Der Russland-Ukraine-Krieg

- Das Scheitern der Politik des Westens in der Ukraine  -

 


13.09.2023  (20.02.2023 ff)




(Der Text ist noch in Arbeit. Er muss noch weitergeschrieben und korrigiert werden.)


Wie auch schon in früheren Texten gehe ich von verschiedenen Thesen aus, hier sind es 7 Thesen. Diese werden erst kurz eingeführt, später dann genauer erläutert.


Dabei konzentriere ich mich zwar auf Deutschland, analysiere aber insgesamt die Politik des Westens, einschließlich auch östlicher Nato-Staaten wie z. B. Polen. Aber natürlich behandle ich auch die Situation in der Ukraine und in Russland. Aber erstens sind mir darüber weniger Informationen zugänglich, und zweitens beschäftigt mich als Bürger des Westens eben vor allem dessen Verhalten.




Kurzfassung der Thesen:


1) Der Westen und die Ukraine sind mitverantwortlich für den Angriff Russlands.
Dieser Angriff Russlands auf die Ukraine ist politisch und völkerrechtlich nicht zu rechtfertigen, und schon gar nicht die Kriegsverbrechen  russischer Soldaten. Allerdings tragen der Westen (vor allem durch gebrochenen Versprechungen zur Osterweiterung der Nato) und die Ukraine durch Provokationen eine große Mitschuld am Ausbruch dieses Krieges.


2) Westliche Waffen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland schaden extrem.
Die Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine erhöhen nur die Zahl der ukrainischen Toten, Verletzten, Flüchtlingen und die Zerstörungen des Landes. Der Westen erlässt immer wieder neue und noch schärfere Sanktionen gegen Russland, aber Putin führt seinen Krieg um so unerbittlicher fort. Russland hat bisher kaum unter den Sanktionen gelitten, aber bei uns gibt es Energienotstand, Preisexplosion und Inflation, in Afrika sogar Hunger.


3) Der Westen und die Ukraine haben den Krieg schon verloren, die Opfer sind zu hoch.
Auch wenn die Ukraine Russland besiegen würde und Putin gestürzt würde, schon die bisherige Opfer sind zu groß, als dass sich der Abwehrkrieg gegen Russland gelohnt hätte: vor allem die Opfer der Ukraine, aber insgesamt der Weltbevölkerung, die Weltwirtschaftskrise, auch die Rückschläge in der Klimapolitik. Und es ist auch nur eine sentimentale Illusion der Ukraine, dass sie innerhalb von EU und Nato besondere Freiheiten genießen würde.


4) Die Kriegspolitik des Westens beruht auch auf geistiger Inkompetenz.
Eine insuffiziente kognitive Kompetenz, konkret zu geringe Intelligenz, zu geringes Fachwissen und ein irrationaler Moralismus, haben den Westen zu einer dysfunktionalen, ja destruktiven Politik geführt und lassen ihn trotz erwiesenen Scheiterns an seiner Politik festhalten. Es liegt hier ein hoher Grad von Irrationalität vor, von magischem Denken und ähnlichem vorwissenschaftlichen Strukturen.


5) Die Kriegspolitik des Westens beruht auch auf einer narzisstischer Störung.
Die irrationale Kriegspolitik hat aber auch noch andere, psychologische Gründe. Denn der Westen reagiert großteils auf Grund einer seelischen Unreife, konkret einer narzisstischen Störung. Man ist narzisstisch gekränkt, und es geht vor allem darum, sich an Putin zu rächen – man ändert die Kriegspolitik daher auch nicht trotz offensichtlichen Misserfolgs, weil es das Wichtigste ist, die eigene Aggression aufrechtzuerhalten.

6) Die Ausgrenzung von Gegnern der Kriegspolitik im Westen ist undemokratisch.

Man darf im Westen weitgehend seine politische Meinung äußern, es droht einem dafür nicht Verhaftung wie in autokratischen Staaten. Aber es gibt durch die Politik und die Mainstream-Medien ein systematisches Mobbing gegen Kritiker der Kriegspolitik der Regierung. Das ist gerade das Gegenteil von der immer behaupteten Meinungsfreiheit, und es kann sich rächen. Denn mindestens 50% der Bundesbürger finden die Regierungspolitik mit ihren verheerenden Konsequenzen auch für uns selbst falsch, und der Anteil steigt. Auf Dauer werden die sich nicht durch Diffamierung, sie seien rechtsradikal, einschüchtern lassen.


7) Die verheerende Kriegspolitik des Westens ist durch eine Friedenspolitik abzulösen.
Leider sind durch die verheerenden Fehler der Ukraine und des Westens im Krieg, mit der Folge so vieler Opfer und Zerstörungen, die Chancen für einen Frieden derzeit sehr gering. Selenskyj und Putin sind beide Fanatiker, und keiner von ihnen will nachgeben. Dadurch ist sogar die Gefahr eines Atomkriegs so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Trotz Bedenken, man muss die Sanktionen gegen Russland und die Waffenlieferungen an die Ukraine sofort stoppen. Nur dann wird Putin bereit sein, auch seinen Krieg zu stoppen. Auf lange Sicht brauchen wir allerdings Politiker, die psychisch gesund, intelligent und ausgebildet sind.



Ausführung der 7 Thesen:


1) Der Westen und die Ukraine sind mitverantwortlich für den Angriff Russlands.


1-1)  Russland


Es gibt bei uns viele Journalisten und Politiker, die meinen, sie könnten wie in einem offenen Buch in Putins Kopf lesen. Natürlich würden sie sich trotzdem nicht als „Putin-Versteher“ bezeichnen, denn dieses Wort ist ja bei uns eine Art Schimpfwort, weil es so gemeint wird, dass man die Handlungen Putins irgendwie rechtfertigen will. Wie auch immer. Niemand bei uns weiß wirklich genau, welche Pläne und Überlegungen Putin hat und hatte.
Ich möchte nur drei wahrscheinliche Beweggründe für Putins Einmarsch in die Ukraine nennen. (Die Gründe wiederholen sich teils, weil sie z. B. einmal im Hinblick auf Russland und einmal im Hinblick auf den Westen formuliert werden.)


- Sicherung Russlands
Durch die Nato-Osterweiterung wurde und wird Russland immer mehr von Nato-Staaten umzingelt. Putin sieht das als eine Bedrohung Russlands. Da es ihm anders nicht gelang, wollte er durch den Einmarsch verhindern, dass auch noch die Ukraine der Nato beitritt.


- Übernahme der Ukraine
Die Auflösung der Ukraine als selbstständigen Staat und Einbettung in ein neues, russisches Großreich (mit anderen Staaten wie Georgien, Tschetschenien u.a., allerdings nicht mit Nato-Staaten wie Polen). Dieser Grund wird bei uns gerne hervorgehoben, weil man so die vermeintliche Großmannssucht, ja den Größenwahnsinn Putins herausstellen kann. Wieweit Putin diesen ziemlich unrealistischen Plan wirklich verfolgt(e),  wissen wir nicht.


- Revanche für die Kränkungen durch den Westen und die Ukraine
Letztlich sind auch Politiker nur Menschen, die durchaus auf persönliche Kränkungen mit politischen Aktionen reagieren können. Der Westen hat Putin oft gekränkt. Z. B. als Obama von Russland als einer „Regionalmacht“ sprach (genauer dazu unten). Auch Selenskyj hat Putin gekränkt, z. B. als er in seinem früheren Leben als Schauspieler und Clown sich über Putin lustig machte.


- Befreiung der Ukraine von faschistischer Herrschaft
Putin sagte auch, er wolle das faschistische Regime in der Ukraine stürzen und vor allem die Menschen in denen von den Russland-freundlichen Separatisten  besetzten Gebieten befreien und vor ukrainischen Übergriffen schützen. Den Punkt nenne ich unter Vorbehalt, denn ich bezweifele, dass Putin wirklich ernsthaft daran glaubte. Allerdings ist wahr, dass es auch faschistische eingestellte Menschen in der ukrainischen Führungsschicht gibt und gab – hier ist z. B. die militant und paramilitärisch auftretende Gruppe „Prawyj Sektor“ ("Rechter Sektor") zu nennen, die beim Sturz des früheren Präsidenten eine große Rolle spielte. Selenskyj  - selbst jüdischer Herkunft - sollte man allerdings nicht dazu zählen.


- Erwartung, dass die russischen Soldaten als Befreier empfangen würden
Hier handelt es sich offensichtlich um eine Fehleinschätzung Putins. Zwar haben auch, insbesondere Russland-stämmige Menschen in der Ukraine die russische  Invasion begrüßt, aber es war und ist sicher eine Minderheit. Es scheint so zu sein, dass Putin wirklich glaubte, die russischen Truppen würden mehrheitlich als Befreier empfangen, vermutlich weil er von seinen Beratern falsch informiert wurde, vielleicht, weil diese Angst hatten, ihn zu verärgern.


Auch wenn es also Gründe gibt, die den Einmarsch Putins in die Ukraine verständlich machen und ihn teilweise entlasten: Putin bzw. Russland tragen doch die Hauptverantwortung für den Krieg, weil sie in die Ukraine einmarschiert sind und damit Völkerrecht gebrochen haben. (Andere von Putin genannte Gründe, wie Befreiung von einem faschistischen System, wirken eher künstlich und vorgeschoben, ich bezweifele, dass Putin wirklich daran glaubt.)



1-2)  Der Westen


Der Westen hat einen erheblichen Anteil am Ausbruch des Krieges. Zum Westen zählt man hier auch östliche Staaten wie Polen oder Litauen, die durch ihre langjährige Feindseligkeit gegen Russland sogar einen besonderen Einfluss bei dem Verhalten des Westens hatten.
Im Westen herrscht von jeher eine große Selbstgerechtigkeit, und damit verbunden, eine Unfähigkeit, eigene Fehler und eigne Schuld einzusehen und zuzugeben. Auf diese narzisstische Störung des Westens komme ich noch zu sprechen. Aber entgegen dieser Abwehrstrategie des Westens ist klar festzuhalten, dass der Westen eine erhebliche Mitschuld trägt.


- Geplante Aufnahme der Ukraine in die Nato
Der Westen machte unverhohlen Anstrengungen, die Ukraine in die Nato zu holen, auch wenn später immer beschwichtigend gesagt wurde, das könne noch lange dauern. Der Westen verbarrikadierte sich hinter der Argumentation, jeder Staat, also auch die Ukraine, könne frei wählen, in welches Verteidigungsbündnis sie wollte. Das ist natürlich ganz falsch. Es obliegt der Nato zu sagen, ob sie die Ukraine aufnehmen will oder nicht. Und hätte der Westen eindeutig und verbindlich gesagt, er plane nicht, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, dann wäre dieser Krieg vielleicht gar nicht ausgebrochen.


- Bruch von Versprechungen über die Nato-Osterweiterung
Der damalige russische Präsident Gorbatschow stimmte der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten nur zu, weil man ihm versprach, die Osterweiterung der Nato würde nicht weitergehen. Dieses Versprechen haben der Westen bzw. die Nato klar und mehrfach gebrochen. Und Putin als jetziger russischer Präsident konnte so zu Recht davon ausgehen, dass Russland vom Westen betrogen wurde.


- Zurückweisung Russlands
Der Westen hat freundschaftliche Angebote Russlands immer wieder abgewiesen. Bei uns herrscht heute das Narrativ, Putin habe von jeher feindlich gegen den Westen gestanden. Man habe das nur leider früher nicht erkennt, es wäre wichtig gewesen, Russland schon früher in die Schranken zu verweisen. Nur ist das Gegenteil wahr, wie wirklich Putin-Kenner bestätigen. Man ist Putin nicht zu viel, sondern zu wenig entgegengekommen. Putin war früher sehr positiv zum Westen eingestellt, er wollte sogar, dass Russland in die Nato aufgenommen wird. Aber er ist an der unerträglichen Arroganz des Westens, vor allem der USA gescheitert. Putin wollte eine Beziehung auf Augenhöhe, es war ihm zentral wichtig, dass Russland sich „von den Knien erhebt“. Aber der ehemalige US-Präsident Obama verspottete Russland als Regionalmacht.


- West-Nationalismus
Es gibt einen West-Nationalismus, auch einen Euro-Nationalismus bzw. EU-Nationalismus, durch den Russland, aber z. B. auch China, ausgegrenzt und abgelehnt wird. Hier spielen irrationale alte Feindbilder, Vorurteile und Ressentiments wie von „dem aggressiven Russen“ eine Rolle. Ebenso die Konkurrenz und der Wunsch nach Dominanz über diese östlichen Staaten. Auch die Ablehnung des (früher) kommunistischen Russlands aus der Sicht des kapitalistischen Westens ist darin eingeschlossen. Insgesamt führt das zu einer Politik des Revanchismus gegenüber Russland.


- Dämonisierung Putins
Seit Jahren wird Russland im Westen nicht nur kritisiert, sondern nahezu verteufelt. Eine besonders negative Rolle in diesem destruktiven Verhalten spielen Staaten, die früher zu Russland oder später zur Sowjetunion bzw. dem Warschauer Pakt gehörten, wie insbesondere Polen. Der Westen bedachte Russland ständig mit allmöglichen Warnungen, Aufforderungen und Drohungen. Putin hatte somit im Westen ohnehin nichts mehr zu verlieren. Was immer er machte und sagte, es wurde vom Westen, insbesondere der westlichen Hegemonialmacht USA, kategorisch abgelehnt oder einfach ignoriert. Seitdem betreibt Putin ohne Rücksicht auf Verluste sein Programm „Make Russia great again!“


- Selbsterfüllende Prophezeiung
Der Westen hat aber auch gewissermaßen den Krieg herbeigeredet, die westlichen Journalisten haben ihn auch herbei geschrieben. Vor dem Einmarsch Russlands wurde im Westen, vor allem in den USA, ständig prophezeit, jetzt würde der Einmarsch bald stattfinden. (Dabei wurden übrigens mehrfach falsche Daten genannt.) Der Westen hatte verbal den Krieg quasi schon begonnen und so muss man  - natürlich nur als einen Faktor unter anderen - hier von einer “sich selbst erfüllenden Prophezeiung” sprechen.



1-3)  Ukraine


Die Ukraine, insbesondere ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj, haben Putin bzw. Russland in verschiedener Hinsicht provoziert:


- Die Ukraine wollte unter Selenskyj weg von Russland - in die EU und in die Nato.


- Gerade durch den Wunsch der Ukraine, als Nachbarstaat Russlands, in die Nato aufgenommen zu werden, sah Russland seine Sicherheitsinteressen bedroht.


- Eine große Provokation war der Maidan-Putsch gegen den Russland-freundlichen früheren Präsidenten Janukowytsch.


- Im Dombass gab es Angriffe ukrainischer Soldaten und Nationalisten auf russische Separatisten.


- Die russische Kultur und Sprache wurden auf Regierungsanweisung in der Ukraine immer mehr zurückgedrängt.


- Schließlich hat Wolodymyr Selenskyj, als er noch Clown und Schauspieler war und dabei den ukrainischen Präsidenten spielte, sich immer wieder über Putin lustig gemacht – und diesen so persönlich gekränkt. (Es ist überhaupt zu sehen, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Art persönlicher Feindschaft gegen Putin agiert.)


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2) Waffen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland schaden extrem.


Natürlich wäre es weitaus das Beste gewesen, der Westen und die Ukraine hätten die oben beschriebenen Fehler vermieden, die zum Einmarsch Russlands und damit zum Ausbruch des Krieges mitgeführt haben. Jetzt, wo Krieg herrscht, ist es viel schwieriger, diesen Krieg wieder zu beenden. Nur leider begehen der Westen und die Ukraine auch weiterhin Fehler um Fehler, sie tun nahezu nichts Sinnvolles dazu, den Krieg zu beenden, sondern eskalieren, verlängern und brutalisieren ihn.


In der Ukraine gab es eine Generalmobilmachung, Männer zwischen 18 und 60 Jahren durften nicht mehr ausreisen, was durchaus undemokratisch ist (viele entzogen sich allerdings durch Flucht der Einberufung).  Und man drängte vor allem die westlichen Staaten – teils mit Intrigen und Manipulationen und in unverschämtem Ton – ständig dazu, Waffen, immer mehr und immer schwere Waffen zu liefern.


Der ukrainische Präsident  Selenskyj zeigte sich als Hardliner, ja Fanatiker. Ohne Rücksicht auf andere Staaten, aber vor allem ohne Rücksicht auf seine Bevölkerung opferte er alles für den Abwehrkrieg gegen Russland. Dabei stieg die Anzahl der Toten, Verwundeten, Flüchtlinge und Ausgebombten in der Ukraine dramatisch an, und das Land wurde mehr und mehr zerstört. Man hat die ukrainische Bevölkerung nie gefragt oder abstimmen lassen, ob sie diese Selbstzerstörung für eine vermeintliche Befreiung von Russland wirklich wollte bzw. will.


Am Anfang war eventuell eine kleine Bereitschaft der Ukraine zu echten Verhandlungen mit Russland gegeben, aber schon lange nicht mehr. Allerdings gibt es Theorien, wonach vor allem die USA die Ukraine dran hinderten, einen Frieden anzustreben, weil die USA die Konfrontation mit Russland in einem Stellvertreterkrieg suchten, dort auch neue Waffen ausprobieren wollten. Ich kann die Wahrheit dieser Theorien nicht überprüfen.


Aber im Mittelpunkt meiner Betrachtung stehen hier nicht die Maßnahmen der Ukraine, sondern des Westens. Diese wurden damit begründet, man dürfe nicht zulassen, dass ein Staat mit Gewalt einen anderen Staat besetze und Territorien von ihm wegnehme. (Gut, dass Israel Land der Palästinenser seit langem besetzt hält und immer wieder Stücke eines geplanten palästinensischen Staates vereinnahmt, daran stört sich der Westen wenig – aber das ist ein anderes Thema.)


Die Grundhaltung, dass man auf der territorialen Integrität eines Staates besteht, ist natürlich berechtigt. Aber die Frage ist, wie man dieses Ziel versucht, umzusetzen.


Die Kriegspolitik des Westens der letzten Monate ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass man sich fast nur auf das Ziel einer (vermeintlichen) Befreiung der Ukraine von Russland konzentriert hat, dabei andere wichtigere Ziele wie den Kampf gegen die Klimaerwärmung vernachlässigt hat und insbesondere nicht die vielen, extrem schädlichen Folgen der eigenen Politik für die ganze Welt berücksichtigt hat. Pointiert könnte man fragen: „Ukraine, Ukraine über alles, über alles in der Welt?“


Dass die Ukraine selbst und vor allem ihr Präsident Selenskyj in großer nationalistischer Egozentrik alles darauf nur setzte, dass die Ukraine von Russland unabhängig bleibt, ist zwar auch in weltpolitischer Hinsicht sehr problematisch, aber noch zu verstehen. Aber dass sich der Westen ausschließlich auf diese Ziel konzentriert hat, im Bemühen, die Ukraine für den Westen zu vereinnahmen, ist unverzeihlich.


Die Kriegspolitik des Westens beinhaltet konkret vor allem Waffenlieferungen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland. Beide Maßnahmen haben sich extrem negativ ausgewirkt. Allerdings hat  der Westen auch einige diplomatische Versuche unternommen.


2-1)  Diplomatische Versuche


Es heißt immer wieder, der Westen, gerade auch Deutschland habe mit Diplomatie versucht, den Krieg zu verhindern oder wenigstens zu beenden. Diese Versuche wurden aber von Leuten mit wenig diplomatischer Begabung unternommen. Und aus einer Haltung der typischen westlichen Arroganz und im Befehlston: Putin solle gefälligst sofort und bedingungslos seine Soldaten zurückziehen. Was man dabei nicht bedenkt: Warum soll Putin das eigentlich tun? Er hat dabei doch nur zu verlieren.


2-2)  Humanitäre Unterstützung und finanzielle Unterstützung der Ukraine


Westliche Länder schick(t)en verschiedenste, z. B. medizinische Hilfsgüter an die Ukraine, versorg(t)en die Ukraine mit umfangreichen Finanzmitteln. Und westliche Länder (beileibe allerdings nicht alle), waren und sind bis heute bereit, unbürokratisch ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen, allein Deutschland über eine Million – womit allerdings auch die Grenze der Kapazität erreicht ist. Auch Polen war hierzu bereit, während es sich sonst bis heute gegen die Aufnahme von Flüchtlingen außerhalb der EU sperrt, z. B. aus Syrien. Indirekt war diese humanitäre Hilfe allerdings auch schon eine Militärhilfe.


Aber hier offenbart sich auch generell die Heuchelei des Westens: Ukrainische Flüchtlinge sind Premium-Flüchtlinge, sie werden ohne Visa sofort aufgenommen, erhalten finanzielle Unterstützung, dürfen arbeiten. Dagegen werden Flüchtlinge aus anderen, nicht europäischen Ländern wie Syrien, Afghanistan, Sudan u.v.a. möglichst von den europäischen bzw. deutsche Grenzen  ferngehalten, man lässt sie lieber auf ihren seeuntüchtigen Booten im Meer ertrinken, als dass man ihnen reguläre und sichere Fluchtrouten bietet. Es sind eben die „geteilten Menschenrechte“ der westlichen Staaten, die sich so viel auf ihre demokratischen Werte einbilden.


Im Mittelpunkt der westlichen Kriegspolitik stehen aber Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Russland. Beide haben nur negative, ja verheerende Auswirkungen gehabt. Wobei bei den einzelnen negativen Folgen sich nicht immer klar differenzieren lässt, ob sie durch die Waffenlieferungen oder die Sanktionen bewirkt wurden.


2-3)  Waffenlieferungen an die Ukraine


Es gibt durchaus glaubwürdige Berichte, dass am Anfang des Krieges sowohl bei Russland wie auch bei der Ukraine eine Bereitschaft zu Verhandlungen über Waffenstillstand oder Frieden gegeben war, dass es auch auf beiden Seiten eine Kompromissbereitschafts da war. Es wurde ja auch real kurz verhandelt. Aber der Westen, allen voran die USA und England, wollten gar keinen (schnellen) Frieden. Sie wollten in einem Stellvertreterkrieg Russland in die Knie zwingen, entmachten. Vielleicht wollten sie auch neue Waffen testen. Die Ukraine, völlig abhängig von den USA, musste sich beugen – und die Chance zum Frieden war vertan.


Am Anfang wollte Deutschland auch der Ukraine gar keine Waffen liefern, sogar die später zur Militaristin entgleiste Außenministerin sprach sich gegen Waffenlieferungen aus. Das wäre der rationale Weg gewesen, in Übereinstimmung mit den langjährigen Prinzipien der deutschen Politik als Friedenspolitik, das war auch vor allem die Position von Bundeskanzler Scholz. Dann aber unter dem – polemischen – Druck der Verbündeten, aber auch aus dem Inland, von Politikern und Journalisten, ist Bundeskanzler Scholz umgekippt.


Erst wurden „nur“ leichte Waffen geliefert, dann wurden auch schwere Waffen wie Panzerhaubitzen und Raketenabwehrsysteme, schließlich werden jetzt Kampf-Panzer wie der Leopard 2 geliefert. Außerdem wurde militärische Aufklärung zu Verfügung gestellt und sogar ukrainische Soldaten in Deutschland an deutschen Waffen ausgebildet – damit wurde Deutschland letztlich selbst Kriegspartei, obwohl Deutschland das bestritt und immer wieder behauptete, man wolle nicht Kriegspartei werden.


Dasselbe gilt gewissermaßen für die ganze Nato. Daher kann man sagen, dass der Krieg um die Ukraine auch ein Stellvertreterkrieg ist, zwischen der westlichen Nato, und insbesondere den USA, gegen Russland, wobei es neben der Unterstützung der Ukraine sicher das primäre Ziel der Nato war und ist, Russland zu schwächen und als Großmacht zu entmachten.


Es ist erstaunlich und erschreckend, wie sich in Deutschland teils eine Stimmung verbreitet, wie sie aus den Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg, aber vor allem aus der Zeit vor dem erstem Weltkrieg geschildert wird. Nämlich eine wenn nicht Kriegsbegeisterung, jedenfalls Kriegsbesessenheit.  Man wollte die Ukraine mit aller Macht so militärisch aufrüsten, dass sie Russlands Angriff statthalten könnte, ihn zurückschlagen könnte. Und das gilt bis heute.


Überspitzt gesagt: bisher ganz normale Frauen wurden zu Furien, bisher ganz normale Männer wurden zu Rambos, natürlich nur vom heimischen Wohnzimmer aus. Selbst in den Krieg ziehen, das haben zwar manche Freiwillige gemacht, aber natürlich kein deutscher Politiker oder Journalist, und erst recht keine deutsche Politikerin oder Journalistin.


Wichtig ist allerdings auch festzuhalten. Die deutsche Bevölkerung war keineswegs so geschlossen für diese Waffenlieferungen – und ist es unter dem Druck der durch den Krieg ausgelösten Wirtschafts- und Energiekrise immer weniger. Trotz dem ideologischen Bombardement einer weitgehend  gleichen Kommentierung und Bewertung (oder sollte man sagen „Kriegshetze“?) durch die Medien und Politiker, die Bevölkerung blieb einigermaßen resilient gegen diese irrationale Kriegspolitik.


Die bisherige Auswirkung der westlichen Waffenlieferungen ist verheerend: der Krieg wird immer weiter fortgeführt, es wird durch die Waffenlieferungen noch angeheizt, so wird der Krieg auch immer brutaler, richtet sich immer mehr gegen die Zivilbevölkerung. Je mehr die Ukraine durch massive westliche Militärhilfe Erfolge im Feld erzielt, desto rücksichtsloser wird das russische Militär, was bis zu Kriegsverbrechen reicht. Wenn der Westen wirklich die ukrainische Zivilbevölkerung schützen will, er erreicht das Gegenteil.


Selenskyj gibt gerne (ohne es wirklich zu wissen) horrende Zahlen (angeblich) gefallener russischer Soldaten an. Mit Zahlen über die Verluste der Ukraine ist er viel zurückhaltender, obwohl er andererseits von Völkermord spricht.


Aber man muss doch damit rechnen, dass es inzwischen hunderttausende Kriegstote in der Ukraine gibt, Zivilisten und Soldaten. Dazu kommen noch mehr verletzte, verstümmelte, traumatisierte Menschen. Ebenso gibt es hunderttausende Waisen und Witwen. Noch viel mehr, viele Millionen, haben die Ukraine als Flüchtlinge verlassen, die deutliches Signal, was sie von der Politik ihres Präsidenten halten.


Es ist eine Abstimmung mit den Füßen, denn sie dürfen ja nicht über den Krieg entscheiden, sie werden nicht gefragt. Genau wie man sich in Russland nicht gegen die „militärische Spezialoperation“ aussprechen darf, so darf man sich in der Ukraine nicht den selbstvernichtenden Abwehrkampf kritisieren.


Auf der anderen Seite wird die Ukraine immer mehr zerstört. Städte werden zerbombt, Häuser werden zu Ruinen, Landschaften sind auf Jahrzehnte vergiftet. Die Schäden gehen in viele hundert Milliarden. (Nebenbei, werden es vor allem wir im Westen sein, die diese wieder aufbauen und bezahlen sollen, obwohl unsere Wirtschaften selbst in der Krise sind.)


Auf den Punkt gebracht: Der Westen bewaffnet die Ukraine zu Tode. Es ist Hilfe zum Untergang, Hilfe zur Selbstvernichtung.


2-4)  Sanktionen gegen Russland


Sanktionen und noch mehr Sanktionen und immer weitere Sanktionen gegen Russland, inzwischen das 10. Sanktionspaket (das 11. wartet schon). Man soll das im Westen nicht so nennen, aber natürlich ist das ein Wirtschaftskrieg gegen Russland.


Übrigens, wenn man einfach das Vermögen von russischen Oligarchen im Westen beschlagnahmt oder einkassiert, weil man behauptet, sie seien mir Putin befreundet, so hat das nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun, sondern gehört eher zum Raubrittertum.


Und das Ergebnis? Natürlich nimmt die russische Wirtschaft auch Schaden, aber die des Westens umso mehr. Energieknappheit, Preisexplosionen, bei Energie, Lebensmitteln, eigentlich bei fast allen Produkten. Inflation um die 10 %, in den USA noch höher – so etwas hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.


Und in südlichen Staaten gibt es schon jetzt eine Hungersnot durch ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine und aus Russland (die glücklicherweise zuletzt wieder aufgenommen wurden). Sicher wird es infolge des Kriegs mehr Hungertote in Afrika geben als Kriegsopfer in der Ukraine.


Auch hier ist der Westen schnell bei der Hand mit der Schuldzuweisung an Russland, das den Report aus der Ukraine verhindere. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit: die Ukraine hatte selbst ihre Häfen vermint, so dass erst keine Frachter auslaufen konnten.


Und durch die Sanktionen hat man es Russland fast unmöglich gemacht, selbst seine Getreideexporte wie früher fortzuführen. Man verhindert zwar nicht direkt durch Sanktionen russische Exporte, aber man verhindert, dass die russischen Schiffe Häfen anlaufen und verhindert, dass die russischen Schiffe versichert werden können. Also verhindert man indirekt eben doch russische Getreidelieferungen.


Hier zeigt auch wieder die Heuchelei des Westens. Der Westen selbst verschuldet durch seine Sanktionen die vielen Hungertoten. Aber das wird in unseren Medien fast nie gesagt.


Manche der Sanktionen sind oder waren auch einfach nur lächerlich: So die Blockade der Gaspipeline Nord Stream 2. Da regte sich der Westen auf, weil nicht mehr Gas  über Nordstream 1 bekam (u.a. weil dort ein Reparaturbedarf bestand), war aber nicht bereit, Gas über zu Nord Stream 2 beziehen. Inzwischen sind beide Pipelines beschädigt (von wem auch immer, vermutlich von den USA).


Wir im Westen bekommen kein Gas aus Russland mehr und müssen es mühselig und teuer auf den Weltmärkten zusammenkaufen.


Insgesamt kann man auch sagen, dass die ukrainische Bevölkerung in dreifacher Hinsicht Opfer wurde.


1. sie ist Opfer des russischen Angriffs
2. sie ist Opfer ihres Präsidenten Selenskyj, der seinen Kampf gegen Russland kompromisslos, ohne irgendeine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung durchführt
3. sie ist Opfer der Politik des Westens und der Nato, die durch ihre Politik den Krieg immer weiter anheizen und eskalieren.


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3) Der Westen und die Ukraine haben den Krieg bereits verloren.


Ich behaupte und werde es hier ausführen: Der Westen und die Ukraine haben den Ukraine-Krieg schon verloren.


Nun ist es allerdings unbestreitbar, dass die ukrainische Armee in letzter Zeit wichtige Erfolge errungen hat, die russischen Truppen teils zurückgedrängt hat. Der ukrainische Präsident träumt bereits auch von der Rückeroberung der 2014 annektierten Krim.


Dazu nur als Randbemerkung, weil hier immer von der völkerrechtswidrigen Vereinnahmung der Krim gesprochen wird:  Die Krim gehörte ursprünglich zu Russland. Der damalige russische Präsident Chruschtschow schenkte die Krim aber seiner ukrainischen Heimat; das war natürlich ein illegaler Akt, der durch die russische Annexion wieder korrigiert wurde.


Aber der Krieg ist noch nicht zu Ende. Russland droht Atomwaffen einzusetzen. Das könnte zu einem dritten, atomaren Weltkrieg führen. Und damit wohl zum Ende der Menschheit.


Aber auch unabhängig von diese apokalyptischen Bedrohung: Stellen wir uns einmal vor, was für den Westen die beste Möglichkeit im Ukraine-Krieg bedeuten würde.


- Die Ukraine vertreibt die russische Armee aus ihrem Land (erobert vielleicht sogar die Krim zurück).
- Putin wird gestürzt oder muss zurücktreten, es gibt eine neue Westen-freundliche Regierung in Russland.


Nebenbei bemerkt: Man kann übrigens sicher sein, dass die westlichen Geheimdienste alles tun, um Unruhe in Russland zu stiften und Putin zu stürzen. Denn obwohl sich die USA immer vehement ereifern, Russland wolle die Politik der USA oder ihre Wahlen beeinflussen, das genau tun die USA seit Jahrzehnten, manchmal ohne Erfolg, manchmal mit “Erfolg”.


So haben sie z. B. den Irak und Libyen durch Stürzen der Präsidenten, also durch Regimewechsel, ins Chaos gestürzt. Und das könnte auch in Russland geschehen. Es ist keineswegs sicher, dass eine neue Regierung in Russland Westen-freundlicher wäre.


Aber selbst wenn es zu einer für den Westen positiven Entwicklung kommen sollte, haben die Ukraine, der Westen, Deutschland, ja die ganze Welt schon verloren: Die bisherigen Verluste, Schädigungen, Traumata sind so groß, dass sie auch durch eine positive Entwicklung nicht mehr wettgemacht werden können.


3-1)  Ukraine


Ich habe oben ausgeführt: Selenskyj ist mit Zahlen über die Verluste der Ukraine  viel zurückhaltender als mit den Zahlen über die angeblichen Verluste Russlands, obwohl er andererseits von Völkermord spricht.


Aber man muss doch damit rechnen, dass es inzwischen hunderttausende Kriegstote in der Ukraine gibt, Zivilisten und Soldaten. Dazu kommen noch mehr verletzte, verstümmelte, traumatisierte Menschen. Ebenso gibt es hunderttausende Waisen und Witwen. Noch viel mehr, Millionen, haben die Ukraine verlassen, ein deutliches Signal, was sie von der Politik ihres Präsidenten halten.


Auf der anderen Seite wird die Ukraine immer mehr zerstört. Städte, Gebäude, Infrastruktur, Betriebe und Fabriken, aber auch Wälder, ganze Landschaften sind auf Jahrzehnte vergiftet. Die Schäden gehen in viele hunderte Milliarden. (Nebenbei, es werden vor allem wir im Westen sein, die die zerstörte Ukraine wieder aufbauen und bezahlen sollen, obwohl unsere Wirtschaften selbst in der Krise sind.)


Zugegeben, die Ukraine hat durch die massiven Waffenlieferungen des Westens bisher erreicht, die russische Armee in Schach zu halten, was vorher kaum einer erwartet hätte. Aber selbst wenn es der ukrainischen Armee gelingen würde, die russische Armee aus ihrem Land zu vertreiben, die furchtbaren Opfer kann kein militärischer Gewinn legitimieren und ausgleichen. Erschreckend, wie wenig Menschen das verstehen.


Das vielfältige schreckliche Elend in der Ukraine lässt sich doch auch durch einen erhofften Sieg über Russland nie wieder gutmachen, vor allem der furchtbare Blutzoll. Die Menschenleben sind für immer verloren. Und das Land ist auf Jahrzehnte zerstört, teils unbewohnbar.


Das ist es doch nicht wert, dass die Ukraine zum Westen gehört. Wenn die Ukraine, wie dringend gewollt, im westlichen Lager, insbesondere in der EU wäre, würde sie feststellen: Die EU ist gar nicht so attraktiv, sie schränkt die Mitgliedsstaaten in ihren Rechten stark ein und zwingt ihnen viele Pflichten auf.


England, einer der zentralen Staaten der EU, war die Bevormundung und Einmischung der EU leid und verabschiedete sich im „Brexit“ von der EU. Polen, bester Freund der Ukraine, ist mit der EU im ständigen Clinch.


Pointiert: In einer russischen Föderation hätte die Ukraine vielleicht weniger Einschränkungen ihrer Freiheit als in der EU und eventuell Nato. Wie viel klüger wäre es doch für die Ukraine gewesen, sich um ein harmonisches Zusammenleben mit Russland zu bemühen! Notfalls eben auch einen kleinen Teil der Ostukraine abzugeben, dafür aber im Frieden zu leben!


Überspitzt gesagt: Was nützt es Selenskyj, wenn er Präsident eines Friedhofs ist und über eine Schrott-Immobile herrscht?!


3-2)  Westen


Der Westen meint, er würde durch seine Unterstützung der Ukraine die Demokratie generell und auch bei uns verteidigen. Dabei opfert er damit zugleich wichtige demokratische Werte; z. B. das Gebot, Konflikte friedlich beizulegen; oder die Meinungsfreiheit, die seitdem stark eingeschränkt wird; oder das Recht seiner Bürger auf bezahlbare Lebensmittel und Energie.


Westliche Politiker sagen ja oft: Putin will unsere Demokratie schwächen, er will die Staaten in der EU auseinanderbringen usw. Ob das wirklich wichtige Ziele von Putin oder nur Phantasien und Projektion der West-Politiker sind, sei einmal dahingestellt. Wenn Putin aber diese Ziele hätte, dann tun wir im Westen selbst alles dafür, dass Putin seine Ziele verwirklicht. Wir bauen selbst unsere Demokratie ab, in dem Versuch, demokratische Werte durchzusetzen. Das ist natürlich absurd.


Auch so gesehen hat der Westen schon verloren, und Putin schon gewonnen: er zeigt, wie schwach unsere Demokratie in Wirklichkeit ist, wie schnell wir selbst in antidemokratisches Verhalten umkippen, einer Autokratie immer ähnlicher werden.


Es gibt eine neue Sippenverfolgung gegen Russen: Der Schwester eines Oligarchen, der mit Putin befreundet ist, wird ihre teure Jagd weggenommen. Was ist das für ein Rechtsverständnis? Mit Demokratie und Recht hat das gar nichts zu tun.


Außerdem hat der Westen seine Wirtschaften und Finanzsysteme durch den Wirtschaftskrieg gegen Russland stark geschädigt, was sich in Energiemangel, Preisexplosionen, Inflation, vielen Pleiten, Zusammenbruch von Lieferketten u.v.m. zeigt.


Wir sanktionieren uns damit gewissermaßen selbst zu Tode. Wahrscheinlich ist die Weltwirtschaft dadurch auf Jahre bis Jahrzehnte betroffen – auch dies ein viel zu hoher Preis für eine Politik, die ohnehin der Ukraine letztlich nur schadet.


Die ewigen Behauptungen „Putin will, denkt, fühlt dies oder jenes“ sind jedenfalls westliche Phantasien oder Spekulationen. Das führt so zu absurden Behauptungen wie von Wirtschaftsminister Habeck, dass wir Putin damit ärgern könnten, wenn wir weniger duschen und so weniger Gas verbrauchen.


In der EU feiert man sich selbst für die Gemeinsamkeit bei den Maßnahmen gegen Russland. In der Tat sind viele Sanktionen gegen Russland durchgesetzt, aber von verschieden Staaten doch nur zähneknirschend, unter der Knute des mächtigen Deutschlands und angetrieben von den Oststaaten, wie vor allem Polen. Es gibt schon Hinweise auf deutliche Risse in der EU, mal sehen, wie lange die Solidarität noch hält.


Bei der Beschaffung von Gas und Öl war es schon jetzt schnell vorbei mit der Solidarität. Vor allem Deutschland hat mit seiner Finanzmacht den anderen Staaten das Gas auf dem Weltmarkt weggekauft. (Übrigens hat Deutschland – was noch schlimmer ist – auch nicht-europäischen, armen Staaten wie Bangladesch Gas weggekauft.)


3-3)  Deutschland


Nach aktuellen Meinungsumfragen wenden sich in Deutschland etwa 50% der Deutschen von der Demokatie ab, im Osten sind es sogar deutlich über 50 %. Das ist sicher kein kurzzeitiger Befund, sondern wird wahrscheinlich für lange Jahre so bleiben.


Das kommt nicht von ungefähr: Offensichtlich überforderte oder sogar unfähige Politiker zeigen sich nicht in der Lage, die Ukraine-Krise mit ihren vielen Auswirkungen, z. B. auf unsere Energiepreise, adäquat zu managen.


Grüne Ideologen wollen einen (auch nur kurzfristigen) Weiterbetrieb von Atomkraftwerken verhindern, ihnen geht ihre Partei über den Staat; übrigens sind es meistens gerade die Wähler der Grünen, die in Bürgerinitiativen die Aufstellung von Windrädern verhindern, also der ständig geforderten alternativen Energieim Wege stehen, weil sie egoistisch keine Windräder in ihrer Wohnumgebung wollen.


Stattdessen gibt es ein kindisches Gerede vom „Doppel-Wumms“ des Kanzlers. Der Wirtschaftsminister ist sich nicht zu schade, uns Bürgern vorzuschreiben, wie lange wir duschen sollen, wie warm wir unsere Wohnung heizen dürfen, ob wir noch unseren Garten sprengen dürfen usw. Wenn es nicht so lächerlich wäre, wenn man es ernst nehmen würde, müsste man überspitzt von einer Art „Energie-Diktatur“ sprechen.


Die einst florierende Wirtschaft, schon von der Corona-Pandemie angeschlagen, strauchelt. Die Folgen der Sanktionen geben der deutschen Wirtschaft den Rest. Es wird mit vielen Insolvenzen gerechnet, im Mittelstand, bei Kleinunternehmen, aber auch großen Unternehmen.


Wir haben eine Inflation von ca. 10 % (zuletzt etwas geringer), wie es sie seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Vor allem Preise für Lebensmittel und Energie (Benzin, Strom, Heizgas usw.) steigen ins Unermessliche. Viele Menschen in Deutschland können das nicht bezahlen. Immer mehr Menschen müssen zur Tafel gehen. Es droht eine neue Armut.


Die Politik spricht zwar immer wieder von Entlastung. Bisher ist aber wenig bei den Bürgern angekommen. Und seien wir ehrlich: die Politik kann auch nur eine geringe Entlastung bieten, sonst ginge der Staat pleite.


Es werden schon jetzt horrende Staats-Schulden aufgenommen, die die Bundesregierung aber einfach nicht Schulden nennt, sondern „Sondervermögen“. Damit man pro forma die Schulden-Bremse im nächsten Jahr einhalten kann – und Finanzminister Lindner sein Gesicht wahren kann. Solche Tricksereien sind leicht durchschaubar und lächerlich.


Überhaupt ist die Ampel-Regierung in Deutschland so zerstritten wie fast nie vorher eine deutsche Regierung, so dass Kanzler Scholz mehrfach seine „Richtlinienkompetenz“ einbringen musste, um die Regierung zusammenzuhalten. Vor allem die grüne Außenministerin Baerbock hält sich nicht an Absprachen und glaubt, alleine die Außenpolitik bestimmen zu können, mit ihrem gefährlichen ideologischen Kurs, was Deutschland in der Weltpolitik zu einem unberechenbaren Element gemacht hat.


Deutschland war einst ein Staat, der sich – gerade nach den Schrecken des 2. Weltkrieges – immer für den Frieden weltweit eingesetzt hat. Und nie Waffen in Krisengebiete geliefert hat, geschweige denn in Kriegsgebiete.


Aber jetzt ist die Stunde der Militarist*innen wie z. B. an vorderster Front die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann, eine offensichtlich geltungssüchtige, narzisstische gestörte Person. Im Hass auf Putin vereint, fordern die Kriegstreiber*innen immer mehr und immer stärkere Waffen für die Ukraine, und die werden auch geliefert, mit der Gefahr eines weltweiten Atomkrieges.


Aber auch die demokratische Kultur hat sich in Deutschland stark zum Negativen verändert. Es gibt keinen rationalen Kurs über die besten Wegen aus der Krise – im Grunde sind es verschieden Krisen oder eine Multi-Krise –, sondern Kritiker dieser destruktiven Regierungspolitik werden diskriminiert (zu der Kritik gibt es später ein eignes Kapitel).


Insofern ist es erstaunlich, dass es nicht noch mehr Ablehnung der Regierung und Protest in Deutschland gibt. Leider existiert teils immer noch ein gewisser deutscher Untertanengeist, eine Obrigkeitsgläubigkeit; oft ist es aber auch eher Lethargie oder die Haltung, man kann ohnehin nichts gegen „die da oben“ ausrichten. Die „schweigende Mehrheit“ lehnt die deutsche Politik sehr wahrscheinlich ab, aber sie „schweigt“ eben.


Die Regierung befürchtete zwar einen starken Protest im Winter, wenn die Deutschen vielleicht wegen des Gasmangels frieren würden. Und daher versuchte sie in einer Art „vorbeugendem Mobbing“ schon alle als rechtsradikal zu diffamieren, die vielleicht auf die Straße gehen würden.


 Ob nun wegen dieser Einschüchterung oder wegen der eher milden Temperaturen in den Wintermonaten, ein größerer Widerstand blieb bisher aus.


Kurzum: auch die Schäden, die die Kriegspolitik in Deutschland vermutlich dauerhaft angerichtet hat, sind viel zu groß, als dass sie noch durch eine höchst unwahrscheinliche Niederlage Russlands im Krieg und eine vermeintliche Befreiung der Ukraine je wieder wettgemacht würden.


Jeder rationale Politiker macht eine Nutzen-Schaden-Rechnung für seine Politik, aber die deutschen Politiker nicht: Bisher gilt für die deutsche Kriegspolitik: kein Nutzen, nur immenser Schaden.
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.


3-4)  Welt


Die Welt ist so gespalten, wie lange schon nicht mehr. Ja, die Welt ist keineswegs so einig gegen Russland, wie uns westliche Politiker glauben machen wollen. Die Staaten, die sich nicht gegen Russland stellen, haben bevölkerungsmäßig die Mehrheit, sie haben deutlich mehr Einwohner als die Staaten, die sich gegen Russland verbündet haben.


Zwar stimmen in der UN-Vollversammlung viele Staaten den UN-Resolutionen gegen Russland zu. Aber eben unter dem Druck und der Androhung von finanziellen Repression, insbesondere von den USA. Viele Länder, gerade des Südens, sehen eben die mächtigen Weststaaten als Nachfolger der Kolonialstaaten, und haben eigentlich gar keine Sympathie mit deren Politik.


Nun versuchen die Weststaaten, diese Länder, die sie bisher mit Gleichgültigkeit oder Arroganz  behandelt bzw. ignoriert haben, mit Versprechungen oder Drohungen in ihre Anti-Russland-Front reinzuholen. Aber glücklicherweise widerstehen bisher viele Staaten diesem durchsichtigen Manöver.


Denn es sind eben gerade die Länder des globalen Südens, welche unter der weltweiten Wirtschaftskrise leiden, die der Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland ausgelöst hat. Die ganze Welt, wie auch Deutschland (Russland selbst übrigens viel weniger) ist in eine Wirtschafts- und Finanzkrise gestürzt, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist.


Es werden neue Konflikte geschürt. Der Westen war dabei, sich mit dem Iran auf ein Atomabkommen zu einigen. Das ist in weite Ferne gerückt. U.a. weil man dem Iran vorwirft, Russland Drohnen zu liefern. Hier sieht man mal wieder, wie der Westen mit zweierlei Maß richtet.


 Der Westen selbst überhäuft die Ukraine mit Waffen, obwohl die nicht zu seinem Verteidigungsbündnis gehört. Aber wenn der Iran seinem Verbündeten Russland Drohnen liefert, dann ist die Empörung groß und man trommelt schon wieder für Sanktionen. Es ist auch dieses selbstgerechte Verhalten des Westens, warum er bei so vielen Ländern in der Welt verachtet wird.


Schließlich: Die Gefahr eines Atomkriegs wurde und wird durch die westlichen Waffenlieferungen und Einmischungen so groß wie seit Jahrzehnten nicht, wie vielleicht noch nie.


Wenn Putin wirklich den konventionellen Krieg gegen die Ukraine zu verlieren drohte, muss damit gerechnet werden, dass er (wenigstens taktische) Atomwaffen einsetzt – denn er wäre bei einer Niederlage erledigt. Somit muss man eigentlich hoffen, dass Putin diesen bisher konventionellen Krieg nicht verliert. Es ist einfach naiv zu glauben, man könnte einen Krieg gegen die größte Atommacht der Welt gewinnen.


Es braucht eigentlich nicht gesagt zu werden: wenn es zum Atomkrieg kommt, hat der Westen total versagt, so total, wie es nur möglich ist. Aber auch wenn es hoffentlich nicht dazu kommt: die westlichen Politiker sind das Risiko eines Atomkriegs eingegangen, für das zwar wichtige, aber doch dem Weltfrieden völlig untergeordnete Ziel der Verteidigung der Ukraine. Wer soll diesen Politikern noch glauben, noch Vertrauen schenken, die mit unser aller Leben, mit der ganzen Welt gespielt haben?!


3-5)  Russland


Natürlich hat Russland auch verloren. Obwohl Putins Russland unter den westlichen Sanktionen bisher viel weniger leidet als der Westen selbst, hat es auch wirtschaftliche Verluste. Und die innere Stabilität des Staates bröckelt.


Vermutlich wirken dabei auch ausländische Agenten, insbesondere aus den USA mit. Das ist keine Verschwörungstherapie; sondern die Führung eines Landes zu stürzen (Regime changing), haben die USA schon in vielen Staaten nachweislich versucht und manchmal auch erreicht – aber das hier nur nebenbei.


Und Russland hat auch viele Opfer zu beklagen, bisher „nur Soldaten“. Aber diese Soldaten und ihre Familien sind letztlich genauso Opfer des Krieges wie ukrainische Soldaten, auch wenn die toten russischen Soldaten im Westen kaum als Opfer zählen bzw. von der Ukraine triumphierend hochgerechnet werden.


Russland ist zwar weltweit keineswegs so isoliert, wie uns die westlichen Politiker glauben machen wollen. Aber es ist schon so, dass Russland an Ansehen in der Welt verloren hat. Und seine (bisher) wenig erfolgreiche Kriegsführung schwächt seinen Ruf, eine militärische Supermacht zu sein – sicher eine große Kränkung für Russland.


Auch die offensichtlichen Gewalttaten gegen ukrainische Zivilisten schaden Russlands Ruf. Natürlich sind diese Kriegsverbrechen scharf zu verurteilen. Aber solche Kriegsverbrechen gibt es in jedem Krieg, es gibt keinen sauberen Krieg. Und je weniger eine Angriffsarmee Erfolge hat, desto aggressiver reagiert sie.


Wir in Deutschland haben ja über Jahrzehnte nicht wahrhaben wollen, dass auch die deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg furchtbare Verbrechen an Zivilisten begangen hat – und nicht nur SA und SS. Wer solche Kriegsverbrechen verhindern will, der muss alles tun, um einen Krieg zu verhindern bzw. ihn zu beenden, und nicht den Krieg immer weiter anheizen, wie es der Westen tut.


In einem Krieg verlieren letztlich immer alle. Das gilt natürlich auch für Russland. Wahrscheinlich hat Putin – falsch von seinen Militärs beraten –  den Kriegsverlauf ganz falsch eingeschätzt. Wenn er gewusst hätte, wie es jetzt gekommen ist, vermutlich hätte er auf diesen Krieg verzichtet. Obwohl er natürlich nicht zugibt, dass die „militärische Spezialoperation“ gar nicht so verläuft, wie er es geplant hatte.


Für alle direkt am Krieg beteiligten Staaten, für die Ukraine, die westlichen Staaten einschließlich Deutschland und auch für Russland  gilt: Die Opfer, Verluste und Kosten durch den Krieg sind so hoch, dass sich der Einsatz nicht gelohnt hat; sie haben alle den Krieg schon verloren, wie auch immer er noch weitergeht.


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4) Kognitive Defizite des Westens im Ukraine-Krieg


Es geht hier um Denkfehler, falsche Schlüsse, Fehlannahmen und andere kognitive Fehler, die der Westen im Umgang mit dem Ukraine-Krieg macht. Entsprechend aber auch um falsches, irrationales Verhalten des Westens, das aus den Denkfehlern folgt. 


Und diese kognitiven Fehler bzw. das Fehlverhalten haben schwerwiegende, gefährliche bzw. schädliche Folgen, für den Krieg, für uns in Deutschland und letztlich für die ganze Welt.
Natürlich zeigen sich bei westlichen Politikern und Journalisten auch sonst kognitive Defizite, aber beim Ukraine-Krieg werden sie besonders deutlich und sind besonders gefährlich.


Auch wenn man pauschal von „dem Westen“ sprechen kann, geht es konkret natürlich um (einzelne) Menschen, speziell viele Politiker und Journalisten, die diese kognitiven Defizite aufweisen. Aber da es sich andererseits auch um Gruppen handelt, die diese typischen Fehler machen, ist es schon berechtigt, die Ebene der einzelnen Individuen zu überschreiten.


Ich werde jetzt die folgenden kognitiven Defizite im Denken und Handeln des Westens nachweisen:


1) monokausal statt multikausal
2) linear statt nonlinear
3) eindimensional statt mehrdimensional
4) unlogisch statt logisch
5) deterministisch statt statistisch
6) magisch statt realistisch
7) pseudorational statt rational
8) polarisierend statt differenziert
9) verifizierend statt falsifizierend
10) reduktionistisch statt systemisch
11) dependent statt independent
12) empirieresistent statt empiriebasiert


4-1) Monokausal

Monokausal bedeutet, dass man nur eine Ursache für ein Geschehen berücksichtigt, obwohl real mehrere oder viele Ursachen zusammenwirken. Monokausal ist z. B. die Erklärung: Der Krieg in der Ukraine findet statt, weil Putin die Ukraine für Russland vereinnahmen will.


Weitere Ursachen sind aber:
- Russland sieht sich von der Nato umzingelt und bedroht.
- Der Westen hat sich nicht an die Versprechungen (angesichts der deutschen Wiedervereinigung) gehalten, dass die Nato-Osterweiterung beendet wird.
- Man hat Russland unter Putin vor Jahren eine Aufnahme in die Nato verweigert.
- Der Westen, gerade die USA, nutzen den Krieg als Stellvertreterkrieg gegen Russland.


Es gäbe auch weitere Gründe zu nennen. Nur wenn man die wichtigsten Ursachen berücksichtigt, ist auch eine wirkliche Lösung des Konflikts, ein Ende des Krieges wahrscheinlich. Wenn man z.B. die Sicherheitsinteressen Russlands einfach ausklammert, wird man kaum einen Frieden erreichen können.


4-2) Linear
Lineare Prozesse werden in der Mathematik durch lineare Gleichungen, graphisch durch Linien beschrieben, im Gegensatz zu Kurven.


Vereinfacht kann ein linearer Prozess oder eine lineare Strategie in der Politik heißen: viel hilft viel: z. B.: Je mehr Waffen man an die Ukraine liefert, desto besser kann sich die Ukraine gegen Russland verteidigen. Oder:  Je mehr Sanktionen man gegen Russland verhängt, desto eher beendet Putin den Krieg.


Offensichtlich stimmen diese linearen Aussagen nicht. Man ist jetzt beim 6. Sanktionspaket, sanktioniert Russland maximal, aber der Krieg geht weiter, hat sich sogar gesteigert.


Die meisten Prozesse in der Wirklichkeit sind nämlich non-linear. Das würde z. B. heißen: Es kann sein, dass (wenn überhaupt) nur Sanktionen eines bestimmten Ausmaßes helfen, sehr viel oder ganz wenige Sanktionen aber nicht.


4-3) Eindimensional
Eindimensional bedeutet, man berücksichtigt nur eine Richtung. Z. B.: Der Westen liefert Waffen an die Ukraine und geht davon aus, dass diese Waffen den Angriff der Russen verringern.


Real ist das Geschehen aber mehrdimensional  bzw. geht in mehrere Richtungen. Es gibt eine Rückwirkung = Feedback bzw. eine Wechselwirkung. Russland reagiert auf den größeren Widerstand der Ukrainer  – entgegen der westlichen Erwartung – mit einem verstärkten Angriff. Jetzt liefert der Westen noch mehr Waffen und Russland verstärkt seine Angriffe noch weiter.


Es entsteht eine Art Regelkreis: je mehr Waffen der Westen an die Ukraine liefert, umso mehr weitet Russland seinen Krieg aus. (Natürlich kann es prinzipiell auch zu einem Umschlag kommen, wenn der Westen z. B. Atomwaffen an die Ukraine liefern würde, aber so weit geht der Westen trotz seiner massivsten Aufrüstung der Ukraine dann doch nicht).


Daraus erfolgt eine sehr irrationale Strategie des Westens. Der Westen nimmt die negativen Wechselwirkungen bzw. Verstärkungen seines Verhaltens einfach nicht zur Kenntnis, er steigert seine falsche Waffenstrategie immer weiter, obwohl sie der Ukraine letztlich viel mehr schadet als nutzt.


4-4) Unlogisch
Ein Denken heißt unlogisch, wenn es aus Aussagen falsche Schlüsse zieht. Übertragen kann man auch von einem „unlogischen Verhalten“ sprechen, wenn dieses Verhalten eben auf falschen Schlussfolgerungen  fußt.


Nur ein Beispiel. Häufig hören wir Aussagen wie: “Wenn der Westen der Ukraine Waffen liefert, wird der Krieg verkürzt.” Er hat die logische Form A --> B. (Diese Aussage ist empirisch mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch, aber das ist für die logischen Schlüsse irrelevant.)


Nun könnte ein Befürworter der Waffenlieferungen daraus folgern: „Nur wenn der Westen der Ukraine Waffen liefert, wird der Krieg verkürzt.“ Formal: A <-- B. Heißt logisch: „Wenn der Westen der Ukraine nicht Waffen liefert, wird der Krieg nicht verkürzt.“ Formal:
nicht-A --> nicht-B.


Aber das wäre ein Schluss von A --> B auf A <-- B bzw. nicht-A --> nicht-B, und das ist logisch falsch. Denn bei A --> B ist A hinreichende Bedingung für B.  Bei A <-- B ist A notwendige Bedingung für B. Das lässt sich nicht auseinander ableiten.


Ein Fehlschluss wäre ebenfalls, wenn man daraus schließt: „Wenn der Krieg verkürzt wird, hat der Westen der Ukraine Waffen geliefert.“ 

Das wäre entsprechend ein Schluss von A --> B auf A <-- B, und auch das ist logisch falsch.


Solche Fehlschlüsse hört und liest man immer wieder in den Aussagen westliche Politiker und Journalisten über den Krieg.
Logisch richtig sind dagegen Schlüsse der Art: von A ---> B auf nicht-B --> nicht-A. Im Beispiel:
„Wenn der Krieg nicht verkürzt wird, hat der Westen der Ukraine nicht Waffen geliefert.“


Logische Schlüsse können gültig oder ungültig sein, unabhängig von der empirischen Wahrheit ihrer Prämissen (Ausgangssätze). Die Konklusion (der Schlusssatz) ist aber nur dann empirisch wahr, wenn auch die Prämissen empirisch wahr sind – das ist wie gesagt beim oberen Beispiel nicht der Fall.


4-5) Deterministisch
Deterministische Aussagen beanspruchen 100% Gewissheit, bzw. sollen sie immer und für alle gelten. Z. B. eine Aussage wie: „Es ist sicher, dass Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg verkürzen.“
Wer will das beweisen? Wir wissen fast nie mit Sicherheit Bescheid, daher können wir korrekterweise nur Wahrscheinlichkeits-Aussagen aufstellen, vor allem wenn es um die Zukunft geht.


Z. B. die Aussage: „Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verkürzen Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg.“ Dabei ist es oft schwer genau zu bestimmen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist. Wahrscheinlichkeiten können zwischen 1 (sicher bzw. notwendig) und 0 (sicher nicht bzw. unmöglich) liegen. 


Bei dem obigen Beispielsatz würde ich allerdings die Wahrscheinlichkeit nahe 0 ansiedeln, es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg verlängern.


Man kann annehmen: die Wirklichkeit selbst ist auch meistens nicht-deterministisch, sondern statistisch. Es sind z. B. nicht alle russischen Soldaten an Kriegsverbrechen beteiligt, sondern nur ein gewisser Prozentsatz. Fazit: In der Wirklichkeit gelten überwiegend wahrscheinliche, probabilistische Verhältnisse.


Nehmen wir einmal ein Bespiel für statistische Interpretationen und Fehlinterpretationen: Wenn man z.B. sieht, wie die Partei der Grünen oft die Richtlinienkompetenz in Deutschland beansprucht, jetzt auch – mit einem Hardlinerkurs – beim Ukraine-Krieg, könnte man meinen, es sei eine Mehrheitspartei. 


Real hatten bei der Bundestagswahl 2021 die Grünen bei den Zweit-Stimmen 15% (gesamt 16,0 %). Nun muss man das mit der Wahlbeteiligung von 76,6% gegenrechnen. 15 x 76,6% = 11,49%. D. h. die Grünen wurden von 11,49% der Deutschen gewählt, also einer sehr kleinen Minderheit: Fast 90% der Deutschen haben nicht für die Grünen gestimmt.


Die SPD als Wahlsieger hatte bei den zweiten Stimmen 26% (gesamt 28,0 %). 26 x 76,6% = 19,92%. Weniger als 20% haben die SPD gewählt, so gesehen auch eine Minderheitenpartei. Daher muss man sich beim Anspruch der Parteien, den Willen der deutschen Bürger zu vertreten, z. B. im Ukraine Krieg, sehr kritisch sehen.


4-6) Magisch
Das Denken der Politiker im Krieg ist oft magisch, um nicht das härtere Wort okkultistisch zu bemühen. Für Kinder ist magisches Denken (auf einer bestimmten Entwicklungsstufe) normal und angemessen, aber nicht für Erwachsene. Bei ihnen ist es gewissermaßen infantil oder regressiv.


Es ist ein magisches Wunsch-Denken von Politikern: Man wünscht sich, dass Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg verkürzen. Und daher schickt man die Waffen. Dass alle Erfahrungswerte dagegen sprechen, also zeigen, dass die Waffenlieferungen den Krieg gerade verlängern, will man nicht wahrhaben, verdrängt man.
Mit einem anderen Begriff könnte man sagen, der Westen argumentiert und verhält sich kontrafaktisch oder auch postfaktisch.


Man verdreht die Wirklichkeit, u. U. verdreht man sie ins genaue Gegenteil: Z. B. sagt man, Waffenlieferungen verkürzen den Krieg, das Gegenteil ist aber wahr, der Krieg wird immer weiter verlängert.
Das ist sehr gefährlich: das Leiden der Ukrainer, was angeblich der Grund für den westlichen Einsatz ist, tritt in Wahrheit in den Hintergrund. 


Man will Russland in die Knie zwingen, glaubt magisch an seinen Erfolg, und ignoriert dabei, dass man den ukrainischen Zivilisten damit maximal schadet.


4-7) Pseudo-rational
Unter pseudo-rational oder rationalisierend versteht man, dass man scheinbar rationale Gründe für sein Verhalten vorgibt, die aber nicht der Wahrheit entsprechen.


Wenn z.B. im Westen immer behauptet wird, dass man Russland nur sanktioniert, um den Krieg zu stoppen, so ist das nicht wahr. Wahr ist vielmehr, dass die Sanktionen größtenteils aus Emotionen wie Wut und Hilflosigkeit durchgeführt werden. Aber natürlich klingst es viel edler, wenn man sich auf altruistische Motive bezieht.


Rational bedeutet dagegen, dass man ehrlich zu anderen, aber vor allem zu sich selbst ist, dass man sich keine Illusionen über die wahren Beweggründe des eigenen Handelns macht. Erst dann kann man auch sein Verhalten ggf. korrigieren, weil man versteht, dass es nicht rational-sinnvoll ist, sondern nur pseudo-rational.


4-8) Polarisierend
Polarisierendes Denken ist Schwarz-weiß-Denken. Das heißt, man unterscheidet klar zwischen den Guten und den Bösen. Für den Westen ist es klar: Die Russen sind die Bösen, die Ukrainer die Guten – und der Westen selbst der Super-Gute.


Im Extrem findet einen Sündenbock-Denken statt, man schiebt einem anderen alle Schuld zu. Oft projiziert man auch: d. h. man unterstellt einem anderen etwas, was man eigentlich selbst tut. Oder sieht wenigstens nicht, dass man selbst das gleiche Verhalten an den Tag legt. 


Natürlich verhält sich Russland aggressiv, aber der Westen und die Ukraine reagieren auch höchst aggressiv. Z. B. verhält sich der Westen auch sehr aggressiv gegen Kritiker an der Kriegspolitik im Westen.

Das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Denken wäre ein faires, gerechtes, differenziertes Denken.


4-9) Verifizierend
Verifizierend bedeutet, man versucht immer nur nachzuweisen, dass die eigenen Aussagen richtig sind, dass man recht hat. Das ist typisch für eine Ideologie, dass man immer nur versucht, seine Theorien zu bestätigen. D. h. man sammelt nur Daten, die die Eigenansicht (anscheinend) unterstützen, aber widersprechende Daten klammert man aus. Man immunisiert sich gegen jegliche Kritik.


Und Menschen, die anderer Meinung sind, werden schnell kritisiert, attackiert, diffamiert. Man ist überzeugt, allein im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein.


Das ist genau das Gegenteil von dem, was der berühmteste Wissenschaftstheoretiker Karl Popper forderte, nämlich zu versuchen, seine Theorien zu falsifizieren. Für den Ukraine-Krieg heißt das z. B.: Der Westen sucht immer nur nach Gründen, die (anscheinend) beweisen, dass seine Politik „Sanktionen gegen Russland, Waffen für die Ukraine“ erfolgreich ist. Der Westen nimmt daher nicht zur Kenntnis, dass es viel mehr Gründe gibt, die zeigen, dass seine Politik versagt.


Ein besonderer Fall sind hier Verschwörungstheorien: Da  erklärt man ein komplexes Geschehen durch eine „Verschwörung“ (z. B. finstere Mächte) und klammert alle Gegengründe aus. Im Ukraine-Krieg wirft der Westen Russland ständig vor, es verwende „Verschwörungserzählungen“, die z. B. alle Schuld an dem Krieg auf die Nato schieben, die sich gegen Russland verschworen habe. 


Aber der Westen verwendet mindestens im gleichen Ausmaß „Verschwörungs-Narrative“, indem er Russland immer unterstellt, aus reiner Machtgier und Aggression den Krieg begonnen zu haben. Merke:  Verschwörungstheorien sind immer die Theorien der anderen.


4-10) Reduktionistisch
Reduktionistisches Denken ist simplifizierend. Man berücksichtigt nur ganz wenige Parameter eines Geschehens,  vernachlässigt aber außerdem völlig die verschiedenen Abhängigkeiten. Man hat eine selektive Wahrnehmung und ein selektives Denken, läuft mit einem Tunnelblick, wie mit Scheuklappen durch die Realität.


Das Gegenteil davon ist systemisches oder systemtheoretisches Denken. Damit verwandt ist ganzheitliches oder holistisches Denken. Hier versucht man, so weit wie möglich, ein Gesamtmodell eines Geschehens zu entwerfen, das die wichtigsten Aspekte und die Beziehungen zwischen ihnen erfasst.


In der Statistik verwendet man dafür eine multivariate Analyse. D.h. eine Analyse, die möglichste viele Variablen (die Wirkfaktoren bezeichnen) berücksichtigt und ihre Abhängigkeiten, ihre Korrelationen untersucht.


Z. B. ist eine Folge der Sanktionen gegen Russland und der Waffenlieferungen an die Ukraine, dass vor allem Weizenlieferungen in Länder Afrikas stark zurückgehen und dort schließlich Hungerkatastrophen drohen, die vermutlich viel mehr Menschenleben kosten werden als der Krieg in der Ukraine.


Das zeigt die Unsinnigkeit des westlichen Verhaltens, aber der Westen berücksichtigt eben normalerweise gar nicht die vielen schädlichen Folgen seines Verhaltens. Ein solches Verhalten nennt man in der Systemtheorie dysfunktional oder systemschädlich.


4-11) Dependent
Ein dependentes Denken ist ein abhängiges, unselbstständiges Denken. In klassischer Terminologie kann man es „unmündig“ nennen. Obwohl in unserer heutigen Zeit der Individualismus hochgehalten wird, sind die meisten Menschen doch in ihrem Denken und Handeln kollektivistisch; sie orientieren sich an einem Kollektiv, an einer Gruppe, gerne an der Mehrheit, dem Mainstream. Da ist dann kein Platz für ein independentes, unabhängiges, selbstständiges Denken.


Dies ist auch ganz deutlich beim Ukraine-Krieg. Politik und Medien im Westen reagieren wie gleichgeschaltet. Sie sind zwar nicht von oben gleichgeschaltet, sondern schalten sich gewissermaßen selbst gleich: Jeder übernimmt die Meinung des Kollektivs, ohne sich selbst ein Urteil zu bilden. Und wer dem Mainstream nicht zustimmt, wird angefeindet und diffamiert. Das hat schon etwas Totalitäres. Ein offener, fairer, rationaler Diskurs ist kaum möglich.


Kant bestimmte Unmündigkeit als das „Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“. Und er bestimmte die Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. 


Das Motto der geistesgeschichtlichen Epoche der Aufklärung lautete daher auch „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Von diesem Mut zum eigenständigen Denken und Urteilen würden wir im Westen unbedingt mehr benötigen.


4-12)  Empirieresistent
Empirieresistenz oder Erfahrungsresistenz heißt, dass man aus der Erfahrung nichts lernt. Man ist ein geschlossenes System, das keine neue  Informationen aufnimmt oder sie jedenfalls nicht verbreitet. Das ist im Ukraine-Krieg beim Westen sehr stark zu beobachten. Obwohl die Strategien des Westens – Waffen für die Ukraine, Sanktionen gegen Russland – den Krieg ständig weiter eskalieren, nimmt man das nicht zur Kenntnis, sondern verstärkt die Strategien noch.


In einem geschichtlichen Sinn kann man hier von einem ahistorischen Verhalten oder Geschichtsblindheit sprechen. Geschichtsblind oder Geschichtsvergessen bedeutet, dass man aus der Geschichte nichts gelernt hat. Das ist besonders prägnant beim Verhalten westlicher Politiker und Journalisten gegenüber dem Ukraine-Krieg. 


Es wird eine Stimmung der Revanche produziert, man will es Putin heimzahlen, koste es, was es wolle. Emotionen wie blinde Wut steuern das Verhalten, nicht aufgeklärte und abgeklärte Vernunft, wie sie sich in der Geschichte immer als überlegen gezeigt hat.
Dies erinnert erschreckend an Stimmungen vor dem Zweiten und vor dem Ersten Weltkrieg – und man weiß ja, wie das ausgegangen ist. In gewisser Weise regrediert man sogar noch weiter zurück bis in die Zeit vor der Aufklärung.


Das Gegenteil wäre eine geschichtsbewusste Haltung, die aus der Geschichte gelernt hat und vermeidet, immer wieder die gleichen verhängnisvollen Fehler zu begehen.



Bilanz


Der gemeinsame Nenner dieser kognitiven Defizite ist, dass das Denken und die Wahrnehmung unterkomplex sind; sie werden der hohen Komplexität z. B. des Krieges nicht gerecht; und viele Politiker und auch Journalisten betreiben eine solche simplifizierende Reduktion von Komplexität.


Diese kognitiven, intellektuellen Defizite vieler Politiker, die stattdessen mit Emotionalisierung re(a)gieren, führen auch dazu, dass heute mit Politikern und auch Journalisten oft keine sachliche Diskussion, kein rationaler Diskurs mehr möglich ist.


Es gibt kaum noch eine Diskussions-Kultur. Wenn etwas nicht in die verengten politischen Denkschema passt, wird es gerne automatisch als „links“ oder „rechts“ heruntergemacht und abgewehrt, obwohl diese Kategorisierungen heute nur noch Schablonen sind, die zur Erfassung und Einschätzung einer komplexen, differenzierten Gesellschaft ungeeignet sind.


Wie erklären sich diese kognitiven Defizite, die Denkstörungen und daraus resultierende Verhaltensstörungen?


Vor allem zwei Ursachen sind zu nennen:


- mangelnde wissenschaftliche und intellektuelle Qualifikation
- neurotische, insbesondere narzisstische Störung, die zu Denkverzerrungen führt
(darüber schreibe ich im nächsten Punkt).
Wichtig wäre aber vor allem eine evidenzbasierte oder wissensbasierte Politik, entsprechend einer evidenzbasierten Wissenschaft, die aber die meisten unserer Politiker überhaupt nicht leisten.


Die allererste Forderung wäre hier, dass Minister in ihrem Ministerium kompetent sind. Viele Minister sind in ihrem Fachbereich Dilettanten, ohne spezifische Ausbildung, die nur kurz in ihren Wissensbereich eingeführt werden.


Ein treffendes Beispiel war die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. (Sie wurde inzwischen abgesetzt, weil auch die Politiker der Ampel einfach nicht mehr über die fachliche Inkompetenz von Frau Lambrecht hinwegsehen konnten.) Frau Lambrecht ist studierte Juristin, hat dann Verwaltungswissenschaften studiert, arbeitete als Rechtsanwältin, wurde Mitglied des Bundestags, Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz und dann Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 


Sicher, eine respektable politische Laufbahn. Nur beinhaltet dieser berufliche Werdegang überhaupt keine Qualifikation für den verantwortlichen Posten als Verteidigungsminister/in. Und gerade jetzt in der Kriegssituation zeigt sich, wie überfordert die „Azubine“ Lambrecht im Verteidigungsministerium ist: „Avanti Dilettanti“. Man würde sich stattdessen z. B. einen General wünschen, der wirklich etwas vom Militär versteht, aber auch eine Ausbildung in Friedens- und Konfliktforschung haben sollte.


Wichtig wäre eine evidenzbasierte oder wissensbasierte Politik, entsprechend einer evidenzbasierten Wissenschaft, was aber die meisten unserer Politiker überhaupt nicht leisten. Vereinfacht: wir brauchen Experten statt dilettantischer Politiker, aber das reicht nicht.


Im Grunde wären viel weiter gehende Forderungen für eine kognitive Kompetenz der Politiker notwendig:


Wir brauchten Politiker, jedenfalls als Minister, die
1. einen bestimmen Intelligenzquotienten I.Q. erreichen
2. auf ihre psychische Gesundheit untersucht sind
3. in ihrem Fachgebiet wirklich ausgebildete Experten sind
4. generell in Politologie, Wirtschaftswissenschaft, Soziologie und Psychologie ein Grundstudium durchlaufen haben, ideal ein Studium generale gemacht haben (das wäre wichtiger als die Jura-Ausbildung vieler Politiker))
5. zusätzlich zumindest Kurse besucht habe in Wissenschaftstheorie, Logik, Methodenlehre, Wahrscheinlichkeitstheorie, Statistik, Kausalanalyse, d. h. dass sie grundsätzlich wissenschaftlich denken können.


Natürlich ist mir klar, dass eine solche Forderung illusorisch ist, erstens, weil die Politiker ja selbst diese Forderungen durchsetzen müssten, und das werden sie mit Sicherheit nicht tun. Zweitens hätten wir dann wahrscheinlich einen fast leeren Bundestag.


Dennoch muss man hier von der Zivilgesellschaft auf Veränderungen der jetzigen geistigen Misere drängen. Wenn man so will, die einmal von Bundeskanzler Kohl geforderte „geistig-moralische Wende“ wäre in der Politik notwendig – wenn auch in anderem Sinn, als Kohl das meinte.


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5  Die Kriegspolitik des Westens beruht auch auf einer narzisstischen Störung.


Zwar gibt es auch rationale und realistische Gründe für die westliche Kriegspolitik mit ihrer Unterstützung für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland: z. B. dass die territoriale Integrität eines Landes erhalten bleiben muss (darauf bin ich schon an anderer Stelle eingegangen).


In erster Linie ist die Kriegspolitik des Westens aber Ausdruck einer unreifen bzw. gestörten Psyche.


5-1)  Theorie von Ich, Es und Über-Ich


Ein Ansatz ist hier die Theorie von Sigmund Freund mit der Unterscheidung von Es, Über-Ich und Es (die in der Transaktionsanalyse ähnlich mit der Unterscheidung von Kind-Ich, Eltern-Ich und Erwachsenen-Ich fortgeführt wurde).
Die meisten westlichen Politiker und Journalisten geben zwar scheinbar rationale Gründe vor, handeln aber aus ganz anderen Motiven:


- Aus dem emotionalen-irrationalen Es/Kind-Ich kommt der Impuls, sich an Putin rächen zu wollen, zurückzuschlagen, obwohl diese Reaktionen der Ukraine letztlich nur schaden und auch dem Westen selbst, ja der ganzen Welt großen Schaden zugeführt haben.


- Aus dem moralisierenden Über-Ich / Eltern-Ich kommen die permanenten Verurteilungen und Diskriminierungen von Russland, die unendlichen Sanktionen und Bestrafungen, die sich bisher nur als dysfunktional und selbstschädigend erwiesen haben.


- Was im Westen viel zu kurz kommt, ist ein Handeln aus dem Ich bzw. Erwachsenen-ich. Diese Instanz ist für ein vernünftiges, abwägendes, rationales, besonnenes Denken und Verhalten zuständig. Sie spielt leider nur eine sehr geringe Rolle im Westen, was sich verhängnisvoll auswirkt.


5-2)  Narzissmus-Theorie


Wichtiger für das Verstehen der Kriegspolitik des Westens ist aber die Narzissmus-Theorie. Denn der Westen reagiert in der Ukraine-Krise größtenteils auf Grund einer narzisstischen Kränkung bzw. narzisstischen Störung.


Ich verwende in meiner Analyse  allerdings neben der Narzissmus-Theorie auch noch weitere wissenschaftliche Ansätze/Wissenschaften: Systemtheorie, Klinische Psychologie,  Politische Psychopathologie, Spieltheorie.


Narzissmus bedeutet ganz vereinfacht Selbstliebe oder Eigenliebe. In einem gewissen Ausmaß ist das normal bzw. Bestandteil der psychischen Entwicklung. Ist der Narzissmus aber übersteigert und generalisiert, spricht man von einer „narzisstischen Störung“, eine Form einer psychischen Erkrankung.


Diese Erkrankung ist zunächst für einen individuellen Menschen bzw. für ein individuelles psychisches System definiert. Man kann den Begriff der „narzisstischen Störung“ aber auch auf kollektive Systeme, auf Gesellschaften und Staaten oder noch weiter auf „den Westen“  beziehen. Allerdings sind es letztlich doch primär die narzisstisch gestörten Individuen, welche den Narzissmus des gesamten Systems bestimmen.


5-3) 
 Der Westen als narzisstisch gestörtes System


Ich zähle im Folgenden auf, was typisch für einen Narzissten, für ein narzisstisch gestörtes System ist – und zeige, dass dies alles auf „den Westen“, besonders viele westliche Politiker und Journalisten, zutrifft:


- Der Narzisst hält sich für überlegen und besser als andere. Auch moralisch.
Der Westen hält sich Russland für wirtschaftlich, politisch, aber vor allem moralisch überlegen.


- Der Narzisst ist unfähig, eigene Fehler zu erkennen und zuzugeben.
Der Westen gibt nicht zu, dass er eine Mitschuld am Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges trägt, vor allem, weil er Versprechungen zur Osterweiterung der Nato gebrochen hat.


- Der Narzisst sucht die Schuld immer bei anderen.
Der Westen sieht die Schuld für den Krieg ausschließlich bei Russland und beschuldigt Putin massiv. Für die eigne Schuld, z. B. durch lange Herabsetzungen Russlands, ist man blind.


- Der Narzisst ist leicht kränkbar, wenn etwas anderes läuft, als er sich das wünscht.
Der Westen ist gekränkt, dass Russland – zusammen mit China und anderen Staaten – sich an anderen Werten und Zielen orientiert als der Westen.


- Vor allem ist es für den Narzissten eine Kränkung, wenn Menschen gegen seinen Willen handeln.
Dass Putin, aber auch der chinesische Präsident Xi Jinping sowie viele Politiker des globalen Südens gegen den Willen des Westens handeln, ist für den schwer erträglich. Es kränkt den Westen, dass Russland und andere die angebliche Überlegenheit des Westens nicht anerkennen.


- Der Narzisst will andere Menschen bestimmen, dirigieren, ja manipulieren.
Der Westen, vor allem die westliche Hegemonialmacht USA, will das alleinige „Sagen“ in der Welt haben. Und er versucht, das mit Intrigen, mit Versprechungen und Drohungen durchzusetzen. Gerade Länder des globalen Südens sollen in das Kampfbündnis gegen Russland eingeordnet werden Aber diese Länder sind kaum motiviert, sich u.a. von den ehemaligen Kolonialstaaten vorschreiben zu lassen, wie sie zu handeln haben.


- In der Kränkung reagiert der Narzisst vor allem mit (überschießender) narzisstischer Wut, ja Hass.
Im Westen regiert der Hass auf Putin. Obwohl das nicht offen gesagt wird, man will ihn vernichten, zumindest politisch.


- Hinter der narzisstischen Wut stehen allerdings (unbewusst) Hilflosigkeit, Angst und Schmerz.
Eigentlich ist der Westen verunsichert, weil sich der Ukraine-Krieg weitgehend seiner Kontrolle entzieht Der Westen ist kontrollsüchtig, er will „alles unter Kontrolle haben“. Das Unkontrollierbare macht ihm Angst Diese Angst wird aber durch Wut weggedrängt, versteckt hinter dem massiven militärischen Einsatz gegen Russland (wenn auch bisher ohne direkte Konfrontation).


- Rationalität, Realitätsprüfung und kognitive Kontrolle gehen dem Narzissten dabei weitgehend verloren.
Anstatt sich um vernünftige Verhandlungen mit Russland zu kümmern, setzt der Westen nur auf Waffen für die Ukraine und Strafen gegen Russland. Diese Strategie funktioniert seit eineinhalb Jahren nicht, die Situation in der Ukraine wird immer desaströser. Aber der Westen verweigert sich einer Realitätsprüfung, er ist unfähig oder unwillig für eine Umkehr und eine Rückbesinnung auf rationale Politik.


- Der Narzisst will seinen vermeintlichen Gegner verletzen oder sogar vernichten.
Ich habe es schon angesprochen. Der Westen will Russland in die Knie zwingen, durch seine Sanktionen wirtschaftlich ruinieren, auch wenn das auf eigene Kosten geht. Und für Putin hat man nur Hass und Verachtung übrig, aber daraus erwächst natürlich kein Frieden.


- Der Narzisst ist normalerweise sehr nachtragend, nicht zu Versöhnung bereit.
Auch das ist im Westen deutlich: Man will gar keinen Frieden mit Russland. Menschen, die Friedensverhandlungen fordern, werden polemisch angegriffen, ja gemobbt. Diese Verweigerung von frühen Friedensverhandlungen war ein großer Fehler, denn eine Versöhnung wird mit fortlaufendem Krieg immer schwieriger.


- Der Narzisst ist kaum fähig zu fairen, gerechten Kompromissen.
Immer wieder wird vom Westen gefordert: Die russische Armee soll sich sofort, vollständig und bedingungslos aus der Ukraine zurückziehen. Wie verrückt ist das denn?! Putin hat doch nicht eineinhalb Jahre Krieg geführt mit großen Opfern auch für Russland, um jetzt zu kapitulieren. Man muss ihm schon etwas anbieten.


- Für den Narzisst gilt: Alles oder nichts: wer nicht für mich ist, ist gegen mich / Freund-Feind-Denken.
Das sieht man besonders an China. China unterstützt Russland zwar nicht militärisch, ist aber Verbündeter von Russland, verurteilt es nicht. Prompt werden allmögliche Handelssanktionen oder jedenfalls Regulierungen gegen China ins Feld geführt, um es so zu bestrafen. Obwohl diese restriktive Politik gegen China dem Westen selbst mehr schadet.


Wie oben gezeigt: Alle narzisstischen Merkmale kann man beim Verhalten des Westens im Russland-Ukraine-Krieg nachweisen.


5-4)   Zusammenfassung


Der Westen ist krank, ein krankes System, ein psychisch gestörtes kollektives System. Klarer gesagt: Der Westen leidet insgesamt unter einer narzisstischen Störung. Er meint, er sei allen anderen überlegen und alles müsste nach seinem Willen gehen. Wenn das nicht gelingt, leidet er unter quälenden Hilflosigkeitsgefühlen. Und reagiert darauf mit kopfloser Wut und Irrationalität. Eigene Fehler kann er nicht sehen oder zugeben, er projiziert die Schuld immer auf andere. Und die will er herabwürdigen, kontrollieren oder sogar vernichten.


Und das ist jetzt der Fall durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Dies ist eine massive narzisstische Kränkung für den Westen. Und er reagiert destruktiv und dysfunktional, mit sinnlosen Waffenlieferungen an die Ukraine und kontraproduktiven Vernichtungs-Sanktionen gegen Russland. Diese Maßnahmen verschlimmern nur den Krieg und schwächen den Westen selbst.


 Aber obwohl das offensichtlich ist, verschärft der Westen die Maßnahmen immer weiter. So schafft er eine klassische Loss-Loss-Situation: die Ukraine verliert dabei und der Westen auch.

Pointiert gesagt: Der Westen ist „verrückt“ geworden. 


Die Frage ist, ob sich die narzisstische Störung des Westens noch im Bereich einer Neurose befindet oder auch psychotische Züge aufweist. Man hat den Eindruck, es gibt in der Tat einen psychotischen „Anti-Putin-Wahn“. Vielleicht würde man am treffendsten beim Westen von einer Borderline-Störung – im Grenzbereich zwischen Neurose und Psychose – sprechen.


Natürlich wäre ein West-Narzisst beleidigt, dass man ihn in diesem Artikel als einen solchen bezeichnet und würde vermutlich mit einer polemischen Kritik antworten.


Sicher ist es problematisch, in einer Diskussion auf die psychische Störung des Gegenübers (hier des westlichen Systems) hinzuweisen. 


Nun sind allerdings narzisstische Störungen weit verbreitet in der Gegenwart, fast eine Volkskrankheit. Nur wenn der Narzissmus eben zu einem Krieg motiviert wie im Russland-UkraineKrieg, ist das natürlich sehr gefährlich, viel problematischer als die ganzen Narzissten und Narzisstinnen, die ständig Fotos von sich ins Internet stellen.


5-5)  Strategien gegen Narzissmus


Der Narzissmus ist normalerweise tief verankert im System er lässt sich nicht einfach überwinden, oft nur durch Psychotherapie. Allerdings kann man schlecht den ganzen Westen „auf die Couch“ legen, für eine Psychoanalyse.


Aber es lassen sich dennoch Strategien gegen Narzissmus und insbesondere gegen narzisstisches Konfliktverhalten angeben. Es gibt verschiedene, erprobte Regeln der Streitschlichtung, die auch für politische Auseinandersetzungen gelten.


1) Versetze dich einmal in die Position deines Streitgegners.
2) Mach‘ dir kein Feindbild von deinem Streitgegner.
3) Deeskaliere den Streit, eskaliere ihn nicht.
4) Sei nicht nachtragend oder rachsüchtig.
5) In eine Streitschlichtung müssen die Interessen beider Seiten eingehen.
6) Der Klügere gibt nach.
7) An einem Streit sind (fast) immer beide Seiten schuld.
Solche Regeln zur Streitschlichtung bringen wir schon unseren Kindern bei. Aber wir Westler selbst halten uns nicht daran, schon gar nicht der Westen im Russland-Ukraine-Krieg. Hier werden alle diese Regeln gebrochen.


5-6)  Die toxische Politik des Westens


1) Es gibt keinerlei Bereitschaft im Westen, den Krieg auch einmal aus dem Blickpunkt Russlands zu sehen.
2) Putin wird dämonisiert, zum absoluten Bösen erklärt, das perfekte Feindbild.
3) Der Westen heizt den Krieg durch massive Waffenlieferungen an die Ukraine an.
4) Wir Westler wollen uns an Putin rächen, Russland ruinieren, eine revanchistische Politik.
5) Von den Interessen Russlands ist nie die Rede, es geht uns nur um unsere eigenen Interessen.
6) Der Westen fördert nur den Kampfeswillen der Ukrainer, anstelle eines klugen Nachgebens.
7) Für uns ist Putin allein schuld, die Fehler des Westens und der Ukraine werden ausgeblendet.
Insgesamt kann man von einer toxischen Politik des Westens sprechen.


Diese Toxizität der Westlichen Politik zeigt sich vor allem in zwei Verhaltensweisen:


- massive Unterstützung der Ukraine mit vor allem Waffen, Geld, Know-How, Hilfsmaßnahmen, die diese darin bestärkt, ihren Abwehrkrieg, ungeachtet aller Opfer und Zerstörungen, fortzusetzen.
- ein wirtschaftlicher Sanktions-Vernichtungskrieg gegen Russland, verbunden mit einer totalen, auch kulturellen Ausgrenzung Russlands und einer persönlichen Diffamierung des Präsidenten Putin.


Natürlich begeht Putin schwere politische und völkerrechtliche Fehler. 


Aber die Maßnahmen des Westens sind völlig kontraproduktiv, Putin zu einer Umkehr zu bewegen und einen Frieden herbeizuführen, was ja das eigentliche Ziel sein müsste.


Russland extrem zu sanktionieren und auszugrenzen, Putin zu dämonisieren, dann Putin aber ständig anzurufen und von ihm zu verlangen, er solle den Krieg beenden, ist absurd. Warum sollte Putin das tun, obwohl er bisher kaum seine Kriegsziele erreicht hat und bei den maximalen Sanktionen ohnehin kaum mehr etwas zu verlieren hat? 


Man müsste sich vielmehr überlegen, wie eine faire und gesichtswahrende Exit-Strategie für Putin aussehen könnte.
Das Ergebnis der westlichen Maßnahmen ist vielmehr:


- der Krieg wird verlängert, brutalisiert, geht jetzt auch gegen die Zivilbevölkerung: tausende Tote und Verwundete, Millionen Flüchtlinge, großflächige Zerstörung der Ukraine.
- eine weltweite Wirtschafts- und Energiekrise, extreme Energie-Preissteigerungen, aber auch Preissprünge bei Lebensmitteln u.a., drohende Hungersnot in Entwicklungsländern, kalter Krieg.


Das Toxische am westlichen Verhalten ist nun zusätzlich, dass man aus dem offensichtlichen Scheitern der bisherigen Politik nichts lernt, sondern die destruktiven Maßnahmen noch verstärkt: man schickt noch mehr Waffen in die Ukraine und verhängt noch strengere Sanktionen gegen Russland.


Die westliche Welt ist wie in einem Wahn, einem Anti-Putin-Wahn. Eine Realitätsprüfung findet kaum noch statt. In einer irrationalen, stupiden und revanchistischen Empörungspolitik treibt man die Welt in Richtung Abgrund. Es ist noch nicht abzusehen, wie das ausgeht. Ob der Westen noch einmal zur Vernunft kommt oder schuldig wird an einer Art Weltuntergang.


Wird fortgesetzt


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