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(30.11.2016)




08.09.16  Der Tod in New Age und Esoterik (2)



Angefangen hat alles mit dem Bestseller Leben nach dem Tod
von Raymond A. Moody, und eine Flut weiterer B
ücher folgte.
Wen wundert's, dass die New Ager diese positiven »Jenseits-Re-
porte« begeistert aufgenommen und in ihr Weltbild eingebaut
haben? Was nur beinahe alle dabei vergessen: Es handelt sich hier
nicht um Berichte über den Tod oder sogar die Zeit danach, son-
dern um Sterbeerlebnisse, »Nahtod-Erlebnisse« (near-death-expe-
riences), wie es in der Fachsprache heißt; keiner der betroffenen
Menschen war wirklich, nämlich irreversibel (gehirn)tot gewesen,
insofern können sie auch nichts über den Tod selbst wissen -
manche Forscher erklären diese Aussagen ohnehin nur als Halluzi-
nationen infolge einer Art Notprogramm des Gehirns.

 

Um ganz sicherzugehen, besuchen viele New Ager Selbsterfah-
rungskurse, in denen man »schöner sterben« lernen soll. Dort
durchläuft man in Phantasiereisen Sterbephasen und Todesstufen,
wobei allerdings dem realen Todesschrecken durch Flucht in ein
sanftes Sterben ausgewichen wird. Manche beschwören eine regel-
rechte Todeseuphorie, wie vor allem die bekannte Psychologin
Elisabeth Kübler-Ross: »Ich freue mich auf mein Sterben.« -
Letztlich geht's in diesen Seminaren aber nicht darum, sterben zu
lernen, sondern über das »Sterben« leben zu lernen, sich einzu-
üben ins Loslassen und Hingeben, wie es das Leben mit seinen
Wandlungen immer wieder erfordert.

 

Hier wird deutlich, dass die New Ager vielfach den körperlichen
Tod mit einem psychischen Tod verwechseln und ihn so völlig ver-
kennen. Wie erklärt sich das? Damit sich ein neues, höher
entwickeltes Selbst bilden kann, muss ein altes, tieferes Selbst un-
tergehen, »sterben«. Z. B. muss das Prä-Selbst weichen, damit das
bewusste Ich entstehen kann; und dieses muss wiederum dem
Über-Selbst Platz machen. (Allerdings kann - wie beschrieben -
die Kapitulation des rationalen Selbst auch erst einmal zur Wie-

dergeburt des unterdrückten, emotionalen Vor-Selbst führen.)
Dieser seelische Prozess wird erlebt wie ein körperliches Sterben
und Neugeborenwerden, deshalb glauben viele New Ager, auch
der reale, physische Tod sei ein erfahrbarer Übergang zu einer hö-
heren Existenz — was zwar verständlich, aber nicht begründet
ist.

 

Wie wir schon besprochen haben, beabsichtigen die meisten
New Ager nicht, das Gef
ühls-Selbst und das Verstandes-Selbst völ-
lig abzutöten, sondern nur zu überschreiten; denn man könne
wohl zeitweilig, z. B. während der Meditation, ausschließlich im
höheren Selbst zentriert sein, aber normalerweise lebe auch der
spirituelle Mensch noch »in« allen drei Selbst.

 

Andere wollen jedoch die niederen Selbst tatsächlich liquidie-
ren, sie wollen den Tod des Gefühls und des Verstandes-Egos.
Auch wenn ein solches Programm kaum völlig realisierbar ist, weil
sich bestimmte emotionale und rationale Strukturen gar nicht völ-
lig abbauen lassen - schon der Versuch kann zu Gleichgültigkeit,
Apathie und Erstarrung oder zum »Ausflippen« führen . . . anstatt
zur gewünschten Gelassenheit und Heiterkeit.


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30.08.16  Der Tod in New Age und Esoterik (1)


Der Tod bedeutet eine Herausforderung für den Menschen. Er
stoppt sein Leben und trifft ihn damit als ein zukunftsgerichtetes,
planendes Wesen. Der Mensch ist sein ganzes Leben lang mit ei-
nem unbekannten, dennoch »todsicheren« Endpunkt konfrontiert
und fragt sich, wie er einer solchen Existenz mit »no future« einen
positiven Sinn abgewinnen kann.


Zwar behaupten die Esoteriker, die New Ager bzw. „Wassermänner“
eine Ganzheit von Leben und Tod, nämlich eine Polarität von Le-
ben (Yang) und Tod (Yin) bzw. von Geburt und Sterben. Mit
dieser Ganzheitstheorie ist aber das Todesproblem bzw. die Todes-
angst noch nicht überwunden, und hierfür bietet New Age
grundsätzlich dieselbe Lösung an wie (fast) alle Religionen. Denn
man sieht den Tod keineswegs als Endstation, sondern als Tor zu
einer anderen, höheren Welt, als eine Art geistiger Geburt; beson-
ders bei streng idealistischen Esoterikern gilt er als Befreiung der
Seele aus dem Gefängnis des Körpers, obwohl viele glauben, dass
wir einen feinstofflichen — pflegeleichten — Astralleib zurückbe-
halten.

 

Die meisten Spiritualisten bestreiten allerdings, dass wir es mit
dem Tod schon »geschafft« haben, uns durch ihn automatisch mit
Gott vereinigen. Nach dem Tod »geht's erst richtig los« mit der
geistigen Entwicklung. Der Spiritist Ford beschreibt z. B. Regio-
nen der Illusion, der Farbe, der Flamme und des Lichts, durch die
sich die Seele in der himmlischen Hierarchie »hocharbeitet«.

 

Der Favorit der Esoterik ist aber die Reinkarnationslehre, nach

der wir unsere Entwicklungsaufgaben auf der Erde zu erledigen
haben. Die Seele muss
immer wieder »runter«, in die Erdenschule,
sie wandert in vielen Leben von Körper zu Körper, bis sie endlich
erleuchtet ist und sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten end-
gültig ins Nirvana absetzen kann.

 

Wenngleich man auch schon zu Lebzeiten Erleuchtung erlangen
mag, der
»letzte Absprung« ist erst mit dem Sterben (oder da-
nach) möglich. Nach dem Tibetanischen Totenbuch muss man zu
diesem Zweck beim Erleben des Todes das klare Licht sehen und
sich damit identifizieren. Verpaßt der »Tote« diese Chance, so
kann er während des Leben-Tod-Zwischenzustandes (Bardo ge-
nannt) wenigstens noch erreichen, im nächsten Leben als ein
Buddha oder zumindest doch auf einer höheren Stufe wiedergebo-
ren zu werden. Manche sehen allerdings die Stufe der Wiederge-
burt rein kausal vom Karma bestimmt; d. h., wenn wir in unserem
abgelaufenen Leben mehr gute Taten vollbracht haben, können
wir aufsteigen, anderenfalls geht es abwärts.

 

Die modernen Esoteriker interpretieren das Karma aber »freund-
licher«: »Karma ist nicht eine starre, unerbittlich ablaufende und
daher exakt berechenbare >Wirkungskette<, sondern die lebendige,
flexible und daher immer unberechenbar bleibende Verknüpfung
von Saat und Ernte« (Hans Endres). Hier wählt ein zielgerichtetes
Karma, das uns auch eine Mitbestimmung einräumt, eine sinnvolle
Lebenskonstellation, die uns die notwendigen Reifungsaufgaben an-
bietet, durch die wir ganz und heil werden können, indem wir z. B.
(Jahrhunderte) alte Konflikte endgültig bereinigen und abschließen.
Diese seelische Verfeinerung und Vergeistigung braucht viele Le-
ben — »Du lebst nicht nur zweimal«.

 

Mit der Vorstellung immer neuer Wiederverkörperungen wird
die Todesbedrohung natürlich entschärft. Allerdings gilt das ei-
gentlich nur, wenn man sein persönliches Ich, mit dem man sich
identifiziert, nicht an der Himmelspforte abgeben muss, sondern
ins Jenseits (und dann in ein neues Diesseits) mitnehmen darf.
Aber hier herrscht Unklarheit: Zum einen heißt es, nur das höhe-
re, trans-personale Selbst überlebe den körperlichen Tod; ande-
rerseits aber macht eine Reinkarnations-Lebensschule doch nur
Sinn, wenn eine individuelle Identität erhalten bleibt.

 

Wenn sich die Todesangst durch Hoffnung auf ein »Danach«
auch mildern lässt, es bleibt die Angst vorm Sterben, vorm Über-
gang in den Tod. Und so kamen die schönen Sterbeschilderungen
von klinisch toten, dann aber wiederbelebten Menschen gerade
recht; da wird vom Verlassen des Leibes berichtet, vom Durchflie-
gen eines Tunnels, bis einem ein Licht bzw. ein Lichtwesen
begegnet - für die meisten eine beglückende Erfahrung, so dass
sie nur ungerne und gezwungenermaßen in ihren Körper zurück-
kehrten.

 

Literatur: modifiziert aus Ben-A. Bohnke:

„Die schöne Illusion der Wassermänner“


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23.08.16  Evolution und Evolutionstheorien (2)

 

 

Abgesehen von reinen Konsumzielen gibt es gegenwärtig vor allem zwei Ansätze einer universalen Evolutionstheorie: spirituelle Evolution oder technische Evolution (jeweils in verschiedenen Varianten). Nach dem spirituellen Modell besitzt der Mensch eine feststehende Bestimmung. Das Ziel seiner Evolution ist in ihm verborgen, quasi "ein-gewickelt". Es muß nur noch "aus-gewickelt", also "ent-wickelt" werden. Oder das zukünftige Ziel zieht den Men­schen zu sich hin; diese Bestimmung der Gegenwart durch die Zukunft nennt man Teleologie.


Aber wer hätte dieses Evolutionsziel im Menschen angelegt? Die Natur? Manche Forscher vermuten, dass im Erbgut, in der DNS, die zukünftige Entwicklung festgelegt oder zumindest Entwicklungspotentiale angelegt sind. Denn nur ca. 20% der DNS sind beim Menschen bisher aktiv und werden "abgelesen". Der Wissenschaftsjournalist Joachim Bublath: "Wofür der Großteil der DNS - die übrigen 80% - gut ist, weiß man bis heute noch nicht genau. Er könnte als 'Erblast' der Evolution bezeichnet werden, die der Mensch während seines Weges zum höchstent­wickelten Säuger nicht abgelegt hat. Zudem ist dieser Teil der DNS ein Potential für die Zukunft, auf das während der immer weiterlaufenden Evolution zurückgegriffen werden kann."


Eine Begründung durch die Natur ist aber für die meisten Vertreter einer spirituellen Evolutionstheorie - die Spiri­tualisten - nicht akzeptabel. Es sei denn, man unterscheidet nach alter philosophischer Tradition zwischen 1. natura naturans = schaffende Natur = Gott und 2. natura naturata = geschaffene Natur = Welt, wobei die Evolution dann durch die höhere, schöpferische Natur begründet wird. Denn in jedem Fall versteht man - nach der Lehre der Esoterik - die Bestim­mung des Menschen als geistig, von Gott bzw. einem unpersön­lichen göttlichen Prinzip vorgegeben.


Dieser spirituellen Evolution steht eine technische gegen­über, die ich in den Rahmen der Aufklärung bzw. einer Neo-Aufklärung stellen möchte. Danach ist der Mensch frei, die Ziele seiner Entwicklung selbst zu bestimmen und technolo­gisch zu verwirklichen. Es gibt keine festgelegte (Vor-)Bestimmung des Menschen, die Evolution ist "Ende offen". Allerdings können wir uns - jedenfalls zunächst - nicht voll­kommen von der (inneren) Natur lösen; so besteht die Gefahr, dass destruktive Naturprinzipien, wie Kampf und Egoismus, in unsere Zukunftsentwürfe miteinfließen. Und auch wenn wir diese biologische Programmierung überwinden, vielleicht erweist sich anderes, ebenfalls problematisches Verhalten wie Konkurrenz und Dominanz als für jede Evolution unverzichtbar. Insofern sind der Freiheit des Menschen, sich neu zu entwer­fen und neu zu "erschaffen", wohl doch Grenzen gesetzt.


Im konkreten zeigen sich durchaus Überschneidungen zwischen dem spirituellen und dem technischen Modell. So zielen beide auf mehr Bewusstheit und ethische Reifung. Aber die Esoteriker sehen dies primär als Begleiteffekt der Erleuchtung, verstan­den als (Wieder-)Findung des Göttlichen in sich und Vereini­gung mit ihm. Dabei soll der Mensch seine individuelle Per­sönlichkeit transzendieren (trans-personal), ebenso Gefühl wie Verstand und letztlich auch den Körper - um ganz vergei­stigt bzw. geistig zu werden. (Genauer erkläre ich das in meinem Buch "Esoterik - Die Welt des Geheimen".)


Nach dem Evolutionsmodell der Neo- oder Techno-Aufklärung dagegen soll die ganze menschliche Persönlichkeit mit Gefühl, Verstand und Körper erhalten bleiben, aber entwickelt und verbessert werden, unter Zuhilfenahme technischer Mittel. Es geht mir aber, das sei betont, nicht um die Züchtung eines "gefühllosen" reinen Verstandesmenschen, eines Homo rationa­lis, vielleicht nach dem Vorbild des Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise (der übrigens schon mal Gefühle zeigt).


Wenn man den Zielpunkt menschlicher Evolution nicht als göttlich vorbestimmt, sondern als frei wählbar ansieht, stellt sich die Frage nach seiner Rechtfertigung. Warum soll der Mensch eigentlich bewusster und intelligenter werden? Warum friedlicher bzw. moralischer? Oder warum soll er weni­ger unter Krankheiten leiden? Bezüglich des Ziels Friedens­bereitschaft könnte man immerhin antworten, weil die Mensch­heit nur so überleben kann. Aber warum soll der Mensch über­haupt weiterexistieren?


Bei dieser Sicht von Evolution bleiben die Ziele also Ent­scheidungen und Wertsetzungen, die sich einer Letztbegründung verschließen. Es kann - gleichberechtigt - ganz unterschied­liche Zielvorstellungen geben. Das entspricht genau dem post­modernen Pluralismus, dem Prinzip "anything goes". Aber die­ses "Beliebigkeitsdenken" fördert offensichtlich Zynismus und Amoralität. Können und sollen wir wirklich die Idee ganz auf­geben, dass es grundsätzlich nur eine richtige Entwicklungs­richtung gibt? Konrad Lorenz sagte, wir seien das Bindeglied zwischen dem Affen und dem zukünftigen, wahrhaften Menschen. Und die meisten großen Denker glaub(t)en an ein allgemeingül­tiges Wesen bzw. Ziel des Menschen. Ohne in ein biologisches Evoluti­onsdenken zurückzufallen und ohne einer allzu platten Esote­rik zu frönen: vielleicht müssen wir doch eine Welt absoluter Ideen und universaler Werte annehmen, gemäß der Frieden eben prinzipiell wertvoller ist als Krieg. Eine solche Ideal-Welt mag uns eine Grundorientierung für unsere Evolutionsplanung vorgeben, ohne sie im Einzelnen festzulegen.


Wenn sich bezüglich der evolutionären Zielsetzung auch Annäherungen zwischen der Evolutionstheorie der Esoterik und einer Neo-Aufklärung zeigen, bei der Definition des Wegs zum Ziel gibt es klare Unterschiede. Der Esoteriker vertraut im wesentlichen auf traditionelle Methoden der Bewusstseinsverän­derung wie Meditation und Mystik oder Askese und Fasten. Das Aufklärungsmodell besagt dagegen, dass diese spirituellen Methoden - wie auch andere kulturelle Ansätze - weitgehend gescheitert sind. Der Mensch hat die Evolution doch schon seit langem kulturell beeinflusst und mitgestaltet, aber ist damit in vielfacher Hinsicht gescheitert. Nur durch eine Technik-Wende, durch eine mutige technische Neugestaltung der Umwelt und des Menschen, werden wir die heutige Krise meistern und unsere evolutionären Ziele erreichen können.


Literatur: modifiziert aus Ben-A. Bohnke: Abschied von der Natur

 

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19.08.16  Evolution und Evolutionstheorien (1)

 

Was uns hier vor allem interessiert, ist die Evolution des Menschen, seine Entwicklung von der Natur zur Technik bzw. vom Naturwesen zum Technikwesen. Über lange Zeiten war die Evolution ausschließlich eine Sache der Natur, insbeson­dere der lebenden Natur. Es entstanden - gesteuert durch Mutation und Auslese - immer komplexer strukturierte und intelligentere Lebewesen, bis hin zum Menschen.


Diese Verhältnisse werden von der biologischen Evolutions­theorie beschrieben. Grundsätzlich sind deren Aussagen bestä­tigt: Die unterschiedlichen Lebewesen sind nicht durch einen einmaligen Schöpfungsakt erschaffen worden, sondern haben sich in Jahrmillionen auseinander entwickelt. Im Einzelnen gibt es bei der Evolutionstheorie nach Darwin - dem Darwinis­mus - aber ungelöste Probleme. So bewegen sich seine Erklä­rungen oft im Kreise. Der berühmte englische Philosoph Karl Popper kritisierte, die Tautologie des Darwinismus bestehe darin, dass behauptet werde, der Tüchtige überlebe, um dann festzustellen, dass der Überlebende tüchtig sei.


Ein verwandtes Problem ist, dass man leicht der Natur insge­samt bzw. den Tieren Absichten und Zielbewusstsein unter­stellt. Zum Beispiel wird argumentiert: Ein Männchen ver­treibt seine Konkurrenten, um sich mit möglichst vielen Weib­chen zu paaren und seine Gene optimal zu verbreiten. Streng genommen dürfte man evolutionstheoretisch doch nur argumentieren: Männchen, die ihre Konkurrenten aggressiv ver­treiben, haben mehr Nachkommen. Daher wird dieses Verhalten bzw. werden die dafür zuständigen Gene mehr verbreitet.


Vor allem ist der Evolutionstheorie jedoch anzukreiden, dass sie die Bio-Evolution als eine sehr leistungsfähige Entwick­lungsstrategie darstellt, die - auf Dauer - fast immer zu optimierten Anpassungen führt - denn nicht optimal an ihre Umwelt angepasste Arten stürben eben wieder aus. Das ist aber nicht zutreffend. Offensichtlich überleben Arten auch dauer­haft, die schwere evolutionäre "Konstruktionsfehler" aufwei­sen. So werden Schildkröten und manche Käfer zwar durch ihren Panzer gut geschützt. Doch wenn sie etwa bei einem Kampf auf dem Rücken landen, können sie sich aus eigener Kraft nicht mehr umdrehen und müssen verhungern - ein lebensbedrohlicher Evolutions-"Schnitzer". Außerdem "arbeitet" die Evolution normalerweise sehr langsam. Ob sie völlig ungerichtet ver­läuft, nur nach Versuch und Irrtum, ist heute umstritten, aber als Motor der Entwicklung gilt nach wie vor die Mutation (nach dem Zufallsprinzip).


Das Hauptproblem der biologischen Evolution ist dennoch nicht ihre begrenzte Leistungsfähigkeit, sondern dass sie nicht zu unseren ethischen Grundüberzeugungen passt: Sie basiert auf dem Kampf gegeneinander (zwischen Arten und Indi­viduen). Sie fördert und verstärkt den (Gen-)Egoismus. Sie verschwendet massenhaft Leben, denn auf jede überlebende Art kommen Hunderte andere, die wegen mangelhafter "Konstruktion" wieder ausstarben. Insgesamt fußt die Bio-Evolution auf dem Tod bzw. auf dem Töten - und steht damit im krassen Wider­spruch zu einer lebensbejahenden Wertorientierung.


Darum kann man es nur begrüßen, dass der Mensch die Evolu­tion - seiner selbst und der Umwelt - schon seit langem mehr und mehr in die eigenen Hände genommen hat. Die Ergebnisse sind allerdings bis heute noch großteils unbefriedigend. Und so fragt sich, wie es mit der Entwicklung des Menschen weitergehen soll.

 

Literatur: modifiziert aus Ben-A. Bohnke: Abschied von der Natur


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