"Die Kunst, sich richtig zu ärgern"

(02.11.2016)

























9) Buch: DIE KUNST, SICH RICHTIG ZU ÄRGERN

Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2002

 

Dies Buch ist eine vollständige Überarbeitung und Aktualisierung meines Buches „Wut tut gut“ (1990). Der wichtigste Unterschied zu „Wut tut gut“ ist: Im neuen Buch wird systematisch unterschieden zwischen Konflikt-Menschen (die sich zuviel ärgern) und Harmonie-Menschen (die ihren Ärger unterdrücken oder runterschlucken). Und das Buch wendet sich an beide Gruppen: Es zeigt für die Konflikt-Menschen, wie sie Ärger abbauen und die Ärgerenergie konstruktiver nützen können. Und es zeigt Harmonie-Menschen, wie sie berechtigten Ärger äußern und als Kraft zur Selbstbehauptung nutzen können. Im Gegensatz zu alternativen Büchern, die Ärger, Wut und Zorn entweder verdammen oder idealisieren, liegt hier ein realistischer, ausgeglichener Ratgeber vor, der dank vieler Tabellen und Graphiken auch sehr übersichtlich ist.



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Inhaltsverzeichnis


EINLEITUNG


ÄRGER  – UNSER FREUND UND FEIND  


1.   Was sind Ärger, Wut und Zorn?

Bittersüße Rachewünsche

Die Wut im Kopf

Aggressives Verhalten

Der zornige Körper

 

2.   Die vielen Ursachen des Zorns

Vom Aggressionstrieb angestachelt?

Der Körper als Ärgermaschine 

Die Wut aus der Kindheit

Unser Alltags-Frust

 

3.   Die ärgerliche Gesellschaft

Braves Kind – gutes Kind

Die zornigen jungen Männer und Frauen

Aggressionen gegen Minderheiten

Die Angst vor der wilden Natur

 

4.  Wut tut gut – oder macht krank

Konflikt-Menschen und Harmonie-Menschen 

Was für ein Wut-Typ sind Sie?

Die Verbindung von Aggression und Harmonie

Psychosomatik – sich krank ärgern



VOM ÄRGER ZUR LEBENSFREUDE -

VON DER ANPASSUNG ZUR ICH-STÄRKE  

    

   

1.   Erfolgreiches Verhalten

Kämpfen und Streiten

Verhandeln oder Tricksen

Anpassung – Plus und Minus

Flucht – Ausweg oder Sackgasse?

 

2.   Das innere Kind heilen

Meditation

Gefühle rauslassen

Sich selbst erkennen

Psychotherapie und Gespräch

 

3.   Das neue Ich

Freude: das beste Heilmittel

Wünsch dir was!

Positiv denken

Spiritualität

 

4.   Soforthilfe gegen Ärger und Angst

Entspannung – aktiv und passiv

Ablenkung –  Lieber Lust als Frust

Umleitung – Den Ärger als Kraft nutzen

Abwehr – Stop von Wut und Kränkung



BILANZ - Die goldene Mitte


LITERATUR-AUSWAHL


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EINLEITUNG

ÄRGER, WUT und ZORN haben eine negative und eine positive Seite.    

  - Negativ ist: Man fühlt sich genervt, regt sich sinnlos auf, und es gibt Streit. Vielleicht geht eine  Freundschaft in die Brüche oder man verliert seinen Job. Ärger-Gefühle können auch zuhohem Blutdruck und Magengeschwüren führen.

  - Positiv ist: Ärger zeigt einem, dass etwas falsch läuft. Wut gibt uns die Kraft,  sich zu    wehren. Zorn motiviert dazu, etwas Neues zu wagen, sein Leben zu ändern oder außergewöhnliche Leistungen zu vollbringen.  

Glücklich der Lebenskünstler, der in einem Gleichgewicht lebt: der sich nicht unnötig aufregt, den nicht die Fliege an der Wand ärgert. Aber der mit gerechtem Zorn auf Ungerechtigkeiten reagiert und sich erfolgreich dagegen zu Wehr setzt.

 

Doch die meisten Menschen ärgern sich entweder zu viel oder zu wenig. Sie gehören einer der beiden folgenden Gruppen an:

1. Konflikt-Menschen 

Das sind Menschen, die schnell in Konflikt oder Streit mit ihrer Umwelt geraten, sogar die Auseinandersetzung suchen. Durch ihren Ehrgeiz haben sie oft Erfolg. Aber es sind genervte und gestresste Zeitgenossen, die sich viel zu oft und viel zu  sehr ärgern.

2. Harmonie-Menschen

Das sind Menschen, die alles dafür tun, um in Harmonie zu leben, die um des lieben Friedens willen nachgeben, ihre eigenen Wünsche zurückstecken. Sie schlucken ihren  Zorn herunter oder fühlen ihn gar nicht mehr.

 

In früheren Ratgebern wurde der Ärger meist einseitig negativ dargestellt. Es wurde  nur beschrieben, wie man sich weniger ärgert, seine Wut überwindet und seinen Zorn loslässt. Viele Leser glaubten, man solle lernen, sich gar nicht mehr zu ärgern, immer gelassen zu sein und sich trotzdem durchzusetzen. Aber das ist unrealistisch, der Zorn gehört auch zum Menschen hinzu. Und falsche Versprechungen wie „nie mehr ärgern“ führten letztlich nur zu Enttäuschungen und zusätzlichem Ärger.

    

In den letzten Jahren ist dann die „positive Wut“, der nützliche Ärger und Befreiungszorn mehr zum Thema gemacht worden. Vor allem in feministischer Literatur bzw. Ratgebern für Frauen wurde beschrieben, wie die unterdrückten „guten Mädchen“ zu selbstbewussten „bösen Mädchen“ werden können und sollen.

 

Solche Bücher haben sicher eine gewisse Berechtigung. Es ist wahr, auch heute noch gehören mehr Frauen  zu den Harmonie-Menschen  und mehr Männer  zu den Konflikt-Menschen. Aber diese traditionelle Rollenverteilung galt nie zu hundert Prozent, und sie gilt heute schon gar nicht mehr  uneingeschränkt. Mit dazu beigetragen hat gerade die Frauenbewegung, die viele Frauen in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und viele Männer verunsichert hat.

 

Es gibt  also durchaus auch  „brave Männer“, Softies, die ihren Ärger hinter Freundlichkeit verbergen. Sie müssen ebenfalls neu lernen, ihren Zorn zu zeigen und sich gegen Frauenpower zu behaupten. Und es gibt andererseits immer mehr allzu streitlustige Frauen, die das feministische Lob über den Zorn gründlich missverstanden haben.

 

Denn natürlich darf man jetzt nicht ins andere Extrem schlagen und meinen: wer wütend ist, hat Recht. Ziel ist vielmehr eine Ganzheit, ein Gleichgewicht von Konflikt und Harmonie, von sich durchsetzen und sich einfügen, von Ärger ausleben und Ärger kontrollieren. Dabei muss dieses Gleichgewicht der individuellen Persönlichkeit und ihrem Temperament entsprechen. 

 

Es geht um die Kunst, sich richtig zu ärgern. Konkret heißt das:

  • sich  nur dann  ärgern, wenn es dafür steht
  • nicht  sinnlos gegen Unabänderliches ankämpfen
  • aus dem Ärger, aus der Wut oder dem Zorn konstruktiv  handeln.

 

Dieses Ziel gilt gleichermaßen  für Konflikt-Menschen und Harmonie-Menschen, nur die Wege sind unterschiedlich.

- Die Konflikt-Menschen müssen lernen, sich von unnötigem, schädlichem Ärger zu befreien und friedlicher, gelassener zu werden.

- Die Harmonie-Menschen müssen lernen, ihren Ärger nicht mehr zu schlucken, sondern ge sunden, berechtigten Ärger auszudrücken.

Indem der Konflikt-Typ seine friedliche Seite verstärkt und der Harmonie-Typ seine kämpferische Seite entfaltet, werden beide zu vollständigen Persönlichkeiten.

Deshalb enthält dieses Buch zweifachen Rat, für den Konflikt-Typ und  für den Harmonie-Typ. Für beide werden besondere  Ratschläge und Tipps gegeben.

 

Im I) Teil des Buches lernen Sie, Ärger, Wut und Zorn genau zu verstehen: Ehekrach, Mobbing, Unfall, Krankheit, Börsenverlust, schlechtes Wetter. Es gibt Tausende Möglichkeiten für Ärger. Das reicht vom kleinen Alltagsärger bis zum mörderischen Hass. Warum sind wir so wütend oder fressen den Ärger in uns hinein?

 

Im II) Teil wird beschrieben, wie man richtig mit Ärger umgeht. Sie lernen viele Methoden kennen, wie Sie aus Ihrem Zorn das Beste machen. Oder wie Sie auf den Zorn anderer Menschen sinnvoll reagieren.

 

Dabei ist der Text ganzheitlich aufgebaut: Er ist nicht auf eine Methode festgelegt, sondern berücksichtigt viele verschiedene psychologische Methoden und Psychotherapien, wie Transaktionsanalyse, Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Meditationslehre. Aber neben der modernen Psychologie werden auch alte Weisheiten von Dichtern und Denkern zitiert.

 

Ich wünsche Ihnen Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim „richtigen ärgern“!