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23.03.16  Die Bedeutung des Yin im spirituellen Denken


Die Polarität von Yin und Yang spielt eine große Rolle im
spirituellen Denken. Sie stammt ursprünglich aus der östlichen
Religion, dem Taoismus, hat sich aber auch im Westen verbreitet.

Dabei werden dem weiblichen Prinzip „Yin“ (wie entsprechend
dem männlichen Prinzip „Yang“) im New Age, aber generell im
spirituellen Denken ganz unterschiedliche Bedeutungen zugeordnet.
Zwar ist - bei einer quantitativen Bestimmung – (vgl. z. B. mein
Buch über New Age) noch in etwa erklärbar, dass die Natur grund-
sätzlich Yin zugerechnet wird, aber dennoch innerhalb der Natur
wieder zwischen Yin (z. B. Erde) und Yang (z. B. Luft) unter-
schieden wird: Erde ist eben sehr viel stärker Yin als Luft.

Aber wie kann Yin z. B. zugleich für Gefühl und Tod oder für Liebe
und Kühle stehen? Letztlich stellt sich die Frage: Gibt es über-
haupt eine einheitliche Grundbedeutung von Yin und Yang?

Um das zu ergründen, möchte ich zunächst etwas Ordnung in
die Bedeutungen von Yin bringen (für das komplementäre Yang
gilt jeweils Entsprechendes).

Im New Age wie überhaupt in der Esoterik geht man gerne von ei-
nem Schichtenbau der Welt, einer Hierarchie, aus. Ich hatte Yin
- wie verbreitet - zunächst als Sanftheit und Liebe bestimmt; die-
se beiden Bestimmungen nehmen zwar einen relativ hohen Rang
in der Hierarchie ein, bleiben aber noch Gefühlsqualitäten.

Manche New Ager stellen das Yin jedoch auf den höchsten Platz, in-
dem sie es mit Spiritualität gleichsetzen; für sie verkörpert (oder bes-
ser »vergeistert«) Yin die größte Reife, Transzendenz, ja Göttlichkeit.
Diese Deutung wird aber von vielen bestritten, zu Recht, wie ich noch
zeigen werde.

Von da an geht's bergab — denn von solcher Höhe kann es ja nur
abwärts gehen. So wird das Yin von anderen eine Stufe unter Sanft-
heit generell mit Gefühl identifiziert, also nicht nur mit den sanften,
liebevollen Gefühlen, sondern auch mit Wut, Zorn und Hass. Das Ge-
fühl ist aber mit dem Bedürfnis verwandt, und von da ist der Weg
nicht weit zu Sinnlichkeit und Trieb. Und da ja der Unterkörper dem
Yin zugeordnet wird - deutlicher geht es nicht mehr -, soll auch Se-
xualität
zum Yin gehören.

Aber der »Fall« des Yin geht noch weiter, seine nächste Station ist
der Körper: Yin umfasst hier zusätzlich alle körperlichen Prozesse,
»sinkt« damit noch unter die Triebebene. Jetzt gilt es, sich vom rein
Menschlichen zu verabschieden und den animalischen Bereich will-
kommen zu heißen. Yin steht hier auch für das Tier (im Menschen)
und - fügen wir gleich den nächsten Schritt hinzu - allgemein für die
Natur (des Menschen). Damit gelangt es zur Endstation bei diesem
»Sturz in die Materie«, nämlich zur Materie selbst.

Tatsächlich finden wir im New Age alle diese Einstufungen des
Yin, von der höchsten Spiritualität bis zur niedrigsten Stofflich-
keit. Und das ist auch deswegen so wichtig, weil das Yin ja mei-
stens - bewusst oder unbewusst - mit dem weiblichen Geschlecht
identifiziert wird.

Je nach Einschätzung des Yin gilt die Frau dann einerseits als
das sanfte oder sogar das spirituelle Geschlecht. Auf der anderen
Seite aber wird sie in Verbindung gesetzt mit der (Mutter) Natur
oder gar mit der Materie, die schon etymologisch als weiblich be-
stimmt werden kann: lateinisch »materia« von »mater« = Mutter.

Wenn man von daher das Wesen der Frau - mal wieder - als
animalisch-triebhaft, stofflich-fleischlich definiert, so entspringt
das sicher eher Männerphantasien – hoffnungsvollen wie
angstbesetzten.

Allerdings ist mit dieser Stufung von Spirit bis zu Materie noch
nicht zwangsläufig eine Bewertung verbunden. Es gibt ganz unter-
schiedliche Bewertungen. Die Materie, der Stoff, kommt zwar bei
allen Esoterikern recht schlecht weg, aber Gefühl und Körper, das
Natürliche und das Animalische, stehen bei vielen neueren New
Agern besonders hoch im Kurs (wenngleich sie es häufig als nur
»sanft« und »zart« verkennen).

Das Geistige wird hier nämlich - als bloßer „Kopf“, gemeint ist neu-
rotischer Überbau - abgewertet, dagegen die Natur, die Basis, er-
höht; manche spiritualisieren sie sogar, »zurück zur Natur« heißt
dann »zurück zu Gott«. Aus dieser Sicht wird die Frau eher höher
bewertet als der Mann.

Die traditionelle Esoterik sieht das Yin dagegen weit von der
Spiritualität entfernt; sie verweist es auf das Körperliche, Materi-
elle o. ä., zurück und bewertet dieses als niedrig, dafür das Yang
- den Verstand - als höher.

Hier führt die geistige Evolution, also die spirituelle Entwick-
lung - gerade umgekehrt - »weg von der Natur« und somit »vor-
wärts zu Gott«. Dabei ist diese Auffassung oft verbunden mit ei-
ner meist unterschwelligen Ablehnung und Abwertung der Frau.

Zwar liest man immer wieder, es ginge nicht um Bewertungen.
Aber das Yin - als Materie, Stoff - ist eben auch das Schmutzige,
sogar Sündige, himmelweit entfernt vom sauberen, klaren, »reinen«
Geist.

Dieser Bedeutungsmischmasch von “Yin” verlangt nach einer sytemati-
schen, differenzierten Definition, bei der die unterschiedlichen, ja
gegensätzlichen Bedeutungen klar benannt und unterschieden, aber auch
möglichst in einen größeren Bedeutungsrahmen eingeordnet werden.
Ich habe das ansatzweise schon vollzogen, z. B. in meinem Buch über
 Esoterik, plane aber noch eine neue, systematischere Darstellung.

Literatur: modifizierter Auszug aus meinem Buch:
„Die schöne Illusion der  Wassermänner“
 

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16.03.16  Die New Age-Bewegung (2)


4. Der innere und der äußere Weg

Wie soll aber konkret diese Entwicklung von der Krise zur besse-
ren Welt vonstatten gehen? Hier scheiden sich klar die Geister
und trennen sich die Wege. Die einen setzen ausschließlich auf ei-
nen inneren und individuellen Weg: Transformation der eigenen
Person, des eigenen Bewusstseins; in seinem Wesen sanfter, ganz-
heitlicher und spiritueller werden - durch Meditation, Mystik,
Magie. Man geht davon aus, dass sich das alte Weltbild vorwie-
gend in unserem Empfinden und Denken niedergeschlagen hat
und also nur hier zu überwinden ist.

Wenn die äußere und gesellschaftliche Krise überhaupt beachtet
wird (und nicht nur das eigene Selbst), so glaubt man doch: Jeder
kann nur bei sich selbst anfangen, bei der Erweiterung seines Be-
wußtseins - die gesellschaftliche Transformation erfolgt dann au-
tomatisch. Manchen gilt politisches Handeln nicht nur als nutzlos,
sondern sogar als ein Ausweichen vor der Aufgabe, seine Persön-
lichkeit zu entfalten. Diese Beschränkung auf die eigene Innen-
welt kennzeichnet das ursprüngliche, das eigentliche New Age.
Und auch heute machen diese »Innenweltler« - Capra & Co. zum
Trotz - immer noch den größten Teil der New Ager aus.

Die anderen setzen auf eine Verbindung von innerem und äuße-
rem Weg
, von individueller und kollektiver Transformation.
Wenn man das Innere oft auch als grundlegender ansieht, so hält
man doch eine parallele und wechselseitige Veränderung von Indi-
viduum und Gesellschaft für notwendig - bzw. eine nur individuel-
le Entwicklung kaum für möglich. Denn das alte Weltbild hat
eben nicht nur unser Innenleben infiziert, sondern auch unsere
Außenwelt: Es hat sich verwirklicht in gesellschaftlichen Institu-
tionen und Strukturen, vor allem aber in den »Errungenschaften«
der Technik, wie Fabriken und Maschinen, die sich noch nicht da-
durch ändern, dass wir - einzeln, im stillen Kämmerlein - unser
Bewusstsein in die Weite ziehen. Vielmehr müßten auch das allge-
meine Bewusstsein und erst recht das Handeln sich entwickeln —
fordern die »Integrierer«.

In den letzten Jahren ist diese Richtung bei den Wasser- und
Wendemännern erstarkt — die Bewegung hat sich politisiert, »ge-
rötet«, vor allem aber »vergrünt«. Dennoch kann man heute
(noch?) kaum von einer Heirat zwischen New Age und Grünen
sprechen. Manches deutet auch darauf hin, dass New Age sich
spalten könnte: in die Innenweltler oder Insider, die sich immer
stärker auf ihre innere Seite, ihre innere Welt konzentrieren, und
die Integrierer, die inside und outside zu verbinden suchen.

5. Drei Strömungen des New Age


Eigentlich müssen wir noch genauer differenzieren: Bisher habe
ich stillschweigend (inneres) Erleben/Selbsterfahrung und Den-
ken/Theorie als inneren Weg zusammengefasst. Doch viele, ja
wohl immer noch die meisten »Wasser(mann)köpfe« sind Anti-In-
tellektualisten; sie halten Denken und Theoretisieren so ungefähr
für das letzte, für »mind-fucking« oder »Kopfwichserei«. Es zählt
nur die eigene Erfahrung und Empfindung. Und dies - die Selbst-
erfahrung - ist auch die Wurzel des New Age. Andere betonen
dagegen die intellektuelle Seite des Innenwegs, das Neue Denken.
Sei es mehr in wissenschaftlicher Hinsicht, wie z. B. Capra, oder
mehr in esoterischer Hinsicht, wie z. B. Thorwald Dethlefsen.
So können wir also drei Hauptrichtungen unterscheiden:

New Age =
1. Neues (inneres) Erleben: die ursprüngliche Richtung
2. Neues  Erleben   +   Neues  Denken:   der vollständige  innere
Weg
3. Neues Erleben + Neues Denken + Neues Handeln: die Ver-
bindung von innerem und äußerem Weg
Die 1. Gruppe nenne ich die Selbsterfahrer, die 2. die Innenwelt-
ler
und die 3. die Integrierer.

Wenn es auch Übergänge gibt, so sind diese Unterscheidungen
doch wichtig. Und weil man sie zu wenig berücksichtigt, wird oft
pausenlos aneinander vorbeigeredet. Mein Wassermann, dein
Wassermann — jeder spricht von »seinen« Wassermännern. So
treffen weder die Argumente der Befürworter noch die der Geg-
ner, weil jedermann ein anderes New Age meint.

Aber welches ist das wahre New Age? - Wer will das entschei-
den? Fest steht nur, dass es anfangs fast ausschließlich um die inne-
re, individuelle Erfahrung ging. Denken (jedenfalls wissenschaftli-
ches) und gesellschaftliches Handeln galten als irrelevant oder
schädlich.

In späteren Zeiten kam dann Interesse für neues Denken und
Handeln hinzu. Das führte schließlich so weit, dass es heute »reine
Denker« oder »reine Macher« gibt, die sich dennoch als New Ager
verstehen. Menschen, die ganz in ihren esoterischen Theorien
oder ihrem politischen Agieren aufgehen, ohne sich um die Entfal-
tung ihres Selbst zu kümmern. Aber solche Gestalten dürfen sich
kaum echte New Ager nennen. Denn für diese bleibt die Selbst-
entfaltung ein Muss. Und zwar die Praxis; das Darüber-Reden
reicht nicht. Wenn die eigene Bewusstseinsentwicklung auch nicht
alles für alle New Ager ist - ohne die ist für sie alles nichts.

 

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10.03.16  Die New Age-Bewegung (1)

Die New Age-Bewegung ist bzw. war eine philosophisch-spirituell-astrologisch-wissenschaftlich-ökologische Bewegung,die vorwiegend seit den 1970er Jahren Verbreitung fand und ihren Höhepunkt ungefähr um 1990 erlebte. Anstatt von "New Age" (neues Zeitalter) sprach man auch von "Wassermann-Zeitalter".

Inzwischen ist die Bedeutung von New Age stark zurückgegangen, was schade ist, denn diese Bewegung hatte viele richtige Ideen, die noch lange nicht umgesetzt sind. Stattdessen hat sich das Interesse mehr der Esoterik zugewandt, die deutlich einseitiger und weniger ambitioniert ist als New Age.

Viele Aussagen der New Age-Vertreter waren  recht diffus, aber auch viele Sekundärliteratur über New Age ließ die wünschenswerte Klarheit vermissen. Ich habe 1989 ein Buch über New Age veröffentlicht („Die schöne Illusion der Wassermänner“), in dem ich versucht habe, diese Geistesströmung präzise und systematisch zu beschreiben und zu erklären. Derzeit bereite ich eine Scanfassung meines Buches für die Homepage vor.

Hier bringe ich als modifizierten Auszug aus meinem Buch über die Grundthesen von New Age. 

1. Unsere Welt befindet sich in einer Krise


Diese bedroht das Überleben der Menschheit und der Erde. Es ist
einmal eine innere Krise, des Bewusstseins, des Fühlens, Denkens
und der Wahrnehmung. Sie zeigt sich in Empfindungen wie Sinn-
leere, Angst, Selbstentfremdung, Depression u. v. m. Es ist aber
zugleich eine äußere Krise, unseres Tuns und Handelns, unserer
Zivilisation und Technologie, die sich in den Industriestaaten vor
allem in Umweltverschmutzung, Naturzerstörung, Rüstung, Kri-
minalität etc. zeigt, in der Dritten Welt in Hunger, Armut und an-
derer Not.
Diese Krise betrifft sowohl die Menschen als Gesamtheit wie
auch jeden einzelnen. Dabei unterteilt man oft in innere (individu-
elle) und äußere (gesellschaftlich-globale) Misere — doch auch das
äußere Handeln des Individuums und das innere Kollektivbewusst-
sein der Gesellschaft sind von Bedeutung. Die innere (individuel-
le) und die äußere (kollektive) Fehlentwicklung gelten aber nur als
zwei Seiten einer einheitlichen Mega-Krise, wobei die »Außen-
weltverschmutzung« mehr als Spiegel der »Innenweltverschmut-
zung« gesehen wird. Von daher interessieren sich etliche New
Ager auch nur für die Notlage des einzelnen - und zwar meist des
eigenen - Bewusstseins. Andere weisen darauf hin, dass es in er-
ster Linie die äußeren und gesellschaftlichen Störungen sind, die
das Überleben akut bedrohen.

2. Gründe für die Krise


Als Hauptgrund wird ein falsches bzw. einseitiges und überholtes
Weltbild angegeben, das unser Fühlen, Denken und Handeln un-
heilvoll beeinflußt. Anstatt von Weltbild spricht man auch von Pa-
radigma. Unser Paradigma ist etwa 300 bis 350 Jahre alt — und da-
mit reichlich angestaubt. Von seiner Entstehungsgeschichte be-
trachtet, werden hier vor allem zwei Denker des 17./18. Jahrhun-
derts als Väter angeklagt: Rene Descartes und Isaac Newton, von
daher auch der häufig gebrauchte (Schimpf-)Name: kartesia-
nisch-newtonsches Paradigma.
Dass dieses Weltbild erst heute (mit 300 Jahren Verspätung) zu
einer so zugespitzten Krise führt, erklärt man durch die Kumula-
tion von Schäden. Vor allem aber dadurch, dass unsere - eben
durch dieses Weltmodell ermöglichte -Technik erst heute einen
Stand erreicht hat, der die völlige Zerstörung der Erde möglich
macht. Zwar war besagtes Paradigma zunächst nur im Westen gei-
stig beheimatet; wir Westler haben es aber im Laufe der Jahrhun-
derte, teilweise mit unserer Technologie, nach Osten exportiert
bzw. über den ganzen Globus verbreitet — vor allem aber die dar-
aus resultierenden Umweltschäden.
Jenes Weltmodell, das von Descartes und Newton begründet
und an dem dann fleißig weitergestrickt wurde, definieren die New
Ager als mechanistisch. Um das mit einem Begriff zu bestimmen:
Spaltung. Ein Verlust der Ganzheit — im Denken, Erleben und
Handeln. Damit wurde die alte, ganzheitliche Weltanschauung ab-
gelöst, in der Kosmos, Natur und Mensch als Einheit galten.
Im einzelnen läßt sich unser Krisen-Paradigma durch drei Merk-
male bestimmen (merke: »die 3 falschen Ms«):

- Maskulinismus: Betonung von »männlichen« Eigenschaften wie
Kampf/Aggressivität und Verstand/Rationalität (auch patriarcha-
lisch, sexistisch). Damit ein Verlust von »Weiblichkeit«.
- Maschinismus: Aufspaltung von Welt und Mensch in isolierte Tei-
le, nach dem Vorbild der Maschine. Vor allem Trennung von Kör-
per und Seele. Daher ein Verlust der Ganzheitlichkeit.
Materialismus: Fixierung auf das Materielle, Messbare, Machbare
wie auf das Weltliche und Oberflächliche. Deshalb Verlust der
Bindung an eine spirituelle, geistige Ureinheit.

Wir werden noch sehen, dass nicht alle New Ager Descartes und
Newton (allein) auf die Anklagebank setzen. Manche machen viel
frühere Wurzeln der Krise aus, andere sehen sie als ein im Grunde
normales Stadium in einem Entwicklungsprozess. Wer hier - ver-
mutlich - recht hat, wird noch erörtert werden.

3. Wege aus der Krise


Wenn das alte Weltbild uns diese Schwierigkeiten eingebracht hat,
dann brauchen wir logischerweise ein neues (bzw. müssen wir das
alte überwinden). Meistens wird das erstrebte, neue Paradigma
holistisch (griech. »holos« = ganz) genannt. Es soll uns die verlo-
rene Ganzheit zurückbringen. Dabei lassen sich wieder drei
Hauptmerkmale unterscheiden, die den »3 falschen Ms« genau
entgegengesetzt sind:

- Feminismus (Überwindung des Maskulinismus): Verstärkung von
»weiblichen« Eigenschaften wie Sanftheit/Friedfertigkeit und Ge-
fühl/Intuition.
- Organizismus (Überwindung des Maschinismus): Herausstellung
der (organischen) Ganzheitlichkeit der Welt, der Erde und des
Menschen, von Geist, Seele und Körper.
- Spiritualismus (Überwindung des Materialismus): Hinwendung zu
einer immateriellen Ureinheit. Betonung geistiger, ideeller Kräfte
und Werte.

Der Wechsel vom alten zum neuen Weltbild, der Paradigmen-
wechsel, soll durch eine Transformation, eine Umwandlung, ge-
schehen. Dabei denken manche New Ager mehr an einen Sprung
nach oben — also Revolution statt Evolution; andere glauben an
eine gemütlichere, allmählichere Entwicklung. Jedoch verstehen
die meisten die »Ent-wicklung« nicht als die Bildung von etwas
wirklich Neuem, sondern als eine Annäherung an unser ursprüng-
liches, verlorengegangenes wahres Wesen, als »Aus-wicklung« ei-
nes schon immer vorhandenen Kerns.
Diese Transformation soll sich jetzt, im Neuen Zeitalter, vollzie-
hen, wobei aber verschiedene Ansichten über das Wie existieren:

- die bequeme: Danach hat die Umwandlung schon begonnen
und läuft eigengesetzlich weiter, z. B. astrologisch bedingt, durch
den Beginn des neuen Weltenjahrs (der Wassermann ist schon
da);
- die optimistische: Die Umwandlung hat zwar noch nicht ange-
fangen, wird aber von selbst ablaufen (der Wassermann wird's
schon richten);
- die realistische: Die Umwandlung kommt nur, wenn wir sie
selbst herbeiführen (der Wassermann nimmt uns nicht die Arbeit
ab).

Alle drei Auffassungen beinhalten aber die Zuversicht: Wir
können die Welt noch retten. Und das ist typisch. Denn im Ge-
gensatz zu vielen anderen Zeitkritikern, die den Untergang unse-
rer Welt als schon (fast) sicher ansehen, glauben die New Ager
daran, dass Rettung noch möglich ist. Ja vielmehr, dass wir uns auf
dem Weg nach oben, zu einer Höherentwicklung befinden und die
Krise vielleicht gerade die Chance - oder sogar die Vorausset-
zung - für den »Quantensprung« auf eine höhere Dimension ist.
Wer nicht daran glaubt, gilt kaum als echter New Ager, denn der
Optimismus gehört einfach dazu.

Literatur: Modifizierter Auszug aus meinem Buch „Die schöne Illusion
der Wassermänner.. New Age, die Zukunft der sanften Verschwörung“

 

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07.03.16  Alles ist eins — ja oder nein?

Der Satz „Alles ist eins“ spielt eine große Rolle in spirituellen
Lehren, wird aber durchaus auch von Wissenschaftlern vertreten.
Allerdings gibt es 1001 oder auch 2001 Deutungen für diesen
Satz von der All-Einheit. Er ist auch durchaus für materialistische
Interpretationen offen, z. B. »Alles ist eins«, weil alles aus dersel-
ben Materie besteht.
Ich möchte mich aber auf die wichtigsten Auffassungen beschränken,
wie sie in der New-Age-Bewegung vertreten werden.
Dort werden vor allem die Prinzipien Sanftheit, Polarität,
System und Hologramm thematisiert.

1) Sanftheit, Liebe: Alles ist eins, weil alles teilhat an der höch-
sten, göttlichen Liebe. Wie die New Ager das Unsanfte weger-
klären, wissen wir ja bereits; z. B. heißt es, das Lieblose gehöre
nicht zum Wesen, sei un-wesentlich. Ähnlich lässt sich der Ein-
heitsspruch für andere (ein-polare) Prinzipien begründen, z. B.
durch Partizipation, durch Teilhabe am göttlichen Geist oder an
der kosmischen Energie.

2) Polarität: Alles ist eins, weil alles Teil der universalen
Yin-Yang-Ganzheit ist. Oder noch stärker: Alles ist eins, weil alles
aus der Ureinheit, dem Tao geboren wurde. Ein Kritikus mag
zwar einwenden: Okay, dann gilt »Alles war eins«, aber das garan-
tiert nicht, dass immer noch alles eins ist, selbst wenn wahr sein
sollte »Alles wird (wieder) eins sein«. Aber solche »Haarspalterei-
en« wischt man mit der Behauptung beiseite, dass das zeitlose Tao
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereine.

3) System: Alles ist eins, weil alles dem universalen System, dem
Universum angehört. Und in einem System hängen eben alle Teile
miteinander zusammen, bilden eine Einheit. Wir alle sind »Kinder
des Weltalls«, vom Wasserstoffatom bis zum Stern.

4) Hologramm: Alles ist eins, weil alles zusammen ein kosmisches
Hologramm bildet bzw. einen universellen Geist.

Was soll man von dieser vielseitigen Beschwörung der All-Ein-
heit halten? Sehen wir einmal von den schon besprochenen Män-
geln der einzelnen Denkmodelle ab, so fällt als erstes auf: Der
Satz wird nicht so heiß verstanden, wie er gesprochen wird. Damit
meine ich, die New Ager denken zwar in einer abstrakten oder
verschwommenen Weise an eine All-Einheit, aber keiner hält sich
wirklich für eins z. B. mit einem Atomkraftwerk, einem Misthau-
fen oder - noch schlimmer - einem Mechanisten. Und  der Satz
spielt beim praktischen Handeln ohnehin kaum eine Rolle.
Trotzdem müssen wir den Inhalt der All-Einheit-These ernst-
haft prüfen: Im strengen Sinn ist Einheit unteilbar — anders als
Ganzheit (die - wie z. B. ein System - einzelne Teile umfasst);
deswegen kann zwar alles Seiende eine Ganzheit bilden, aber
nicht eine Einheit. Strenge Einheit verlangt Identität — und natür-
lich sind nicht alle Dinge der Welt miteinander identisch, sondern
nur ein Ding mit sich selbst.

Aber auch wenn wir das mit der Einheit nicht so (str)eng sehen,
bleibt die Überbetonung der Einheit ein-seitig. Anstatt »Alles ist
eins« kann man ebenso gut behaupten: »Alles ist nicht eins«, denn
es gibt eben Einheit und Vielheit in der Welt. Das ist eine Frage
des Blickwinkels, welchen Aspekt man hervorhebt. Auch lässt sich
nicht ohne weiteres postulieren, die Einheit der Dinge sei das We-
sentliche, die Vielheit und Verschiedenheit nur das Oberflächli-
che.

Literatur: modifizierter Auszug aus meinem Buch über New Age:
 „Die schöne Illusion der Wassermänner“

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01.03.16  Unsere  Scheinwelt

Wir Menschen leben (weitgehend) in einer Scheinwelt. Diesen Punkt habe ich auch schon an anderer Stelle auf der Homepage dargestellt. Erstens, weil er von zentraler Bedeutung für verschiedene Wisenschaften ist, unsere Scheinwelt ist von philosophischen, psychologischen und gesellschaftlichen (und weiteren) Faktoren bestimmt. Zweitens ist dieses Faktum für unser Selbstverständnis als Menschen ganz wesentlich und bis heute allgemein kaum erkannt.

 

Philosophisch könnte man beim Thema Scheinwelt auf kritische Richtungen der Erkenntnistheorie hinweisen, wonach wir nie die Wirklichkeit selbst („das Ding an sich“) erkennen können, sondern nur das in der Wirklichkeit wieder finden, was wir selbst in sie hineinprojiziert haben – oder eine noch schärfere agnostische Position, wonach alle unsere „Erkenntnis“ Illusion ist. Schon Platon sprach davon, dass wir in einer „Schattenwelt“ leben.

 

Die Erkenntnistheorie habe ich aber in einem anderen Punkt dargestellt, hier geht es mir vorrangig um die anthropologische bzw. psycho-philosophische Sichtweise.

Hauptthese: Wir Menschen leben in einer hochgradig irrealen, illusionären Welt, einer Scheinwelt.  

Dabei gibt es zwei wesentliche Unterscheidungen zu treffen:

 

1.  Ein Teil der Irrealität entstammt der genetischen Anlage: Der Mensch glaubt meistens, er handele aus rationalen Entscheidun- gen. Tatsächlich sind wir in vielem von uralten Trieben und Emotionen gesteuert, die wir oft gar nicht als solche erkennen. Hier nur ein Beispiel: Der Raser auf der Autobahn, der einem anderen Auto hinterjagt, ahnt nicht, dass er von einem vorzeitlichen Jagd- und Beuteinstinkt gesteuert wird.

 

2.  Noch gravierender sind aber die Realitätsverzerrungen, die durch Kultur und Erziehung dem Menschen übergestülpt werden. Im Gegensatz zu den genetischen Einflüssen, bei denen die Grundströmungen für alle gleich sind, sind die Sozialisationseinflüsse individuell sehr unterschiedlich. Dennoch gilt ebenso, dass unsere gesamte Gesellschaft neurotisch ist, nur in unter- schiedlichem Ausmaß. Auch hier nur ein Beispiel: Jemand kämpft sein ganzes Leben mit aller Kraft um Erfolg – und begreift nicht, dass er emotional immer noch das Kind ist,  welches die Liebe seines Vaters erlangen möchte.

In diesem Zusammenhang ist eine weitere Unterscheidung wesentlich:

 

a) Die meisten Täuschungen sind Selbsttäuschungen, d. h. wir wissen oft nicht, dass unsere echten Motive und Antriebe ganz andere sind, wir verkennen uns, so wie wir auch andere verkennen. Anders gesagt, diese Irrealität ist uns unbewusst.

 

b) Aber es gibt in unserer Gesellschaft auch vielfach bewusste und beabsichtigte Täuschungen, Irreführungen, Manipulationen anderer Menschen. Unsere Wünsche, Gefühle, aber auch unsere Gedanken und unser Verhalten werden gezielt beeinflusst, über- wiegend im wirtschaftlichen Bereich. In der Werbung wird mit wissenschaftlicher Methodik erforscht, wie man den Konsumenten am besten dazu verführen kann, etwas zu kaufen, das er nicht braucht und was ihn vielleicht auch finanziell überfordert. Man kauft sich eben z. B. kein Auto, sondern ein Lebensgefühl, ein Erfolgs- image, eine Kompensation realer Minderwertigkeitgefühle.

 

Fazit: Die weitaus meisten Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken des Menschen sind nicht (oder nur partiell) echt, entsprechen nicht seiner wirklichen Identität, ohne dass ihm das normalerweise bewusst wäre. Außerdem müssen wir bei einem Gegenüber immer damit rechnen, dass er uns etwas vormachen, uns manipulieren will. Kurz, wir leben in einer Scheinwelt. Das ist ein sehr gewichtiges, beunruhigendes Ergebnis, welches unser Welt- und Menschenbild erschüttern kann.

Manche Täuschungen und Illusionen mögen zum Schutz notwendig sein, aber generell muss es das Ziel sein, diese irreale Verzerrun- gen aufzudecken und bewusst zu machen.

 

Literatur:

Ich habe diese Thematik schon in manchen Büchern und Artikeln angesprochen, aber es gibt es noch keinen speziellen Text von mir dazu. Natürlich haben auch  viele andere Autoren über Irrealität und Täuschungen geschrieben, aber mir ist kein Buch bekannt, das die Totalität unserer Scheinwelt darstellt. Und das systematisch Methoden beschreibt, wenigstens etwas den trüben Schein aufzuhellen und sich davon zu befreien.

 

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26.02.16  Ist das Problem der Willensfreiheit ein Scheinproblem?

Das ehrwürdige Problem der Willensfreiheit beschäftigt Philosophen seit Jahrhunderten und inzwischen auch Neurowissenschaftler; es mag vermessen sein, dazu nur ein paar Zeilen zu schreiben. Aber einen oder einige wenige Aspekte eines Themas ansprechen, das ist eben der Sinn eines Blogeintrags.

Das Problem beginnt damit, dass der Begriff „Willensfreiheit“ falsch gewählt ist. Eigentlich geht es um Handlungsfreiheit. Nämlich um die Frage, ob man einen Willensakt durchführt, obwohl z. B. emotionale oder triebhafte Bedürfnisse dem entgegenstehen:Vermag ich so zu handeln, wie mein Wille es anstrebt, trotz gegenteiliger innerer Strömungen?
Man kann also einen Gegensatz postulieren zwischen:
- Wille, meistens verstanden als ein höheres, rationales bzw. vernünftiges, moralisches einwandfreies, oft längerfristiges Streben
und
- Wunsch, Bedürfnis oder ggf. auch Trieb, verstanden als ein emotionaler Antrieb, häufig irrational und egoistisch, der auf schnelle Befriedigung drängt.
 

Man muss aber fragen, ob es berechtigt ist, einen solchen Gegensatz aufzubauen. Man könnte auch von einer einheitlichen Motivationstheorie ausgehen, nach der sich immer das stärkste Bedürfnis durchsetzt, sei es ein mehr emotional-triebhaftes oder ein eher rational-diszipliniertes.  Wer z. B. lieber einen Waldlauf macht anstatt gemütlich Kaffee und Kuchen zu schmausen, für den ist eben einfach das Bedürfnis nach sportlicher Disziplin größer als das Bedürfnis nach Genuss.
Dies Bedürfnis nach Disziplin bzw. körperlicher Anstrengung ist dabei letztlich auch durch eine emotional-energetische Komponente gesteuert, die Selbstüberwindung bringt vielleicht das Gefühl der Stärke, gar der Grandiosität, oder man sucht nach dem Endorphin-High beim Laufen.

So gäbe es letztlich gar kein Problem der Willensfreiheit bzw. Handlungsfreiheit. Sondern man entscheidet sich immer für die Handlung, zu der man am stärksten motiviert ist; bzw. wo die vermuteten Vorteile die vermuteten Nachteile überwiegen. Das kann ein sehr komplexer, meistens überwiegend unterbewusster Entscheidungsprozess ein, bei dem viele Bedürfnisse und andererseits Befürchtungen mit einander vergleichen bzw. verrechnet werden.

In diesem Sinne sind wir zwar nicht frei, d. h. wir sind nicht frei, ganz anders zu handeln als unsere stärkste Motivation. Wir sind determiniert, aber determiniert durch uns selbst, durch das System unserer Wünsche und Ablehnungen, so dass man kaum von einer Fremdbestimmung sprechen kann, sondern vielmehr von einer Selbstbestimmung.

Neurowissenschaftler haben behauptet, dass man im Gehirn schon früher eine Entscheidung ablesen könnte, als sie uns dann bewusst wird (obwohl diese Befunde auch schon wieder in Frage gestellt wurden). Die Wissenschaftler haben das als Beweis gegen die Willensfreiheit gewertet. Aber nach der o.g. Hypothese, dass wir durch uns selbst determiniert sind, somit natürlich auch und gerade durch unser Gehirn, ist es durchaus plausibel, dass im Gehirn die Entscheidung schon abzulesen ist, kurz bevor sie im Bewusstsein auftritt.
Wenn man Willensfreiheit in der hier beschrieben Weise interpretiert, dann ist das sogenannte Problem der Willensfreiheit ein Scheinproblem.

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22.06.16  Was ist Integrale Logik? 


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