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01.11.2017



Das Verhältnis von Frau und Natur

(27.03. - 26.04.17)



26.04.17  (5) Diskussion der verschiedenen Positionen zum Verhältnis Frau - Natur

 

- Natur: Wie schon ausführlich beschrieben, kann man die Natur kaum sanft nennen. Grundsätzlich stimme ich also der Position "wilde Natur" zu, allerdings nicht in romantischer Verklärung, sondern als harte Realität. Lebewesen sind "Kampfmaschinen". Zwar gibt es auch Friedlichkeit zwischen ihnen, doch oft scheint dies nur so. Auf einer "friedlich-idyllischen" Wiese spielen sich - für uns unsichtbar - massenhaft Vergiftungs- und Tötungsdelikte ab ... Wir soll­ten die Natur zwar nicht dämonisieren, aber bestimmt nicht - als "lieben Gott" bzw. "gute Göttin" - vergöttlichen.

 

- Frau und Natur: Wenn man/frau meint, die Frauen ständen der Natur näher als die Männer, so müssten sie folglich wilder und aggressiver sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Obwohl sich Frauen keineswegs ausschließlich sanft und friedlich verhalten, sind sie doch insgesamt - in den meisten Kulturen - weniger aggressionsbereit, vor allem weniger gewalttätig als die Männer. Diese begehen, stati­stisch gesehen, neunmal öfter Gewalttaten als das weibliche Geschlecht. Zwar verdrängen Frauen ihre Aggressionen auch mehr, "fressen" sie häufiger in sich hinein. Aber sie sind einfach weniger aggressiv, allein schon von ihrem Hor­monsystem her. Denn ihr Körper produziert viel geringere Mengen vom männlichen Sexualhormon Testosteron, welches zu aggressivem Verhalten stimuliert. Allerdings argumentieren manche Femi­nistinnen, die Frauen handelten nur deswegen friedlicher bzw. angepasster, weil ihnen, schon als kleinen Mädchen, ihre natürliche Wildheit ausgetrieben werde. Aber wenn die Frauen wirklich von ihrer Natur her so kampfeslustig wären, würden sie sich wohl kaum unterdrücken lassen.

Die These "Die Natur ist weiblich" bzw. "Die Frau ist natürlich" (naturnäher als der Mann) lässt sich also diesbe­züglich nicht aufrechterhalten. Übrigens lehnen politisch orientierte Feministinnen diese These von der Frau-Natur-Affinität ebenfalls ab, sie wollen ihr Frausein weder über eine sanfte Natur noch eine wilde Natur definieren, verste­hen sich weder als "Lammfrau" noch als "Wolfsfrau". Ergän­zend schreibt Heiner Hastedt (in "Aufklärung und Technik"): "Die Parallelisierung von Frau und Natur reproduziert eine Gleichsetzung, die andere Teile der Frauenbewegung gerade als frauenunterdrückend bezeichnen würden, weil die Kultur so schon begrifflich zu einer männlichen Domäne gemacht wird."

 

- Mann und Natur: Wenn die Männer insgesamt aggressiver sind als die Frauen, stehen sie dann sogar der - aggressiven - Natur näher als die Frauen? Oder umgekehrt gefragt: Ist die Natur männlich anstatt weiblich? Wir müssen hier differen­zieren. Auch im Tierreich neigen die Männchen meist mehr zu Kampfverhalten als die Weibchen, weil sie heftiger um Rang­plätze und Fortpflanzungschancen konkurrieren. Fazit: Männer ähneln in ihrem Verhalten mehr den Männchen, Frauen mehr den Weibchen.

 

- Geschlecht und Natur: Es ist schon unsinnig, eine besondere Verwandtschaft zwischen der Natur und einem Geschlecht herauszustellen. Die Natur ist männlich und weiblich. Und für ihre wichtigste Funktion, die Fortpflanzung, braucht sie (von ungeschlechtlicher oder eingeschlechtlicher Vermehrung abgesehen) beide Geschlechter, sie braucht Samen und Eizelle. Diese beiden sind gleich wichtig und gleich "natürlich".

 Dabei sind die Weibchen ebenso an einer Gen-Verbreitung "interessiert" wie die Männchen und beeinflus­sen durchaus die Paarung. "Natürlich Damenwahl" heißt bezeichnenderweise ein Buch von Mary Battan über "die Paa­rungsstrategien in der Natur". Female choice ergänzt hier male competition, wie schon Darwin aufzeigte.

 

- Geschlechtsrollen und Natur: Da wir Menschen das tierische Erbe in uns tragen, ist es ganz natürlich, dass es biolo­gisch unterschiedliche Geschlechtsrollen gibt. Schon im Sexuellen, wo der Mann eindringt (die von Radikalfemi­nistinnen beklagte "Penetration"), die Frau sich dagegen öffnen muss, zeigt sich eine unterschiedliche Verhal­tensstruktur.

Allerdings werden die Geschlechtsrollen nicht nur von den Genen, sondern auch von der Gesellschaft und Kultur beeinflusst. Jedenfalls besteht kein biologischer Rollendeterminismus. Die "Bioprägung" ist nicht strikt geschlechtsspezifisch, sondern individuell unterschiedlich; und sie lässt sich kulturell variieren und überformen. Daher gibt es bei den Frauen nicht nur "Schmusekätzchen", sondern auch "Wildkatzen", und unter den Männern nicht nur Machos, sondern auch Softies.

 

Abschluss

 

Zum Abschluss möchte ich noch einmal die Titelfrage dieses Artikels nennen. "Frau = Natur?" Besteht eine besonders enge Verwandtschaft zwischen den Frauen und der Natur? Ist das Weibliche sogar mit dem Natürlichen identisch?

   Ich hoffe, Sie über­zeugt zu haben: Wir sollten das alte, mythologische Dogma einer besonderen, gar geheimnisvollen Verwandtschaft von Frau und Natur aufgeben. Es lässt sich ja nicht einmal von der Mythologie her strikt belegen, denn neben (weiblichen) Natur­göttinnen gab es bei den alten Völkern stets auch (männliche) Naturgötter, zum Beispiel bei den Griechen Poseidon als Gott der Meere oder Pan, den Wald-, Feld- und Hirtengott. Nein, weder die Natur ist besonders weiblich, noch sind Frauen besonders natürlich. Mit der Aufgabe der Frau-Natur-Identifi­zierung würde auch die ökofeministische Spekulation hinfäl­lig, dass die "Unterdrückung" der Natur automatisch eine Frau­enunterdrückung sei, oder die noch krassere Unterstellung, die Zerstörung der (mütterlichen) Natur bedeute einen Mutter­mord.


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15.04.17 (4) Die Position: wilde Natur, wilde Frau

 

Innerhalb der Gleichsetzung von Natur und Frau gibt bzw. gab es aber noch eine ganz andere Sicht: Beide werden als ihrem Wesen nach wild, spontan, frei oder sogar dominant begriffen (Mythos "Amazone"). Dabei müssen wir aber wieder eine feministische und eine traditionelle Interpretation bzw. Bewer­tung unterscheiden.


Feministinnen wehren sich mit dem Bild der "wilden Frau" gegen das Angepasstsein der "sanften Frau". Selbstlosigkeit ist für sie nur Selbstverleugnung. "Gehirnverseuchung. Für Frauen: Gift. Eine widerliche 'Versöhnlichkeit' ..." (Christina Thürmer-Rohr). Das sei doch gerade die herkömmliche Frauenrolle, die es dringend abzustreifen gelte.

 Viele Frauen wollen stattdessen "die Kraft der weiblichen Ur­instinkte" reaktivieren, so der Untertitel des Bestsellers "Die Wolfsfrau" von Clarissa P. Estés. Sie wollen "ungezähmt" leben, so wie die wahre Natur ein wildwachsender Urwald sei und nicht ein geharktes Blumenbeet. Sie sehen sich nicht mehr als "das schwache Geschlecht", sondern als starke Frauen, Powerfrauen ("femmes fortes"), die sich im Geschlechterkampf durchsetzen. "Wir sind ... auch stark, kräftig, wir sind auch mächtig, und wir nennen das nicht männlich", so die Frauen­expertin Erika Wisselinck. Idealziel ist letztlich das Matri­archat.


Erst recht verwahren sich diese Feministinnen dagegen, nach mittelalterlicher Vorstellung nur eine Art Gefäß zu sein, ein "Behälter" für den männlichen Samen bzw. das männlich geschaffene Leben in sich. Sie fordern das freie Recht zur Abtreibung ("Mein Bauch gehört mir"), lassen sich überhaupt nicht mehr auf eine Mutterrolle festlegen, jedenfalls nicht auf die der aufopfernden Mutter. Lieber "Rabenmutter" als "Übermutti", als Heimchen am Herd. Dabei können sie sich auf eine Theorie stützen, nach der es keine biologisch vorgege­bene Mütterlichkeit gibt, sondern deren Ausprägung von der Gesellschaft bestimmt wird (so die These von Shari Turner: "Mythos Mutterschaft").


Bewusst bezeichnen sich manche dieser Frauen als "neue Hexen" oder sehen sich als "Göttinnen", nämlich als Töchter der weiblichen Gottheit Natur. Damit verbinden auch sie sich mit der Esoterik, aber ganz anders als die sanften New-Age-Anhängerinnen. Doch mit ihnen teilen sie die Kritik an den Männern sowie die Forderung nach mehr Frauenmacht - im Einklang mit einem Schutz der (weiblichen) Natur -, so dass wir beide Positionen als Ökofeminismus bezeichnen können.


In der philosophisch-theologischen, aber auch mythologischen Tradition wird die "Wildfrau" dagegen nicht als positiv, sondern als destruktiv eingestuft, ähnlich wie die freie Natur, die Wildnis. Das zeigt sich schon in Mythen von der todbringenden Natur oder von der unheilvollen Frau bzw. Göttin, zum Beispiel der schwarz dargestellten Todesgöttin Kali ("Die Schwarze") in Indien, zu deren Kult Blutrituale gehören. Die Psychologen Aaron Kipnis und Elizabeth Herron schreiben: "Die Mythologie der Welt ist angefüllt mit Dar­stellungen des zerstörerischen Aspekts des Weiblichen." "Die Navajos haben die mythologische Figur der Schnappenden Vagina, die bösartig, gewalttätig, wütend und zerstörend ist. Sie ist ewig hungrig, verkörpert eine riesige Leere und tötet, indem sie ihr Opfer verschlingt."


Auch in der christlichen Kirche findet sich ursprünglich ein überwiegend negatives Frauenbild. Das "Weib" gilt als (sexuell) gierig, maßlos und unbeherrscht. Man begründet das schon mit dem Verhalten der Urfrau Eva, die zuerst einen Apfel vom Baum der Erkenntnis aß und damit das göttliche Ver­bot übertrat. So lud sie eine Urschuld auf sich und brachte die Erbsünde über die Menschheit.


Bezeichnend, was die Ver­fasser des berüchtigten "Hexenhammers" (1487) schreiben: "Die wollüstige, sinnliche und von Natur aus aufsässige Frau ist das geeignete Werkzeug in der Hand des Teufels in seinem hartnäckigen Bemühen, Gottes Heilsplan zu sabotieren." Inbe­griff der gefährlichen Frau ist die Hexe, "schön nach außen, aber darunter voller Verderbnis, die den männlichen Geist in den Abgrund der Sünde, des Todes und der Verdammnis zerrt."

Dagegen sieht der Mann sich als "apollinisch", als geistig und beherrscht; und er betrachtet es als seine Aufgabe, das "dionysische", ungebärdige Weib zu bezähmen, zahm zu machen, so wie er auch die Natur bändigt.

 

Die schon zitierte Carolyn Merchant fasst das traditionelle  Doppelbild von Frau und Natur sehr treffend zusammen: "Diese Bilder von der Frau bzw. von der Natur hatten zwei Gesichter. Die jungfräuliche Nymphe schenkte Heiterkeit und Frieden, die Mutter Erde Nahrung und Fruchtbarkeit; doch bescherte die Natur auch Unwetter, Pest und Hungersnot. In ähnlicher Weise war die Frau sowohl keusches Weib als auch Hexe; der höfische Minnedienst der Renaissance erhob sie auf das Podest; die Inquisition verbrannte sie auf dem Scheiterhaufen."


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08.04.17 (3) Die Position: sanfte Natur, sanfte Frau

 

Wir finden hier das Motiv der zarten, unberührten Jungfrau, entsprechend zur "jungfräulichen" unberührten Natur. In erster Linie wird die Natur aber als mütterlich angesehen, als "Große Mutter", als lebensspendende Urmutter; und die Frauen charakterisiert man durch die Eigenschaften einer "guten Mutter", als nährend, beschützend, helfend und tröstend. Im Bild der Jungfrau-Mutter Maria verschmelzen diese beiden Sichtweisen. Als weitere weibliche (natürliche) Eigenschaften werden genannt: gefühlshaft, intuitiv, sensi­bel, allerdings auch passiv, empfangend, duldsam, brav.


Die Bestimmung der Frau als sanft - entsprechend zur sanf­ten Natur - wird von einem Teil der Feministinnen vertreten, die sich zur "neuen Weiblichkeit" und "neuen Mütterlichkeit" bekennen. Wir finden diese Höherbewertung der Frau aber auch in der esoterischen New-Age-Bewegung. Damit verbunden ist eine Kritik an dem Mann an sich. Er zerstöre durch Technik, analytische Rationalität und Aggression die Erde. Dabei unterdrücke er gleichermaßen die Natur wie die Frau - sowie "die Natur in sich selbst" und "die Frau in sich selbst", also seine weiche, friedvolle Seite.


Wir stoßen auf die Vorstellung der fügsamen Frau und Natur aber auch in der traditionellen Philosophie und Theologie, allerdings mehr als Ideal, so wie man es sich wünschte. Grundsätzlich sieht die europäische Tradition jedoch Frau wie Natur als passiv-aufnehmend, im Gegensatz zum aktiv-schöpfe­rischen männlichen Prinzip. So wie die Erde/Natur erst durch Befruchtung mit dem göttlichen Geist Leben spendet, so bringt auch die Frau nur durch den männlichen Samen Leben hervor.


Nach der Zeugungslehre des Kirchenvaters Thomas von Aquin steuert die Frau dabei nur den "formlosen Stoff" bei, der Mann aber die entscheidende "formende Kraft des Samens". Überhaupt wird der Mann der geistig-göttlichen Ebene des Him­mels zugeordnet, der Frau bleibt nur die niedere, materielle Ebene, die Erde.


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31.03.17 (2) Zwei kontroverse Sichtweisen von Natur und Frau: aggressiv oder friedlich

 

· Zum einen wird die Natur als Ort des Kampfes gesehen, der Gewalttätigkeit, sogar der Grausamkeit, von Blut und Klauen, ein gefährliches Raubtier, das uns bedroht. Die Natur ist das Böse, Aggressive, Chaotische, welches es zu beherrschen gilt.

· Zum anderen wird die - weibliche - Natur als sanft beschrieben. Soft und süß,  streichelzart und kuschelweich wie ein Golden Retriever Welpe. Aber vor allem als "gute Mut­ter", die ihre Menschenkinder nährt, behütet und schützt. Wir stoßen auf einen Mutter-Mythos, das Bild von der allzeit lie­ben, eben mütterlichen "großen Mutter", die sich für uns auf­opfert.

 

Und da die Frau ja mit der Natur identifiziert wird, gibt es somit auch für die Frau, allgemein für das Weibliche, diese gegensätzlichen Bestimmungen:

· Also wird die Frau zum einen – analog zur Natur - als sanft, mütterlich oder mädchenhaft, gegenüber dem aggressiven Mann und seiner Technik definiert.

· Auf der anderen Seite gerade umgekehrt wird die Frau wie die Natur als emotional-wild, auch sexuell-leidenschaftlich gegenüber dem rational-beherrschten Mann bestimmt.

   Entsprechendes gilt für das männliche bzw. weibliche Prinzip.

Ich will im Folgenden diese beiden Positionen näher beschreiben.

 

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27.03.17  Das Verhältnis von Frau und Natur 

 

(1) Die Theorie von der Verwandtschaft zwischen Frau und Natur

 

Diesen Text schrieb ich bereits 1997, in dem Buch „Abschied von der Natur“. Aber er hat bis heute weitgehend Gültigkeit, da er vorrangig zeitlose Fragen behandelt. So habe ich nur leichte Verbesserungen vorgenommen. (Der vollständige Buchtext steht auf der Homepage, dort auch Literaturangaben.)

 

Von alters her wird die Frau mit der Natur in Verbindung gebracht bzw. die Natur als weiblich bestimmt. Das war bereits in der traditionellen Philo­sophie so, aber heute vertreten gerade Feministinnen diese These von der engen Verwandtschaft zwischen Natur und Frau.

   Man bzw. frau begründet das sogar sprachlich, dass nämlich Natur sowie die entsprechenden Begriffe Erde und Materie grammatikalisch weiblich sind: die Natur, die Erde, die Materie. Und das gilt nicht nur in der deutschen Sprache, sondern zum Beispiel auch in der französi­schen, vor allem aber in der zugrundeliegenden lateinischen Sprache: natura, terra, materia.

Damit noch nicht genug. Weiter heißt es, Natur, Erde und Materie ständen nicht nur allgemein für Weiblichkeit, son­dern für Mütterlichkeit. Denn wir sprechen doch von "Mutter Natur" oder - noch gebräuchlicher - von "Mutter Erde". Und das Wort "Materie" ist sogar vom lateinischen mater = Mutter abgeleitet.

   Wenn der Natur ein weibliches Geschlecht zugewiesen wird, dann müssen die Gegenbegriffe Kultur und Kunst, vor allem aber Technik und Zivilisation als "männlich" charakterisiert werden. Hier klappt es allerdings nicht mit dem grammatikali­schen Geschlecht, denn wir sagen ja ausnahmslos: die Kultur, die Kunst, die Zivilisation und die Technik.

 

Diese Geschlechtszuordnungen lassen sich noch grundsätzli­cher fassen. Zum einen wird ein abstraktes weibliches Prinzip angenommen. Man nennt es oft Yin, so sein Name im Taoismus, einer uralten chinesischen Weisheitslehre. Dieses Yin soll sich sowohl in der Natur wie in der Frau ausdrücken, die eben als wesensverwandt gelten.

 

weibliches

Prinzip

(Yin)

|

                                              Frau                Natur

 

Dabei werden verschiedene Gründe für die Entsprechung von Frau und Natur angeführt. Gaube und v. Alexander beschreiben die Position der "Magiefrauen" (einer Fraktion im Feminis­mus), die über Frauen sagen: "Auf Grund ihrer natürlichen Monatsrhythmen und durch die Erfahrungen von Schwangerschaft und Geburt sind sie enger mit der Natur und ihren Kräften verbunden."

   Entsprechend nennt Susanne Heine als "feministische opinio communis": "Frauen seien von Natur aus allem Natürlichen immer schon näher als Männer, da sie doch Kinder tragen, gebären, stillen und befürsorgen." Der Theo­loge Eugen Drewermann schreibt aus einer ganz anderen Perspektive, der Perspektive alter Mythen: "Alles Gebären indes galt als Mysterium der Frauen. - Die Erde selber war wie eine Große Mutter, und alle Blumen waren ihre Töchter."

Zum anderen wird - parallel zum Yin - ein allgemeines männ­liches Prinzip postuliert, im Taoismus Yang geheißen.

 

männliches

Prinzip

(Yang)

                                                               |

                                               Mann                Technik

 

Auch hierzu zwei Statements: Die Soziologin Doris Janshen betitelt ihre Gedanken zum Thema: "Intellectus erectus. Zur geschlechtsspezifischen Konstitution technologischer Intelli­genz". Sie geht davon aus, dass sexuelle Energien des Mannes die Technik vorantreiben, er quasi technikverliebt sei. Und sie stellt (rhetorisch) die Frage: "Technik, liebstes Spiel­zeug so vieler Männer, ist sie etwa schlechthin Ausdruck von Männlichkeit?"

   Bei Glaube/v. Alexander wird - wiederum als Auffassung der "Magiefrauen" - behauptet, "Männer bewegen sich außerhalb des natürlichen Lebensrhythmus der Natur. Ihr haben sie eine technische Rationalität entgegengesetzt ..."

Die Theorie von der Naturnähe der Frau ist wie gesagt alt, sie war beispielsweise im Mittelalter stark verbreitet. Die Wissen­schaftshistorikerin Carolyn Merchant schreibt: "Wurde die Natur als Person gedacht, dann als weibliches Wesen, z. B. als Dame Natur; sie war auch weise Frau, Kaiserin, Mutter usw." Doch diese Theorie wird heute ebenfalls reichlich vertreten, gerade von Feministinnen.


Literatur: modifizierter Auszug aus meinem Buch: "Abschied von der Natur".

Dort Literaturangaben


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