit 156.000 nachgewiesenen Corona-Infektionen, 74.000 bereits geheilte Patienten und 5.833 Todesfälle. In Deutschland haben wir gerade mal 4.838 – nachgewiesene – Angesteckt; die Angaben sind uneinheitlich, was zeigt, dass es keine exakte Statistik gibt. Und es gibt bisher 12 Todesopfer durch Corona.


Dagegen hat im aktuellen Winter die, diesmal sehr mild verlaufene, Grippe schon (bis zum 06.03.) ca. 145.000 nachgewiesen Angesteckte (ca. 23.000 ins Krankenhaus eingewiesen) und 250 Tote in Deutschland auf dem Gewissen. Auch weltweit liegen die Coronazahlen gigantisch hinter den Grippezahlen zurück, obwohl es z. B. in China und Italien sehr viel mehr Opfer als in Deutschland gibt.


Wo die Todesrate zwischen 0,1 oder 0,7 Prozent (oder höher)  liegt, darüber streiten sich noch die Experten. Ein Problem ist, dass viele, eben harmlos verlaufende Corona-Infektionen gar nicht erfasst werden (Dunkelziffer), so dass man die Sterblichkeitsquote leicht viel zu hoch angibt. Genauer wird man das erst im Nachhinein sagen können, aber wirklich exakt wird man das nie bestimmen können, weil es unmöglich ist, bei jedem Todesfall zu beweisen, dass er durch den Corona-Virus verursacht wurde. Jedenfalls liegt die Sterblichkeitsquote durch Corona bisher unter der generellen Sterblichkeitsquote in Deutschland, die über 1% beträgt.


Dennoch werden, auch von der Bundesregierung, durch nichts bewiesene Horrormeldungen in die Welt gesetzt: man erwarte, dass etwa 70% oder 50 Millionen Bundesbürger sich mit Corona anstecken würden, es sei schlimmstenfalls mit 250.00 bis 300.000 Todesopfern zu rechnen. Solche Unheilprophezeiungen sind verantwortungslos. Dabei wird auch gar nicht berücksichtigt, dass man vielleicht doch wirkungsvolle Medikamente gegen Corona oder einen Impfstoff einsetzen kann, von einer schon heute möglichen Verbesserung der körpereigenen Immunabwehr gegen Corona gar nicht zu reden.


Und wie gesagt, bisher gibt es „nur“ 12 Todesopfer in Deutschland. Natürlich ist der Tod jedes Menschen traurig und möglichst zu verhindern, aber dass hochbetagte, altersgemäß häufig auch kranke Menschen sterben, ist statistischer Normalfall, auch ohne Corona. Ihre Todesrate ist einfach wesentlich höher als bei jungen und gesunden Menschen.


In Deutschland sterben im Jahr etwa 960.000 Menschen (2.630 am Tag), aus den verschiedensten Ursachen. Gehen wir von den Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2017 aus (die für 2019 erhöht werden müssten): 932.272 (2.554 pro Tag). Davon durch Herz-Kreislauferkrankungen 344.500, durch Krebs 227.600, durch Atemwegerkrankungen 68.400. Noch einige Details: 18.396 Frauen starben durch Brustkrebs, 14.677 Menschen erlitten einen tödlichen Sturz, immerhin 9.235 Menschen begingen Suizid, 3.275 Menschen starben durch Verkehrsunfälle (2019).


Im Vergleich damit ist die Zahl der durch Corona Verstorbenen minimal. Es ist z. B. offensichtlich unglaublich viel  gefährlicher, an Krebs zu erkranken als an Corona (227.600 gegen bisher 12 Todesfälle). Darüber wird derzeit aber kaum geredet. Die Medien tun so, als gäbe es nur Todesfälle durch Corona. „Alles Corona – oder was?“


Die selbstverursache „Corona-Krise“


„Corona-Krise“ ist das Wort der Stunde. Dabei verschleiert dieser Begriff, dass nicht der Corona-Virus selbst die Hauptursache für die Krise ist, sondern die entfesselten Gegenmaßnahmen. Es ist so ähnlich wie mit Fieber. Eine erhöhte Temperatur ist nützlich bei einer Infektion, weil es die Abwehrkräfte steigert. Aber wenn das Fieber zu hoch ist, dann wird es selbst zur eigentlichen Gefahr und muss gesenkt werden. Unsere Politiker sind derzeit wie im Fieberrausch, sie verstehen nicht, dass eine überschießende Abwehr gegen Corona d uns alle mehr schadet als nutzt.


„Und ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.“ (Shakespeare) Die Staaten rüsten methodisch auf gegen Corona: Absperrungen immer größerer Bereiche – in Italien hat man das ganze Land abgesperrt. Zunächst wurden nur Großveranstaltungen (über 1000 Leute), jetzt wird fast jede größere Versammlung (über 50 Teilnehmer) untersagt oder „freiwillig“ abgesagt. Auch das Bildungswesen wird auf Sparflamme gesetzt, Unis, Schulen und Kindergärten, natürlich auch Museen werden dicht gemacht. Wann sind die Kirchen dran?


Am liebsten wäre es den Gesundheitspolitikern, jeder „Verdachts-Mensch“ säße alleine in seinem Kämmerchen und rührte sich nicht. Menschen werden – auch gegen ihren Willen – in Quarantäne gesteckt. Früher nannte man das „Einzelhaft“ oder „Isolationshaft“. Wann kommt die elektronische Fußfessel für Infizierte im häuslichen Arrest?


Seit neuestem gibt es Dr. Merkels Verordnung zur möglichen Vermeidung von sozialen Kontakten, bis in den Privatbereich. Auch die alte Mutter im Altersheim oder den kranken Vater in der Klinik soll oder darf man sogar nicht mehr besuchen. „Social Distancing“ heißt das neue Zauberwort, das den kontaktgestörten Menschen zum neuen Vorbild macht. Vielleicht wird in den Geschichtsbüchern einmal von Merkels „Autismus-Doktrin“ die Rede sein.


Paradox nur, dass die Bürger von Frau Merkel andererseits zur Solidarität im Nahbereich aufgefordert werden. Eine solche widersprüchliche Botschaft nennt man in der Psychologie „Double bind“. Double bind spielt übrigens eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Schizophrenie.


Wenn man überhaupt eine Isolierung von Menschen betreibt, so wäre es m. E. wichtiger, die gefährdeten (sehr) alten und/oder kranken Menschen zu isolieren, als dass man der ganzen Gesellschaft, auch den ungefährdeten Menschen quasi ein Kontaktverbot auferlegt. Man müsste die gefährdeten Menschen nicht gleich in Quarantäne stecken, aber darauf hinwirken, dass sie sich so wenig wie möglich Ansteckungsrisiken aussetzen.


Der Vorteil ist da, dass in dieser Altersgruppe (ab 65, aber die extreme Gefährdung beginnt etwas erst mit 75-80 Jahren) kaum noch jemand arbeitet. Man müsste die Versorgung dieser Menschen sicherstellen, dass ihnen z.B. Essen geliefert wird. (Rentner müssten eben zeitweilig darauf verzichten, ständig auf Reisen zu gehen.)


Deutschland legt sich lahm


Stattdessen legt man lieber ungerührt die ganze Gesellschaft und damit auch  die Wirtschaft lahm, immer radikaler. Handelsketten werden unterbrochen, Arbeiter dürfen nicht in die Fabrik, weil es da 1 Erkrankten gibt. Großbetriebe, aber auch viele Mittelständler oder Kleinbetriebe sind betroffen; z. B. gehen immer weniger Menschen in Kinos, Konzerte, Cafés oder Restaurants, wenn sie nicht überhaupt geschlossen sind. Die Touristik bricht fast zusammen. Da sind die Versprechungen der deutschen Regierung, die wirtschaftlichen Schäden aufzufangen, einfach nur absurd, das ist völlig unrealistisch.


Die Börse, die in den letzten Jahren sonst jede Krise weggelächelt hat, crasht ins Bodenlose, Vermögen werden zerstört, Rentner verlieren ihre Alterssicherung. Das alles bedeutet einen immensen, individuellen und kollektiven wirtschaftlichen Schaden, womöglich eine weltweite Rezession, die uns noch Jahre belasten wird. Es ist so, wie wenn man aus Angst vor dem Tod Suizid begeht. Muss denn erst ganz Deutschland Insolvenz anmelden, ehe man den Corona-Wahnsinn stoppt?


Die Politiker und Länder befinden sich in einem absurden Überbietungswettbewerb: Wer erlässt die härtesten = konsequentesten Maßnahmen? Wer ist der „brutalst mögliche“ Corona-Bekämpfer? Wer wird „Mr. Corona“?


Und was die Politiker und Medien vormachen, das machen die Bürger nach. Hamsterkäufe in einem Ausmaß, wie es sie zuletzt im Weltkrieg gab. Dabei kaufen die Deutschen vor allem hektisch Desinfektionsmittel, Nudeln – und Toilettenpapier. Ob die deutschen Hamsterer da etwas falsch verstanden haben? Denn Corona ist kein Magen-Darm-Virus, sondern eben eine Art Erkältungs-Virus, auch wenn oft übertreibend von einer Lungenerkrankung gesprochen wird. Denn nur in relativ seltenen Fällen (genaue Zahlen gibt es m.W. nicht) tritt eine bedrohliche Lungenentzündung auf.


Das Problem ist: Viele Bürger sind voller Angst und verhalten sich irrational. Dadurch, dass die Politik so drastische Maßnahmen ergreift, fühlen sich die Bürger in ihrer Angst bestätigt. „Wenn die Politik ohne Rücksicht auf Verluste ganz Deutschland innen und außen abriegelt, dann muss der Virus ja wirklich extrem gefährlich sein.“ Und sie haben noch mehr Angst.


Die Weltuntergangs-Hysterie


Die ganze Welt erinnert mittlerweile fast an eine Weltuntergangs-Sekte. Typisch dafür ist auch, dass die besonnenen Politiker, die nicht bereit sind, sofort in den „totalen Krieg“ gegen Corona zu ziehen, - mit moralisierender Besserwisserei - als zögerlich und zaudernd kritisiert werden. Die Corona-Jäger sind so in Rage bei ihrem Kampf gegen Corona, dass sie gar nicht mehr hinterfragen, ob der Kampf wirklich sinnvoll und notwendig ist.


Unsere bürgerlichen Freiheitsrechte, auf Selbstbestimmung des Aufenthaltsortes, auf freies Reisen, auf Teilhabe an Bildungsangeboten, auf Erziehung und Unterricht für Kinder, auf freie Arztwahl u.v.m. werden immer weiter eingeschränkt. „Darf es noch etwas weniger Freiheit sein?“ Die Frage ist, wann die Rechte so weit eingeengt werden wie in einer Diktatur.


Der „ganz normale Wahnsinn“, ein Sog des Irrationalen, dem man sich schwer entziehen kann. Überall wird einem die Gefährlichkeit von Corona einsuggeriert, ja eingehämmert, so dass auch ein rationaler Zeitgenosse bald daran glaubt, obwohl er eigentlich weiß, dass es maßlos übertrieben wird.


Trotzdem verwundert es, das sich kaum eine kritische Stimme erhebt gegen diesen globalen „Coronismus“, diese  Corona-Paranoia mit der Folge einer (jedenfalls längerfristigen) Zerstörung unserer normalen Lebensverhältnisse, unserer Form zu leben und zu wirtschaften, eine Zerstörung, die weit radikaler ist als bei einem großen Terroranschlag, bei dem alle Politiker immer betonen, wir lassen uns unser Leben nicht „wegnehmen“.


Es ist einfach eine Hysterie, eine weltweite „PanHysterie“.

Und diese Corona-Hysterie, Corona-Angst, dieser Corona-Stress schwächt unsere Immunabwehr und macht uns gerade anfälliger auch für eine Corona-Infektion. So gesehen ist der panische Kampf gegen Corona absurderweise gerade ein Faktor, der die Corona-Ausbreitung fördert.


Natürlich weiß niemand genau, wie das mit Corona weitergeht und endet. Man kann versuchen, die Corona-Entwicklung wissenschaftlich abzuschätzen. Allerdings fließen m.E. derzeit zu viel Irrationalität und bloße Vermutungen in die Analyse der Wissenschaftler ein. Übrigens sind sich die Virologen in ihren Aussagen keineswegs einig, manchmal auch in feindlicher Konkurrenz, wer denn die Deutungshoheit über die Corona-Krise besitzt.


Ich habe dagegen versucht, meine Argumentation rational zu halten. Aber natürlich kann auch ich die Situation falsch einschätzen. Niemand kann sicher (vorher)sagen, wie die Zukunft von Corona und unsere Zukunft mit Corona aussehen. „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“


Aber warum soll man ohne gute Gründe das Schlimmste annehmen? Warum gibt es so wenig geistige Resistenz gegen das „Diktat des Virus“ und seine Hohepriester, die Virologen? Warum stellen Politiker anscheinend das eigene Denken ein und berufen sich nur noch auf „führende Virologen“? Warum das alles?


Warum gibt es den Corona-Wahn?


Die Ursachen sind sicher komplex, man kann auch von einer multikausalen Situation sprechen.


- Da gibt es die Politiker, die es wirklich gut meinen und die ihnen anvertrauten Menschen schützen wollen.

- Und da sind die Politiker, die für sich auf Nummer sicher gehen wollen, aus Angst, dass man ihnen sonst später Vorwürfe macht bzw. sie nicht wählt.

- Es gibt allerdings auch Politiker, die Corona nutzen, um sich zu profilieren, als Macher, als Krisenmanager, als „Kümmerer“.

- Das betrifft auch Wissenschaftler, die sonst unbeachtet in ihrem Labor sitzen, jetzt der Versuchung unterliegen, mit Hiobsbotschaften Medienstar zu werden.

- Es ist die Mediengesellschaft, die eben immer einen neuen Hype braucht und den erbarmungslos und hemmungslos auswalzt, koste es, was es wolle.

- Da sind Verschwörungstheoretiker und Untergangspropheten im Internet, die aus Verwirrung oder Geltungssucht die Panik vor Corona schüren.

- Es gibt auch eine destruktive „Lust am Untergang“, eine Koketterie mit der ultimativen Katastrophe, die aber schnell erlischt, wenn es wirklich Ernst wird.


Die wichtigste Ursache ist aber meines Erachtens: Corona ruft uralte, archaische Ängste wach, Angst vor Pest und Cholera, vor den alten Seuchen, dem „schwarzen Tod“. Wesentlich ist dabei, dass es sich bei Corona um einen neuen Virus handelt, eine unbekannte Gefahr. Da brechen alle Dämme der Rationalität weg und die Urangst bricht sich Bahn. Und es zeigt sich mal wieder, wie dünn doch die Decke von Verstand und Vernunft über unseren irrationalen Emotionen ist.


Vernunft ist die einzige Lösung


Und hier möchte ich zum Schluss ein kurzes Plädoyer halten, für mehr Vernunft und Maß im Umgang mit Corona. Die Ängste der Menschen sind ernst zu nehmen, vor allem die der wirklich Gefährdeten. Und man soll die alten und kranken Menschen so gut wie möglich vor Corona schützen.


Aber es ist unverantwortlich, wenn sich Politiker an der allgemeinen Panikmache beteiligen und das ganze Land und die Wirtschaft lahmlegen. Wo bleibt da die realistische Gelassenheit? Wo Augenmaß und Mitte?


Es ist doch ohnehin eine Illusion, dass wir uns gegen alle Gefahren des Lebens sicher schützen könnten. Das Leben an sich ist lebensgefährlich. Und viele Menschen gehen ja – bewusst oder unterbewusst – Risiken ein, weil sie gar keine totale Sicherheit anstreben oder einfach leichtsinnig sind. Die allermeisten Deutschen - 90% - gehen wie gesagt auch nicht zur Grippe-Impfung.


In China, der „Mutter aller Corona-Viren“, sind die Corona-Ansteckungen rückläufig. Interessanterweise wird seitdem kaum mehr über Corona in China berichtet, obwohl es sonst täglich ganz oben bei den Meldungen stand; denn diese Entwarnung gefällt der Erregungs- und Aufregungsgesellschaft gar nicht.


Und das ist generell meine Hoffnung, dass Corona irgendwann langweilig wird und man sich einen neuen Hype sucht; und wenn der „Medien-Virus“ verabschiedet ist, dann wird auch der reale Corona-Virus bald seine Rolle als Monster-Virus  verlieren, er wird entzaubert sein.


Es wird immer von Politikern gesagt, wir müssten die Corona-Verbreitung unbedingt verlangsamen. Um den Infektionszeitraum gewissermaßen zu strecken, damit die Klinikkapazitäten nicht überlastet werden. Ja, hätte man mal nicht so viele Kliniken geschlossen oder privatisiert, dann drohte jetzt kein Engpass (wenn der denn wirklich droht).


Aber ist diese geplante zeitliche Dehnung der Infektionen wirklich sinnvoll? In der Zeit kann der Virus auch mutieren und viel gefährlicher werden.  Außerdem muss man umso länger den Staat und die Wirtschaft quasi lähmen.


Manche junge Leute feiern „Corona-Partys“. Da ist dann die Empörung groß. Aber könnten solche Partys nicht eventuell auch einen Nutzen haben?  Wenn sich – junge und gesunde – Menschen möglichst schnell ansteckten und somit auch schnell wieder gesund würden, dann wäre der ganze Corona-Spuk vielleicht umso schneller auch wieder vorbei. Das ist nur eine Überlegung, keine Empfehlung.


Jedenfalls sollten wir nicht unser Leben immer weiter lahmlegen, die negativen Folgen dieser „Corona-Politik“ würden viel schlimmer sein als der Corona-Virus selbst.


Wenn schon die ganze Welt verrückt spielt, wenn die Menschen weltweit zu Hypochondern geworden sind, vielleicht, hoffentlich können wir Deutschen einmal Vorreiter der Vernunft sein. Wir sollten unsere Corona-Hysterie und Corona-Phobie runterfahren, wenn möglich beenden, und eine Botschaft der Besonnenheit und Zuversicht in die Welt senden.



Update 16.03.2020, nachmittags - ein Blick nach vorne im Zorn


erlautbarung der Regierung, von der Kanzlerin selbst vorgetragen. Fehlte nur noch, dass Merkel die Rosskur als „alternativlos“ angepriesen hätte. Da kann und muss man polemisch reagieren! Mein frommer Wunsch, dass von Deutschland ein Signal der Vernunft im Umgang mit der Corona-Krise in die Welt gesendet werden könnte, hat sich hiermit erledigt. Vielmehr der totale gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Kahlschlag. „Goodbye Deutschland“ – wir sollten alle auswandern, aber woanders in der Welt sieht es auch nicht besser aus. Wollt ihr Krieg gegen Corona? Wollt Ihr die totale Mobilmachung? Ich weiß nicht, ob die Deutschen das wirklich wollen. Und die extremen Konsequenzen überhaupt durchschauen. Aber bisher regt sich kaum Widerstand. Da ist immer noch die alte deutsche Obrigkeitsgläubigkeit, der alte preußische Gehorsam – „die werden schon wissen, was richtig ist.“ Ich hätte wirklich gedacht, wir Deutschen wären inzwischen mutiger, kritischer, reflektierter. Hat die Aufklärung, nach Kant „der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ nie stattgefunden? Die Welt – und Deutschland mittendrin – taumelt in eine Corona-Psychose, in eine Weltuntergangs-Psychose. Wie hypnotisiert von der Schlange Corona. Eine Springflut der Irrationalismen, scheinbar gesichert durch pseudo-rationale und pseudo-wissenschaftliche Argumente. Das „globale Dorf“ ist zur globalen Sekte geworden. Ich würde mich nicht wundern, wenn man demnächst Frau Merkel am Bahnhof stehen sieht, mit der Zeitschrift „Erwachtet – der Corona-Untergang ist nahe!“ Und indem man den Weltuntergang durch Corona an die Wand malt, erzeugt man …, nein, man erzeugt keinen Weltuntergang, aber vermutlich den Niedergang der Nation und ihrer Wirtschaft auf lange Zeit. Wie viele alte Menschen haben, ständig von Banken und Wirtschaftsexperten dazu aufgefordert, seit Jahren das Geld für ihr Alter in Aktien angelegt! Innerhalb weniger Tage haben sie – je nach Einstieg – vielleicht die Hälfte verloren. Viele große, aber vor allem kleine Vermögen sind zur Nichtigkeit geschrumpft. Ja, vor allem die kleinen Leute sind die Geschädigten, die Großaktionäre haben vermutlich mit von Computer gesteuerten Stopp-Loss-Ordern gerade noch rechtzeitig den Ausstieg geschafft. Oder, Selbstständige mit kleinen Geschäften oder Firmen, die Jahrelang geschuftet haben, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern – in einigen Wochen werden viel zu viele pleite sein. Die zinslosen Kredite des Bundes helfen ihnen dann auch nicht mehr. Die Suizidrate in Deutschland, die bei etwa 10.00 Menschen im Jahr liegt und damit vermutlich schon jetzt über der zu erwartenden Todesrate durch Corona liegt, sie könnte durch die vielen „Corona-Pleiten“, durch Vernichtung vieler wirtschaftlicher und sozialer Existenzen beträchtlich anwachsen, vielleicht sogar exponential, wie das immer (ohne ausreichenden wissenschaftlichen Beweis), vom Corona-Virus behauptet wird. Eltern, die zur Arbeit gehen müssen, die man einfach alleine lässt mit der Betreuung ihrer entschulten Kindern, wie viele familiäre Konflikte und Verzweiflung schürt man damit. Und warum das alles? Weil ein mindergefährlicher Virus zu einem Monsterreger hochgehypt wird, der angeblich die ganze Welt bedroht. Man könnte endlos weiterschreiben, aber was soll es bringen?! – Und vielleicht irre ich mich ja auch, und durch den großartigen Kontaktgau der Bundesregierung ist in 3 Wochen der Virus besiegt, die Wirtschaft hat sich erholt und „brummt“, der Dax liegt wieder über 13.000, die Familien sind glücklicher als je zuvor – und überall nur „blühende Landschaften“. Wenn ich es doch nur glauben könnte …

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